Das Passivum. Es wurde sich
Buch | Wustmann (1903): Allerhand Sprachdummheiten. Kleine deutsche Grammatik des Zweifelhaften, des Falschen und des Häßlichen |
---|---|
Seitenzahlen | 98 - 99 |
Nur für eingeloggte User:
Unsicherheit |
---|
In diesem Kapitel behandelte Zweifelsfälle
Behandelter Zweifelfall: | |
---|---|
Genannte Bezugsinstanzen: | Zeitungssprache, Fachsprache (Rechtswissenschaft) |
Text |
---|
Beim Gebrauche der Zeitwörter kommen in Betracht die Genera (Aktivum und Passivum), die Tempora und die Modi. Im Gebrauche der Genera können kaum Fehler vorkommen. Zu warnen ist nur vor der unter Juristen und Zeitungsschreibern weit verbreiteten Gewohnheit, alles passivisch auszudrücken, z. B.: namentlich muß von dem obersten Leiter der Politik dieser Zustand als eine Erschwerung seines Amtes empfunden werden (statt: der oberste Leiter muß empfinden) — $Seite 99$ das hat sehr dazu beigetragen, daß von der Regierung nicht an den bisher befolgten sozialpolitischen Grundsätzen festgehalten worden ist (statt: daß die Regierung nicht festgehalten hat) — Bei einem Pachtverhältnis sollte von seiten (!) des Verpächters nicht bloß auf die Höhe der gebotnen Pachtsumme gesehen werden, sondern auch die Persönlichkeit des Bewerbers berücksichtigt und auf dessen Befähigung Wert gelegt werden (statt: der Verpächter sollte berücksichtigen). Das Nächstliegende ist doch immer das Aktivum. Geschmacklos ist es, ein Passivum von einem reflexiven Zeitwort zu bilden: es brach ein Gewitter los, und es wurde sich in ein Haus geflüchtet — mit dem Beschlusse des Rats wurde sich einverstanden erklärt — über dieses Thema ist sich in pädagogischen Zeitschriften wiederholt geäußert worden. Dergleichen Sätze kann man doch höchstens im Scherz bilden. In gutem Deutsch müssen sie mit Hilfe des Fürworts man umschrieben werden. |
Zweifelsfall | |
---|---|
Beispiel | |
Bezugsinstanz | Fachsprache (Rechtswissenschaft), Zeitungssprache |
Bewertung |
geschmacklos, höchstens im Scherz, |
Intertextueller Bezug |