Der Konjunktiv gehört in Nebensätze, die sich an einen Imperativ anschließen und selber noch zur Willensäußerung gehören. Musterhaft steht also in Schillers Turandot: Teile sie mit einem würd'gen Gatten, der klug sei und den Mächtigen $Seite 380$ nicht reize; denn ein solcher Gatte soll erst gesucht werden. Nur einer Frau gegenüber, die einen solchen Gatten schon besitzt, dürfte es heißen: Teile sie mit deinem (dem) liebenswürdigen Gatten, der klug ist und den Mächtigen nicht reizt. Gleichwohl erscheinen gerade nach Imperativen und andern Äußerungen der Willensmeinung Sätze, die inhaltlich durchaus noch zu dieser gehören, heute gern im Indikativ, und es wird lieber nicht wie im Grimmschen Märchen gesagt: Nur wollte ich, daß einer da wäre, der mir den Wagen nachbrächte, sondern nachbringt. Das hängt mit einer großen Abneigung des Volkes gegen den Konjunktiv zusammen, dessen Feinheiten es oft nicht versteht; zum Teil freilich auch mit einer natürlichen Entwicklung, die viele der einst für jeden abhängigen Gedanken angewandten Konjunktive hat verschwinden lassen, zum großen Teile in einer Weise, die unsrer verstandesmäßigern Auffassung der Sprache wohlbehagt. So ist der Konjunktiv nach Komparativen geschwunden bis auf den oben § 361, 4 erwähnten Rest, den Konjunktiv des Imperfekts in Sätzen mit als daß; dem entsprechend natürlich auch nach ehe und bevor, wenn sie nicht gerade nur vorgestellte Ereignisse einführen.
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