Überlege die Wortbedeutung
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Buch | Matthias (1929): Sprachleben und Sprachschäden. Ein Führer durch die Schwankungen und Schwierigkeiten des deutschen Sprachgebrauchs. |
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Seitenzahlen | 451 - 452 |
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Unsicherheit |
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In diesem Kapitel behandelte Zweifelsfälle
Behandelter Zweifelfall: | |
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Genannte Bezugsinstanzen: | Fachsprache (Geschichtswissenschaft), Gegenwärtig, Schriftsprache, Volkelt - Johannes, Zeitungssprache |
Text |
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Mache sich doch nur jeder den Sinn einer Formel und die Bedeutung eines Wortes klar, nicht etymologisch wissenschaftlich, worauf es gar selten ankommt, sondern vom heutigen Sprachstande aus, was gewöhnlich ebensogut möglich als ausreichend ist. Dann wird ein Berichterstatter sein Bedauern über den Weggang eines Landrates nicht mehr also begründen: Hat er doch stets keinem zu Leide, keinem zu Freude seines schweren Amtes gewaltet. Ebensowenig würde dann ein anderer den Aufenthalt des ersten Reichspostmeisters also gemeldet haben: Exzellenz v. Stephan weilt in unsern Mauern, um dem edlen Weidwerk obzuliegen. Auch derartige Sinnlosigkeiten wären dann unmöglich: Sonntag nachmittag herrschte in der Stadt Würzburg eine förmliche Grabesruhe, die erst in der Nacht allmählich sich legte; der Rheingrafenstein mit den Ruinen der alten Raub-, Wild- u. Rheingrafen oder: Angorakater zu decken (statt: zum Decken) gesucht. Vielmehr würde dann auch unter den verschiedenen Ausdrücken, die sich auf die Darstellung, den Verlauf, die Behandlung einer Bewegung beziehen, leicht der richtige ausgewählt werden; man dürfte sich ja nur überlegen, ob die Bewegung auf- oder ab-, seit- oder rückwärts u. dgl. gerichtet sei. Dann würde also nicht gesagt werden: Sämtliche Häuser, durch die (statt: an denen — vorüber) der Fackelzug ging, waren illuminiert. Das Haus blieb unter starker Bedeckung zurück — als ob sich das Haus überhaupt hätte bewegen können! Das Minimum wurde überschritten, wofür aber nicht, wie angeraten worden ist, unterschritten aushilft, sondern Wendungen wie: es wurde nicht erreicht, man blieb darunter zurück. Man würde von der Regierung $Seite 452$ nicht mehr fordern, daß sie den Umsturz niederhalten solle (statt aufhalten, verhindern); desgleichen Wünsche nicht mehr in den Vordergrund tauchen lassen. Auch Schüler würden dem Herrn Inspektor nicht mehr vorgeführt werden gleich Menagerietieren, noch weniger freilich einem Musiker Orgeln und Klaviere. Auch von Gipfeln und gipfeln wäre dann vielleicht nicht mehr so entsetzlich viel die Rede wie jetzt, wo man der Gipfel der Erniedrigung sagt statt die tiefste Erniedrigung, wo jeder Vortrag, jeder Aufsatz in der und der Ausführung gipfelt, sogar die Natur eines Künstlers in einer Porträtbüste. Auch das wäre so schwer nicht zu vermeiden, daß Ausdrücke, die nur auf Handlungen und Zustände der Mehrheit passen, auf Einzelwesen angewendet werden. Aber da wird von dem Programm einer Partei als der einzigen Plattform geredet, um die sich jeder schart; Die fröhliche Stimmung des Festes soll es fertigbringen, manchen Gast bis Mitternacht beisammenzuhalten, und Gäste verbringen gar schöne Stunden in Mitte des geschätzten Jubilars; eine Zeitung meldet: In Stärke von 500 Mann zog darauf der letzte Mann der Besatzung zum Bahnhof, und eine freilich häufige Gedankenlosigkeit macht ein Joh. Volkelt mit der Wendung mit: meine zwei ersten (statt: ersten zwei) Jahre in Basel! Ein Historiker schreibt: Auch Philipp II. von Sp. sandte Mörder gegen die moderne Jesabel und nennt ihre Ermordung ein heiliges Unternehmen; die englische Regierung war nicht weniger müßig (statt: ebensowenig müßig) im Schmieden von Mordplänen; sie arbeitete mit Gift und Dolch in den Niederlanden, in Spanien ... auch im eigenen Lande. |
Zweifelsfall | |
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Beispiel | |
Bezugsinstanz | Zeitungssprache, gegenwärtig, Volkelt - Johannes, Schriftsprache, Fachsprache (Geschichtswissenschaft) |
Bewertung |
derartige Sinnlosigkeiten, Frequenz/so entsetzlich viel, Frequenz/freilich häufig, Gedankenlosigkeit |
Intertextueller Bezug |