Denn, nämlich, also, obgleich; insofern u. ä. auf einen bloßen Satzteil bezogen

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Buch Matthias (1929): Sprachleben und Sprachschäden. Ein Führer durch die Schwankungen und Schwierigkeiten des deutschen Sprachgebrauchs.
Seitenzahlen 314 - 315

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Unsicherheit
Text

Wenn die Absicht, eine Einschränkung (etwa mit Hilfe von obgleich), eine Begründung (durch denn, nämlich) oder eine Folgerung (durch also, daher) nur auf einen Einzelbegriff bezogen zu sehen, durch kein Relativum kenntlich gemacht werden kann, muß wenigstens eine besondere Stellung und dadurch ermöglichte größere Tonstärke zu Hilfe kommen, da man die Bindewörter sonst wie gewöhnlich auf den ganzen vorhergehenden Satz beziehen würde. An dem folgenden Satze einer römischen Geschichte kann z. B. kaum jemand sehen, welchen im Vorhergehenden versteckten Begriff der Satz mit denn begründen soll: Einige jedoch von den Tieren stürmten auf den Feind los und richteten, nicht ohne selber schwer verwundet zu werden, unter den Schützenreihen ein gewaltiges Blutbad an; denn indem die Schützen ... für die Elefanten eine Gasse bildeten, warfen sie ihre Speere immer von zwei Seiten auf die Tiere, und dazu flogen diesen bald auch die Wurfspeere aus den zwei ersten Gliedern der Schwerbewaffneten entgegen. Man stelle: ... und richteten in den Schützenreihen ein gewaltiges Blutbad an, freilich nicht ohne selber schwer verwundet zu werden; denn usw., und alles ist so gut in Ordnung wie etwa in dem Satze C. F. Meyers: Der Tisch trug neben den Broten eine Schüssel Milch ... und einen Krug voll schwarzdunkeln Weines, ein bischöfliches Geschirr; denn es war mit der Mitra und zwei Krummstäben bezeichnet, oder in dem Jensens: Was zur Linken von der Bergwand herniederschaut, ist das alte Schloß, das große Gebäude, welches darunter auf einem Hügel unmittelbar aus der Stadt selbst aufsteigt, das sogenannte neue Schloß, obwohl es sich auch gerade nicht mehr in erster Jugendblüte befindet. Wer die Möglichkeit bezweifelt, Satzglieder, indem man sie mit starker Betonung an das Ende eines Satzes stellt, mit dem Werte eines Satzes auszustatten, der urteilt nur nach dem Geschriebenen, nicht nach dem laut gelesenen und dadurch belebten Worte. Schon Berthold v. Regens- $Seite 315$ burg sagt ungezwungen: Du triugest manigen armen man, wan (= denn) die reichen getarst du (getraust du dich) nicht essen, und Goethe schaltet die Anwendung eines Einzelausdrucks z. B. also ein: Aus dieser Konzentration der ganzen Schöpfung, denn sie war von Luzifer ausgegangen und mußte ihm folgen, entsprang nun alles das, was wir unter der Gestalt der Materie wahrnehmen, und Edm. Kiß ähnlich: Die Trauergesellschaft, sofern ich diese Bezeichnung beibehalten darf, hatte sich erheblich vergrößert.


Zweifelsfall

Ambige Satzanschlüsse

Beispiel
Bezugsinstanz Regensburg - Berthold von, Meyer - Conrad Ferdinand, Kiss - Edmund, Schriftsprache, Goethe - Johann Wolfgang, Jensen - Wilhelm, gesprochene Sprache, Fachsprache (Geschichtswissenschaft)
Bewertung

Man stelle, muß wenigstens, so gut in Ordnung, ungezwungen, Wer die Möglichkeit bezweifelt, der urteilt nur nach dem Geschriebenen, nicht nach dem laut gelesenen und dadurch belebten Worte

Intertextueller Bezug