Wenn bei solchen Beispielen der Schlendrian an dem falschen Nominative schuld ist, bei manchem gelegentlichen Berichterstatter wohl auch Unkenntnis, dazu allgemein die Abneigung zumal gegen den Dativ auf ...m von substantivierten Adjektiven und die Bedrohung des schwachen Akkusativs der Einzahl namentlich bei Fremdwörtern (oben § 71, 83, 238 u. ö.), so verrät die gegenteilige Erscheinung, ein falscher obliquer Kasus in der Apposition neben einem andern obliquen Kasus des zu erklärenden Wortes, vollends die schlimmste Verwirrung des Sprachgefühls, so wenn wieder v. Dürckheim schreibt: Die Versetzung des Unterpräfekten von Provins, eines Bezirkes usw. Besonders häufig ist, zumal im Zeitungsdeutsch, ein merkwürdiger falscher Dativ, manchmal veranlaßt durch unberechtigte Anlehnung; meist scheint es freilich, als ob das Sprachgewissen, das von der notwendigen Übereinstimmung zwischen der Erläuterung und dem Erläuterten und von deren häufiger Störung durch Wahl des Nominativs ein dunkles Gefühl hat, sich gegen diesen Fehler durch die Wahl des besonders kräftigen Dativs mit seinem m und r sichern wolle. Nicht bloß in Zeitungen steht z. B.: Am Ostufer des Muta-Nsige, d. h. dem nunmehr Albert-Eduard-Nyanza genannten See (Leipz. Z.); sie gelangten über Merw, dem südlichsten Zipfel russischer Machtsphäre, zum Amu-Darja (Tgl. R.); Das Buch war früher Eigentum des Erzbischofs von Puzzeoli, *erstem Herausgeber (statt des ersten Herausgebers) der Werke Tassos (Roman-Z.), oder in einem Wahlaufrufe: Zur Bestreitung des Bedarfs für Volksgesundheitspflege, das Schulwesen, die Armenpflege, dem Wegebaue soll der Staat Zuschuß leisten (Plauen, Nov. 1911). Auch in Erzählungen, Geschichts- und anderen Werken findet sich Ähnliches; schon bei Stifter z. B.: Der Hof war gebildet durch das Haus, den Torbogen, einen Schuppen, einer Scheune und einem Stalle; bei Junker z. B.: nächst den Niederlassungen des Häuptlings Jéi, einem Nachfolger; bei Bornhak: nach dem Tode Kaiser Karl (!) VI., dem Gemahl der Tante Elisabeths; bei Rud. Huch: um einen tiefer liegenden Grund, einem Grunde, dessen sich beide Teile bewußt waren; bei Hohlbaum: während der folgenden Gänge, den Frikassees, Ragouts und Leipziger Lerchen; und selbst in O. Spenglers „Untergang des Abendlandes“, auch stilistisch einem Meisterwerke: durch die schmale Pforte der Pylonenwand — dem Sinnbilde der Geburt — und: neben Teilen der Thermen und Kaiserfora, dem Forum des Nerva. In Trinius' Schilderung der Vogesen z. B. kommt der Fehler auf 29 Seiten, S. 42—70, sechsmal vor!
|