Er naht oder er naht sich? er erstaunt oder er erstaunt sich?

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Buch Matthias (1929): Sprachleben und Sprachschäden. Ein Führer durch die Schwankungen und Schwierigkeiten des deutschen Sprachgebrauchs.
Seitenzahlen 219 - 219

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Unsicherheit
Text

Zweifelsohne sind manche Zeitwörter schon lange mit und ohne rückbezügliches Fürwort üblich, und zwar manchmal ohne Abtönung der Bedeutung, so wagen und sich wagen, (sich) ausruhn, (sich) flüchten, (sich) irren, (sich) nahen, auch sich knien neben knien; manchmal mit feinem Bedeutungsunterschiede, der freilich leichter gefühlt als begrifflich bestimmt werden kann, so eignen (eigen[tümlich sein]) und sich eignen (passen, geschickt sein); verweilen (infolge der Umstände) und sich verweilen (durch eigene Schuld und mit eigenem Willen), eilen (die natürliche schnelle Bewegung) und sich eilen (sich absichtlich dazuhalten). Aber erst die jüngste Zeit spiegelt es, wenn ein Würdiger H. Heines, Max Fischer, auf zehn Seiten neben dem üblichen Er sehnte sich nach einem juristischen Amt zweimal sagt: er sehnte nach der engen Heimat; die vollgültige Leistung, nach der er sehnte, und sogar: Er sehnte einen Boden; ähnlich Th. Wundt: die Reise, die ihn erholen sollte ... Ebenso, wenn Bonfels schreibt: Die unbarmherzige Sonne spiegelte im Marmor, und: sumpfige Einöden, auf denen böse stille Lachen spiegelten, sowie im Einklang mit „Er entflammte in Enthusiasmus“ bei G. Keller: indem dadurch der Eifer für das Gesetz entflammte. Sehr beliebt ist gründen statt sich gründen, begründet sein: In der Erfassung des Einmaligen gründet der Selbst(!)wert der Geschichtsschreibung, und: Rechtssätze, die in der menschlichen Natur gründen (DAZ. 27); ebenso: heimfinden und finden statt sich (heim)finden: Das Kind, das schlafend ins Wunderland fand (Al. Berend). Ähnlich steht in DAZ. 28: Soll ich gar noch vor ihm ducken? In eine Reihe mit finden (statt sich oder: den Weg f.) gehört: Irmgard erwartet zu Ostern (nämlich: ein Kleines) bei Trentini und: „Natürlich haben sie schon eifrig Musik getrieben“, nahm Agnes auf bei Kohlenegg. Dann hat lediglich bloß französischer Einfluß im Oberrheinisch-Schwäbischen sich erstaunen (statt bloß erstaunen) heimisch gemacht und mochte das allgemein mit sich verderben (die Sitten verderben sich mehr und mehr) und sich erschrecken tun; hoffentlich ohne Erfolg, da die Sprache hier in den starken und den schwachen Formen ein viel schöneres Mittel hat, die transitive und intransitive Fügung zu unterscheiden. (Vg1. § 112).

Scan
Matthias(1929) 219-219.pdf


Zweifelsfall

Verb: Gebrauch des Reflexivums

Beispiel
Bezugsinstanz Bonsels - Waldemar, Berend - Alice, Zeitungssprache, Zeitungssprache, Keller - Gottfried, gegenwärtig, neu, Kohlenegg - Viktor von, Fischer - Max, Schwaben, Oberrhein, Sprachverlauf, Wundt - Theodor, Trentini - Albert von
Bewertung

Frequenz/sehr beliebt, Frequenz/üblich, Frequenz/weit häufiger, viel schöneres Mittel

Intertextueller Bezug