Indem

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Buch Matthias (1929): Sprachleben und Sprachschäden. Ein Führer durch die Schwankungen und Schwierigkeiten des deutschen Sprachgebrauchs.
Seitenzahlen 281 - 282

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Unsicherheit

In diesem Kapitel behandelte Zweifelsfälle

Behandelter Zweifelfall:

Subjunktion: Semantik

Genannte Bezugsinstanzen: Schupp - Johann Balthasar, Gegenwärtig, Alt, Goethe - Johann Wolfgang, Sprachverlauf, Schiller - Friedrich, Zeitungssprache, Ranke - Leopold von, Geschäftssprache
Text

In die kausale Bedeutung trat früher auch ein anderes zeitliches Bindewort über: indem, mit dem es z. B. beim alten B. Schupp heißt: Indem Nero die Bösen und Übeltäter gestrafet ... hat, ist er löblich zu preisen. Heute bezeichnet das Wort entweder, und das ist jetzt seine häufigste Verwendung, in welcher Art, unter welchen Nebenumständen eine Handlung zustande kommt: Indem Gleim bedürftigen Talenten allerart über Verlegenheiten hinaushalf, gewann er sich viele Freunde (Goethe), oder es steht noch zeitlich in der Bedeutung von während oder indes; doch ist diese zweite Anwendung heute nur noch möglich, wenn im Haupt- und Nebensatz das Subjekt das gleiche ist, entweder auch in der äußeren Form: Indem ich dies schreibe, bemerke ich, oder doch dem Sinne nach: Indem ich dies schreibe, fällt mir ein//2 Vgl. O. Behaghel in der Zeitschr. des Allgem. Deutschen Sprachvereins 1905. S. 181 f.), der nur die Unterschiede in der Bedeutung und Fügung unbeachtet läßt.//. Während bei der Verschiedenheit des Subjekts jetzt also nur während anwendbar ist: Während ich dies schreibe, hält er seinen Blick auf mich gerichtet, konnte noch Schüler sagen: Sie fassen den Feind mit Wut, indem ich nach des Feindes Lende aus starker Faust den Speer entsende. In der Bedeutung von dadurch daß steht indem noch heute auch bei Wechsel des Subjekts. So gut wie Ranke schrieb: Die Deutschen eroberten, indem sie bekehrten, läßt sich also auch fügen: Die Eigenliebe Frankreichs bleibt unverletzt, indem $Seite 282$ Deutschland ein besonderes Anrecht auf die Überwachung der östlichen Grenzgebiete Marokkos zugesteht. Ja dieser Wechsel ist die Regel, wenn beide Sätze in unpersönlicher passivischer Fügung erscheinen oder wenn neben solcher in dem einen Satze im anderen die aktivische Fügung mit dem unbestimmten Subjekt man auftritt: Die Stadt wurde zur Ergebung genötigt, indem ihr alle Zufuhr abgeschnitten wurde. Das Schlachtvieh wird jetzt meist schmerzlos getötet, indem man es einem elektrischen Schlage aussetzt.

Durchaus vermieden wird dagegen heute besser die besonders im kaufmännischen Stile noch häufige begründende Anwendung: Die Ware kann auf keinen Fall billiger abgegeben werden, indem die Preise der Rohstoffe wieder gestiegen sind//1 Wie die Sprache mit der Verwendung zur Bezeichnung der Gleichzeitigkeit das relative indem dem Adverb parallel stellt, so ist sie mit der Verwendung zur Bezeichnung des Mittels und der Art zu der ältesten Anwendung zurückgekehrt, als so noch indem daß verwendet wurde. Vgl. Heyne in Grimms Wb. IV, 2, 2107.//. In der Tagespresse möchte das Wort freilich gar noch zu mehr herhalten; konzessiv erscheint es z. B. in der Tgl. R.: Indem (statt: obgleich) ich Ihnen nur das Bedeutendste vorführte, was im Verlaufe der letzten Wochen hier geschaffen ward, so ist es dessen doch so viel usw., und auch adversativ: Unser Kaiser trug die Uniform seines österreichischen Regiments, indem (statt: während) sein hoher Verbündeter den heimischen Generalsrock beibehalten hatte.


Zweifelsfall

Subjunktion: Semantik

Beispiel
Bezugsinstanz alt, Schupp - Johann Balthasar, alt, Goethe - Johann Wolfgang, gegenwärtig, Geschäftssprache, gegenwärtig, Sprachverlauf, Ranke - Leopold von, Schiller - Friedrich, Zeitungssprache
Bewertung

Durchaus vermieden wird dagegen heute besser, Frequenz/häufige, Frequenz/häufigste, ist die Regel, konnte sagen, läßt sich also auch fügen, nur anwendbar, nur noch möglich, wenn, So gut wie

Intertextueller Bezug O. Behaghel: Zeitschr. des Allgem. Deutschen Sprachvereins 1905 (S. 181 f.)