Mittelwort der Gegenwart an Stelle von Neben- und Hauptsätzen
Buch | Matthias (1929): Sprachleben und Sprachschäden. Ein Führer durch die Schwankungen und Schwierigkeiten des deutschen Sprachgebrauchs. |
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Seitenzahlen | 329 - 329 |
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Unsicherheit |
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In diesem Kapitel behandelte Zweifelsfälle
Behandelter Zweifelfall: | |
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Genannte Bezugsinstanzen: | Keller - Gottfried, Zeitungssprache |
Text |
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Das Mittelwort ist vom Sprachweben zu nichts geschaffen als um den Verbalbegriff auch in attributivem Verhältnisse, zur Bezeichnung der innewohnenden Art oder bestimmenden Eigenschaft verwenden zu können. Darum kann man wohl das Mittelwort in der Weise gebrauchen wie überaus oft der Meister G. Keller, nämlich z. B. in den beiden Bedeutungen, in denen nach § 296 auch indem stehn könnte: Unter diesen trieben sich die Einberufer umher, hier und da Rücksprache nehmend oder einen der schwierigen Kannegießer bearbeitend; und ähnlich zum Ersatz aller möglichen Nebensätze. Dagegen kann es nicht verkehrt er gebraucht werden als in den folgenden Sätzen, in denen es eine der Handlung im übergeordneten Satz gleichwertige Handlung angeben soll, die jener in der Zeit weit voraufgeht oder nachfolgt: Begrüßt vom Rektor und Kanzler der Universität, betraten die Majestäten den Perron, sich in die Zimmer begebend. Die Königin hat sich beim neapolitanischen Volke neuerdings dadurch sehr beliebt gemacht, daß ... sie ferner den Durchzug einer Fronleichnamsprozession durch den Park von Capodimonte gestattete, ebenfalls an derselben teilnehmend (Tgl. R.); als ob nicht zwischen der Erlaubnis und der Teilnahme viele Tage lägen und diese Teilnahme nicht hätte noch eindrucksvoller sein müssen als jene Erlaubnis! |
Zweifelsfall | |
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Beispiel | |
Bezugsinstanz | Keller - Gottfried, Zeitungssprache |
Bewertung |
Frequenz/überaus oft, kann es nicht verkehrter gebraucht werden, kann man wohl in der Weise gebrauchen |
Intertextueller Bezug |