Unverwüstliche Lebenskraft zeigt noch immer die Endung -er. Allein in Trentinis „Geburt des Lebens" finden sich Befehler, Erschrecker, Erschaffer, Taster, Verneiner, großer Leider. Verwandt sind Folger, Wisser, Weilenkürzer, Nachtreter und Nichtser; und Tagesbedürfnissen kommen entgegen die Anrainer, Altenteiler, Bindungstrainer und Fußballer, Fünfzigtonner. Die Schweizer kennen Äufner (Förderer), Herumständer und kurze Aufenthalter und viele, leider! Heimtücker. Ganz jung ist Wochenender, der Verfasser einer Wochenendbetrachtung. Manchmal tritt noch ein l vor wie in Schwindsüchtler, Intelligenzler und Feinköstler; neben den Schlafsteller tritt die Schlafstellerin und neben diese die [Kinder]Hortnerin; und ganz knapp bei B. v. Münchhausen neben die Spanierin u. a. die Nordin (nordd. Ehefrau) und die Ostin. Namentlich auch fremdes Sprachgut macht sich das Volk mit Hilfe der Endung -er vertraut, so den Banker//2 Th. Steche, Neue Wege zum reinen Deutsch, Hirt, Breslau 1925, empfiehlt Bankner und, um überhaupt fremder Ableitungssilben und durch diese bewirkter Tonverschiebungen entraten zu können, auch Drogner, Florenzer, Inseler (statt: Insulaner), stilisch (statt: stilistisch), merken (statt: markieren).// (Bankier), Mariner, Milizer, Sanitäter und Revoluz[z]er, den Miner (Goldgräber), Posauner und Waler (Walfischfänger). Dagegen ist es ungehörig, daß man deutschen Brüdern, die ihre Zugehörigkeit zu Stadt oder Land durch die einfachen Endungen -er und -isch zu bezeichnen pflegen, $Seite 15$ solche fremde Anhängsel wie -aner und -enser zumutet und Weimaraner sagt statt des allein richtigen Weimarer oder Weimarisch, Hallenser statt Hallisch, Badenser statt Bad(e)ner, Pommeraner statt Pommer und Pommerisch, Grimmensisch statt Grimmaisch, Hannoveranisch statt Hannoverisch, während das Hauptwort Hannoveraner freilich zu dulden sein dürfte. Nur in der Schul- und Studentensprache, die nun einmal schon seit langem viel lateinisches Sprachgut mit sich führt, ist ein Portenser, Grimmenser, Badenser für Schul- und andere Füchse oder Burschen berechtigt. Sonst sollten sogar fremde Namen, wo es angeht, möglichst der deutschen Art angepaßt werden; also sage man nicht Japanese mit manchen Zeitungen, sondern Japaner, nicht japanesisch, sondern japanisch und gleich gar nicht mit deutschen Schulbüchern Sizilienser, Athenienser u. ä. Am Ende könnten auch die Anhänger und Verehrer unserer Dichtung und Denker würdiger bezeichnet werden denn als Goethianer, Schillerianer, Hegelianer, Wörter, die am unrechten Orte an echt deutsche ganz anderen Sinnes wie Dumm(e)rian und Grobian erinnern.
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