Stellung von nicht und nur
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Buch | Matthias (1929): Sprachleben und Sprachschäden. Ein Führer durch die Schwankungen und Schwierigkeiten des deutschen Sprachgebrauchs. |
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Seitenzahlen | 405 - 406 |
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Unsicherheit |
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In diesem Kapitel behandelte Zweifelsfälle
Behandelter Zweifelfall: | |
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Genannte Bezugsinstanzen: | 20. Jahrhundert, Meyer - M. (?), Schriftsprache, Zeitungssprache |
Behandelter Zweifelfall: | |
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Genannte Bezugsinstanzen: | Gegenwärtig, Schiller - Friedrich, Schriftsprache |
Text |
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Die Stellung der häufigsten Verneinung nicht und ebenso des auch aus einer Verneinung (ni waere) hervorgegangenen ausschließenden Wörtchens nur verdient besondere Aufmerksamkeit. Beide, besonders aber nicht, gehören nämlich bald zu einem einzelnen Worte, und dann sind sie vor dieses zu stellen, z. B. Davon hat bei uns der reine Fachlehrer oder gar der nur wissenschaftliche keine Ahnung (DAZ. 27). Bald gelten sie dem ganzen Satze, und dann müssen sie aus demselben Grunde, aus dem das § 386, 5 für das Reflexivum gefordert worden ist, möglichst an dessen Anfang, in Hauptsätzen möglichst nahe an den vordern Bestandteil des Zeitwortes rücken; nicht aber dürfen sie, wie es jetzt besonders bei nicht beliebt wird, möglichst für das Ende aufgespart werden, gerade als wüßte der Schreiber nichts Besseres zu tun, als den Leser mit einem unerwarteten Strich durch die Rechnung zu foppen! Wer empfände auch nicht das Gesuchte in der Stellung des Satzes: Auch hüteten sich die Juden, Gold und Silber sehn zu lassen; und erschienen sie im Aufzuge vor den Päpsten, so trugen sie nur zur Schau Armut und Elend, Angst und Zittern und jammervolle Knechtsgebärden statt: ... trugen sie nur Armut ... zur Schau? Geradezu Bocksprünge möchten die Tonwellen vollends in dem folgenden Satze der Tgl. R. machen, $Seite 406$ soll anders durch ihre annähernd gleiche Höhe nur einigermaßen angedeutet werden, was zusammengehört: David findet darin in unserm Jahrhundert überhaupt nur ernste Nebenbuhler — man meint, es gäbe also gar keine oberflächlichen, soll aber — das Gegenteil verstehn — in den Münchner und Düsseldorfer Romantikern; wie klar wäre alles bei der natürlichen Stellung: Ernste Nebenbuhler findet darin David in unserm Jahrhundert überhaupt nur in den Münchner und Düsseldorfer Romantikern. Dem Satze: Nietzsche nimmt eine merkwürdige, psychologisch nur erklärbare Zwitterstellung zum theoretischen Wert ein (M. Meyer 1916), könnte der Sprecher durch hohen Ton auf psychologisch zwar das richtige Verständnis sichern, aber der Lesende wird durch die Nachstellung von nur beirrt. Auch einige Beispiele für falsche Stellung von nicht! Wie unnötig lange die richtige Auffassung eines Satzes hinausgezogen wird, wenn dieses Wörtchen im Nebensatze unnütz fast bis ans Ende aufgespart wird, empfindet jeder schon an dem Satze Schillers: Unvermeidlich war der Untergang dieser blühenden Handelsstadt, wenn Karl V., durch die Vorstellungen der Statthalterin überführt, diesen gefährlichen Anschlag nicht hätte fallen lassen (statt: wenn nicht Karl usw.). Noch ungehöriger ist es, wenn das Wörtchen dadurch dem Begriffe vorenthalten wird, zu dem allein es gehört: Seine frühere Kraft und Frische hat bedeutend nicht abgenommen; Dieser Angriff kann für begründet nicht erachtet werden u.ä. — liest man unzählige Male statt des Natürlichen: hat nicht bedeutend (= unbedeutend) abgenommen, und: kann nicht für begründet erachtet werden. Falsch ist es auch, wenn die Verneinung ganz ans Verb gerückt wird, wo sie nicht ausschließlich von diesem, sondern auch von seiner Kasus- oder präpositionalen Ergänzung gilt; kommt doch dann durch die falsche Stellung gewöhnlich auch eine ungehörige Trennung zusammengehöriger Satzteile nach Art der § 386, 2 gerügten heraus: Während dieser Zeit können die an Höchstdieselben gerichteten Bittschriften zur Erledigung nicht gebracht werden (statt: ... nicht zur Erledigung gebracht (besser: nicht erledigt) werden. Doch auch so klingt es unnatürlich, wenn man liest: An diesem Priester der Musen habe ich etwas Unreines — nie statt: ... habe ich nie etwas Unreines entdecken können. |
Zweifelsfall | |
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Beispiel | |
Bezugsinstanz | gegenwärtig, Schriftsprache, Schiller - Friedrich |
Bewertung |
Frequenz/häufigsten, falsch, unnötig lange, unnütz, noch ungehöriger, Frequenz/unzählige Male, unnatürlich |
Intertextueller Bezug |
Zweifelsfall | |
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Beispiel | |
Bezugsinstanz | Zeitungssprache, 20. Jahrhundert, Meyer - M. (?), Schriftsprache |
Bewertung | |
Intertextueller Bezug |