Zu einem, nicht: einem so und so sagen oder sprechen

Aus Zweidat
Wechseln zu: Navigation, Suche
Buch Matthias (1929): Sprachleben und Sprachschäden. Ein Führer durch die Schwankungen und Schwierigkeiten des deutschen Sprachgebrauchs.
Seitenzahlen 196 - 196

Nur für eingeloggte User:

Unsicherheit

In diesem Kapitel behandelte Zweifelsfälle

Behandelter Zweifelfall:

Verb: Valenz

Genannte Bezugsinstanzen: Schweiz, Chiavacci - Vinzenz, Federer - Heinrich, Mundart, Gesprochene Sprache, Schiller - Friedrich, Schriftsprache, Süddeutsch, Österreich, Literatursprache, Familie, Wien
Text

Mundartlich ist der Dativ in der Art, wie man ihn bes. in der Schweiz, in Österreich und Süddeutschland hört und liest, bei sprechen und sagen. So und so schreibt z. B. der Wiener Chiavacci, sagte die dicke Hausherrin ihrem gestrengen Gatten, und ein andermal: „Bitte sehr“ hatte dem Poldi in diesem Leben noch niemand gesagt; und H. Federer: „Das ist unser zweiter Backofen“, sagte er oft seinem Schützling. Beim jungen Deutschland zumal war etwas Ähnliches freilich nicht Mundart, sondern Gallizismus, ganz besonders neben wörtlicher Rede in eingeschobenen Sätzen, wie auch vor ihr: Er wendete sich an den Baron und sagte ihm in ärgerlichem Tone ... — „Eine große Anzahl alter Freunde und Nachbarn“, sagte er dem Bürgermeister. Trotzdem kann bei reden und sprechen sowie bei sagen neben dem vierten Fall ein dritter stehn; bei jenen beiden aber nur in dem Sinne, in welchem er neben jedem Zeitwort ohne eigentliche Abhängigkeit von ihm stehen kann, so nämlich, daß er seinem ursprünglichsten Wesen nach die Teilnahme der durch ihn bezeichnten Person je nachdem andeuten oder abweisen und vor ihrer Erwartung warnen soll. Mit diesem sog. Dativus ethicus flehe ich z. B. einen, der aus Scham oder Trotz stumm vor mir steht, also an: Sage mir doch! Rede mir doch nur! So wehrt auch Don Carlos ab: Sprich mir von allen Schrecken des Gewissens, von meinem Vater sprich mir nicht! So warnen Mütter: Sprich dem Vater lieber nicht erst von diesem Vorhaben!

Scan
Matthias(1929) 196-196.pdf