Matthias(1929) Hier und dort: Unterschied zwischen den Versionen
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|KapitelText=Aus dem über ''hin'' und ''her'' Gesagten ergibt sich auch, daß sich eigentlich nur das eine, ''her'', mit ''hier'' verträgt und ''hin'' ihm geradezu widerspricht, wie denn auch Schiller in der „Schlacht" gewissenhaft schreibt: ''Hierher, dorthin schwankt die Schlacht''. Wenn ''hierhin'' jetzt oft zur Einordnung eines Teilbegriffes oder Einzelwesens unter einen allgemeineren verwendet wird, so ist das sicher tadelnswert, schon weil da noch dazu ziemlich grob ein Ortsbegriff statt eines abstrakteren eintritt: man höre nur: ''Der Redner sprach zuerst von den Segnungen des Sozialistengesetzes; hierin'' (statt ''dazu, darunter'') ''rechnet er besonders die Hintanhaltung öffentlicher Unruhen und eine gewisse Mäßigung in der Sprache der sozialistischen Schriften'' (Z). Anderseits darf man sich nicht wundern, daß der stete Wechsel von ''dahin'' und ''dorthin'' auch ein ''hierhin'' hervorgeufen hat. Wird doch auch der Unterschied der Grundwörter ''hier'' und ''dort'' nicht immer beachtet, von denen sich jenes streng genommen nur auf den Ort des Darstellers, dieses auf einen anderen, ferneren bezieht. Der Unterschied und die Notwendigkeit, ihn festzuhalten, erhellt am besten aus dem folgenden Zeitungssatze: ''Berlin, den 28.: Die Unterhändler in Sachen des allgemeinen Friedenskongresses sind heute nach Paris abgereist; hier haben sie von der Möglichkeit ihrer Bestrebungen wenige überzeugt; dort werden sie kaum mehr Erfolg haben''. Fortwährend verrückt wird der Standpunkt in Reisebeschreibungen, indem ein später erreichter Punkt im Geiste immer als der (neue) Standpunkt des Darstellers erscheint; z. B.: ''Wir rückten früh von St. Michele ab und erreichten ... unser nächstes Ziel, den See von Molveno, in den spätern Nachmittagsstunden''; ''hier (= Molveno) schien unser Eintreffen ein Ereignis''. | |KapitelText=Aus dem über ''hin'' und ''her'' Gesagten ergibt sich auch, daß sich eigentlich nur das eine, ''her'', mit ''hier'' verträgt und ''hin'' ihm geradezu widerspricht, wie denn auch Schiller in der „Schlacht" gewissenhaft schreibt: ''Hierher, dorthin schwankt die Schlacht''. Wenn ''hierhin'' jetzt oft zur Einordnung eines Teilbegriffes oder Einzelwesens unter einen allgemeineren verwendet wird, so ist das sicher tadelnswert, schon weil da noch dazu ziemlich grob ein Ortsbegriff statt eines abstrakteren eintritt: man höre nur: ''Der Redner sprach zuerst von den Segnungen des Sozialistengesetzes; hierin'' (statt ''dazu, darunter'') ''rechnet er besonders die Hintanhaltung öffentlicher Unruhen und eine gewisse Mäßigung in der Sprache der sozialistischen Schriften'' (Z). Anderseits darf man sich nicht wundern, daß der stete Wechsel von ''dahin'' und ''dorthin'' auch ein ''hierhin'' hervorgeufen hat. Wird doch auch der Unterschied der Grundwörter ''hier'' und ''dort'' nicht immer beachtet, von denen sich jenes streng genommen nur auf den Ort des Darstellers, dieses auf einen anderen, ferneren bezieht. Der Unterschied und die Notwendigkeit, ihn festzuhalten, erhellt am besten aus dem folgenden Zeitungssatze: ''Berlin, den 28.: Die Unterhändler in Sachen des allgemeinen Friedenskongresses sind heute nach Paris abgereist; hier haben sie von der Möglichkeit ihrer Bestrebungen wenige überzeugt; dort werden sie kaum mehr Erfolg haben''. Fortwährend verrückt wird der Standpunkt in Reisebeschreibungen, indem ein später erreichter Punkt im Geiste immer als der (neue) Standpunkt des Darstellers erscheint; z. B.: ''Wir rückten früh von St. Michele ab und erreichten ... unser nächstes Ziel, den See von Molveno, in den spätern Nachmittagsstunden''; ''hier (= Molveno) schien unser Eintreffen ein Ereignis''. | ||
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Version vom 13. Oktober 2016, 16:13 Uhr
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Buch | Matthias (1929): Sprachleben und Sprachschäden. Ein Führer durch die Schwankungen und Schwierigkeiten des deutschen Sprachgebrauchs. |
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Seitenzahlen | 31 - 31 |
Nur für eingeloggte User:
Unsicherheit |
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In diesem Kapitel behandelte Zweifelsfälle
Behandelter Zweifelfall: | |
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Genannte Bezugsinstanzen: | Schiller - Friedrich, Literatursprache, Zeitungssprache |
Text |
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Aus dem über hin und her Gesagten ergibt sich auch, daß sich eigentlich nur das eine, her, mit hier verträgt und hin ihm geradezu widerspricht, wie denn auch Schiller in der „Schlacht" gewissenhaft schreibt: Hierher, dorthin schwankt die Schlacht. Wenn hierhin jetzt oft zur Einordnung eines Teilbegriffes oder Einzelwesens unter einen allgemeineren verwendet wird, so ist das sicher tadelnswert, schon weil da noch dazu ziemlich grob ein Ortsbegriff statt eines abstrakteren eintritt: man höre nur: Der Redner sprach zuerst von den Segnungen des Sozialistengesetzes; hierin (statt dazu, darunter) rechnet er besonders die Hintanhaltung öffentlicher Unruhen und eine gewisse Mäßigung in der Sprache der sozialistischen Schriften (Z). Anderseits darf man sich nicht wundern, daß der stete Wechsel von dahin und dorthin auch ein hierhin hervorgeufen hat. Wird doch auch der Unterschied der Grundwörter hier und dort nicht immer beachtet, von denen sich jenes streng genommen nur auf den Ort des Darstellers, dieses auf einen anderen, ferneren bezieht. Der Unterschied und die Notwendigkeit, ihn festzuhalten, erhellt am besten aus dem folgenden Zeitungssatze: Berlin, den 28.: Die Unterhändler in Sachen des allgemeinen Friedenskongresses sind heute nach Paris abgereist; hier haben sie von der Möglichkeit ihrer Bestrebungen wenige überzeugt; dort werden sie kaum mehr Erfolg haben. Fortwährend verrückt wird der Standpunkt in Reisebeschreibungen, indem ein später erreichter Punkt im Geiste immer als der (neue) Standpunkt des Darstellers erscheint; z. B.: Wir rückten früh von St. Michele ab und erreichten ... unser nächstes Ziel, den See von Molveno, in den spätern Nachmittagsstunden; hier (= Molveno) schien unser Eintreffen ein Ereignis. |
Zweifelsfall | |
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Beispiel | |
Bezugsinstanz | |
Bewertung | |
Intertextueller Bezug |
Zweifelsfall | |
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Beispiel |
hierher, dorthin, hierhin, hierin, dazu, darunter, dahin, dorthin, hier, dort |
Bezugsinstanz | Literatursprache, Schiller - Friedrich, Zeitungssprache |
Bewertung |
gewissenhaft |
Intertextueller Bezug |