Matthias(1929) Mir armen oder armen Manne Wir Deutschen: Unterschied zwischen den Versionen
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zweites Schwanken zwischen der starken und schwachen Deklination führt das Zusammentreffen des Eigenschaftswortes mit den persönlichen Für-wörtern ich, du, wir, ihr, Sie, sowie mit den deklinierten Zahlwörtern dreier und zweier //* Da diese außerdem selbst ungebeugt bleiben können, gibt es für sie gar drei For-men: der Bund dreier mächtiger-, dreier mächtigen-, drei mächtiger Kaiser. Die Fügung nicht unbezeichnet zu lassen, bildet E. Marcks selbst von vier noch den Wesfall: die schwachen Schultern seiner unmittelbaren Anwohner, vierer Fischbecker Ackersleute.// herbei. Wie bei diesen Zahlwörtern, ist auch bei den persönlichen Fürwörtern im Dativ der Einzahl wie Nominativ der Mehr-zahl //* In den anderen Fällen steht durchaus die starke Form gemäß den § 77 ange-gebenen Bestimmungen: ich Armer; du Törichter; er dreimal verfluchter Narr (Th. v. Harbou.)//schon vom Mittelhochdeutschen her die schwache neben der starken Form so geläufig, daß beide gleichberechtigt sind. Man darf also sagen: mir armem und mir armen Manne, ... Kinde, mir alter und mir alten Frau; wir andere und wir ander(e)n; und bei K. v. Heigel liest man z. B. in substantivierter Form in einem Atem nebeneinander: ihr Verirrten und Verführten, kehrt zur Kirche zurück. Ihr Getreue, sammelt euch! G. Hauptmann im E. Quint schreibt: Wenn ihr meinem Rat folgen wollt, guten Leute! Im Nominativ der Mehrzahl überwiegt sogar die schwache Form bereits, also daß wir andere, ihr Gute und selbst Bismarcks: „Wir $Seite65$ Deutsche fürchten Gott, aber sonst nichts auf der Welt" schon ungewöhn-lich klingt, obwohl auch darin Bülow mit ihm einig geht (Deutsche Pol. 336). Wenn dagegen im Akkusativ die starke Form noch vorherrscht: Uns Deutsche liebten, seit wir mächtig geworden waren, die wenigsten unsrer Nachbarn, so verdankt sie dies dem Unterscheidungstriebe der Sprache, insofern dadurch der 4. vom 3. Falle geschieden bleibt: Uns Deutschen wollen wenige wohl. Doch fügt Georg Cleinow (1918): für uns Einge-kreisten. | zweites Schwanken zwischen der starken und schwachen Deklination führt das Zusammentreffen des Eigenschaftswortes mit den persönlichen Für-wörtern ich, du, wir, ihr, Sie, sowie mit den deklinierten Zahlwörtern dreier und zweier //* Da diese außerdem selbst ungebeugt bleiben können, gibt es für sie gar drei For-men: der Bund dreier mächtiger-, dreier mächtigen-, drei mächtiger Kaiser. Die Fügung nicht unbezeichnet zu lassen, bildet E. Marcks selbst von vier noch den Wesfall: die schwachen Schultern seiner unmittelbaren Anwohner, vierer Fischbecker Ackersleute.// herbei. Wie bei diesen Zahlwörtern, ist auch bei den persönlichen Fürwörtern im Dativ der Einzahl wie Nominativ der Mehr-zahl //* In den anderen Fällen steht durchaus die starke Form gemäß den § 77 ange-gebenen Bestimmungen: ich Armer; du Törichter; er dreimal verfluchter Narr (Th. v. Harbou.)//schon vom Mittelhochdeutschen her die schwache neben der starken Form so geläufig, daß beide gleichberechtigt sind. Man darf also sagen: mir armem und mir armen Manne, ... Kinde, mir alter und mir alten Frau; wir andere und wir ander(e)n; und bei K. v. Heigel liest man z. B. in substantivierter Form in einem Atem nebeneinander: ihr Verirrten und Verführten, kehrt zur Kirche zurück. Ihr Getreue, sammelt euch! G. Hauptmann im E. Quint schreibt: Wenn ihr meinem Rat folgen wollt, guten Leute! Im Nominativ der Mehrzahl überwiegt sogar die schwache Form bereits, also daß wir andere, ihr Gute und selbst Bismarcks: „Wir $Seite65$ Deutsche fürchten Gott, aber sonst nichts auf der Welt" schon ungewöhn-lich klingt, obwohl auch darin Bülow mit ihm einig geht (Deutsche Pol. 336). Wenn dagegen im Akkusativ die starke Form noch vorherrscht: Uns Deutsche liebten, seit wir mächtig geworden waren, die wenigsten unsrer Nachbarn, so verdankt sie dies dem Unterscheidungstriebe der Sprache, insofern dadurch der 4. vom 3. Falle geschieden bleibt: Uns Deutschen wollen wenige wohl. Doch fügt Georg Cleinow (1918): für uns Einge-kreisten. | ||
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Version vom 15. September 2016, 14:04 Uhr
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Buch | Matthias (1929): Sprachleben und Sprachschäden. Ein Führer durch die Schwankungen und Schwierigkeiten des deutschen Sprachgebrauchs. |
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Seitenzahlen | 64 - 65 |
Nur für eingeloggte User:
Unsicherheit |
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In diesem Kapitel behandelte Zweifelsfälle
Behandelter Zweifelfall: |
Nominalphrase: Grundform und Flexion deadjektivischer und departizipialer Substantive |
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Genannte Bezugsinstanzen: | Heigel - Karl August von, Cleinow - Georg, Bülow - Bernhard von, Mittelhochdeutsch, Harbou - Thea von, Marcks - Erich, Hauptmann - Gerhart, Bismarck - Otto von |
Text |
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§ 80. Mir armem oder armen Manne? Wir Deuschen. Ein zweites Schwanken zwischen der starken und schwachen Deklination führt das Zusammentreffen des Eigenschaftswortes mit den persönlichen Für-wörtern ich, du, wir, ihr, Sie, sowie mit den deklinierten Zahlwörtern dreier und zweier //* Da diese außerdem selbst ungebeugt bleiben können, gibt es für sie gar drei For-men: der Bund dreier mächtiger-, dreier mächtigen-, drei mächtiger Kaiser. Die Fügung nicht unbezeichnet zu lassen, bildet E. Marcks selbst von vier noch den Wesfall: die schwachen Schultern seiner unmittelbaren Anwohner, vierer Fischbecker Ackersleute.// herbei. Wie bei diesen Zahlwörtern, ist auch bei den persönlichen Fürwörtern im Dativ der Einzahl wie Nominativ der Mehr-zahl //* In den anderen Fällen steht durchaus die starke Form gemäß den § 77 ange-gebenen Bestimmungen: ich Armer; du Törichter; er dreimal verfluchter Narr (Th. v. Harbou.)//schon vom Mittelhochdeutschen her die schwache neben der starken Form so geläufig, daß beide gleichberechtigt sind. Man darf also sagen: mir armem und mir armen Manne, ... Kinde, mir alter und mir alten Frau; wir andere und wir ander(e)n; und bei K. v. Heigel liest man z. B. in substantivierter Form in einem Atem nebeneinander: ihr Verirrten und Verführten, kehrt zur Kirche zurück. Ihr Getreue, sammelt euch! G. Hauptmann im E. Quint schreibt: Wenn ihr meinem Rat folgen wollt, guten Leute! Im Nominativ der Mehrzahl überwiegt sogar die schwache Form bereits, also daß wir andere, ihr Gute und selbst Bismarcks: „Wir $Seite65$ Deutsche fürchten Gott, aber sonst nichts auf der Welt" schon ungewöhn-lich klingt, obwohl auch darin Bülow mit ihm einig geht (Deutsche Pol. 336). Wenn dagegen im Akkusativ die starke Form noch vorherrscht: Uns Deutsche liebten, seit wir mächtig geworden waren, die wenigsten unsrer Nachbarn, so verdankt sie dies dem Unterscheidungstriebe der Sprache, insofern dadurch der 4. vom 3. Falle geschieden bleibt: Uns Deutschen wollen wenige wohl. Doch fügt Georg Cleinow (1918): für uns Einge-kreisten. |
Zweifelsfall | |
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Beispiel |
ich, du, wir, ihr, Sie, dreier, zweier, armem, armen, alter, alten, anderen, andern, Verirrten, Verführten, Getreue, guten, andere, Gute, Wir Deutsche fürchten Gott, aber sonst nichts auf der Welt!, Deutsche, für uns Eingekreisten, der Bund dreier mächtiger Kaiser, der Bund dreier mächtigen Kaiser, der Bund drei mächtiger Kaiser, der Bund dreier mächtiger Kaiser, der Bund dreier mächtigen Kaiser, der Bund drei mächtiger Kaiser, vier, die schwachen Schultern seiner unmittelbaren Anwohner, vierer Fischbecker Ackersleute, Armer, du Törichter, er dreimal verfluchter Narr |
Bezugsinstanz | Bismarck - Otto von, Bülow - Bernhard von, Cleinow - Georg, Harbou - Thea von, Hauptmann - Gerhart, Hauptmann - Gerhart, Heigel - Karl August von, Marcks - Erich, mittelhochdeutsch |
Bewertung |
Frequenz/geläufig, Schwanken, ungewöhnlich |
Intertextueller Bezug |