Matthias(1929) Für: Unterschied zwischen den Versionen
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|KapitelText=Das ''für'' in ''Anpreisungen von Mitteln für'' (= ''gegen'') ''allerhand Gebrechen und Störenfriede'', das in Tagesblättern so häufig ist, verdient den Tadel nicht, den es aus Mangel an Einsicht in seine Geschichte gefunden hat//1 Auch in der Redensart ''etwas dafür können'' ist ''für'' soviel als ''gegen'' und so im Grunde ''davor können'' nicht viel besser (Wb. IV, I, 655) als das besonders süddeutsche ''dazu können: Daß das preußische Wappentier eine so fatale Ähnlichkeit mit dem Reichsadler hat, dazu kann niemand etwas'' (Würzb. Journ. in der Tägl. R.).//, und man mag ruhig weiter anzeigen ''die Besten Mittel für Rheumatismus, Kopfweh'', und andere anpreisen als ''gut für Brustschmerzen'' oder ''für Motten, Mäuse und ähnliches Ungetier''. — Dagegen ist die Hinwendung von ''für'' in den folgenden Sätzen nichts als Nachahmung des Französischen: ''einen Brief für'' (statt ''nach'') ''Paris auf die Post geben; es ist kein Schiff für'' (statt ''nach'') ''Triest in Rimini; dafür'' (statt ''dazu; so'') ''angelegt sein; für'' (statt ''auf'') ''acht Tage vereist'', wohl auch ''seine Verachtung für jemand'' (statt ''jemandes'') ''zu erkennen geben''//2 Dagegen heißt es Gallizismen riechen, wenn auch ''Zuneigung für jemand fassen für einen'' erklärt wird; ebenso ''rauh, freundlich, hart mit jemand sein''. Schon Th. Platter, der vom Französischen nichts wußte, klagt, daß man ''rauh mit ihm war''.//. | |KapitelText=Das ''für'' in ''Anpreisungen von Mitteln für'' (= ''gegen'') ''allerhand Gebrechen und Störenfriede'', das in Tagesblättern so häufig ist, verdient den Tadel nicht, den es aus Mangel an Einsicht in seine Geschichte gefunden hat//1 Auch in der Redensart ''etwas dafür können'' ist ''für'' soviel als ''gegen'' und so im Grunde ''davor können'' nicht viel besser (Wb. IV, I, 655) als das besonders süddeutsche ''dazu können: Daß das preußische Wappentier eine so fatale Ähnlichkeit mit dem Reichsadler hat, dazu kann niemand etwas'' (Würzb. Journ. in der Tägl. R.).//, und man mag ruhig weiter anzeigen ''die Besten Mittel für Rheumatismus, Kopfweh'', und andere anpreisen als ''gut für Brustschmerzen'' oder ''für Motten, Mäuse und ähnliches Ungetier''. — Dagegen ist die Hinwendung von ''für'' in den folgenden Sätzen nichts als Nachahmung des Französischen: ''einen Brief für'' (statt ''nach'') ''Paris auf die Post geben; es ist kein Schiff für'' (statt ''nach'') ''Triest in Rimini; dafür'' (statt ''dazu; so'') ''angelegt sein; für'' (statt ''auf'') ''acht Tage vereist'', wohl auch ''seine Verachtung für jemand'' (statt ''jemandes'') ''zu erkennen geben''//2 Dagegen heißt es Gallizismen riechen, wenn auch ''Zuneigung für jemand fassen für einen'' erklärt wird; ebenso ''rauh, freundlich, hart mit jemand sein''. Schon Th. Platter, der vom Französischen nichts wußte, klagt, daß man ''rauh mit ihm war''.//. | ||
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Aktuelle Version vom 15. November 2017, 14:24 Uhr
Buch | Matthias (1929): Sprachleben und Sprachschäden. Ein Führer durch die Schwankungen und Schwierigkeiten des deutschen Sprachgebrauchs. |
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Seitenzahlen | 151 - 151 |
Nur für eingeloggte User:
Unsicherheit |
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In diesem Kapitel behandelte Zweifelsfälle
Behandelter Zweifelfall: | |
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Genannte Bezugsinstanzen: | Platter - Thomas, Süddeutsch, Zeitungssprache, Frankreich |
Text |
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Das für in Anpreisungen von Mitteln für (= gegen) allerhand Gebrechen und Störenfriede, das in Tagesblättern so häufig ist, verdient den Tadel nicht, den es aus Mangel an Einsicht in seine Geschichte gefunden hat//1 Auch in der Redensart etwas dafür können ist für soviel als gegen und so im Grunde davor können nicht viel besser (Wb. IV, I, 655) als das besonders süddeutsche dazu können: Daß das preußische Wappentier eine so fatale Ähnlichkeit mit dem Reichsadler hat, dazu kann niemand etwas (Würzb. Journ. in der Tägl. R.).//, und man mag ruhig weiter anzeigen die Besten Mittel für Rheumatismus, Kopfweh, und andere anpreisen als gut für Brustschmerzen oder für Motten, Mäuse und ähnliches Ungetier. — Dagegen ist die Hinwendung von für in den folgenden Sätzen nichts als Nachahmung des Französischen: einen Brief für (statt nach) Paris auf die Post geben; es ist kein Schiff für (statt nach) Triest in Rimini; dafür (statt dazu; so) angelegt sein; für (statt auf) acht Tage vereist, wohl auch seine Verachtung für jemand (statt jemandes) zu erkennen geben//2 Dagegen heißt es Gallizismen riechen, wenn auch Zuneigung für jemand fassen für einen erklärt wird; ebenso rauh, freundlich, hart mit jemand sein. Schon Th. Platter, der vom Französischen nichts wußte, klagt, daß man rauh mit ihm war.//. |
Zweifelsfall | |
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Beispiel | |
Bezugsinstanz | Süddeutsch, Zeitungssprache, Frankreich, Platter - Thomas |
Bewertung |
verdient den Tadel nicht, nicht viel besser, Nachahmung des Französischen, Gallizismen riechen |
Intertextueller Bezug |