Matthias(1929) Gegen und vor gegen und gegenüber: Unterschied zwischen den Versionen
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|KapitelText=Wenn schon § 161, l dem Eindringen von ''gegen'' statt ''für'', auch ''vor'', nicht unbedingt das Wort geredet werden konnte, so dünken uns vollends Wendungen wie ''gegen'' (statt ''vor'') ''etwas sicher sein, warnen'' u. ä. noch hart. Anderseits in der Bedeutung: ''im Gegenüber mit, in einer Verhandlung mit'' muß es durchaus verteidigt werden gegen solche, die allein das neuere und schwerfälligere ''gegenüber'' deutlich genug finden. Also: ''Er behauptete gegen mich'' braucht durchaus nicht umgeändert und umgestellt zu werden in: ''er behauptete mir gegenüber''//1 Trotz Freytag, der z. B. französelnd ''gegenüber ihnen'' sagt, stellen wir nämlich ''gegenüber'' allen Fürwörtern und Städte- und Eigennamen noch nach.//, und: ''Die Regierung war gegen das entfesselte Element ohnmächtig ist'', wenn nicht besser, so doch einfacher und sinnlicher als: ''gegenüber dem entfesselten Elemente'' oder: ''dem ... Elemente gegenüber'', in welcher Doppelstellung ''gegenüber'' neben anderen Substantiven als Eigennamen erscheint. Noch dazu verstehn die meisten ''gegenüber'' nicht zu konstruieren, sondern äffen mit einem ''gegenüber von'' das französische ''vis-à-vis de'' nach. Aber es heißt nicht: ''gegenüber von mir, - von dem Rathause, - von Mainz'', sondern: ''mir gegenüber, Mainz gegenüber, gegenüber dem Rathause'' oder ''dem Rathause gegenüber''. Ebenso gebührt dem einfachen ''gegen'' unser Schutz in Vergleichen anstatt des in unsere alternde Sprache gern dafür eingeschmuggelten: ''im Vergleich mit, im Verhältnis zu''; oder klingt nicht Luthers: ''Alle Bücher sind nichts gegen die Bibel'', frischer und einfacher als ein heutiges: ''Der alte ehrwürdige Vater war ein Zwerg im Vergleich zu seinem riesengroß aufgeschossenen Sohne''? | |KapitelText=Wenn schon § 161, l dem Eindringen von ''gegen'' statt ''für'', auch ''vor'', nicht unbedingt das Wort geredet werden konnte, so dünken uns vollends Wendungen wie ''gegen'' (statt ''vor'') ''etwas sicher sein, warnen'' u. ä. noch hart. Anderseits in der Bedeutung: ''im Gegenüber mit, in einer Verhandlung mit'' muß es durchaus verteidigt werden gegen solche, die allein das neuere und schwerfälligere ''gegenüber'' deutlich genug finden. Also: ''Er behauptete gegen mich'' braucht durchaus nicht umgeändert und umgestellt zu werden in: ''er behauptete mir gegenüber''//1 Trotz Freytag, der z. B. französelnd ''gegenüber ihnen'' sagt, stellen wir nämlich ''gegenüber'' allen Fürwörtern und Städte- und Eigennamen noch nach.//, und: ''Die Regierung war gegen das entfesselte Element ohnmächtig ist'', wenn nicht besser, so doch einfacher und sinnlicher als: ''gegenüber dem entfesselten Elemente'' oder: ''dem ... Elemente gegenüber'', in welcher Doppelstellung ''gegenüber'' neben anderen Substantiven als Eigennamen erscheint. Noch dazu verstehn die meisten ''gegenüber'' nicht zu konstruieren, sondern äffen mit einem ''gegenüber von'' das französische ''vis-à-vis de'' nach. Aber es heißt nicht: ''gegenüber von mir, - von dem Rathause, - von Mainz'', sondern: ''mir gegenüber, Mainz gegenüber, gegenüber dem Rathause'' oder ''dem Rathause gegenüber''. Ebenso gebührt dem einfachen ''gegen'' unser Schutz in Vergleichen anstatt des in unsere alternde Sprache gern dafür eingeschmuggelten: ''im Vergleich mit, im Verhältnis zu''; oder klingt nicht Luthers: ''Alle Bücher sind nichts gegen die Bibel'', frischer und einfacher als ein heutiges: ''Der alte ehrwürdige Vater war ein Zwerg im Vergleich zu seinem riesengroß aufgeschossenen Sohne''? | ||
Aktuelle Version vom 15. Februar 2024, 13:37 Uhr
Buch | Matthias (1929): Sprachleben und Sprachschäden. Ein Führer durch die Schwankungen und Schwierigkeiten des deutschen Sprachgebrauchs. |
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Seitenzahlen | 156 - 156 |
Nur für eingeloggte User:
Unsicherheit |
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In diesem Kapitel behandelte Zweifelsfälle
Behandelter Zweifelfall: |
Präpositional gebrauchte Substantive, Adverbien und Adjektive |
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Genannte Bezugsinstanzen: | Freytag - Gustav |
Behandelter Zweifelfall: | |
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Genannte Bezugsinstanzen: | Richter - Eduard, Zeitungssprache, Boyen - Hermann von, Luther - Martin |
Behandelter Zweifelfall: | |
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Genannte Bezugsinstanzen: | Richter - Eduard, Zeitungssprache, Boyen - Hermann von |
Text |
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Wenn schon § 161, l dem Eindringen von gegen statt für, auch vor, nicht unbedingt das Wort geredet werden konnte, so dünken uns vollends Wendungen wie gegen (statt vor) etwas sicher sein, warnen u. ä. noch hart. Anderseits in der Bedeutung: im Gegenüber mit, in einer Verhandlung mit muß es durchaus verteidigt werden gegen solche, die allein das neuere und schwerfälligere gegenüber deutlich genug finden. Also: Er behauptete gegen mich braucht durchaus nicht umgeändert und umgestellt zu werden in: er behauptete mir gegenüber//1 Trotz Freytag, der z. B. französelnd gegenüber ihnen sagt, stellen wir nämlich gegenüber allen Fürwörtern und Städte- und Eigennamen noch nach.//, und: Die Regierung war gegen das entfesselte Element ohnmächtig ist, wenn nicht besser, so doch einfacher und sinnlicher als: gegenüber dem entfesselten Elemente oder: dem ... Elemente gegenüber, in welcher Doppelstellung gegenüber neben anderen Substantiven als Eigennamen erscheint. Noch dazu verstehn die meisten gegenüber nicht zu konstruieren, sondern äffen mit einem gegenüber von das französische vis-à-vis de nach. Aber es heißt nicht: gegenüber von mir, - von dem Rathause, - von Mainz, sondern: mir gegenüber, Mainz gegenüber, gegenüber dem Rathause oder dem Rathause gegenüber. Ebenso gebührt dem einfachen gegen unser Schutz in Vergleichen anstatt des in unsere alternde Sprache gern dafür eingeschmuggelten: im Vergleich mit, im Verhältnis zu; oder klingt nicht Luthers: Alle Bücher sind nichts gegen die Bibel, frischer und einfacher als ein heutiges: Der alte ehrwürdige Vater war ein Zwerg im Vergleich zu seinem riesengroß aufgeschossenen Sohne? Der falsche Gebrauch desselben Wortes endlich in dem Satze Boyens: diese Verschiedenheit der Gesinnungen gegen die (statt von denen), welche sich in Südpreußen ausgesprochen hatten, hat denselben in § 162 behandelten Grund, wie die falsche Anwendung von zu, an und für statt gegen in den folgenden Sätzen: das Mißtrauen zum preußischen Offiziere (E. Richter), die Gerechtigkeit fordert ein Entgegenkommen an die übrigen Nationalitäten, und: unter tunlichstem Entgegenkommen für die Bedürfnisse der Industrie (Zittauer Nachrichten). |
Zweifelsfall | |
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Beispiel | |
Bezugsinstanz | Luther - Martin, Boyen - Hermann von, Richter - Eduard, Zeitungssprache |
Bewertung |
muß verteidigt werden, schwerfällig, frischer und einfacher |
Intertextueller Bezug |
Zweifelsfall |
Präpositional gebrauchte Substantive, Adverbien und Adjektive |
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Beispiel | |
Bezugsinstanz | Freytag - Gustav |
Bewertung |
französelnd, wenn nicht besser, so doch einfacher und sinnlicher |
Intertextueller Bezug |
Zweifelsfall | |
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Beispiel | |
Bezugsinstanz | Boyen - Hermann von, Richter - Eduard, Zeitungssprache |
Bewertung | |
Intertextueller Bezug |