Matthias(1929) Wann und wenn dann und denn: Unterschied zwischen den Versionen

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|KapitelText=''Wenn'' steht jetzt ebenso zur Bezeichnung des wiederkehrenden oder eines künftigen Falles wie im Bedingungssatze, dem jene beiden Fälle verwandt sind: ''Wenn ich ein Vöglein wär, flog ich zu dir. Partei wird alles, wenn das blut’ge Zeichen des Bürgerkrieges ausgehangen ist'' (Schiller). ''Wenn ich einst von jenem Schlummer, welcher Tod heißt, aufersteh'' usw. Dagegen gehört in die Frage nach dem Zeitpunkte in Haupt- und Nebensatz ''wann'', wie in der Briefstelle Bismarcks: ''Kommt nur auf alle Fälle, wann und auf wie lange, ist uns gleich willkommen''. Dagegen steht diese Form im gewöhnlichen Zeitsatze nur in dichterischer oder sonst gehobener Rede: ''In lauen Sommertagen, wann lau die Lüfte wehn, hat Uhland'' und: ''Im Herbste, wann die Trauben glühn, Geibel gesungen'', aber in gewöhnlicher Rede zu sagen: ''wann ich früh aufstehe, trinke ich ein Glas Wasser'', klänge geziert oder — norddeutsch landschaftlich.  
|KapitelText=''Wenn'' steht jetzt ebenso zur Bezeichnung des wiederkehrenden oder eines künftigen Falles wie im Bedingungssatze, dem jene beiden Fälle verwandt sind: ''Wenn ich ein Vöglein wär, flog ich zu dir. Partei wird alles, wenn das blut’ge Zeichen des Bürgerkrieges ausgehangen ist'' (Schiller). ''Wenn ich einst von jenem Schlummer, welcher Tod heißt, aufersteh'' usw. Dagegen gehört in die Frage nach dem Zeitpunkte in Haupt- und Nebensatz ''wann'', wie in der Briefstelle Bismarcks: ''Kommt nur auf alle Fälle, wann und auf wie lange, ist uns gleich willkommen''. Dagegen steht diese Form im gewöhnlichen Zeitsatze nur in dichterischer oder sonst gehobener Rede: ''In lauen Sommertagen, wann lau die Lüfte wehn'', hat Uhland und: ''Im Herbste, wann die Trauben glühn, Geibel gesungen'', aber in gewöhnlicher Rede zu sagen: ''wann ich früh aufstehe, trinke ich ein Glas Wasser'', klänge geziert oder — norddeutsch landschaftlich.  


$Seite 284$ Von ''denn'' und ''dann'' darf dieses, das außer zur Bezeichnung der Zeitfolge auch zur Aufnahme und zum Ersatz eines Bedingungssatzes dient, nicht durch das in Norddeutschland dafür auch übliche ''denn'' verdrängt werden; nicht einmal in der Frage, wenn sie der Nachsatz zu einem Bedingungssatze ist: ''Wenn er Adda wirklich liebt, warum dann nicht offen?''
$Seite 284$ Von ''denn'' und ''dann'' darf dieses, das außer zur Bezeichnung der Zeitfolge auch zur Aufnahme und zum Ersatz eines Bedingungssatzes dient, nicht durch das in Norddeutschland dafür auch übliche ''denn'' verdrängt werden; nicht einmal in der Frage, wenn sie der Nachsatz zu einem Bedingungssatze ist: ''Wenn er Adda wirklich liebt, warum dann nicht offen?''

Version vom 10. Juli 2017, 11:03 Uhr

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Buch Matthias (1929): Sprachleben und Sprachschäden. Ein Führer durch die Schwankungen und Schwierigkeiten des deutschen Sprachgebrauchs.
Seitenzahlen 283 - 284

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Unsicherheit

In diesem Kapitel behandelte Zweifelsfälle

Behandelter Zweifelfall:

Subjunktion: Auswahl

Genannte Bezugsinstanzen: Schiller - Friedrich, Bismarck - Otto von
Behandelter Zweifelfall:

Wenn oder wann - denn oder dann

Genannte Bezugsinstanzen: Geibel - Emanuel, Norddeutsch, Literatursprache, Uhland - Ludwig, Bismarck - Otto von, Gehobene Sprache, Umgangssprache
Behandelter Zweifelfall:

Subjunktion: Semantik

Genannte Bezugsinstanzen: Schiller - Friedrich, Bismarck - Otto von
Text

Wenn steht jetzt ebenso zur Bezeichnung des wiederkehrenden oder eines künftigen Falles wie im Bedingungssatze, dem jene beiden Fälle verwandt sind: Wenn ich ein Vöglein wär, flog ich zu dir. Partei wird alles, wenn das blut’ge Zeichen des Bürgerkrieges ausgehangen ist (Schiller). Wenn ich einst von jenem Schlummer, welcher Tod heißt, aufersteh usw. Dagegen gehört in die Frage nach dem Zeitpunkte in Haupt- und Nebensatz wann, wie in der Briefstelle Bismarcks: Kommt nur auf alle Fälle, wann und auf wie lange, ist uns gleich willkommen. Dagegen steht diese Form im gewöhnlichen Zeitsatze nur in dichterischer oder sonst gehobener Rede: In lauen Sommertagen, wann lau die Lüfte wehn, hat Uhland und: Im Herbste, wann die Trauben glühn, Geibel gesungen, aber in gewöhnlicher Rede zu sagen: wann ich früh aufstehe, trinke ich ein Glas Wasser, klänge geziert oder — norddeutsch landschaftlich.

$Seite 284$ Von denn und dann darf dieses, das außer zur Bezeichnung der Zeitfolge auch zur Aufnahme und zum Ersatz eines Bedingungssatzes dient, nicht durch das in Norddeutschland dafür auch übliche denn verdrängt werden; nicht einmal in der Frage, wenn sie der Nachsatz zu einem Bedingungssatze ist: Wenn er Adda wirklich liebt, warum dann nicht offen?

Scan
Matthias(1929) 283-284.pdf


Zweifelsfall

Zweifelsfall Importplatzhalter

Beispiel
Bezugsinstanz Bismarck - Otto von, Geibel - Emanuel, gehobene Sprache, Literatursprache, Umgangssprache, norddeutsch, norddeutsch, Schiller - Friedrich, Uhland - Ludwig
Bewertung

darf nicht verdrängt werden, Frequenz/übliche, gehört in die Frage, klänge geziert, klänge norddeutsch landschaftlich

Intertextueller Bezug