Falsche beschreibende Relativsätze
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Buch | Matthias (1929): Sprachleben und Sprachschäden. Ein Führer durch die Schwankungen und Schwierigkeiten des deutschen Sprachgebrauchs. |
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Seitenzahlen | 289 - 290 |
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Unsicherheit |
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In diesem Kapitel behandelte Zweifelsfälle
Behandelter Zweifelfall: | |
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Genannte Bezugsinstanzen: | Köln, Augsburg, Gegenwärtig, Schiller - Friedrich, Literatursprache, Zeitungssprache |
Text |
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Gemäß der Bedeutung des gewöhnlichen Einleitungswortes welcher (= was für einer) und des der Bedeutung nach heute davon kaum noch unterschiedenen der haben Relativsätze die Aufgabe, eine Eigenschaft, eine Beifügung anzuführen oder doch eine Angabe zu machen, die für den übergeordneten Gedanken irgendwie bestimmend oder beschränkend ist. Damit sie aber diesem ihrem Wesen, eine dem Beziehungsworte innewohnende Eigenschaft oder eine ihm anhaftende Erscheinungsform anzugeben, gerecht werden können, müssen sie von dem Beziehungsworte genau in dessen durch seinen eigenen Satz geforderter Bedeutung gelten, ja wenn jenes durch eine Beifügung schon näher bestimmt ist, von dem dadurch gewonnenen enger umgrenzten Gesamtbegriffe. Statt dessen wird der Relativsatz oft auf Dinge bezogen, die wohl ganz oder teilweise sprachlich mit dem nämlichen Ausdrucke bezeichnet werden wie dasjenige, was der Relativ- $Seite 290$ satz ausdrücken soll, die aber trotz der gleichen Bezeichnung tatsächlich getrennte, andere anderen Personen oder Zeiten angehörige Dinge bezeichnen. So heißt es nichts anderes als alte und neue Truppenübungen gleichsetzen, wenn in der Augsb. Allg. gestanden hat: Er gedenkt daselbst neue Truppenübungen vorzunehmen, von denen er erst vor wenigen Tagen zurückgekehrt ist (statt während oder obgleich er doch erst vor wenigen Tagen von welchen, von anderen zurückgekehrt ist). Sehr ähnlich stand in der Tgl. R.: E. Pasqué nahm längeren Aufenthalt in Darmstadt, den er nur vorübergehend mit Weimar vertauschte. Die Köln. Zeitg. setzte sogar einen Kollektivschritt und die Vorstellung einer einzelnen Macht gleich: um damit zu einem Kollektivschritte zu gelangen, welcher bis dahin individuell geblieben war (statt: während das Vorgehen nur ein individuelles gewesen war); und ein Romanschreiber brachte es fertig, ein vor der Tür stehendes Mädchen den Schrei ausstoßen zu lassen, den ein junger Mann im Fallen unterdrückte. Auch Schillers Satz: Stolze Selbstgenügsamkeit zieht das Herz des Weltmannes zusammen, das in dem rohen Naturmenschen noch sympathetisch schläft, ist im Grunde ebenso bedenklich. |
Zweifelsfall | |
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Beispiel | |
Bezugsinstanz | Augsburg, Zeitungssprache, Köln, Zeitungssprache, gegenwärtig, Literatursprache, Schiller - Friedrich, Zeitungssprache |
Bewertung |
Falsche, im Grunde ebenso bedenklich |
Intertextueller Bezug |