Eine Woche oder zwei, ein(e) Wocher zwei

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Buch Matthias (1929): Sprachleben und Sprachschäden. Ein Führer durch die Schwankungen und Schwierigkeiten des deutschen Sprachgebrauchs.
Seitenzahlen 137 - 137

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Unsicherheit
Text

Daß man aus einer vorhergehenden Einzahl zu dem folgenden Zahlwort die Mehrzahl ergänzt, ist ja ganz geläufig. Und dieses Mittel sollte lieber als die immer übelklingende Wiederholung anwenden, wer auf Korrektheit auch hier erpicht ist; so haben schon die mittelhochdeutschen Schriftsteller, so hat Bismarck geschrieben: eine Woche oder zwei. In der Mundart, und auch in dem Stile, der davon nicht ängstlich freigehalten zu werden braucht, heißt es dann dafür bequemer: ein(e) Wocher acht, indem besonders zur Bezeichnung einer ungefähren Zahlangabe, also statt etwa, ungefähr u. ä., auf das gewöhnlich ungebeugt bleibende ein mit dem Singular//1 Nur scheinbar eine Mehrzahl, tatsächlich aber Erinnerungen an ursprünglich schwache Deklination oder Übertritt in diese sind Formen wie: ein Wochener vier; in Meilener acht, oder bei Mörike (Briefe II, 334): daß ich einmalner drei vernehmlich hustet’, und mit an sich falscher Anlehnung an diese schwachen Formen Fritz Reuter bei Gaedertz: ein Stückener vier Glycinia chinensis. Wenn jetzt Mehrzahlen, die zu der der Einzahl nicht passen können, hinzugefügt und gesagt wird: ein Häuser $Fußnote auf nächster Seite fortgesetzt$ drei, ein Kinderer sieben, so geht da das Sprachbewußtsein des Volkes in derselben Richtung irre, als wenn Sprachforscher die Form als einen Gen. Plur. mit nachgesetztem Artikel (!) erklären, der von dem in der Fügung liegenden unbestimmten Zahlbegriffe abhänge. Merkwürdig nur, daß dieser nachgesetzte Artikel gar keine Anlehnung findet und nicht vorkommt, wenn das zweite Zahlwort vor dem Hauptworte steht: eine 4 oder 6 Wochen, noch ein 8 Tage; Wer etliche Jahre, ein Jahr 30, 40 zurück hätte! — einen Monat 5 oder 6. Alle diese Fügungen beruhen auf weiter nichts als auf der (einst so häufigen, jetzt seltenen) Nachstellung der Adjektive und dem Herabsinken des ein zu einer meist als Adverb behandelten Andeutung der Einheit in einer nicht ganz bestimmten Zahlangabe.//und dem damit Verwachsenen oder eine weitere Zahl folgt: ein Fuderer fünf, ein Schocker dreißig, in ein Tager sechs.

Scan
Matthias(1929) 137-137.pdf


Zweifelsfall

Zahlwörter: Formen und Wortbildung

Beispiel
Bezugsinstanz Bismarck - Otto von, alt, Reuter - Fritz, Gaedertz - Karl Theodor, gegenwärtig, mittelhochdeutsch, Literatursprache, Mörike - Eduard, Mundart, niedere Sprache, ursprünglich, Volk
Bewertung

bequemer, falscher, Frequenz/ganz geläufig, Frequenz/häufigen, Frequenz/seltenen, geht das Sprachbewusstsein irre, immer übelklingende, Korrektheit

Intertextueller Bezug