Eine häufige Unsitte namentlich der Zeitungen ist es, einen neuen Begriff als — selten betonten — Genetiv abhängig von einem Hauptworte einzuführen und ihn nachher in der wichtigeren Stellung des Subjekts und Objekts durch ein Fürwort anzudeuten; denn dadurch entsteht nicht nur unbehaglicher Widerspruch zwischen Wert und Form, sondern es schrumpft überdies dieser wichtigere Satzteil gegenüber dem durch den Genetiv ungebührlich verlängerten übellautend zusammen. Man sage also nicht: Bei der Reise Jules Favres sah derselbe, sondern: Jules Favre sah bei seiner Reise vergnügt aus, oder, wenn damit ein besserer Anschluß erzielt würde, sogar: Bei seiner Abreise sah Jules Favre sehr vergnügt aus; denn da, wo kein Irrtum unterlaufen kann, ist die Beziehung eines Possessivs auf ein bald darauf folgendes Substantiv nichts Schlimmes. Statt: Die Nachricht von Blums Tode erweckte eine Teilnahme für den letzteren (!), die er bisher nie gefunden, muß es heißen: Für Blum erweckte erst die Nachricht von seinem Tode eine Teilnahme, die ... und statt: Die gleichzeitige Begnadigung seines Genossen Fröbel verdankte dieser einer Flugschrift, vielmehr: sein oder dessen Genosse Fr. verdankte seine Begnadigung usw. und ebenso im Relativsatze nicht: Im Hintergrunde winkt ja der Präsidentensessel, dessen Inhaber ihn ... , sondern: den seine Inhaber nur als Millionäre zu verlassen pflegen. Auch daß Grimm, Schillern oder andern Meistern der Sprache dieser Fehler einmal mit untergelaufen ist, macht ihn nicht stilgemäß. Der Häufigkeit des Fehlers wegen füge ich noch drei neuere Beispiele hinzu: Es ist nicht zu verwundern, daß die Tätigkeit und die Person Bismarcks ihm viele Feinde geschaffen haben (Tgl. R. statt: daß Bismarcken seine Tätigkeit usw.); Schon die Berücksichtigung, die dem bisher wenig aufgemunterten Talente der Generalin geschenkt worden, tat ihr unendlich wohl (Ebner-Eschenbach, statt: ... die ihrem Talente geschenkt worden, tat der Generalin//1 Andresen wirft mit den beiden zuletzt besprochenen Fällen als gleich falsch den dritten zusammen, daß sich ein Fürwort auf ein Hauptwort eines vorangehenden Nebensatzes bezieht, auch auf eins, das darin durchaus keine untergeordnete Stellung einnimmt, und tadelt Sätze wie die Goethes: Bei dem unleidlichen Schmerz, den Ferdinand empfand, nahm er sich doch bald zusammen, und: Einige Spinnerinnen, die mit ihrer Wochenarbeit gezögert hatten, brachten sie nach, oder Zeitungssätze wie diese: In der kleinen Festung Marsal, die sich ... dem 12. bay- $Fußnote auf nächster Seie fortgeführt$ rischen Armeekorps ergeben hat, sind diesem wieder 60 französische Kanonen in die Hände gefallen. Unbegreiflich! Denn wenn Satzbau und Gedankenfolge nötigten, den Nebensatze vorauszustellen, so darf doch auch ein darin neu auftretender Begriff für gewöhnlich nicht mit dem Fürworte, sondern muß mit dem Hauptworte benannt werden.//); Aus Bukarest wird berichtet, $Seite 403$ daß anläßlich der Sizilienreise (!) König Ferdinands dieser (statt: daß König Ferdinand bei seiner Reise nach S.) auch dem Könige von Rom einen Besuch abstatten wird (DAZ. 27).
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