Was für ein, was für welche

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Buch Matthias (1929): Sprachleben und Sprachschäden. Ein Führer durch die Schwankungen und Schwierigkeiten des deutschen Sprachgebrauchs.
Seitenzahlen 83 - 84

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Unsicherheit
Text

Unter den Fragewörtern unterliegt endlich was für (ein) noch, zwei ungerechtfertigten Maßregelungen durch die Grammatiker. Es sollen nämlich trotz Grimm, WB IV, 1, 154 diese Wörter nie durch ein anderes dazwischen tretendes getrennt werden $Seite 84$ dürfen; und doch gilt dies nur für den 2. und 3. Fall, deren Deklinationsendungen was für eines usw. das Wort allerdings als einheitlich gefühlt erweisen; also sind mit was er für einer Derbheit auftrat! Und wegen was er für eines Vergehens bestraft werden sollte freilich hart statt: mit was für einer Derbheit usw. Aber das hindert nicht, daß in endungslosen Nominativ- und Akkusativformen das Lose der Zusammenstellung von was und für + Substantiv noch deutlicher gefühlt und sie leichter gelockert wird, wie Leitung der Saarkohlenwerke u. W. Flex, gehen denn auch mit ihren Sätzen: Die großen Kohlenfirmen wissen gar nicht mehr, was sie ihren Kunden für Gründe wegen der Nichtlieferung angeben sollen; u.: was treibt das Gesindel dort für Nachtspuk? in der Möglichkeit — nicht Notwendigkeit — dieser Trennung einig mit Scheffel, G. Keller, E. Zahn und manchem Klassiker. Klopstock z. B. stellte: Was sind, o ihr Himmlischen, dies für Augenblicke! — Die Mehrzahl aber zu was für ein lautet, wenn ein Hauptwort dabei steht, nur was für, wenn es nur zu ergänzen ist, was für welche //1 Nach dem Grimmschen Wörterb. IV. 1,654 wäre es unzulässig, daß sich was für, das fast soviel als welch sei, noch einmal damit verbinde. Aber dieses welch wird garnicht als relativ = wie beschaffen empfunden, sondern als Indefinitum, als Mehrzahl zu ein wie in dem Satze: Hast du Fische bekommen? Ja, ich habe welche, was man freilich auch am liebsten durch das höhere — weil französische: deren ersetzen möchte; aber G. Keller hat solches welche sehr oft. Der Rat im Wörterbuch, auch ohne Hauptwort nur was für zu setzen, wie einmal Goethe: Gelehrsamkeit, aber was für? ist im Gebrauche nicht begründet.//. Also Gott weiß, aus was für Gründen, aber: Gründe mag er haben, aber was für welche!

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Matthias(1929) 083-084.pdf


Zweifelsfall

Konkurrierende Interrogativpronomina

Beispiel

was, was, Die großen Kohlenfirmen wissen gar nicht mehr, was sie ihren Kunden für Gründe wegen der Nichtlieferung angeben sollen., was, Gott weiß, aus was für Gründen, Gründe mag er haben, aber was für welche!, welch, ein, Hast du Fische Bekommen? Ja, ich habe welche., deren, was, Gelehrsamkeit, aber was für?

Bezugsinstanz Flex - Walter, Goethe - Johann Wolfgang, Sprachgelehrsamkeit, Keller - Gottfried, Literatursprache, Klopstock - Friedrich Gottlieb, Geschäftssprache, Scheffel - Joseph Victor von, Zahn - Ernst
Bewertung

am liebsten, höhere, leichter, möglich, nicht notwendig, ungerechtfertigte Maßregelungen, unzulässig

Intertextueller Bezug Grimm: Wb IV. 1. 154