Noch schlimmer wirkt der Fehler innerhalb zusammenhängender Darstellung und am schlimmsten, wenn er auf weiter nichts als Zerdehnung einfacherer Ausdrücke beruht. Dies ist aber z. B. von folgenden Sätzen zu sagen: Man beklagte in Eisworth (so hieß er!) den Verlust eines jungen Offiziers (statt: einen jungen Offizier) von tadellosem Charakter (Eltze). An Stelle des demnächst ausscheidenden Herrn Schuldirektor Fink hat gestern ... eine Neuwahl stattgefunden (Zitt. Nachr., statt: An Stelle des oder für den Herrn ... ist ein Nachfolger gewählt worden). Unsere Kaiserin wurde gar mit einem Gedichte begrüßt, in dem es lautete: Zum erstenmal betritt dein zarter Fuß als junge Frau die wohlbekannte Stätte. Überhaupt verführen die gleichsetzenden Wörtchen als, anstatt, an Stelle, außer u. a. ganz besonders leicht zu dem Versehen. Hansjakob sagt bequemlich: Statt Orgelspielern und Jahrmarktskomödianten einen Ehrenplatz anzuweisen (statt: statt daß ... ein Ehrenplatz angewiesen würde), werden sie vielfach schikaniert, und selbst der bedächtige Stilist Moltke hat geschrieben: Der Gedanke, daß statt des beabsichtigten Einbruchs in fremdes Land man sich im eignen zu verteidigen $Seite 437$ haben werde, statt regelrechter: anstatt in fremdes Land einbrechen zu können. Immerhin unterscheidet sich diese Ausdrucksweise noch himmelweit zu ihrem Vorteile von den Beisätzen mit als, die schon in § 243, 2 haben getadelt werden müssen; nicht minder von so entsetzlichen Sätzen wie: außer einer Musikkapelle, die während des Festes konzertiert, wird ein Feuerwerk abgebrannt, wogegen die Staatsanwaltschaft auftreten müßte, oder mit Gleichstellung des Atemholens und der Nase: Außer der stark gebognen Nase holt er beim Sprechen sehr stark Atem durch dieselbe (statt: Seine Nase ist stark gebogen und er holt usw.). In ähnlicher Weise verleitet oft auch das Wörtchen ander oder heute dafür sonstig oder gar noch häßlicher anderweitig zu falschen Gleichsetzungen. Vor ein Hauptwort gestellt, deuten diese nämlich an, daß schon andere Personen oder Gegenstände genannt seien, die derselben Gattung angehören wie das Wort, dem sie vorgesetzt sind, z. B.: Hafer, Gerste und andere Halmfrüchte. Also heißt es unlogisch in einem Staatsanzeiger: In mehreren Gemeinden konnten Ortsvorstehern Preise zuerkannt werden ... aber auch andre Privatpersonen (was doch die Ortsvorsteher nicht sind!) blieben nicht zurück und erhielten Preise; und in einer Berliner Ztg.: Von der Reichsbahn wird festgestellt, daß Deutschland in bezug auf Betriebssicherheit unter den andern Staaten am besten dasteht. Oft wird die falsche Anwendung der Wörtchen noch lächerlicher, und selbst zu Beleidigungen kann sie führen wie in dem Satze des Frankf. General-Anzeigers: Ärzte werden geholt, weise Frauen und sonstige Brechmittel in Menge herbeigeschafft. Daß es jedoch auch ohne die Beihilfe dieser Wörter höchst bedenklich werden kann, Namen, Zeichen oder Bezeichnung einer Sache mit dieser selbst gleichzusetzen, mag man noch aus den nächsten vier Beispielen ersehen, in denen sich dieser Mißbrauch von lästiger Wiederholung bis zum Unsinn steigert: Das Sitzen auf dem Rücken eines Gauls ist ein Königsthron für das Knabenherz (Hansjakob). — Dem neueren Geschlechte sind diese Worte (statt Dinge) nur dem Namen nach bekannt. — Braut und Bräutigam sahen schön und glücklich aus, obgleich es schien, daß die beiden Beiworte bei dem Bräutigam stärker in die Augen sprangen. — Die preisgekrönten Damen (statt: die Liste, die Namen derselben!) sind in Zimmer Nr. 11 ausgelegt! —
§ 415. Auf dem heute strenger als früher gewahrten Grundsatze in der Beziehung die Gleichartigkeit nicht nur der Sachen und Begriffe, sondern auch der Wortklasse festzuhalten, beruht auch die Regel, daß Fürwörter als Vertreter von Hauptwörtern//1 Es kann dies natürlich nur von den allein, d. h. substantivisch stehenden Fürwörtern gelten; denn wenn Worte wie ein solcher, dieser oder jener vor einem Hauptwort stehn, so bezeichnen sie die in irgendwelcher Weise bestimmte Art ihres Hauptworts. Falls also die Beziehung von welcher, dieser oder jener + Substantiv auf einen vorhergehenden Ausdruck unbequem empfunden wird, so kann das nur darin liegen, daß dem zugehörigen Hauptwort im vorhergehenden keine gleichmäßige Form entspricht. So wäre denn Lindaus Satz: Dem Gaste der Republik scheint diese Regierungsform nicht besonders zu behagen vollständig in Ordnung, da Regierungsform und Republik durchaus wie Art und Unterart zueinander stehn. Aber falsch sind Sätze: wie: Endlich erschien er (Tilly) ... vor Frankfurt a. O., wo er sich mit dem Überrest der Schaumburgischen Truppen vereinigte Er übergab diesem (statt: dessen) Feldherrn die Verteidigung Frankfurts (Schiller); Ein Madrider Privatschreiber versichert, $Fußnote auf nächster Seite fortgeführt$ es herrsche in dieser Hauptstadt nur eine scheinbare Ruhe. Mit keinem lateinischen und französischen Worte, welche letztere Sprache ... Denn (Schaumburgische) Truppen sind kein (Schaumburgischer) Feldherr, ebensowenig als ein (Madrider) Privatschreiber eine Hauptstadt oder ein (französisches) Wort eine (französische) Sprache ist. — Davon daß die substantivischen Fürwörter Substantive vertreten, gibt es wohl nur eine Ausnahme. Sie besteht in dem prädikativischen Gebrauche des Wörtchens es, jetzt auch dies(es) in Beziehung nicht nur auf ein vorhergehendes Substantiv. Er tat des Bischofs Anselm v. Doornik Meldung, der es von 1146—1149 war; andere auch: Die Herren der Erde sind es — jetzt lieber: dieses — gerade dadurch usw.), auf ein Adjektiv: Er scheint ein verständiger Jüngling, und so werden die Eltern es sein (Goethe): Dagegen ist es nur eine scheinbare Ausnahme, wenn sich das Neutrum der Fürwörter auf Sähe bezieht, da dann deren Inhalt begrifflich zusammengefaßt wird.// auch nur auf wirklich vorhandene, selbständige Hauptwörter bezogen werden sollen.
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