Matthias(1929) Stark gebeugte Fremdwörter: Unterschied zwischen den Versionen

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|KapitelText=Der starken Beugung unterliegen die männlichen und sächlichen Fremdwörter mit anderen als den oben für schwache Maskulinen ausgezählten Endungen, ganz besonders männliche und sächliche Sachnamen: ja dieselbe Endung, die einem Personennamen schwache, trägt einem Sachnamen starke Beugung ein. So bei ''-at''; gegenüber den Formen ''des'' -, ''die Legaten'' von ''der Legat'' steht von ''das Legat'': ''des Legates, die Legate'', und so auch von Sammelnamen: ''des Magistrates'' usw.; bei ''-et'' (''des Alphabetes''), ''-it'' (''Granite''), ''-ut'' (''Tribute''), ''-ast'' (''Ballastes''), ''-ent'' (''Akzente''), ''-og'' (''die Monologe''), ''-em'' und ''-om'' (''Diademe, Diplome''), ''-ll'' (''Kristalle''), ''-ph'' (''die Paragraphe, des Paragraphs'') //2 Dieses Wort allerdings daneben mit den schwachen Formen: ''des -, die Paragraphen''.//), ''-kt'' (''Subjektes'') und ''-pt'' (''Rezepte''). So wie diese auch bei Personennamen vorkommenden Endungen nur Sachnamen, reihen alle anderen konsonantischen Endungen Sach- und Personennamen der starken Beugung an: so z. B. ''des Kokains'' wie ''Patrones''. Besonders erwähnt mögen davon noch werden zuerst die Wörter auf ''-al'', bei denen die nicht seltene umgelautete Form ''Generäle'' süddeutschen Ursprungs ist; von ''Admiral, Korporal, Tribunal'' überwiegt noch durchaus die norddeutsche unumgelautete Mehrzahl. Ebenso müssen sich die Süddeutschen und Österreicher bei den Wörtern auf ''-r'' vor den umgelauteten französelnden Formen hüten, wie ''Referendar, Kommissär, Missionär''. Auch die französischen auf ''-oir'' (gesprochen ''oahr'', die häufigeren auf ''-eur'' (= ''öhr'') und ''-ier'', sobald dies ihr $Seite56$ gesprochen wird, werden durchaus deutsch dekliniert: ''des Deserteurs, die Deserteure'', ebenso alle auf die Zischlaute ''x, ss'' und ''s''; nur wenn das letzte in den lateinischen oder griechischen Wort- und Kasusendungen ''-us, -as, -es, -is'' erscheint, bleiben diese Endungen für Genetiv wie Mehrzahl durchaus unverändert. ''Liviussens'' ist also ebenso ungebührlich als Mehrzahlen wie ''Johannesse, Epaminondasse''. Wohl aber heißt es z. B. ''des Topases, die Chrysoprase'', weil hier ''-as'' keine Wort- und Kasusendung, sondern Stammsilbe ist (''topazos, crusoprasos''); ebenso heißt es ''Iltisse'' als von einem deutschen Worte, auch ''des Atlasses, die Atlasse'' vom Kleiderstoffe ''Atlas'' neben ''des Atlas, die Atlanten'' von dem die Landkartensammlung bezeichnenden griechischen ''Atlas''. Auch ''Globus'' hat die unschönen Formen ''des Globusses, die Globusse'' schon häufig zugunsten von ''des Globus, die Globen'' aufgegeben. Der starken Beugung unterzieht man am besten auch die Wörter auf ''-men''; ''Nomen, des Nomens'' (vgl. ''des Wesens''), ''die Nomen'' (vgl. ''die Wesen'') und nicht lateinisch ''die Nomina''.
|KapitelText=Der starken Beugung unterliegen die männlichen und sächlichen Fremdwörter mit anderen als den oben für schwache Maskulinen ausgezählten Endungen, ganz besonders männliche und sächliche Sachnamen: ja dieselbe Endung, die einem Personennamen schwache, trägt einem Sachnamen starke Beugung ein. So bei ''-at''; gegenüber den Formen ''des'' -, ''die Legaten'' von ''der Legat'' steht von ''das Legat'': ''des Legates, die Legate'', und so auch von Sammelnamen: ''des Magistrates'' usw.; bei ''-et'' (''des Alphabetes''), ''-it'' (''Granite''), ''-ut'' (''Tribute''), ''-ast'' (''Ballastes''), ''-ent'' (''Akzente''), ''-og'' (''die Monologe''), ''-em'' und ''-om'' (''Diademe, Diplome''), ''-ll'' (''Kristalle''), ''-ph'' (''die Paragraphe, des Paragraphs'') //2 Dieses Wort allerdings daneben mit den schwachen Formen: ''des -, die Paragraphen''.//), ''-kt'' (''Subjektes'') und ''-pt'' (''Rezepte''). So wie diese auch bei Personennamen vorkommenden Endungen nur Sachnamen, reihen alle anderen konsonantischen Endungen Sach- und Personennamen der starken Beugung an: so z. B. ''des Kokains'' wie ''Patrones''. Besonders erwähnt mögen davon noch werden zuerst die Wörter auf ''-al'', bei denen die nicht seltene umgelautete Form ''Generäle'' süddeutschen Ursprungs ist; von ''Admiral, Korporal, Tribunal'' überwiegt noch durchaus die norddeutsche unumgelautete Mehrzahl. Ebenso müssen sich die Süddeutschen und Österreicher bei den Wörtern auf ''-r'' vor den umgelauteten französelnden Formen hüten, wie ''Referendar, Kommissär, Missionär''. Auch die französischen auf ''-oir'' (gesprochen ''oahr'', die häufigeren auf ''-eur'' (= ''öhr'') und ''-ier'', sobald dies ihr $Seite56$ gesprochen wird, werden durchaus deutsch dekliniert: ''des Deserteurs, die Deserteure'', ebenso alle auf die Zischlaute ''x, ss'' und ''s''; nur wenn das letzte in den lateinischen oder griechischen Wort- und Kasusendungen ''-us, -as, -es, -is'' erscheint, bleiben diese Endungen für Genetiv wie Mehrzahl durchaus unverändert. ''Liviussens'' ist also ebenso ungebührlich als Mehrzahlen wie ''Johannesse, Epaminondasse''. Wohl aber heißt es z. B. ''des Topases, die Chrysoprase'', weil hier ''-as'' keine Wort- und Kasusendung, sondern Stammsilbe ist (''topazos, crusoprasos''); ebenso heißt es ''Iltisse'' als von einem deutschen Worte, auch ''des Atlasses, die Atlasse'' vom Kleiderstoffe ''Atlas'' neben ''des Atlas, die Atlanten'' von dem die Landkartensammlung bezeichnenden griechischen ''Atlas''. Auch ''Globus'' hat die unschönen Formen ''des Globusses, die Globusse'' schon häufig zugunsten von ''des Globus, die Globen'' aufgegeben. Der starken Beugung unterzieht man am besten auch die Wörter auf ''-men''; ''Nomen, des Nomens'' (vgl. ''des Wesens''), ''die Nomen'' (vgl. ''die Wesen'') und nicht lateinisch ''die Nomina''.
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Aktuelle Version vom 12. September 2017, 11:55 Uhr

Buch Matthias (1929): Sprachleben und Sprachschäden. Ein Führer durch die Schwankungen und Schwierigkeiten des deutschen Sprachgebrauchs.
Seitenzahlen 55 - 56

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Unsicherheit

In diesem Kapitel behandelte Zweifelsfälle

Behandelter Zweifelfall:

Fremdwörter: Pluralbildung

Genannte Bezugsinstanzen: Norddeutsch, Süddeutsch, Österreich, Frankreich
Behandelter Zweifelfall:

Fremdwörter: Kasusformen

Genannte Bezugsinstanzen: Österreich, Frankreich
Text

Der starken Beugung unterliegen die männlichen und sächlichen Fremdwörter mit anderen als den oben für schwache Maskulinen ausgezählten Endungen, ganz besonders männliche und sächliche Sachnamen: ja dieselbe Endung, die einem Personennamen schwache, trägt einem Sachnamen starke Beugung ein. So bei -at; gegenüber den Formen des -, die Legaten von der Legat steht von das Legat: des Legates, die Legate, und so auch von Sammelnamen: des Magistrates usw.; bei -et (des Alphabetes), -it (Granite), -ut (Tribute), -ast (Ballastes), -ent (Akzente), -og (die Monologe), -em und -om (Diademe, Diplome), -ll (Kristalle), -ph (die Paragraphe, des Paragraphs) //2 Dieses Wort allerdings daneben mit den schwachen Formen: des -, die Paragraphen.//), -kt (Subjektes) und -pt (Rezepte). So wie diese auch bei Personennamen vorkommenden Endungen nur Sachnamen, reihen alle anderen konsonantischen Endungen Sach- und Personennamen der starken Beugung an: so z. B. des Kokains wie Patrones. Besonders erwähnt mögen davon noch werden zuerst die Wörter auf -al, bei denen die nicht seltene umgelautete Form Generäle süddeutschen Ursprungs ist; von Admiral, Korporal, Tribunal überwiegt noch durchaus die norddeutsche unumgelautete Mehrzahl. Ebenso müssen sich die Süddeutschen und Österreicher bei den Wörtern auf -r vor den umgelauteten französelnden Formen hüten, wie Referendar, Kommissär, Missionär. Auch die französischen auf -oir (gesprochen oahr, die häufigeren auf -eur (= öhr) und -ier, sobald dies ihr $Seite56$ gesprochen wird, werden durchaus deutsch dekliniert: des Deserteurs, die Deserteure, ebenso alle auf die Zischlaute x, ss und s; nur wenn das letzte in den lateinischen oder griechischen Wort- und Kasusendungen -us, -as, -es, -is erscheint, bleiben diese Endungen für Genetiv wie Mehrzahl durchaus unverändert. Liviussens ist also ebenso ungebührlich als Mehrzahlen wie Johannesse, Epaminondasse. Wohl aber heißt es z. B. des Topases, die Chrysoprase, weil hier -as keine Wort- und Kasusendung, sondern Stammsilbe ist (topazos, crusoprasos); ebenso heißt es Iltisse als von einem deutschen Worte, auch des Atlasses, die Atlasse vom Kleiderstoffe Atlas neben des Atlas, die Atlanten von dem die Landkartensammlung bezeichnenden griechischen Atlas. Auch Globus hat die unschönen Formen des Globusses, die Globusse schon häufig zugunsten von des Globus, die Globen aufgegeben. Der starken Beugung unterzieht man am besten auch die Wörter auf -men; Nomen, des Nomens (vgl. des Wesens), die Nomen (vgl. die Wesen) und nicht lateinisch die Nomina.

Scan
Matthias(1929) 055-056.pdf


Zweifelsfall

Fremdwörter: Kasusformen

Beispiel

des Legaten, des Legates, des Magistrates, des Alphabetes, des Ballastes, die Paragraphe, des Paragraphs, des Paragraphen, des Subjektes, des Kokains, des Patrones, Admiral, Korporal, Tribunal, Referendär, Kommissär, Missionär, des Deserteurs, Liviussens, des Topasses, des Atlas, des Atlasses, die Atlasse, die Globen, des Globusses, des Globus, des Nomens,

Bezugsinstanz Österreich, Frankreich
Bewertung

unschön

Intertextueller Bezug


Zweifelsfall

Fremdwörter: Pluralbildung

Beispiel

die Legaten, die Legate, des Magistrates, des Alphabetes, die Granite, die Tribute, die Akzente, die Monologe, die Diademe, die Diplome, die Kristalle, die Paragraphe, die Paragraphen, die Rezepte, die Generäle, Admiral, Korporal, Tribunal, Referendär, Kommissär, Missionär, die Deserteure, die Johannesse, die Epaminondasse, die Chrysoprase, die Iltisse, die Atlanten, die Atlasse, die Globen, die Globen, die Nomen, die Nomina

Bezugsinstanz norddeutsch, Österreich, süddeutsch, Frankreich
Bewertung

ungebührlich, unschön

Intertextueller Bezug