Matthias(1929) Jener falsch statt der(jenige) jenes dieses: Unterschied zwischen den Versionen
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|KapitelText= | |KapitelText=Nicht weniger falsch findet man jetzt oft ''jener'' statt ''dér(jenige)'' angewendet, besonders in süddeutschen und österreichischen Zeitungen; konnte es doch Halatschka aus einer deutschen Grammatik für österreichische Mittelschulen! — elfmal nachweisen: ''Jene Substantiva, welche so und so ausgehen, deklinieren (!) nach der starken Deklination''. Ein anderer Mißbrauch des nämlichen Fürwortes ist es, wenn es auf ein einfaches Substantiv eines vorhergehenden Satzes bezogen wird, der überhaupt nur ein mögliches Beziehungswort enthält: ''unsere Vorfahren werden mit Unrecht getadelt; obgleich jene'' (statt ''sie'') ''klüger gewesen sind als ihre Nachkommen.'' Oberdeutsche Sonderheit ist ''jener'' vor dem Relativ natürlich nur, wenn es, wie ''derjenige'', rein determinative, d. h. auf den Umfang der Aussage des Relativsatzes beschränkte Bedeutung, nicht, wenn es selbständige hinweiwende Kraft hat, neben einem Hauptwort zumal, wie bei Immermann: ''die Wiederholung jener Muskelbewegung im Antlitz, auf die wir schon hindeuteten''; oder wenn es eine weit abliegende, weit in die Vergangenheit, Ferne oder Ungewißheit reichende Beziehung andeuten oder auf schon Bekanntes und Anerkanntes hinweisen soll; ja die Dichtung bevorzugt das kürzere ''jene'', $Seite77$ von dem ''derjenige'' ja nur eine an sich schwerfällige Weiterbildung ist, oft des Wohlklangs wegen. | ||
2. jenes, dieses; jener, dieser alleinstehend als Genetive. Nur | |||
noch wenig gebräuchlich ist die Anwendung der substantivischen Genetive jenes und dieses in der Art: Überall tritt das Deutsche hervor in dem Geiste der heutigen höheren Schulen, denen die Pflege jenes (statt: denen dessen -, denen seine Pf.) mehr als je obliegt. (Lit. Wschr. 26). Urbarmachung alles brachen Bodens und stärkste Ausnutzung dieses (statt: und dessen st. A.) (P. Schneider). Er hat den von ihm angerichteten Schaden oder einen Teil dieses (statt: davon) wiedergutzumachen. Auch bei einem | 2. ''jenes, dieses; jener, dieser'' alleinstehend als Genetive. Nur noch wenig gebräuchlich ist die Anwendung der substantivischen Genetive ''jenes'' und ''dieses'' in der Art: ''Überall tritt das Deutsche hervor in dem Geiste der heutigen höheren Schulen, denen die Pflege jenes'' (statt: ''denen dessen -, denen seine Pf.'') ''mehr als je obliegt.'' (Lit. Wschr. 26). ''Urbarmachung alles brachen Bodens und stärkste Ausnutzung dieses'' (statt: ''und dessen st. A.'') (P. Schneider). ''Er hat den von ihm angerichteten Schaden oder einen Teil dieses'' (statt: ''davon'') ''wiedergutzumachen.'' Auch bei einem Deutschforscher wirkt es befremdend: ''Man versteht den Vorzug, den wienerisch und kölnisch genießen; bei jedem dieser'' (statt: ''bei beiden'') ''steht im Hintergrunde eine berühmte, gefeierte Stadt''. Nur formelhaft ist üblich Vorzeiger, Überbringer dieses. | ||
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Version vom 29. Dezember 2016, 12:01 Uhr
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Buch | Matthias (1929): Sprachleben und Sprachschäden. Ein Führer durch die Schwankungen und Schwierigkeiten des deutschen Sprachgebrauchs. |
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Seitenzahlen | 76 - 77 |
Nur für eingeloggte User:
Unsicherheit |
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In diesem Kapitel behandelte Zweifelsfälle
Behandelter Zweifelfall: | |
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Genannte Bezugsinstanzen: |
Behandelter Zweifelfall: | |
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Genannte Bezugsinstanzen: | Immermann - Karl, Sprachgelehrsamkeit, Oberdeutsch, Gegenwärtig, Literatursprache, Schulsprache |
Text |
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Nicht weniger falsch findet man jetzt oft jener statt dér(jenige) angewendet, besonders in süddeutschen und österreichischen Zeitungen; konnte es doch Halatschka aus einer deutschen Grammatik für österreichische Mittelschulen! — elfmal nachweisen: Jene Substantiva, welche so und so ausgehen, deklinieren (!) nach der starken Deklination. Ein anderer Mißbrauch des nämlichen Fürwortes ist es, wenn es auf ein einfaches Substantiv eines vorhergehenden Satzes bezogen wird, der überhaupt nur ein mögliches Beziehungswort enthält: unsere Vorfahren werden mit Unrecht getadelt; obgleich jene (statt sie) klüger gewesen sind als ihre Nachkommen. Oberdeutsche Sonderheit ist jener vor dem Relativ natürlich nur, wenn es, wie derjenige, rein determinative, d. h. auf den Umfang der Aussage des Relativsatzes beschränkte Bedeutung, nicht, wenn es selbständige hinweiwende Kraft hat, neben einem Hauptwort zumal, wie bei Immermann: die Wiederholung jener Muskelbewegung im Antlitz, auf die wir schon hindeuteten; oder wenn es eine weit abliegende, weit in die Vergangenheit, Ferne oder Ungewißheit reichende Beziehung andeuten oder auf schon Bekanntes und Anerkanntes hinweisen soll; ja die Dichtung bevorzugt das kürzere jene, $Seite77$ von dem derjenige ja nur eine an sich schwerfällige Weiterbildung ist, oft des Wohlklangs wegen. 2. jenes, dieses; jener, dieser alleinstehend als Genetive. Nur noch wenig gebräuchlich ist die Anwendung der substantivischen Genetive jenes und dieses in der Art: Überall tritt das Deutsche hervor in dem Geiste der heutigen höheren Schulen, denen die Pflege jenes (statt: denen dessen -, denen seine Pf.) mehr als je obliegt. (Lit. Wschr. 26). Urbarmachung alles brachen Bodens und stärkste Ausnutzung dieses (statt: und dessen st. A.) (P. Schneider). Er hat den von ihm angerichteten Schaden oder einen Teil dieses (statt: davon) wiedergutzumachen. Auch bei einem Deutschforscher wirkt es befremdend: Man versteht den Vorzug, den wienerisch und kölnisch genießen; bei jedem dieser (statt: bei beiden) steht im Hintergrunde eine berühmte, gefeierte Stadt. Nur formelhaft ist üblich Vorzeiger, Überbringer dieses. |
Zweifelsfall | |
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Beispiel |
der, derjenige, sie, jene, schon, jener |
Bezugsinstanz | Sprachgelehrsamkeit, Literatursprache, Immermann - Karl, gegenwärtig, Schulsprache, oberdeutsch, österreichisch, süddeutsch, Zeitungssprache |
Bewertung |
falsch, Frequenz/oft, Missbrauch, schwerfällig |
Intertextueller Bezug | Halatschka |
Zweifelsfall | |
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Beispiel |
der, derjenige, sie, jene, schon, jener |
Bezugsinstanz | Sprachgelehrsamkeit, Literatursprache, Immermann - Karl, gegenwärtig, Schulsprache, oberdeutsch, österreichisch, süddeutsch, Zeitungssprache |
Bewertung |
falsch, Frequenz/oft, Missbrauch, schwerfällig |
Intertextueller Bezug | Halatschka |