Unberechtigte Unterlassung der Fallbezeichnung neben Verhältniswörtern
Buch | Matthias (1929): Sprachleben und Sprachschäden. Ein Führer durch die Schwankungen und Schwierigkeiten des deutschen Sprachgebrauchs. |
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Seitenzahlen | 148 - 150 |
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Unsicherheit |
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In diesem Kapitel behandelte Zweifelsfälle
Behandelter Zweifelfall: | |
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Genannte Bezugsinstanzen: | 20. Jahrhundert, Leip - Hans, Ermatinger - Emil, Avenarius - Ferdinand, Gelehrte, Bonus - Arthur, Dresden, Bertram - Ernst, Schreiber schlechten Stils, Sprache des Buchhandels, Hochdeutsch, Wassermann - Jakob, Scheler - Max, Walzel - Oskar, Schriftsprache, Literatursprache, Zeitungssprache, Jensen - Wilhelm, Volk, Wien, Berlin, Schulsprache, Geschäftssprache, Adel |
Behandelter Zweifelfall: | |
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Genannte Bezugsinstanzen: | 20. Jahrhundert, Schreiber guten Stils, Leip - Hans, Ernst - Paul, Ermatinger - Emil, Meyer - Conrad Ferdinand, Avenarius - Ferdinand, Gelehrte, Bonus - Arthur, Bertram - Ernst, Sprache des Buchhandels, Rodenberg - Julius, Walzel - Oskar, Literatursprache, Jensen - Wilhelm, Geschäftssprache |
Text |
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Zuletzt tut noch ein warnender Hinweis auf die gänzliche Fügungslosigkeit not: Verhältniswörter mit undeklinierten Formen daneben, in der Mehrzahl zumal, die ebensogut Nominative als Akkusative sein können, aber schließlich nichts sind als, schwarz auf weiß bestätigt, die Folge davon, daß das Gefühl für den Wert und die Schönheit unsrer Fallbildung abhanden kommt. Nicht bloß die Adca schreibt: infolge Arbeitsmangel (statt: -mangels) oder die Dresdner Nachr.: verstärktes Steigen infolge (fehlt: von) Niederschlägen, sondern auch Gelehrte: wegen Raummangel; es bedarf eines starken Heeres zwecks Schutz seiner offenen Grenzen (Scheler); Im: Neues Jahrbuch (statt: Im Neuen Jahrbuch) der Berliner Gesellschaft für deutsche Sprache, In L.s neues allgemeines Archiv steht zu lesen, in dessen „Deutsches Museum“ veröffentlicht (E. Bertram 1919), u. ä. Gymnasiallehrer: In: die Künstler, wie auch, wenn schon mit etwas $Seite 149$ Mischmasch, Jensen: in seinem sich vielfach an Voß anlehnenden „Die Gesundbrunnen“ (statt in seinem ... Gedichte: Die Gesundbrunnen oder in seinem... sich anlehnenden „Gesundbrunnen“. Daß die Dichter und Schriftsteller diese Furcht, ihr Werk könnte durch Einbeziehung in die Satzfügung unkenntlich werden, nicht kennen und auch die Umständlichkeit, einen Gattungsbegriff beizufügen, nicht für nötig halten, mag die schlichte Art bezeugen, in der sie selbst anführen. C. F. Meyer schreibt an J. Rodenberg: Heut Abend geht der Schluß des „Mönchs“ an sie ab, und Rodenberg meldet zurück: die englische Übersetzung Ihres „Heiligen“ u. ä. o. Auf die verdienstvolle Kriegsveröffentlichung das Bild als Narr von L. Avenarius weist A. Bonus in des Verfassers eigener Zeitschrift so hin: Avenarius hat in seinem „Bild als Narr“ darauf hingewiesen, und der Verfasser selbst überschreibt einen Hinweis auf die 2. Auflage: zur 2. Auflage des „Bildes als Narr“. Auch Walzel, gleichermaßen ein Führer auf den Gebieten der Literatur- und Stilkunde, ordnet immer den Titel derart der Fügung ein: wie im „Abenteuer“ des andern Teils der „Neuen Gedichte“; und ähnlich ein anderer Theoretiker des dichterischen Kunstwerkes, Ermatinger, sogar: Goethe hat die Stoffe zu seinen Balladen, im Erlkönig, im Zauberlehrling, der Braut von Korinth, im Getreuen Eckard, dem „Gott und der Bajadere“ nicht erfunden. Weiter findet man in sonst sorgfältigen Büchern z. B.: Jenseits Rumbêk, wegen Polen. Aus Zeitungen mögen noch erwähnt werden: diesseit Rom, innerhalb und außerhalb Österreich, mittels Telephon, und besonders die Fügungen, in denen ein zwischen die Präposition und ihr Substantiv gestellter Genetiv das Sprachbewußtsein irregeleitet haben mag: aus aller Herren Häuser (statt Häusern), aus aller Herren Länder; Bücher, die in aller Hände sind, der Druck, der auf aller Gemüter lastet, während dessen Aufenthalt (Jak. Wassermann), gelegentlich Fr. Schlegels Übertritt (P. Ernst) (vgl. § 71); mit der... und von der Schalme Brüder (H. Leip). Im Geschäftsstile der Buchhändler werden, der oben gerügten Nichtbezeichnung des Genetivs entsprechend, Romane, die erst stückweise erschienen sind und nun in Buchform erscheinen, angekündigt als abgedruckt: aus Deutsche Romanzeitung u. ä. Dasselbe Blatt findet man auch also empfohlen: Deutsche Romanzeitung und Kleine deutsche Romanzeitung, Anhang zu Obige. Kaufleute und Händler zeigen an das Beste, ein reichhaltiges Lager der eine in oder von Rauch-, Schnupf- und Kautabake (statt -tabaken), der andre in Rhein-, Mosel- und Burgunderweine, ein dritter in Schreib- und Druckpapiere und allerhand Mal-, Zeichen- und Schreibgegenstände. Reisende fragen zu Dutzenden an nach unserm Bedarf in feine Zigarren, italienische Weine, und verkünden, vielleicht ganz naiv, weil sie den Verstoß gegen die deutsche Sprache und die daraus erwachsende Lächerlichkeit nicht fühlen, mit ihrer ganzen Eitelkeit, daß sie nur in echt wollene Kleiderstoffe oder in die feinsten Seidenwaren machen! Ob alle diese Deutschverderber wissen, wie weit sie herunter sind? — Was Biegung und Satzfügung anlangt, bis auf das bedenklich zerfressene Kauderwelsch der großstädtischen Massen, das hierin gleich schlimm ist in Berlin, wo man vor die Frau große Achtung hat und außerhalb die Stadt nix wie (!) Sand und Kiefern sieht, wie in Wien, dessen Sprache in dieser Beziehung „mit kurze“ (hochdeutsch: in kurzem) durch Verbindungen wie mit ihre Kinder $Seite 150$ oder von sechs vermummte Männer gekennzeichnet wird. Das werden aber alle diese formlosen Schreiber und Schriftsteller so wenig schriftgemäß machen als jener preußische König, der nach den eigenen Worten seinem Sohne „Gelegenheit machte, sich mit seiner Braut etliche Male in alle Honneur zu sehen“. |
Zweifelsfall | |
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Beispiel | |
Bezugsinstanz | Bertram - Ernst, 20. Jahrhundert, Jensen - Wilhelm, Gelehrte, Literatursprache, Schreiber guten Stils, Meyer - Conrad Ferdinand, Rodenberg - Julius, Bonus - Arthur, Avenarius - Ferdinand, Walzel - Oskar, Ermatinger - Emil, Leip - Hans, Ernst - Paul, Geschäftssprache, Sprache des Buchhandels |
Bewertung |
bedenklich zerfressene Kauderwelsch, daraus erwachsende Lächerlichkeit, die Folge davon, daß das Gefühl für den Wert und die Schönheit unsrer Fallbildung abhanden kommt, schlichte Art, Umständlichkeit, |
Intertextueller Bezug |
Zweifelsfall | |
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Beispiel | |
Bezugsinstanz | 20. Jahrhundert, Bonus - Arthur, Avenarius - Ferdinand, Berlin, Literatursprache, Dresden, Zeitungssprache, Bertram - Ernst, Ermatinger - Emil, Schreiber schlechten Stils, Gelehrte, Sprache des Buchhandels, Volk, Schulsprache, Leip - Hans, hochdeutsch, Schriftsprache, Wassermann - Jakob, Adel, Jensen - Wilhelm, Geschäftssprache, Scheler - Max, Literatursprache, Walzel - Oskar, Wien, Zeitungssprache, Zeitungssprache |
Bewertung |
bedenklich zerfressene Kauderwelsch, daraus erwachsende Lächerlichkeit, das Sprachbewußtsein irregeleitet, die Folge davon, daß das Gefühl für den Wert und die Schönheit unsrer Fallbildung abhanden kommt, schlichte Art, Umständlichkeit, Verstoß gegen die deutsche Sprache, wenig schriftgemäß |
Intertextueller Bezug |