Das Hauptwort 7. Die Mehrzahl *3

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Buch Engel (1922): Gutes Deutsch. Ein Führer durch Falsch und Richtig.
Seitenzahlen 110 - 111

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Unsicherheit
Text

Für Stiefel und Pantoffel gilt eine strenge Regel: die weiblichen Hauptwörter auf.. el, .. er bilden die Mehrzahl mit . . n, die männlichen ohne . . n; folglich müsse es heißen: die Stiefel, die Pantoffel. So heißt es auch meist in der Schriftsprache; daneben kommen die Formen mit .. n vor, ja sie gewinnen Boden. Bei Goethe stehen die Stiefel und die Stiefeln. Gegen Stiefeln nützt heute kein sprachmeisterliches Rasaunen mehr; die Form nimmt so überhand, daß selbst strenge Sprachlehrer nicht umhin können, sie gelten zu lassen. Ohnehin kennt jene Regel einige Ausnahmen: Mutter und Tochter müßten ,eigentlich' Muttern und Tochtern, dagegen Vetter in der Mehrzahl Vetter haben. Das schließt nicht aus, daß, wer auf peinliche Sprachsauberkeit hält, einstweilen wenigstens die Stiefel sagen sollte; beim Pantoffel herrscht jetzt Pantoffeln schon vor. — Bei Hummer, dessen Mehrzahl nach der Regel die Hummer lauten müßte, schwankt der Gebrauch: Hummern darf nicht mehr als falsch bezeichnet werden. — Auch für Spargel steht die gleichlautende Mehrzahl nicht mehr unerschüttert fest: die Spargeln tauchen daneben auf und können mit der Zeit vordringen.

Die Korken sind nach Wustmann ,niedrige Geschäftssprache, Gassensprache'. Das waren sie vielleicht einmal, sind es aber nicht mehr, sondern haben das ursprünglich Richtigere die Korke so zurückgedrängt, daß man sie nicht mehr falsch nennen darf.

Die deutsche Mehrzahl des echtdeutschen Wortes Kleinod heißt Kleinode; Kleinodien ist Lateinerei nach einer mittellateinischen Übersetzung in Clenodium.

Von Möbel ist Möbel die richtige Mehrzahl; Freytag und Keller schreiben wiederholt Möbeln, doch das braucht keinen zu Verführen.

Ich habe schon Morgende als Mehrzahl von Morgen gefunden und nicht grade bei Schmierern; woher die das hatten, weiß ich nicht, aber gutes Deutsch ist es gewiß nicht.

Die gute Mehrzahl von Strauch ist Sträucher; Sträuche $Seite 111$ ist nicht einmal gute Umgangsprache, geschweige Schriftsprache.

Die Bösewichte und die Bösewichter stehen ziemlich gleichberechtigt nebeneinander; Schiller wählt: Bösewichter. Die Mehrzahl von Beamter lautet ohne Geschlechtswort: Beamte, von Gelehrter: Gelehrte.

Von Mast bildet das heutige Schriftdeutsch überwiegend die Mehrzahl Maste; bei Goethe steht mehrmals Masten.


Zweifelsfall

Substantiv: Pluralbildung bei Wörtern auf -er und -el

Beispiel

Stiefel, Pantoffel, Stiefeln, Mutter, Muttern, Tochtern, Vetter, Pantoffeln, Hummer, Hummern, Spargel, Spargeln, Möbel, Möbeln, Beamter, Beamte, Gelehrter, Gelehrte

Bezugsinstanz Schriftsprache, Goethe - Johann Wolfgang, Sprachgelehrsamkeit, gegenwärtig, Sprachverlauf, Freytag - Gustav, Keller - Gottfried
Bewertung

Frequenz/meist, muss, Frequenz/gewinnen Boden, nicht gut, Frequenz/überhand, gelten zu lassen, peinliche Sprachsauberkeit, richtiger, richtig, Frequenz/wiederholt, Frequenz/herrscht vor

Intertextueller Bezug


Zweifelsfall

Substantiv: Pluralbildung

Beispiel

Stiefel, Pantoffel, Stiefeln, Mutter, Muttern, Tochtern, Vetter, Pantoffeln, Hummer, Hummern, Spargel, Spargeln, Korken, Korke, Kleinod, Kleinode, Kleinodien, Möbel, Möbeln, Morgen, Morgende, Strauch, Sträucher, Sträuche, Bösewichte, Bösewichter, Beamter, Beamte, Gelehrter, Gelehrte, Mast, Maste, Masten

Bezugsinstanz Freytag - Gustav, niedere Sprache, Geschäftssprache, Goethe - Johann Wolfgang, gegenwärtig, Keller - Gottfried, alt, Schiller - Friedrich, Schreiber schlechten Stils, Schriftsprache, Schriftsprache, Sprachgelehrsamkeit, Umgangssprache, ursprünglich, Sprachverlauf
Bewertung

Frequenz/meist, braucht nicht, Frequenz/gewinnen Boden, Frequenz/herrscht vor, Frequenz/mehrmals, Frequenz/überhand, Frequenz/überwiegend, Frequenz/wiederholt, gelten zu lassen, gleichberechtigt, gut, Frequenz/wiederholt, richtig, Lateinerei, muss, nicht gut, niedrig (Wustmann), peinliche Sprachsauberkeit, richtiger

Intertextueller Bezug Gustav Wustmann