Die Beugung der Eigennamen. Namen der Flüsse, Seen, Berge und Gebirge
Buch | Matthias (1929): Sprachleben und Sprachschäden. Ein Führer durch die Schwankungen und Schwierigkeiten des deutschen Sprachgebrauchs. |
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Seitenzahlen | 50 - 51 |
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Unsicherheit |
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In diesem Kapitel behandelte Zweifelsfälle
Behandelter Zweifelfall: | |
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Genannte Bezugsinstanzen: | Rosegger - Peter, Literatursprache, Zeitungssprache, Jensen - Wilhelm, Scheffel - Joseph Victor von, Wissenschaftssprache, Schulsprache, Freytag - Gustav |
Text |
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Unter den Eigennamen muß man solche unterscheiden, die nur mit dem Geschlechtsworte verbunden auftreten, und solche, die an sich ohne dieses stehen. Neben wenigen Ländernamen, besonders weiblichen Geschlechtes, wie die Krim, Schweiz, und mehreren auf -ei stehen nur mit dem Geschlechtswort die Namen der Flüsse, Seen, Berge und, was oft dasselbe ist, Wälder und Gebirge. Wie diese oft nichts sind als ein Gattungsbegriff (Berg, See, Wald) mit einem damit verwachsenen oder ihnen gar nur vorgestellten substantivischen oder adjektivischen Bestimmungsworte, so werden sie auch durchaus als Gattungswörter aufgefaßt und als solche gebeugt. Kurz: ob nun zwischen Geschlechtswort und Namen ein Eigenschaftswort steht oder nicht, die männlichen und sächlichen bilden den 2. Fall ausnahmslos mit s Hier sind es wieder die Zeitungen gewesen, die zuerst als tägliche — Augenweide des Main, des Rhein, des Schwarzwald u. ä. aufgetischt haben, leider nicht ohne fortan gelehrige Nachtreter zu finden. Denn auch aus Federn von Professoren und gefeierten Schriftstellern fließt jetzt derartiges, so aus der Roseggers im Westen des Dachstein, aus der Scheffels unsers Hohentwiel, aus der Jensens des Feldberg, des Kandel, selbst in einem Schulbuche des Inn und ebenso aus G. Freytag des Nil. Diese traurige Entwicklung wird am ehesten aufzuhalten sein, wenn man das s auch fremdklingenden Namen anhängt, damit deren zeichenlose Formen nicht auch die einheimischen ihres Zeichens berauben. Also sage man lieber des Kongos, des Himalayas. Noch weniger als der fremde Klang darf die Hinzufügung eines Eigenschaftswortes Wegwerfung des s veranlassen, mag jenes zum Namen gehören oder beschreibend oder unterscheidend hinzugesetzt sein. Während also von der sächsischen Stadt Schneeberg der Genetiv lautet des hohen Schneeberg heißt er vom Berge des Hohen Schneeberg(e)s, wie auch allein richtig ist: des $Seite 51$ blauen -, des weißen Nils, des bei Köln schon recht breiten Rhein(e)s, des kahlen Fichtelberges. |
Zweifelsfall | |
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Beispiel |
Krim, Schweiz, Main, des Rhein, Schwarzwald, Dachsteins, Hohentwiel, Feldbergs, Kandels, Nil, Inn, Kongos, Himalayas, des hohen Schneeberg, Schneebergs, Nils, Schneeberges, Rheines, Fichtelberges, Rheins |
Bezugsinstanz | Freytag - Gustav, Literatursprache, Jensen - Wilhelm, Wissenschaftssprache, Rosegger - Peter, Scheffel - Joseph Victor von, Schulsprache, Zeitungssprache |
Bewertung |
leider, traurig, allein richtig, Augenweide, heißt, lautet, sage man lieber |
Intertextueller Bezug |