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--[[Benutzer:Pfister|Pfister]] ([[Benutzer Diskussion:Pfister|Diskussion]]) 07:56, 23. Aug. 2023 (UTC)  +
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Vorsicht in Ablehnung und Anwendung erfordert das jetzt statt ''daß'' oft auftretende ''als ob'' oder ''als wenn'', dem die Sprachrichter entweder zu große Abneigung oder Nichtachtung, die Männer der Zeitungen eine unberechtigte Vorliebe entgegenbringen. Es ist am Platze, wo es dem Darsteller darauf ankommt, die Aussage des Nebensatzes als nicht zutreffend hinzustellen, und wo dies im regierenden Haupt- oder Zeitworte nicht deutlich genug ausgedrückt erscheint. Mit Recht hat also Gellert lieber gesagt: ''Sie wird denken, als ob sie ihnen deswegen erst gewogen würde'', als: ''daß sie ...gewogen wird'', da in dieser Form jede Andeutung von dem Irrtümlichen dieses Gedankens fehlen würde. Desgleichen sagt Goethe trefflichst: ''Wir gefallen uns im Mittelmäßigen, weil es uns in Ruhe läßt; es gibt uns das behagliche Gefühl, als wenn man mit seinesgleichen umginge''. Auch gegen den in mehreren Zeitungen gleichlautend abgedruckten Satz läßt sich demnach nichts einwenden: ''Ganz so steht es mit der Behauptung, die ... selbst in Deutschland hier und da gemacht wird, als ob die guten Beziehungen zwischen Deutschland und Rußland gelockert seien''. Sodann ist ''als ob'' noch am Platze, wenn der Inhalt eines Satzes weniger den Wortlaut einer Aussage und eines Ge $Seite 280$ dankens, als vielmehr nur allgemeiner die Richtung angibt, in der sie sich bewegt hat, wie wenn Goethe sagt: ''Die Mutter ließ mir vorspiegeln, als wenn sie nach Civita Vecchia den Weg genommen hätte'', oder, was an der Sache nichts ändert, mit der Stellung des Fragesatzes Eltze: ''England überhäuft die Regierung der Vereinigten Staaten mit Tadeln und Vorwürfen, als ließe sie sich beständig von den Sklavenhaltern beeinflussen''. Sonst wird ''als ob'', ''als wenn'' heute mit Vorliebe noch hinter Hauptwörtern wie Annahme, Meinung, Verdacht, Schluß u. ä. gesetzt, meist aus Sucht nach Neuerem und Ungewöhnlichem, also mindestens in dieser Häufigkeit nicht nachahmenswert. In Zeitungen heißt es z. B. ''der Verdacht, als ob ich Dürer nicht genug schätzte'', und: ''Wir warnen vor der gutmütigen Annahme, als ob Tisza gehen würde''. Unbedingt falsch ist es, wo eine bestimmte Vermutung und eine wahrscheinliche Annahme ausgesprochen wird; nie gehört auch der Indikativ dazu, wie sich ihn die Deutsche Ztg. erlaubt: ''Es scheint also, als ob die panslavistische Aktionspartei nicht gesonnen ist'' (statt ''sei''), ''die Campagne als beendigt zu betrachten'', oder Avonianus: ''Es scheint, als ob man nun auch in Deutschland von der bloßen Anhäufung toten Wissens zur Bildung und Übung des Urteils, zur künstlerischen Anordnung schreiten will''; und mit sinnverwandtem Ausdruck Hergesell (Mit Zeppelin nach Spitzbergen): ''Das Ganze macht den Eindruck, als wenn diese Arbeitsstätte (Wellmanns) erst vor ganz kurzer Zeit verlassen worden ist''. Freilich schrieb schon E. T. A. Hoffmann: ''So schien es, als wenn sie nicht ihren gemütlichen Ton finden konnten'', und: ''Es war, als schien sie Vergebung zu erflehen'', und neuerdings P. Ernst: ''Es erscheint uns heute so, als ob mit einem Male das ganze Mittelalter vergessen ist''.  
Der einzige Punkt, auf welchem die Entscheidung zwischen ''wie'' und ''als'' noch nicht gefallen ist, sondern beide noch gleichberechtigt nebeneinanderstehn, ist nach (''eben'')''so'' + Adjektiv, unzweifelhaft, weil hier das ältere ''als'' eine festere Stütze in dem ''so'', vielleicht auch im entsprechenden lateinischen ''tam — quam'' hat. Es $Seite 286$ heißt also gleich gut: (''eben'')''so gut, - schön, - unrecht als'' und ''wie''. Hier mag sich getrost Norddeutschland, an dessen Reichstagsrednern denn auch der fast ausschließliche Gebrauch von ''ebenso — wie'' beobachtet worden ist, dafür entschädigen, daß es im übrigen auf das bequeme ''wie'' verzichten soll. Denn sobald sich unter seinem Drucke ''wie'' auch hier durchsetzt//1 Aber voraus eilte dieser Entwicklung Freyer im Jahresberichte der Realschule zu Löbau i. Sachs. 1891 (Nr. 566), wenn er gar schon ausschließlich ''wie'' verlangte und an einem Schulbuche Ausdrücke wie: ''soviel, so wenig, so ausführlich, als'' — tadelte. Immerhin schrieb auch die Ebner-Eschenbach schon: ''sowohl — wie, ebenso furchtbar wie''!//, ist die sonst bereits eingetretene Scheidung vollständig durchgeführt, daß ''als'' nur Eigenschaften vergleicht, welche auf verschiedenen Stufen, wie ''solche, welche'' auf gleicher Stufe liegen//2 Dieser so einfachen Unterscheidung, die im wesentlichen schon Lyon in Beckers deutschem Stil vorgetragen hat, und zwar in Übereinstimmung mit der reichen Beispielsammlung im Grimmschen W B. 1, 248 ff., wird eine in der geschichtlichen Entwicklung nicht begründete, logisch ausgetüftelte Lehre entgegengestellt, daß ''wie'' als ein rein qualitativer Begriff in Vergleichen nach der Beschaffenheit und Art stehe, ''als'' dagegen als ein rein quantitativer in Vergleichen nach Grad und Maß, also auch nach ''so'' + Adjektiv. Das Grundlose der Unterscheidung des quantitativen ''als'' und des qualitativen ''wie'' bestätigen diese Grammatiker eigentlich selbst, indem sie nach ''anders, entgegengesetzt, umgekehrt'' ein ''als'' verlangen. Denn der Satz: ''Dein Flügel klingt anders als meiner'', enthält sogut wie der andre: ''Jeder Flügel klingt anders'' lediglich eine Aussage über die Art des Klanges und nicht das geringste von einer Grad- und Maßangabe. Ist es nicht ebenso mit dem Satze: ''In der Geschichte soll von nun an der Bericht über die Ereignisse in umgekehrter Reihenfolge gegeben werden, als die Ereignisse sellbst einander gefolgt sind''? Wie kommt es ferner, daß dann die Sprache so eigensinnig gewesen ist und als Bindewörter fast nur ''sowohl — als auch'' kennt, da doch in Sätzen wie: ''Sowohl dem gegenwärtigen als auch dem vergangenen Jahrhunderte verdanken wir große Fortschritte in Kunst und Wissenschaft'', eher ein bloßer Vergleich als eine Angabe des Maßes und Grades empfunden wird? Endlich sollte es die Verfechter der Lehre vom quantitativen ''als'' und qualitativen ''wie'' doch stutzig machen, daß sie nach ihr bisweilen untereinander selbst in Widerspruch geraten. Der eine findet z. B. in dem Satze Giesebrechts: ''Viel mochte dazu beitragen, daß ihnen die Gunst des Hofes nicht mehr in gleicher Weise zugewendet war wie früher'', dieses ''wie'' richtig, der andere hat dafür ''als'' verlangt, nach dem Urteil des ersten „vermöge eines kaum erklärlichen Mißgriffes"; vielmehr aber darum, daß er, und der Bedeutung nach ganz richtig, ''in gleicher Weise als'' gleichbedeutend mit: ''in so großem Umfange'', also als Gradbestimmung auffaßte. Drum hinweg mit einer Regel, welche geschichtlich nicht erweisbar ist und in der Anwendung und Beurteilung irreleiten kann!//.  
''Wie'' wechselt mit ''daß'' neben Zeitwörtern der Erkenntnistätigkeit, später auch des Mitteilens schon bei Luther. Doch gilt es einen Bedeutungsunterschied zu beachten. ''Wie'' steht hier statt ''daß'' nämlich falsch, sobald ''wie'', das mit einer indirekten Frage allein auf die Art einer Handlung hindeuten kann, auch angewendet wird, wo es sich nur um die Feststellung einer Tatsache handelt. In der Tgl. R. durfte es also nicht heißen: ''Nach Mitternacht bemerkte der Wächter Heim, wie'' (sondern ''daß'') ''ein vollständig'' (!) ''unbekleidetes Frauenzimmer neben dem Eisbären ... im Hintergrunde des Zwingers saß''. Der Fehler wird darum gar nicht selten begangen, weil man in dem Wechsel zwischen ''wie'' und ''daß'' gar ein Mittel erblickt hat, die Aufeinanderfolge mehrerer ''daß'' in verschiedener Abhängigkeit zu vermeiden. Den Unterschied der ''wie''- und ''daß''-Sätze zeigt deutlichst ein Satz wie der Jensens: ''Es machte den drüben Befindlichen Spaß, zu sehen, wie gut sie zielten'' (Angabe der Art) ''und daß'' (eine Tatsache) ''schon nach dem fünften Bombenschuß ein Haus zu brennen anfing''.  +
Nur der Dativ steht bei ''nächst'' (''nächst dir, nächst dem Bahnhofe'') und überwiegend auch bei der Zusammensetzung ''zunächst'' (''zunächst dem Bahnhofe'' oder ''dem B. zunächst'', also besser als ''zunächst des Bahnhofs''). Bei den sinnverwandten Wörtern ''unfern'' und ''unweit'' überwiegt umgekehrt der Genetiv; doch muß der Dativ als gleich gut gelten. Neben ''unfern des Feuers'' und ''unweit des Dorfes'' bei Goethe steht z. B. bei Schiller ''unfern dem Einflüsse der Havel'', bei Grimm: ''unfern dem Berge'', bei N. Offend: ''unweit dem Berge Ätna'' und jetzt gewöhnlich: ''unweit Berlin'' (Vgl. § 154). selbst bei ''binnen'' ist der früher vereinzelte Genetiv durch Anlehnung an ''innerhalb'' dem Dative gleichberechtigt an die Seite getreten, also daß man einen Reisenden wegen der Fügung ''binnen weniger Jahre'' nicht mehr tadeln darf. Noch im Übergewicht ist der Dativ gegenüber dem Genetiv bei ''längst''; vollends ganz vereinzelt steht der zweite Fall bei ''entlang'', dagegen heute gleichberechtigt der dritte und vierte, beide lieber nach- als vorgestellt; also althergebracht ''das Tal entlang'' und jetzt auch ''dem Tal entlang'', aber seltner ''entlang dem Tale'' und ''entlang das Tal''. Sinnverwandt schreibt Stifter: ''Er gelangte den Wachholderberg vorüber nach Plan'' und die „Jugend" (26): ''die Felswand, der wir immer linker Hand entlang schritten''. Auch bei ''inmitten'' (= ''in der Mitte''[''n''] ist neben den Genetiv der Dativ getreten: ''inmitten dem Grau'' (Hohlbaum, Univ. 26) und selbst bei Nachstellung: ''dem Laub inmitten hob eine Vase sich'' (Bruns, Univ. 26).  +
A
Die Frage, wie weit man darin gehen kann, einen mehreren Zusammensetzungen gemeinsamen Teil nur einmal zu setzen, läßt sich leicht also beantworten: Soweit, als dadurch nicht sonst untrennbare Silben allein zu stehn kommen und sonst unbetonte hochtonig werden. Man darf demnach nicht bloß sagen: ''Wald- und Feldarbeit, Sonn- und Feiertag'', sondern auch ''Ab- und Zugang, Zu- und Vornamen, vor- und rückwärts''; jedoch nicht: ''so etwas dürfte er nicht be-, geschweigedenn verurteilen wollen''; nicht ''ge- und außergerichtlich'', nicht ''Ver- und Austeilung''//2 Dagegen verdienen Verkürzungen, wie ''An- und Verkauf'' keinen Tadel; denn hier kommt die unbetonte Silbe ''Ver-'' ja nicht allein zu stehn und sie wird nicht stärker betont, als wie es abweichend von dem Falle, daß das Wort ''Verkauf'' allein steht (''Verkauf''), auch in der Verbindung ''Ankauf und Verkauf'' geschieht, — wegen des Gegensatzes: ''A'nkauf'' und ''Vérkáuf''; ''A"n- und Vérkáuf''.// Auch bei einigen Bildungen, die heute nur als Ableitungen empfunden werden, erinnert sich in diesem Falle das Sprachbewußtsein, daß sie ursprünglich Zusammensetzungen waren, teils mit Hauptwörtern wie ''-tum, -lei, -heit'' oder ''-keit'', teils mit Eigenschaftswörtern wie ''-haft, -los''; und das ermöglicht dann, diese Endungen nur einmal zu setzen, vollends wenn durch eine ihnen vorangehende tonlose Silbe ihr Nebenton noch gehoben ist: ''Sachsen wurde aus einem Herzog- ein Kurfürstentum''; ''zwei- oder dreierlei''; ''fehler-, ja lasterhaft''; ''baum- und strauchlos''; ja: ''über Verbesserungsmöglich-, ja Notwendigkeiten'' (Ed. Scheidemantel).  +
Große Freiheit waltet bei der Zusammenziehung eines Vergleichssatzes mit dem Hauptsatze, die oft selbst dann erfolgt, wenn für den Nebensatz das Zeitwort in einer zeitlich anders bestimmten oder statt in der von einem Hilfszeitwort abhängigen Form des Hauptsatzes in unabhängiger zu ergänzen ist. Mit J. H. Voß, der z. B. singt: ''Gleichwie summender Fliegen unzählige dichte Geschwader'' (nämlich unzählbar sind oder stehn), ''so unzählbar standen die stirnumlockten Achäer gegen die Troer im Feld, hat diese Freiheit der Prosaiker gemeinsam: Das Meer schien zu leuchten wie ein Riesendiamant'' (nämlich wirklich leuchtet, H. Hoffmann). ''Wer Herrn v. Caprivi an disem Tage hörte, der mußte leider meinen, daß er seine Gegner nicht anders behandeln wolle als einst Fürst Bismarck'' (sie behandelt hat). Die Zusammenziehung ist endlich auch dann üblicher, wenn nicht das Zeitwort des regierenden Satzes, sondern statt dessen eine Form von sein zu ergänzen ist; wie es denn z. B. bei E. Bauer richtig heißt: ''Ich habe ihn besser als sein Ruf'' (nämlich war) ''kennen gelernt''; und schon bei Schleiermacher: ''Einen Weiseren, als unser Protagoras ist euch unmöglich zu wählen.''  +
In den zusammengesetzten Zeiten der modalen Hilfszeitwörter muß im Nebensatze wenigstens das Hilfszeitwort vorrücken, und auch sie selbst können vorantreten, wenn zwei Nennformen davon abhängen, wie zwei Nennformen überhaupt das Vorantreten jedes andern Hilfsverbs ermöglichen. So heißt es also nicht allein: ''da er es nicht hat mit ansehn können'' (''wollen, mögen, dürfen'' usw.), sondern gegen die Regel, wonach das Bestimmende (Untergeordnete) dem Bestimmten (Übergeordneten) vorausgeht, gewöhnlich auch: ''da er sich nicht hat wollen alle Freude an seinem Schaffen verkümmern lassen''; ''etwas, was durch tote Kräfte sollte können bewirkt werden''; ''Ihre Bluse war dermaßen verschossen, daß niemand hätte sagen können, von welcher'' $Seite 387$ ''Farbe sie einmal mochte gewesen sein'' (Rud. Huch); ''wenn sie aber einmal wirklich werden'' (oder ''sollten'') ''die wilden Horden hereinbrechen sehn''; noch notwendiger, wenn ohne diese Umstellung zwei Formen ''werden'' zusammenträfen: ''wenn sie aber wirklich einmal werden von den wilden Horden heimgesucht werden''//1 Näheres über solche Fügungen wie ihre wünschenswerten Grenzen bei Merkes, ''Beiträge zur Lehre vom Gebrauch des Infinitivus im Nhd. auf histor. Grundlage''. Leipzig 1891.//. Verkehrt aber ist es, das finite Verb zwischen zueinander gehörige Infinitive oder Infinitivteile einzukeilen in der hackenden Weise H. Rückerts: ''Diese Formen waren zu dürftig, als daß die Sprache nicht nach Aushilfe greifen hätte sollen'' (statt: ''nicht hätte sollen ... greifen oder ... greifen sollen''), oder in der Übersetzung von Paléologue: ''wieviel Unglück vermieden hätte werden können''. In Stellung und Formgebung verfehlt ist vollends der Satz von Sigmund Feist: ''Zumeist wird sich der Brautvater mit einer geringeren Zahlung begnügt haben müssen'' (statt: ''haben begnügen müssen'') mit seiner Unklarheit über Partizip- und Infinitivformen. Auch darf die Freiheit bei weniger Infinitiven oder gar bei möglichen Mißverständnissen nicht angewandt werden. Man lese z. B. den Satz der Deutschen Z.: ''Selbst von Landleuten hört man es mit Befriedigung aussprechen, daß ihre Kinder können werden, was ihnen versagt geblieben ist'', und man wird zunächst denken, es sei gemeint: ''verstehen werden'', während es bedeuten soll: ''daß sie eine Stellung einnehmen können''!  
Aber andrerseits hat unsere Sprache nicht nur aus der Zeit größerer Beweglichkeit der Wortstellung immer gewisse Freiheiten bewahrt (§ 379), sondern auch neuerdings manche wiedergewonnen (§ 380). 1. Schon oben § 117 ist nachgewiesen, wie der Redner durch eine Abweichung von der strengen Regel in manchen Fällen ein leichteres Verständnis erzielen kann und darf; nicht minder unten § 403 f., wie jeder Darstellende durch ähnliche kleine Abweichungen Schachteleien und das Nachklappen tonloser und unwichtiger Satzteile nicht nur vermeiden kann, sondern soll. Der Satz bei von Proskowetz mag für den letzten Zweck noch als Beispiel für den Hauptsatz dienen: ''Ein Regiment Gardehusaren zieht ein vom Lager mit klingendem Spiel''; und für den Nebensatz zwei aus Rud. Huch: ''So war es ein ehrlicher Streit, derengleichen du mehr als einen bestanden hast in deinem jungen Leben'', und: ''Wer weiß auch, ob nicht in diesem Bau, der verflucht ist von Anbeginn seines Bestehens, verborgene Falltüren sind?'' Rücksicht auf den Wohllaut, auch auf Verständlichkeit und Abwechslung gebietet auch in folgenden Fällen eine Abweichung.  +
Ganz natürlich ist eine Angabe des Ortes und der Zeit, auch des Zweckes und Grundes neben Hauptwörtern, die nur noch irgendetwas von der Tragkraft des in ihrem Stamme steckenden Tätigkeits- oder Eigenschaftswortes bewahrt haben. So erklären sich zunächst die zahlreichen präpositionalen Wendungen neben Hauptwörtern, die das heutige Deutsch teils geradezu zum Ersatz für den sogenannten objektiven Genetiv anderer Sprachen, teils zur Ausweichung vor dem subjektiven Genetive gegen sie voraus hat: ''Freude über den Sieg, Hoffnung auf Besserung, Macht über Leben und Tod'' u. ä. Heute ist es denn auch in allen Fällen, in denen das Verhältniswort bereits vorherrscht, tadelnswert, wieder zum Genetiv zurückzukehren. Wir dürfen weder mit dem Chronisten von Pfäfers (1540) mehr sagen: ''die furcht des gefährlichen Weges'' (statt: ''vor dem g. W.''), noch mit Zschokke: ''die Liebe des Vaterlandes'', wenn damit ''die Liebe zum Vaterlande'' oder ''die Vaterlandsliebe gemeint ist'', oder mit Schiller: ''Furcht einer'' (statt ''vor einer'') ''ungewissen Gefahr'' oder ''Hoffnung der Beute'' (statt ''auf [die] Beute''). Außer diesen Objektsbezeichnungen stehn besonders Angaben des Ruhe- und Richtungsverhältnisses neben Hauptwörtern der oben besagten Art, aber auch sie nur unter der Bedingung, daß sie in der nämlichen Form neben dem entsprechenden Zeitwort der Bewegung stehn. In dieser Weise hat die mittelhochdeutsche Fügung ''die kommendiu vart in mîn hûs'' zahllose Nachbildungen gefunden, von einfachen und sinnlicheren an, wie: ''die Fahrt nach Berlin, die Rückreise aus Asien, Marsch quer durch Afrika, das Wohnen in den Bergen'', bis zu abstrakteren wie: ''mit einem Aufblick zum Himmel, im Hinblick auf die Schwierigkeiten, die Ergebung in das Schicksal''. Am zahlreichsten und mannigfachsten müssen die Verhältnisattribute neben den dem Verbum selbst am nächsten stehenden Verbalsubstantiven, der Nennform selbst und der Ableitung auf ''-ung'' sein, so daß jede Verhältnisergänzung, die neben einem Verbum erscheint, an sich auch neben dieser seiner Substantivierung möglich ist: ''Berufung an die Universität Leipzig, Fortpflanzung durch Samen, Verherrlichung im Liede''; ''der Trieb, seinen'' $Seite 163$ ''Willen zu haben, und die Verhinderung daran''; ''Entschädigung für die Verluste''; ''das Niederwerfen aufs Gesicht, Handlung aus Edelmut'' usw.  
In der Zusammensetzung mit Substantiven erscheinen wesentlich wieder Substantive, Adjektive oder Verben als Bestimmungswort, nur ausnahmsweise neben einigen Bezeichnungen der handelnden Person Adverbien, die mit den zugehörigen Verben in eigenartiger Bedeutung verbunden sind: ''Frühaufsteher, Leisetreter''. Schon danach sind jetzt oft gehörte Wörter wie ''Jetztzeit'' (ebenso, wenn auch bloß des gleichen schlechten Klanges wegen ''Letztzeit''), ''Nunbrauch'', ''Lebendgeburten'', ''Linkspartei'' u. ä. als Afterformen zu erkennen. Sie finden aber auch keinen Rückhalt in Meister Lönsens witzelndem ''Nirgendwo am Nimmermehrstage'' (ureigentliche Zusammensetzung !) ''des Niemondes''. Dagegen treibt noch kräftig die sog. Partikelkomposition, in der meist räumliche und solche Adverbien als bestimmender Teil auftreten, die jetzt als Präpositionen dienen (''Vorzeit'') oder gar keine selbständige Geltung mehr haben (''Antlitz''). Man vergleiche: ''Abgas'' und ''Abhitze'', ''Ablager'' (H. Leip: ''Nachtlager''), ''Abgunst'', ''Abmaß'', ''Abschein'', ''Absprache'' und ''Abteil''; ''Anstrich'' (Vokalstrich der Kurzschrift), ''Aufgeld''; ''Beiklang'' und ''Beiguß''; ''Durchgut'', ''-strecke, -verkehr, -zoll'' (statt: ''Transitgut'' usw.); ''Durchzug'' (zur Zimmerlüftung); ''Innen- und Außenminister, Innen- und Außenstück, Innenklosett''; ''Nachkind, Nach- und Vorkriegszeit''; ''Vormärz, Vorsang, Vorspiel, Vorwelle''; ''der Zustrom der ausgetriebenen Bauern'' (O. Seeck).; auch ''gerade'' und ''grade'', ''Geleis und Gleis'', übrigens durchaus gleichwertige Doppelformen, gehören hierher.  +
Unsere Sprache scheint nicht mehr so triebkräftig, um aus reinen Wurzeln neue einfache Wörter mit Hilfe einfacher Konsonanten zu bilden, selbst Reihen gleicher Bildungsart, wie etwa die $Seite 2$ Hauptwörter auf ''t-'' von ''b-'' und ''m''-Stämmen (''geben'': ''Gift'', ''heben'': ''Heft'', ''haben'': ''Haft''; (''ver'')''nehmen'': ''Vernunft'', (''an'')''kommen'': (''An'')''kunft''), oder auf ''-st'' neben ''n''-Stämmen (''brennen'': ''Brunst'', ''gönnen'': ''Gunst'', ''gewinnen'' ''Gewinst'', ''spinnen'': ''Gespinst''; (''ab'')''spannen'': ''Gespenst''; ''können''; ''Kunst'') gesellt sich heute kaum ein neues Glied bei. Höchstens wenn in einer Wortklasse eine Endung besonders oft auftritt, aber mehr die Wortklasse bezeichnend als wortbildend, dann wird sie oft rein mechanisch angefügt, um Wörter und selbst Wendungen als einer solchen Wortklasse zugehörig zu kennzeichnen. So sind die vielen Genetive auf ''s'', die als Adverbien gebraucht werden, die Veranlassung geworden, überhaupt Adverbien durch ein solches ''s'' kenntlich zu machen. Man denke nur an ''jenseits'', ''blindlings'', ''hinterrück''(''en'')''s'', ''unterweg''(''en'')''s'', selbst ''tags darauf'' und ''bis heutigentags'' und (''des'') ''Nachts''; dann ''anderorts'' und aus lebhafterer Erinnerung an einen möglichen Genetiv ''andernorts'', geradeso wie sich neben dem altberechtigten ''anderseits'' jünger ''andrer''- und ''einerseits'' entwickelt haben, von Teil aber richtig nur ''eines''- und ''ander(e)nteils''. Auch an wirkliche und scheinbare Partizipien ist das ''s'' angetreten, wie ''durchgehends'', ''zusehends, vollends'', während ''eigends'' statt ''eigens'' schlecht ist. Wo das ''s'' gegen den Gebrauch einmal fehlt, empfindet man den Mangel bereits unangenehm, so etwa wenn der Tiroler Schriftsteller R. Hörmann verspricht, ''etwas besonder zu erzählen''. Anderseits heißt es der Steigung für dies ''s'' zu sehr nachgeben, wenn man es auch an Fügungen hängt, in denen schon Präposition und Substantiv das adverbiale Verhältnis deutlich genug ausdrücken, oder wenn der ursprünglich immer partitiv gedachte und noch jetzt mehr oder minder so empfundene adverbiale Genetiv geradezu ein Widerspruch ist gegenüber einem Ausdrucke, der die Ausdehnung über eine Strecke bezeichnet und somit den Akkusativ fordert. Deshalb ist falsch ''über mittags''//1 Auch nicht gut ist ''über Essens'', obwohl es auf einer Weglassung von Zeit beruhen dürfte.//, ''tagsüber, sommersüber, durchwegs, inlands'' statt ''über mittag'', (''den'') ''Tag über, den Sommer über, durchweg, mehr ins Land hinein''. ''Öfters'' hat mit diesem ''s'' herrschend werden können, weil es die Komparativbedeutung verloren hat und nur noch so viel wie ''manchmal'' besagt, aber darum ist kein Anlaß, mit den Österreichern das ''s'' auch an die Komparative ''ferner'' und ''weiter'' anzuhängen. Auch ''stillschweigends'' statt ''stillschweigend'' ist nicht zu empfehlen, da das Wort noch viel zu sehr in seiner eigentlichen partizipialen Bedeutung gefühlt wird. Vollends sind ''mancher-, vielerorts'' widerspruchsvolle Bildungen; beginnen sie doch mit einem Wesfall in der Mehrzahl und am Schluß ist in diesem ''s'' das ursprüngliche Zeichen des Wesfalls der Einzahl angehängt.  
Das Gegenteil der Einheit: ''all'' erscheint in drei Formen: Erstens in dieser ungebeugten Form vor Artikel oder Possesiv + Hauptwort, und zwar nicht nur im 1. und 4. Fall der Einzahl männlicher und sächlicher Wörter, wo es freilich am häufigsten ist: ''all der Schmerz, all seinen Kummer'', sondern auch in andern Formen: ''all die Qual, all meiner Glückseligkeit'', ein nicht zu verwehrender Brauch, der lästige Wiederholung gleicher Endungen erspart. In starker Beugung sodann überwiegt es heute vor Artikel und Possesiv außer in den obengenannten zwei Kasus: ''alles meines Leides, aller der Ergötzlichkeiten'': in ihr erscheint es stets vor artikellosen Substantiven: ''alle gute Gabe, alles Volk'', und nach substantivischem Fürworte: ''das, dies, wer alles''; also auch ''in, nach, bei dem allem'', wie nach Substantiven, so daß es wohl ''all und alle diese Qualen'', aber nur ''diese Qualen alle'' heißen kann. Der Berliner sagt auch noch ''alle Minute'', und der ''Allermannsfreund'' geht auf den ''klugen Allermann'' (= jedermann) zurück. Vor dem substantivischen Fürwort ist die undeklinierte wie die starkdeklinierte Form möglich, also ''all'' und ''alles das'', im Dativ demnach ''bei all dem'' und ''bei allem dem''. Deutschen Zungen freilich scheint die letzte Form wie die umgekehrte ''bei dem allem'' immer empfindlichere Unbequemlichkeit zu bereiten. Keinesfalls darf man sich aber darüber durch ''bei dem allen'' //* Diese Fügung, die Grimm, Wb. I, Sp. 206 ''bei dem allen'' schlechthin falsch nennt, lief ihm Sp. 207 selber unter!//) weghelfen, weil ''all'' überhaupt nicht schwach gebeugt wird. Dagegen bietet eine gleich bequeme und berechtigte Ausweichung eine dritte Möglichkeit, der alte, natürlich unveränderliche Instrumentalis ''alle''. Ursprünglich vor allen Geschlechtern und Fällen möglich und im Volke noch so verbreitet (''alle der Quark, alle das Ihrige, alle die Merkwürdigkeiten''), ist die Form jetzt freilich in der Schriftsprache wieder so ziemlich auf ihren mutmaßlichen Ausgangspunkt, den Dativ, und zwar vor substantivischen Neutren beschränkt: ''alle dem konnte er nicht widerstehen''; ''bei, von, mit, trotz, aus alle dem''.  
Bei periodisch wiederkehrenden Handlungen antwortet auf die Frage: ''wie oft?'' der Genitiv von ''alle'' mit einem Zahlwort, z. B.: ''aller vierzehn Tage, aller vier Wochen, aller zwei Stunden, aller halben Jahre, aller Vierteljahre, aller hundert Jahre'', ja sogar ohne Zahlwort: ''aller Augenblicke''. Wenigstens in Mitteldeutschland, namentlich in Sachsen und Thüringen, ist dieser Genitiv allgemein, bei Hoch und Niedrig, im Gebrauch. Nicht bloß die Leipziger Straßenjugend spottete von der Leipziger Pferdebahn: ''und aller fünf Minuten, da bleibt die Karre stehn'' — auch die gebildete Mutter sagt zu ihrem Kinde: ''bleib doch nicht aller zehn Schritte stehen'', oder: ''du bleibst ja aller drei Zeilen hängen'', oder: ''so was kommt nur aller Jubeljahre einmal vor'' (wobei der Zahlbegriff in Jubel steckt: 25, 50, 100), ja sogar: ''komm doch nicht aller Nasen lang gelaufen'', oder: ''du störst mich aller Augenblicke'', und der Arzt schreibt aufs Rezept: ''aller zwei Stunden einen Eßlöffel voll zu nehmen''. Mit dem Akkusativ, wie er in Nord- und Süddeutschland üblich ist, erscheint uns nicht das Periodische, die Wiederkehr der Handlung in gleichen Zeitabständen, ausgedrückt. Wenn ich sage: ''das kann ich alle Augenblicke tun'', oder von einem geladnen Geschoß: ''geh zurück! es kann alle Augenblicke losgehen'', so heißt das nichts andres als: ''jeden Augenblick, jederzeit, sogleich, sofort''. Sage ich dagegen: ''es blitzt aller Augenblicke'', so heißt das (natürlich mit einer starken Übertreibung): ''es blitzt in regelmäßigen Abständen von je einem Augenblick.'' Wenn sich jemand beklagt, er habe vierzehn Tage an einem langweiligen Badeorte sitzen müssen, so kann ich ihn fragen: ''bist du wirklich alle vierzehn Tage dort gewesen?'' Das ist eine Zeitdauer, keine Wiederholung. Wenn sich aber $Seite 255$ die Landpfarrer in regelmäßigen Zwischenräumen von je vierzehn Tagen zu einer Konferenz in der Stadt zusammenfinden, so kommen sie nicht ''alle'', sondern ''aller vierzehn Tage''. Eine Berliner Zeitschrift verspricht ihren Lesern auf dem Umschlag ''alle sieben Tage'' ein Heft. Sie hält aber ihr Versprechen nicht, denn sie bringt nur ''aller sieben Tage'' eins. Wenn ich sage: ''ich reise alle Jahre nach Italien'', so kann ich das einmal im März, das andremal im Mai, das drittemal im Oktober reisen. Will ich dagegen sagen, daß ich die Reise in genauen Abständen von je einem Jahre mache, so würde ich zwar nicht sagen: ''aller Jahre'' (das ist nicht gebräuchlich), wohl aber, wo es auf eine genaue Bestimmung einer periodisch wiederkehrenden Handlung ankommt: ''aller zwölf Monate''.//* Wenn Wolfgang Müller von der Wunderblume singt: ''Sie blüht nur einmal alle hundert Jahr'', so heißt das nur, dass sie im Verlaufe von hundert Jahren einmal blühe. Soll aber ausgedrückt werden, daß sie in regelmaßigen Zwischenräumen von hundert Jahren blühe, so ist das ''einmal'' ganz überflüssig; dann genügt es, zu sagen: ''sie blüht aller hundert Jahr''.// Da es sich bei diesem eigentümlich gefärbten „distributiven" Genitiv, wie man ihn treffend genannt hat, keineswegs um einen niedrigen Provinzialismus handelt, sondern um eine mundartliche Feinheit, deren das Norddeutsche wie das Süddeutsche entbehrt, so kann es uns niemand verdenken, wenn wir ihn nicht dem unklaren, doppelsinnigen Akkusativ zuliebe fallen lassen. Wir bleiben fest bei unserm: ''aller vier Wochen!''  
Die Wahl falscher Verhältniswörter beruht außer auf Mangel an Anschauung auch darauf, daß man das freilich aus noch klarerer Anschauung herausgewachsene Stilgesetz vielfach nicht kennt, wonach immer das Verhältniswort zu wählen ist, das der im regierenden Worte angedeuteten Bewegung, diese im eigentlichen räumlichen wie im übertragenen Sinne genommen, entspricht und das dann häufig das nämliche ist wie das, womit das regierende Wort zusammengesetzt ist. Also Ausdrücke der Scheidung, Trennung, Sonderung und Verschiedenheit fordern ''von''; aber in dem Satze des Turnerschafts-V.-C. half auch ''von'' nicht, sondern nur etwa: ''unsere Ansichten wichen verschiedentlich von denen anderer Verbände ab'', statt ''des Widerspruchsvollen ... gingen mit ihnen auseinander''. Man hat eine Neigung ''gegen'', auch ''zu jemand'', nur ''zu etwas'', wie auch ''Hinneigung'' nur ''zu'' bei sich hat, weil da das ''Hin''- den Begriff der eigentlichen (''Herab''-) ''Neigung'' überwiegt. Zu ''Vorzug'' gehört ''vor'', nicht ''gegen'', wie O. Ehlers schreibt: ''Moussourie ist eine Sommerfrische, welcher gegen Simla der Vorzug ge''- $Seite 157$ ''geben wird''; und zu ''Vergleich mit'' oder ''zu: im V. mit'' (''zu'') ''meiner jetzigen Lebensart, im V''. (nicht: ''meines begeisterten Freundes'', sondern): ''mit meinem b. Freunde''. Der Verfasser des „Höllenbreughels“ durfte nicht schreiben: ''Ununterrichtetheit'' (!) ''für die Genesis der Kunst''; denn zu ''unterrichten'' gehört ''von'' (''in, über''). In der Tägl. Rundschau steht ''des Liedes Macht auf vaterländischen Sinn'', nicht gerechtfertigt trotz Schiller, der geschrieben hat: ''Die Seele hat Macht auf die Stärke der Beweggründe''; entweder muß neben ''Macht'', wenn es wie hier ein ruhendes Übergewicht ausdrückt, ''über'' treten, oder, wenn dem Sinne entsprechender ''auf'' gewahrt bleiben soll, ''Macht'' durch ''Einfluß'' ersetzt werden, ähnlich mußte es bei Fendrich heißen: ''Entweder ist es Furcht vor den Menschen oder Gewöhnung'' (nicht: ''Gewohnheit'') ''an die Behaglichkeit des Himmels''. Verwunderlicher ist die falsche Präposition natürlich neben einem sinnlich faßlicheren Begriffe wie ''Einverleibung'', und doch schreibt die Tgl. R. auch: ''die Einverleibung mit'' (statt ''in'') ''Italien''. Auch bei ''aufpassen, aufmerken'' ist jetzt der Dativ, den noch Goethe hat (''Ich merkte meinen inneren Geistesoperationen auf''), der Wiederholung des ''auf'' gewichen, ebenso wie ''sich einem anschmiegen'' seltener geworden ist als ''an einen''; auch ''Annäherung an jemand'' heißt es jetzt//1 Ebenso sagt z. B. Goethe noch ''Anhänger ans Deutsche'', wofür wir sagen: ''Anhänger des Deutschen''.//, nicht mehr, wie z. B. bei Fichte: ''zu jemand''; desgleichen hat man nicht, wie ein Rechtsanwalt sagt: (''An''-)''Forderungen gegen'', sondern ''an den Nachlaß''. Endlich wird ''auf Schnepfen aufgestellt'' und ''geschworen auf jemand'' und ''auf etwas'', dies letzte zugleich in Angleichung an ''bauen auf'', wie als Folge älterer sinnlicherer Auffassung in Erinnerung daran, daß die Finger beim Schwur auf ein Symbol aufgelegt wurden. Jedenfalls ist ''schwören in'' mehr lateinisch als deutsch, gerade wie aus im Teilungsverhältnisse//1 s.o.//, das sich nicht nur in Übersetzungen also findet: ''Die Wetterglocke ist meist die älteste aus allen'' (v. Hörmann). Französisches Sprachgut ist ''in'' unmittelbar vor Jahreszahlen, besonders im kaufmännischen Geschäftsstile. Schon 1854 schrieb in diesem die Weserzeitung: ''Die russisch-holländische Anleihe begann in 1816'' (statt ''begann 1816'' oder ''im Jahre'' [''i. J.''] ''1816''), ''die griechische Anleihe wurde noch in 1853 ausgezahlt''. Auf falsch verstandenem ''en'' beruht vielleicht auch die kaufmännische Wendung ''in der'' (statt: ''als E.'') ''Einlage, Anlage übersende ich Rechnung'', die sinnlos ist, wenn diese selbst die Einlage ist.  
Die mit ''zu'' verbundene Verbalform auf -''end'' ist die Partizipialform zu der durchaus passivischen Bezeichnung der Notwendigkeit oder Möglichkeit durch ''sein'' und einen Infinitiv mit ''zu'': ''das Buch ist zu loben'' = kann oder muß gelobt werden: ''das zu lobende Buch''. Daraus ergibt sich, daß die Form allein von transitiven Verben gebildet werden kann; und nur, daß man irrtümlich in diesen Formen das auch von intransitiven vorkommende erste Mittelwort erkannte, hat dann dazu verführt, solche Formen auch von intransitiven zu bilden. Wie man aber nicht sagen kann: ''die Krönung ist zu geschehen'', so auch nicht ''die zu geschehende Krönung''; ebensowenig ''die zum 1. Oktober einzutretenden Zöglinge, die zu erscheinenden Werke''. Indes darf man sich über ''einen um 10 Uhr einzutreffenden Zug, eine zusammenzutretende Konferenz'' in Zeitungen wundern, wenn sogar aus einer deutschen Grammatik verzeichnet werden muß: ''ein sonst wegzufallender Konsonant''?! Übrigens auch von transitiven Verben ist dieselbe Form fehlerhaft verwendet, wenn der Ausdruck weder Möglichkeit noch Notwendigkeit bezeichnet, wie der: ''sein im Jahre 1873 zu vollendendes 70. Lebensjahr'' statt ''sein 70. Lebensjahr, das er vollenden wird''.  +
Ursprünglich war das Genetivobjekt nicht, wie heute in der Hauptsache, aus diese Wechselbeziehung zum persönlichen Akkusativobjekte (§ 209) beschränkt. Vielmehr hat es so viel Gebiet erst allmählich verloren, zunächst an den Akkusativ, besonders von Verbindungen mit dem Neutrum ''es'' aus (''es ihm gedenken, es Wort haben''). Eigentlich ein Genetiv, wurde dieses ''es'' nämlich immer häufiger als Akkusativ, auch Nominativ des Neutrums aufgefaßt, und nach dem Muster dieses vermeintlichen pronominalen Akkusativs in diesen Verbindungen wurden dann auch substantivische eingefügt. Während der Fügung von ''benötigt sein'' noch dieselbe ist wie bei Lessing: ''Sollten Sie mehr als der beikommenden 25 Exemplare benötigt sein'', ging z. B. die Fügung ''eines Dinges benötigen'' über in: ''ein Ding b.''; und es ist ein Dichter, der singt: ''Wir lächeln seines grimmen Sichvermessens'', und: ''daß mein Blut sich sein erbarme'' (Chr. Morgenstern), wie denn Nietzsche im „Zarathustra" viel solche Wesfälle hat. Ebenso geht es darauf zurück, daß das Bindewort ''daß'', ursprünglich der vierte sächliche Fall des hinweisenden Fürwortes, ebenso zu Zeitwörtern mit Akkusativ- als zu denen mit Genetiv(und andern) Objekten trat: ''zugeben daß, erlauben daß''; — ''sich erkühnen daß, vergessen daß''//1 Schon aus dieser Entwicklung der ''daß''-Sätze erhellt, wie unberechtigt die Forderung ängstlicher Sprachlehrer ist, daß man ''daß''-Sätzen, wo sie nicht einem Akkusativobjekt entsprechen, möglichst ein das andre Verhältnis andeutendes Für- oder Umstandswort vorausschicken solle. ''Ich besinne mich nicht mehr (darauf), daß ich das gesagt hatte'' wäre ohne ''darauf'' auch verständlich. Ebenso ist möglich: ''Erzürnt sein, daß; entrüstet sein, daß ohne darüber; er zittert, er bangt, daß'' ohne ''davor'', ''(sich) erinnern, gedenken, mahnen, daß'' ohne ''daran'' u. a.//. Vor allem aber beruht es auf diesem Irrtume des Sprachgefühls, daß, wie neben Eigenschaftswörtern (vgl. oben § 191), auch neben intransitiven Zeitwörtern und neben manchen in verbalen Wendungen $Seite 193$ gebundenen Hauptwörtern ein Akkusativ stehen kann. Vg1. ''etwas vergessen, einem etwas gedenken, (über) einen Herr werden, etwas Wort haben'', und solche Wendungen: ''Er weiß dir die unzeitige Nachsicht später nicht einmal Dank. Was der Kaiser den Lehrenden Schuld gibt, ist zumeist Schuld der Verwaltung''. Ebenso erklärt es sich auch, wenn z. B. Boyen schreibt: ''Daß alles hier in einem hohen Grade von Schmutz liegt, dies kann man sich durch den ersten Augenblick überzeugen''. Auch hier ist, wie neben den entsprechenden Eigenschaftswörtern z. T. der alte schöne Genetiv noch möglich, z. T. aber auch die zweite dem Genetivobjekt entgegenwirkende Fügungsweise, d. i. das Verhältnisobjekt. ''Sich eines erbarmen'' ist geworden zu: ''sich über einen erbarmen''; ''jemandes gedenken'' zu: ''gedenken an jemand''; ''eines Vergehens ledig'' oder ''frei'' zu: ''von einem Vergehen ledig'' oder ''frei sprechen''. Aus Schillers: ''Ich ließ kaum des eigenen Gutes mich gelüsten'' ist allgemein geworden: ''gelüsten nach etwas'', aus Goethes: ''sie harren der Schlag und der Schelten'' ebenso: ''harren und warten auf etwas'' usf. ohne Ende.  
Prädikative Aussagen, die in deklinierter Form über ein Objekt gemacht werden, gleichviel ob in einem bloßen Falle oder mit dem gleichsetzenden Wörtchen ''als'' davor, müssen im allgemeinen in demselben Falle erscheinen wie dieses: ''Das Volk nennt ihn den weisen''- (Less.). ''Den Kaiser Friedrich wird die Geschichte immer als den großen Dulder preisen''. ''Ein Telegramm, welches mich vielleicht als den falschen Propheten erweist''. ''Er konnte ihn weder als Privatmann noch als Regenten achten''. Falsch ist also: ''Man wählte Herrn X. als erster'' (statt ''ersten'') ''Bürgermeister'', und doch liest man das sehr oft, wohl weil die Bezeichnung ''Erster Bürgermeister'', gleich ähnlichen Titeln dazu verführt, sie als etwas Starres und Steifes aufzufassen. Schlimmer noch ist jedenfalls der Satz der Nat.-Zeit.: ''Als genialer Naturforscher faßt J. Anzengruber'' — man kann unter dem Naturforscher danach zunächst nur Anzengruber verstehn — ''den Mönch und läßt ihn zugrunde gehn''; und auch Löns hätte nicht schreiben sollen: ''Da kriegten wir das französische Feuer als wie ein'' (sondern: ''einen'') ''Hagelschauer''. Nur neben ''nennen'' ist der Nominativ, der im älteren Deutsch, d.h. vor dem vollständigen Siege des lateinischen Kongruenzgesetzes, viel häufiger war, dann auch der Schriftsprache gemäß, wenn es ein Rufen bei Namen bezeichnet, wenn noch ein wirklicher Vokativ durchgehört werden kann, den der Nominativ $Seite 223$ dann nur vertritt. In der Tägl. Rundschau stand: ''J. Stilling nennt einen Juden sogar Mein teurer und herzlich geliebter Freund''; der Entdecker Höllenbreughels schreibt: ''Jeder Einbrecher nennt sich heut geheimer Kassenrevisor''; W. Raabe: ''Fritz nannte ihn seine Schwester, Wirklicher Geheimer Rat die Welt'', und L. Corinth: ''welchen wir ,,der fromme Gesell“ nannten''.  +
Eine unnotige Häufung ist fast immer die Verbindung ''als wie'', sooft sie auch unsre Klassiker noch haben: ''Der See liegt ruhig da als wie ein Spiegel'' (Schiller); ''Er wäre so wunderlich als wie am ersten Tag'' (Goethe); am meisten hat sich Fr. Rückert darein verliebt, der sogar geschrieben hat: ''Ich kam als wie ein Blitz und ging als wie ein Wind''. Schlimmer ist die Doppelung jedenfalls nach komparativen//3 Wenn ''als wie'' danach, aber auch schon nach ''so'' + Adj., also z. B. oben in dem Goethischen Sätze härter ankommt als nach dem Positiv allein, so rührt das wohl von einer leisen Empfindung für die Urbedeutung von ''als'' her. Diese war ''also'', d. h. ''ebenso'', und in diesem Sinne scheint es nach einem bloßen Positive auf das ''wie'' hinweisen zu können, während es neben einem ''so'' überflüssig ist, einem Komperative aber geradezu widerstrebt.//, wo der Norddeutsche wieder besonders auf der Hut sein muß; schrieb doch schon der alte Moser: ''besser als wie diese selbst''. Anderseits gibt es auch Fälle, in denen beide Wörtchen in besonderer Bedeutung stehn, ja beide stehen $Seite 287$ müssen: z. B. ''als'' von einem Komparative abhängig und ''wie'' zeitlich: ''Wir verkehrten jetzt anders oder herzlicher, als wie'' (möglich auch: ''da'') ''wir uns kaum kennen gelernt hatten''. Selbst ''als'' nach dem Komparativ und ''wie'' zur Einleitung eines Vergleiches auf der nämlichen Stufe kann zusammentreffen: ''mehr wie die Walfische als wie die Frösche''. Gleichwohl sind Sätze, worin statt zwei geforderter Bindewörter nur eines steht und durch den Mangel das Gefühl einer Lücke hervorgerufen wird, nicht zu selten. So stand in der Tgl. R. aus der Feder E. Bauers: ''Ich habe selten so froh aufgeatmet, als die Krönung'' (statt: ''als da die Krönung'') ''ohne Zwischenfall vorüber war''; und Grabbe schrieb: ''Das Schlimmste ist, daß wir, seit wir tausend kleine Herren haben, auch tausendmal mehr gepeinigt werden, als'' (statt: ''als da'') ''wir nur einen hatten''. Auch ''wie'' kann mit einem Komparative oder einem negativen Ausdrucke für die Verschiedenheit zusammentreffen, wenn es nur nicht davon abhängt; beruht doch darauf der Unterschied z. B. ''zwischen einem rechten Opfer, das niemand sieht als der liebe Gott'' (d. h. ''nur Gott''), ''und einem Opfer, das niemand beurteilen kann, wie der liebe Gott'' (E. Förster; d. h.: ''so richtig wie der liebe Gott''). ''Niemand kann sprechen —, wer könnte sprechen wie Sie?'' bedeutet danach: ''niemand kann es so wie Sie'', während: ''niemand —, wer kann sprechen, als Sie?'' so viel ist wie: ''niemand außer Ihnen''. Wenn ''eine Witwe nichts liebt wie ihr Kind'', so ist das schön und soll immer so sein, daß sie nichts anders so sehr liebt wie dieses; aber wenn ''sie für nichts als ihr Kind Sinn hat'', d. h. nur für dieses, so ist dieses schon selbstische Beschränkung und Affenliebe.  
Ob es richtiger sei, zu sagen: ''größer als'' oder ''größer wie'', läßt sich am besten geschichtlich beantworten. In der Anwendung der drei vergleichenden Bindewörter ''als, wie'' und ''denn'' ist im Laufe der Zeit $Seite 263$ eine Verschiebung vor sich gegangen. Im Althochdeutschen und noch im Mittelhochdeutschen stand (wie noch heute im Englischen) hinter dem Komparativ stets ''danne, dan, denne,'' z. B.; ''wizer dan ein sne'' (''weißer denn Schnee''). ''Denn'' bezeichnete also die Ungleichheit. Hinter dem Positiv stand damals stets ''also'' (d. h. ''ganz so''), ''alse, als'', z. B.: ''wiz als ein swan'' (''weiß als ein Schwan''), Als bezeichnte also die Gleichheit, und zwar nicht nur hinter dem Positiv, sondern auch bei andern Vergleichungen, wie bei Luther: ''wer nicht das Reich Gottes empfängt als ein Kind — du sollst deinen Nächsten lieben als dich selbst'' — und auch in vergleichenden Zwischensätzen: ''als sich gebührt''. ''Wie'' endlich, althochdeutsch ''hweo'' oder ''hwio'', war ursprünglich überhaupt keine vergleichende Konjunktion, sondern nur Fragewort. Allmählich erweiterte sich aber das Gebiet von ''als so'', daß es nicht bloß bei der Gleichheit, sondern auch bei der Ungleichheit, hinter dem Komparativ, verwendet wurde und dort das alte denn verdrängte. Dafür wurde aber wie zur Vergleichungspartikel und fing nun seinerseits an, das alte ''als da'' zu verdrängen, wo dieses früher die Gleichheit bezeichnet hatte, ja es drang sogar noch weiter vor, bis an die Stelle von ''denn'' und bezeichnete nun ebenfalls auch die Ungleichheit (''größer wie''). Diese Verschiebung, die schon im sechzehnten Jahrhundert beginnt, ist im siebzehnten und achtzehnten in vollem Gange und ist auch jetzt noch nicht ganz, aber doch ziemlich abgeschlossen. Daß sie noch nicht ganz abgeschlossen ist, daher stammt eben das Schwanken. Wenn man also auch nicht behaupten kann, es sei falsch, zu sagen: ''so weiß als Schnee'', es dürfe nur heißen: ''so weiß wie Schnee'', so trifft man doch ungefähr das richtige, wenn man sagt: ''denn'' als Vergleichungspartikel ist veraltet (nur in gewissen Verbindungen wie: ''mehr denn je'' ist es noch üblich), ''als'' bezeichnet die Ungleichheit (''anders als'') und gehört hinter den Komparativ (wie lat. ''quam'', franz. ''que'', engl. ''than''), ''wie'' bezeichnet die Gleichheit und gehört hinter den Positiv (wie lat. ''ut'', franz, ''comme'', engl. ''as''). Es könnte nichts schaden, wenn der Unterricht in diesem Sinne $Seite 264$ etwas nachhülfe und dem Schwanken dadurch ein Ende machte. ''Wie'' auch hinter dem Komparativ zu gebrauchen (''er sieht ganz anders aus wie die übrigen sterblichen''), mußte dann natürlich der Gassensprache überlassen bleiben, in der es ohnehin schon das beliebteste ist. Erhalten hat sich noch die ursprüngliche Bedeutung von ''als'' im Sinne der Übereinstimmung bei den Appositionen hinter ''als'': ''als Knabe, als Mann, als König, als Gast, als Fremder''. Da kommt es nun nicht selten vor, daß dieses ''als'' unmittelbar hinter ein ''als'' beim Komparativ tritt, z. B.: ''er betrachtete und behandelte den jungen Mann mehr als Freund, als als Untergebnen''. In diesem Falle pflegt — nach dem alten, nun schon oft bekämpften Aberglauben — gelehrt zu werden, es müsse heißen: ''denn als Untergebnen''; das Wort ''als'' dürfe nicht zweimal hintereinander stehen. Und so wird ''denn'' auch meist ängstlich geschrieben: ''die Trennung der Christenheit hat sich eher als Gewinn denn als Schädigung erwiesen — Bismarck fühlte sich weniger als deutscher Staatsmann denn als der ergebne Diener des Hauses Hohenzollern — manche Gymnasiallehrer stellen sich lieber als Reserveoffiziere denn als Bildner der Jugend vor''. Es fragt sich aber doch sehr, was anstößiger sei: das doppelte ''als'' oder das auffällige, gesuchte, veraltete ''denn'', das sonst niemand mehr in diesem Sinne gebraucht. Die Umgangssprache, auch die der Gebildeten, setzt unbefangen ein doppeltes ''als'': ''mir hat Lewinsky besser als Shylock als als Mohr gefallen.'' Ein feiner Satz ist: ''Friedrich Wilhelm der Vierte haßte die Revolution nicht bloß wie, sondern als die Sünde''. Hier sieht man deutlich hinter ''wie'' die Vergleichung, hinter ''als'' die Übereinstimmung.