Suche mittels Attribut
Diese Seite stellt eine einfache Suchoberfläche zum Finden von Objekten bereit, die ein Attribut mit einem bestimmten Datenwert enthalten. Andere verfügbare Suchoberflächen sind die Attributsuche sowie der Abfragengenerator.
Liste der Ergebnisse
- Einer der schwierigsten, der oder die + (Sehr oft wird an einen Genitiv der Mehrzah … Sehr oft wird an einen Genitiv der Mehrzahl, der von dem Zahlwort ''einer, eine, eins'' abhängt, ein Relativsatz angeschlossen, aber meist in folgender falschen Weise: ''ich würde das für einen der härtesten Unfälle halten, der je das Menschengeschlecht betroffen hat — Leipzig ist eine der wenigen Großstädte, in der eine solche Einrichtung noch nicht besteht — das Buch ist eine der schönsten Kriminalgeschichten, die je geschrieben worden ist — das Denkmal ist eins der schönsten, das bis jetzt ans Tageslicht gebracht worden ist — Klopstock ist einer der ersten, der die Nachahmung des Franzosentums verwirft''. In solchen Sätzen ist das ''einer, eine, eins'' völlig tonlos, es ist wie ein bloßer Henkel für den abhängigen Genitiv, und dieser Genitiv ist das Hauptsinnwort. Es ist aber auch ein logischer Fehler, den Relativsatz an ''einer'' anzuschließen; denn der Inhalt des Relativsatzes gilt doch nicht bloß von dem ''einen'', aus der Menge herausgehobnen, sondern von ''allen'', aus denen das eine herausgehoben wird. Es kann also nur heißen: ''einer der härtesten Unfälle, die je das Men-'' $Seite 127$ ''schengeschlecht betroffen haben — eine der wenigen Großstädte, in denen'' (besser ''wo'') ''eine solche Einrichtung noch nicht besteht''. Nur scheinbar vermieden wird der Fehler, wenn jemand schreibt: ''er war ein durch und durch norddeutscher Charakter, der nur die Pflicht kennt''; denn hier bezeichnet ''ein'' die ganze Klasse, und ''der'' geht auf den Einzelnen. Auch hier muß es heißen: ''er war einer jener norddeutschen Charaktere, die nur die Pflicht kennen''.//* Nicht zu Verwechseln hiermit ist natürlich ein Fall wie folgender: ''eine der größten Schwierigkeiten für das Verständnis unsrer Vorzeit, die meist gar nicht gewürdigt wird''. Hier muß es ''wird'' heißen, denn hier bezieht sich der Relativsatz wirklich auf ''eine''; der Sinn ist: ''und zwar eine, die meist gar nicht gewürdigt wird''.//e, die meist gar nicht gewürdigt wird''.//)
- Grützner, Schirmgeschäft, - N. N., Fabrikant, gegründet 1151 + (Sehr schwer wird unser Denkvermögen auch v … Sehr schwer wird unser Denkvermögen auch verletzt, wenn namentlich in dem Verhältnisse des Hauptwortes und seines Beisatzes oder auch sonst sich entsprechender Glieder eines oder verschiedener Sätze Dinge einander gleichgesetzt werden, die sich sachlich nicht decken, $Seite 436$ weder ganz noch teilweise, und wie sie nicht die gleiche Daseinsform haben, so auch grammatisch verschiedenen Wort- oder doch Begriffsklassen angehören. Eine Person kann nicht einem Zustande, eine bloß in Gedanken vorhandene Vorstellung, eine Handlung und Eigenschaft nicht einem Gegenstande noch eine Person einem Begriffe, ebensowenig, außer in substantivierter Form, ein Adjektiv oder Verb einem Substantiv gleichgesetzt werden, und gleich wenig alles dies wechselseitig umgekehrt. Dennoch begegnet man sehr oft der Formel ''F. Grützner, Schirmgeschäft'', während es doch heißen sollte: ''G. Weiß, Schirmfabrikant'' oder ''F. Grützners Schirmgeschäft'' oder ''Schirmgeschäft von F. Grützner''; und auf großen Inschriften, die lediglich die Art des Geschäfts und seinen jetzigen oder alten Firmeninhaber angeben, aber keine satzartige Aussage enthalten, kann man sich, zumal wenn ein Punkt dazwischen oder der Name darunter steht, ruhig gefallen lassen: ''Erste Haindorfer Spinnerei. Gebrüder Hirsch.'' Sobald jedoch irgendwelche Satzform auftritt, können auch Anzeigen der folgenden häufigen Art nicht gutgeheißen werden: ''Anton Lipp, Blitzableiterfabrikant, München, gegründet 1850, fertigt Blitzableiter nach neuster Vorschrift.'' Auch bei der richtigen Form: ''Anton Lipp's Blitzableiterfabrik, München, gegr. 1850, liefert'' usw., lassen sich in Vermerken und an den Ecken allerhand weitere Bestimmungen anknüpfen; und wenn diese nur abseits stehn und keine satzförmige Aussage bilden, brauchen sie auch nicht unbedingt der Satzfügung eingeordnet zu werden. Derselbe Fehler wird auch oft bei Aufzählungen begangen, gleichviel ob sie auf Speisekarten stehn oder auf Vortragsordnungen höherer Schulen oder in Büchern. Eine Speisekarte zählt z. B. auf:</br></br>''Kalte Speisen:''</br></br>''Kalter Aufschnitt, pro Kuvert (!) M. 1,20.''</br></br>''Kinder unter 10 Jahren ,, —,80''</br></br>''(statt eingerückt: für Kinder —,80)''</br></br>''Rühreier'' —''eier'' —'')
- Unterdrückung des Hilfszeitworts + (Sehr verschieden sind merkwürdigerweise vo … Sehr verschieden sind merkwürdigerweise von jeher die Ansichten gewesen über den Gebrauch, das Hilfszeitwort und (was gleich damit verbunden werden kann) die sogenannte Kopula in Nebensätzen wegzulassen, also zu schreiben: ''der Bischof war bestrebt, von dem Einfluß, den er früher in der Stadt besessen'' (nämlich ''hatte''), ''möglichst viel zurückzugewinnen, der Rat dagegen trachtete, die wenigen Rechte, die ihm noch geblieben'' (nämlich ''waren''), ''immer mehr zu beschränken — Freytag brachte seine Valentine mit, die ihm die Gewißheit seines Berufs zum Dramatiker gegeben'' (nämlich ''hatte'') — ''seine Briefe blieben frei von Manier, während sich in seine spätern Werke etwas davon eingeschlichen'' (nämlich ''hat'') — ''die Pallas trug einst einen Helm, wie aus der oben abgeplatteten Form des Kopfes zu erkennen'' (nämlich ''ist'') — ''eine Vorstellung wird um so leichter aufgenommen, je einfacher ihr sprachlicher Ausdruck'' (nämlich ''ist'') — ''der Ursachen sind mehrere, wenn sie auch sämtlich auf eine Wurzel zurückzuführen'' (nämlich ''sind'') — ''verwundert fragt man, ob denn die Krankheit wirklich so gefährlich, das Übel gar so heillos geworden'' (''ist? sei?'') — ''so lautet das Schlagwort, womit das ideale'' $Seite 135$ ''Werk begonnen'' (''ist? hat?'') — sogar: ''die Lukaspassion kann nicht, wie allgemein behauptet'' (nämlich ''wird''), ''von Bach geschrieben sein''.</br></br>Dieser Gebrauch hat eine ungeheure Verbreitung, viele halten ihn offenbar für eine ganz besondre Schönheit. Manche Romanschriftsteller schreiben gar nicht anders; aber auch in wissenschaftlichen, namentlich in Geschichtswerken geschieht es fort und fort. Ja es muß hie und da geradezu in Schulen gelehrt werden, daß dieses Wegwerfen des Hilfszeitworts eine Zierde der Sprache sei. Wenigstens war einmal in einem Aufsatz einer Unterrichtszeitschrift verächtlich vom ''„Hattewarstil"'' die Rede; der Verfasser meinte damit die pedantische Korrektheit, die das ''hatte'' und ''war'' nicht opfern will. Von ältern Schriftstellern liebt es namentlich Lessing, aus dessen Sprache man sich sonst die Muster zu holen pflegt, das Hilfszeitwort wegzulassen, und Jean Paul empfiehlt es geradezu, diese „abscheulichen Rattenschwänze der Sprache" womöglich überall abzuschneiden.</br></br>Halten wir uns, wie immer, an die lebendige Sprache. Tatsache ist, daß in der unbefangnen Umgangssprache das Hilfszeitwort niemals weggelassen wird. Es würde als arge Ziererei empfunden werden, wenn jemand sagte: ''Es ist ein ganzes Jahr her, daß wir uns nicht gesehen''. In der Sprache der Dichtung dagegen ist die Unterdrückung des Hilfszeitworts wohl das Überwiegende. Man denke sich, daß Chamissos Frauenliebe und -Leben anfinge: ''Seit ich ihn gesehen habe, glaub ich blind zu sein!'' In der Prosa kommt es nun sehr auf die Gattung an. In poetisch oder rednerisch gehobner Sprache stört es nicht, wenn das Hilfszeitwort zuweilen unterdrückt wird; in schlichter Prosa, wie sie die wissenschaftliche Darstellung und im allgemeinen doch auch die Erzählung, die historische sowohl wie der Roman und die Novelle, erfordern, ist es geradezu unerträglich. Wer das bestreitet, hat eben kein Sprachgefühl. Wer sich einmal die Mühe nimmt, bei einem Schriftsteller, der das Hilfszeitwort mechanisch und aus bloßer Gewohnheit überall wegläßt, nur ein paar Druckseiten lang auf diese vermeintliche Schönheit zu achten, der wird $Seite 136$ bald täuschend den Eindruck haben, als ob er durch einen Tiergarten ginge, wo lauter unglückselige Bestien mit abgehackten Schwänzen ihres Verlustes sich schämend scheu um ihn herumliefen.</br></br>Ganz unausstehlich wird das Abwerfen des Hilfszeitworts, wenn das übrig bleibende Partizip mit dem Indikativ des Präsens oder des Imperfekts gleich lautet, also ohne das Hilfszeitwort die Tempora gar nicht voneinander zu unterscheiden sind, z. B.: ''in unsrer Zeit, wo der Luxus eine schwindelhafte Höhe erreicht'' (nämlich ''hat''!) — ''er ist auch dann strafbar, wenn er sich nur an der Tat beteiligt'' (''hat''!) — ''das, was der Geschichtschreiber gewissenhaft durchforscht'' (''hat''!) — ''aus allen Werken, die Ranke verfaßt'' (''hat''!) — ''er erinnert sich der Freude, die ihm so mancher gelungne Versuch verursacht'' (''hat''!) - ''einer jener Männer, die, nachdem sie in hohen Stellungen Eifer und Tatkraft bewiesen'' (''haben''!), ''sich einem müßigen Genußleben hingeben — nachdem 1631 Baner die Stadt vergeblich belagert'' (''hatte''!) — ''er verteilte die Waffen an die Partei, mit der er sich befreundet'' (''hatte''!) — ''ich kam im Herbstregen an, den mein Kirchdorf lange ersehnt'' (''hatte''!) — ''er schleuderte über die Republik und ihre Behörden den Bannstrahl, weil sie sich an päpstlichem Gut vergriffen'' (''hatten''!) — ''du stellst in Abrede, daß Vilmar mit dem Buch eine politische Demonstration beabsichtigt'' (''habe''!). Oder wenn es in zwei oder mehr aufeinander folgenden Nebensätzen verschiedne Hilfszeitwörter sind, die dadurch verloren gehen, ''haben'' und ''sein'', z. B.: ''es war ein glücklicher Gedanke, dort, wo einst der deutsche Dichterfürst seinen Fuß hingesetzt'' (nämlich ''hat''!), ''auf dem Boden,der durch seinen Aufenthalt geschichtlich geworden'' (nämlich ''ist''), ''eine Kuranstalt zu errichten — wir wissen, auf welchen Widerstand einst das Interim gestoßen'' (''ist''!), ''und welchen Haß sich Melanchthon durch seine Nachgiebigkeit zugezogen'' (''hat''!) — ''da sie das Führen der Maschine unterlassen'' (''hatten''!) ''und auf den Fußwegen gefahren'' (''waren''!). Oder endlich wenn gar von zwei verschiednen Hilfszeitwörtern das erste weggeworfen, das zweite aber gesetzt wird, sodaß man $Seite 137$ das nun unwillkürlich mit auf den ersten Satz bezieht, z. B.: ''als ich die Fastnachtsspiele durchgelesen und schließlich zu dem Luzerner Neujahrsspiel gekommen war'' (also auch: ''durchgelesen war''?) — ''seitdem die Philosophie exakt geworden, seitdem auch sie sich auf die Beobachtung und Sammlung von Phänomenen verlegt hat'' (also auch: ''geworden hat''?) — ''der Verfasser macht Banquo den Vorwurf, daß er nicht für die Rechte der Söhne Duncans eingetreten, sondern Macbeth als König anerkannt habe'' (also auch: ''eingetreten habe''?). Wie jemand so etwas noch schön finden kann, ist unbegreiflich.</br></br>Selbst in Fällen, wo der nachfolgende Hauptsatz zufällig mit demselben Zeitwort anfängt, mit dem der Nebensatz geschlossen hat, ist das Wegwerfen des Hilfszeitworts häßlich, z. B.: ''soviel bekannt'' (nämlich ''ist''), ''ist der Vorsitzende der Bürgermeister — wie der Unglückliche hierher gelangt'' (''ist''), ''ist rätselhaft — alles, was damit gewonnen worden'' (''war''), ''war unbedeutend gegen das verlorne — wer diesen Forderungen Genüge geleistet'' (''hatte''), ''hatte sich dadurch den Anspruch erworben'' usw. Zwar nehmen auch solche, die im allgemeinen für Beibehaltung des Hilfszeitworts sind, hier das Abwerfen in Schutz, aber doch nur wieder infolge des weitverbreiteten Aberglaubens, daß ein Wort nicht unmittelbar hintereinander oder kurz hintereinander zweimal geschrieben werden dürfe. Es ist das eine von den traurigen paar stilistischen Schönheitsregeln, die sich im Unterricht von Geschlecht zu Geschlecht forterben. Die lebendige Sprache fragt darnach gar nichts; da setzt jeder ohne weiteres das Verbum doppelt, und es fällt das nicht im geringsten auf, kann gar nicht auffallen, weil mit dem ersten Verbum, fast tonlos, der Nebensatz ausklingt, mit dem zweiten, nach einer kleinen Pause, frisch betont der Hauptsatz anhebt. Sie klingen ja beide ganz verschieden, diese Verba, man traue doch nur seinen Ohren und lasse sich nicht immer von dem Papiermenschen bange machen!</br></br>Nur in einem Falle empfiehlt sichs zuweilen, das Hilfszeitwort auch in schlichter Prosa wegzulassen, nämlich $Seite 138$ dann, wenn in den Nebensatz ein zweiter Nebensatz eingeschoben ist, der mit demselben Hilfszeitwort endigen würde, z. B.: ''bis die Periode, für die der Reichstag gewählt worden, abgelaufen war''. Hier würden zwei gleiche Satzausgänge mit ''war'' nicht angenehm wirken. Wo bei gehäuften Nebensätzen der Eindruck des Schleppens entsteht, liegt die Schuld niemals an den Hilfszeitwörtern, sondern immer an dem ungeschickten Satzbau.</br></br>Die Sitte, das Hilfszeitwort in Nebensätzen gewohnheitsmäßig abzuwerfen, muß um so mehr als Unsitte bekämpft werden, als sie schon einen ganz verhängnisvollen Einfluß auf den richtigen Gebrauch der Modi ausgeübt hat. Daß manche Schriftsteller gar keine Ahnung mehr davon haben, wo ein Konjunktiv und wo ein Indikativ hingehört, daß in dem Gebrauche der Modi eine geradezu grauenvolle Verwilderung und Verrohung eingerissen ist und täglich größere Fortschritte macht, daran ist zum guten Teil die abscheuliche Unsitte schuld, die Hilfszeitwörter wegzulassen. Wo soll noch Gefühl für die Kraft und Bedeutung eines Modus herkommen, wenn man jedes ''ist, sei, war, wäre, hat, habe, hatte, hätte'' am Ende eines Nebensatzes unterdrückt und dem Leser nach Belieben zu ergänzen überläßt? In den meisten Fällen ist die Unterdrückung des Hilfszeitwortes nichts als ein bequemes Mittel, sein Ungeschick oder seine Unwissenheit zu verbergen. Freilich ist es sehr bequem, zu schreiben: ''daß viele Glieder der ersten Christengemeinde arm gewesen, ist zweifellos, daß es alle gewesen, ist sehr zu bezweifeln'', oder: ''wenn man nicht annehmen will, daß ihm seine Genialität geoffenbart, was andre schon vorher gefunden'', oder: ''wir bedauerten, daß sie nicht etwas getan, was sie in den Augen unsrer Gespielen recht groß und mächtig gemacht''. Hätten die, die so geschrieben haben, gewußt, daß es heißen muß: ''daß viele Glieder der ersten Christengemeinde arm gewesen sind, ist zweifellos, daß es alle gewesen seien, ist sehr zu bezweifeln — wenn man nicht annehmen will, daß ihm seine Genialität geoffenbart habe, was andre schon vorher gefunden $Seite 139$ hatten — wir bedauerten, daß sie nicht etwas getan hatten, was sie in den Augen unsrer Gespielen recht groß und mächtig gemacht hätte'' — so hätten sie es schon geschrieben. Aber man weiß eben nichts, und da man seine Unwissenheit durch Hineintappen in den falschen Modus nicht verraten möchte, so hilft man sich, so gut oder so schlecht man kann: man läßt das Hilfszeitwort weg. man kann: man läßt das Hilfszeitwort weg.)
- Relativsätze an Attributen + (Sehr vorsichtig muß man damit sein, einen … Sehr vorsichtig muß man damit sein, einen Relativsatz hinter ein Hauptwort zu stellen, das ein Attribut mit einem zweiten Hauptworte (am häufigsten als abhängigen Genitiv) bei sich hat. Jedes der beiden Hauptwörter, das erste so gut wie das zweite, kann einen $Seite 124$ Relativsatz zu sich nehmen; es kommt nur darauf an, welches von beiden den Ton hat. Beide zugleich sind nie betont, entweder hat das tragende den Ton, oder das getragne, das im Attribut steht. Welches von beiden betont ist, ergibt sich gewöhnlich sofort aus dem Zusammenhange. Nur an das betonte Hauptwort aber kann sich der Relativsatz anschließen.</br></br>Es ist also nichts einzuwenden gegen Verbindungen wie folgende: ''mit zehn Jahren wurde ich in die unterste Klasse der Kreuzschule aufgenommen, der ich dann acht Jahre lang als Schüler angehörte — bezeichnend ist sein Verhältnis zum Gelde, das er stets wie ein armer Mann behandelte''. In diesen Fällen ist das Hauptwort des Attributs betont, der Relativsatz schließt sich also richtig an. Ob man nicht trotzdem solche Verbindungen lieber meiden sollte, namentlich wenn, wie in diesen Fällen, die beiden Hauptwörter gleiches Geschlecht haben, ist eine Frage für sich. Vorsicht ist auch hier zu empfehlen, denn ein Mißverständnis ist manchmal nicht ausgeschlossen. Unbedingt falsch dagegen ist folgender Satz: ''auch warne ich vor einer bravourmäßigen Auffassung der zweiten Variation, die dort gar nicht am Platze ist''. Es ist nämlich von den Variationen in einer Beethovenschen Sonate die Rede; die erste Variation ist besprochen, nun kommt die zweite. Betont ist also ''zweite Variation''. Da ist es klar, daß der Relativsatz nur heißen kann: ''die eine solche'' (nämlich ''eine bravourmäßige Behandlung'') ''gar nicht verträgt''.</br></br>Viel öfter kommt aber nun der umgekehrte Fehler vor: daß ein Relativsatz an das zweite Hauptwort angeschlossen wird, obwohl das erste den Ton hat. In den meisten Fällen — das ist das Natürliche in jeder logisch fortschreitenden Darstellung — wird das neu Hinzugekommne, das Unterscheidende, also das zu Betonende in dem tragenden Hauptwort liegen, nicht in dem Attribut. Wenn dann trotzdem an das Attribut ein Relativsatz gehängt wird, so entstehen so störende Verbindungen wie folgende: ''der Dichter dieses Weihnachtsscherzes, der vortrefflich inszeniert war — der Empfang des Fürsten, der um sieben Uhr eintraf — der Tod des trefflichen'' $Seite 125$ ''Mannes, der eine zahlreiche Familie hinterläßt — der Appetit des Kranken, der allerdings nur flüssige Nahrungsmittel zu sich nehmen darf — der linke Arm des Verschwundnen, der sich vermutlich herumtreibt — Flüchtigkeiten erklären sich aus dem körperlichen Zustande des Verfassers, dem es nicht vergönnt war, die letzte Hand an sein Werk zu legen — die folgenden Radierungen tragen schon den Namen des Künftlers, der inzwischen auch mehrere Bildnisse gemalt hatte — um den neuen Lorbeer unsers Freundes, der einen so tiefen Blick in das heutige Leben getan hat, mit Champagner zu begießen — eine Beschränkung der Korrekturlast, die wissenschaftlich gebildete Männer täglich stundenlang bei mechanischer Arbeit festhält — die Hochzeitstorte der Prinzessin Luise Viktorie, die einen Untertanen, den Herzog von Fife, heiratet — die Glanznummer der Wahrsagerin, die noch eine ziemlich junge Frau ist — nun wurde das Dach des Schlosses gerichtet, das man in wenigen Jahren zu beziehen hoffte''. Bei oberflächlicher Betrachtung wird mancher meinen, das Störende in diesen Verbindungen liege nur darin, daß die beiden Hauptwörter dasselbe Geschlecht haben, und deshalb eine falsche Beziehung des Relativsatzes möglich ist. Das ist aber nicht der Fall; es sind auch solche Verbindungen nicht gut wie: ''das letzte Werk des russischen Erzählers, der es seiner Freundin Viardot in die Feder diktierte — die lichtvollen Ausführungen des Redners, der durch seinen Eifer für die Sache der evangelischen Vereine bekannt ist — weist nicht der Ursprung des Gewissens, das ein unveräußerliches Erbteil des Menschen ist, auf eine höhere Macht hin?'' Für wen der Satzbau noch etwas mehr ist als ein bloßes äußerliches Zusammenleimen, der wird auch solche Verbindungen meiden.</br></br>Oft sind solche falsch angeschlossene Relativsätze nicht bloß dynamisch anstößig (der Betonung wegen), sondern auch logisch; sie enthalten Gedanken, die gar nicht in Relativsätze gehören, beiläufige Bemerkungen, zu denen man sich das beliebte ''„übrigens"'' hinzudenken soll, oder Parenthesen, die eigentlich in Hauptsätzen stehen sollten. $Seite 126$ Da greifen nun auch hier wieder viele, um Mißverständnissen vorzubeugen, zu dem bequemen Auskunftsmittel ''welcher letztere'' und schreiben: ''die übermäßigen Aufgaben der Schauspieler, welch letztere an einzelnen Tagen dreimal aufzutreten haben — diese ausgezeichnete Landschaftsstudie aus dem Garten der Villa Medici, welch letztere der Künstler eine Zeit lang bewohnte — er mußte sich mit dem Anblick des Waschschwamms begnügen, welch letzterer am Fenster in der Sonne trocknete — eine größere Reihe von Abbildungen kirchlicher Gegenstände, welch letztere einst im Besitz der Michaeliskirche waren — die Freunde der zur Zeit zum Heere einberufnen Studenten, welch letztern dieser Aufruf nicht zu Gesichte kommt'' usw. Ein schwächliches Mittel. Eine Geschmacklosigkeit soll dazu dienen, einen Fehler zu verbergen!ll dazu dienen, einen Fehler zu verbergen!)
- Einem oder einen etwas fühlen, merken lassen + (Seinen Ausgangspunkt hat der sonst unricht … Seinen Ausgangspunkt hat der sonst unrichtige Dativ wohl und ist durchaus berechtigt $Seite 204$ in der Wendung: ''sich nichts merken lassen''. Der Satz Goethes: ''Ich fürchtete mich so sehr als die andern, ließ mich es aber nur weniger merken'', ist sogar falsch; denn die in den vierten Fall gehörende Person, die man zu bemerken hindert, ist zu ergänzen und in dem ''mich'' steckt die, der es darauf ankommt, daß man ihr nichts anmerkt, sodaß hier der dritte Fall das richtige wäre. Nur natürlich ist es, daß der dritte Fall aus dieser reflexiven Wendung unter Anlehnung an ''verraten, mitteilen'' auch allgemeiner und kaum noch beanstandbar in die Verbindungen: ''merken wissen -, fühlen -, sehen lassen'' vorgedrungen ist, nach dem Muster der klassischen Sätze: ''Ohne ihm'' (natürlich korrekt auch ''möglich ihn'') ''das geringste merken zu lassen. Ich trage Bedenken, solches der Nachwelt'' (oder ''die Nachwelt'') ''wissen zu lassen. Er ließ ihr'' (oder ''sie'') ''im allgemeinen seinen Plan, seine Wünsche wissen. Nie hatte Giulietta ihm so ihre Liebe merken lassen''. Auch in dem Falle ist der dritte Fall oder die Umschreibung mit ''von'' nötig, wenn der von dem abhängigen Zeitworte regierte Akkusativ des Reflexivums auf das Subjekt des regierenden Verbums geht, da sonst das Aneinanderrücken der beiden Akkusative besonders leicht Unklarheit hervorriefe. Wir sagen deshalb nicht mehr, wie man früher auch hier gesagt hat: ''da sich der fremde Jüngling mich sehen ließ'', sondern: ''da er sich mir oder von mir sehen ließ'', nach Sätzen wie dem Gellertschen: ''Drauf läßt er sich dem Volke sehn'', oder nach dem Beispiele Schillers: ''Laß dich von ihm an diesem Ort nicht finden''.dich von ihm an diesem Ort nicht finden''.)
- Zwei Verneinungen heben sich auf + (Seit Martin Opitz schrieb: ''Ob mich wohl … Seit Martin Opitz schrieb: ''Ob mich wohl dergleichen unbillige Widerwärtigkeiten oftermals kaum nicht'' (= ''fast immer'') ''zwinget zu sagen: vellem nescire'', ist diese Art, einen positiven Begriff durch zwei negative auszudrücken, immer beliebter geworden. Freilich dürfen selbst in dieser Weise zwei Verneinungen im Deutschen nur mit Maß angewandt werden. Man mag immerhin sagen: ''nicht ohne Bedenken, das war schwerlich unbeabsichtigt, bei Gott ist kein Ding unmöglich'' u. a., wo die eine Negation mit einem Worte wirklich eins ist. Aber mehr lateinisch und schwieriger zu verstehn ist es schon, wenn in der Nat.-Ztg. steht: ''Von den Dutzenden von Schauspielerinnen, die wir in der Rolle gesehen haben, hat keine nicht gefallen'' = ''hat jede gefallen'' oder ''keine mißfallen'', wie die Fortsetzung lehrt: ''die Rolle hebt eben ihre Trägerin''. Denn wenn die Sprache für das Gegenteil eines Begriffs ein einheitliches Wort ausgebildet hat, so soll es auch nicht oder doch nicht ohne besondern Grund durch die bloße Vorsetzung von ''nicht'' ausgedrückt werden. Also sage man ''ein uneigennütziger'', nicht ''ein nicht eigennütziger Mensch, Mißerfolg'', nicht ''Nicht-Erfolg''. Es ist kein Zufall, daß der Satz: ''Nichts nicht Lobwürdiges war zu sehen, von einem Altphilologen herrührt''.sehen, von einem Altphilologen herrührt''.)
- Verwandtschaftsnamen ohne Artikel + (Selbst daß ''Vater, Mutter'' samt manchen … Selbst daß ''Vater, Mutter'' samt manchen andern Verwandtschaftsnamen in bezug auf Artikel wie Deklination (Genetiv auf -''s'' auch bei Femininen: ''Tantes'', Dat. und Akk. auf ''n'', freilich hauptsächlich nur bei denen auf -''er: Muttern'') wie Eigennamen behandelt werden, wird man gern als einen kindlichen, verinnerlichenden Zug gelten lassen, der übrigens aus dem Norden, wo er herkam, bereits auch in den Süden hinübergeweht hat, mehr freilich in der Umgangssprache feiner Familien und deren Widerspiegelung in den Gesprächen der Erzählungen. G. Keller z. B. läßt schon nicht nur die Kinder Salanders so reden, sondern erzählt auch selbst gleich schlicht z. B. von ''Mama Weidelich'' und: ''Mutter Weidlichs Butterstulle'', gerade wie ein Erzähler der Tägl. Rundschau: ''Vater war vortragender Rat im Kultusministerium, Durchlauchts Ungnade, Exzellenzens Befehl''. Warum sollten schließlich auch liebe Verwandte anders behandelt werden, als in der Kinder- und Märchensprache jedes Appelativum behandelt werden kann, wenn es als Persönlichkeit gefaßt wird: ''Strohhalm sprach?'' Auch Bezeichnungen eines gemütlichen Verhältnisses, in das der Erzähler zu einem Besprochenen tritt, können eben dieses Tones wegen ohne Artikel bleiben: ''Held Geßner, Freund Hein, Meister Zufall; Mutter Grün, - Erde, - Natur''. Auch von solchen Verbindungen kann der Wesfall bei weiblichen wie männlichen und sächlichen Worten wohllautend heißen: ''Meister Zufalls Weltgestaltung; alles, was aus Mutter Naturs Händen hervorgeht'' (P. Cauer); ''Helfershelfer, Bruder Langsams''. Nicht minder stehen so Würden und Titel, teils eben deshalb, teils weil sie, als zum Namen gehörig betrachtet, dessen Verzicht auf den Artikel teilen können, ohne Beschränkung im 1. und 4. Fall, sobald nur keine Undeutlichkeit eintritt; ja auch im 3., wenn er von Verhältniswörtern abhängt: ''bei Geheimrat Wolf''; im 2. gewöhnlich nur, wenn sich dieser am Namen leicht und deutlich ausdrücken läßt. Also wohl ''Kaiser -, König Wilhelms, Professor Ribbecks'', aber nicht ''Kaiser Tiberius' '', sondern besser ''des Kaiser Tiberius'', ebenso ''des Professors Lipsius''.rius'', ebenso ''des Professors Lipsius''.)
- Artikel beim Superlativ + (Selbst der Superlativ ändert an sich an de … Selbst der Superlativ ändert an sich an den Regeln über den Artikel nichts, wenn dieser auch gemäß § 133 dann immer den Artikel vor sich hat, wenn die höchste Stufe zu den anderen in Gegensatz tritt. Wo das nicht der Fall ist, also nur die oder eine sehr hohe Stufe bezeichnet wird (Elativ), ist auch möglich: ''es war lieblichster Frühling, in behaglichstem Frieden, auf bestimmtesten Befehl''. Ja, in adverbiellen Wendungen bedarf selbst der eigentliche Superlativ den Artikel nicht: ''besten-, schlimmstenfalls, bei erster, bester Gelegenheit, nächsten Tag, ... Morgen, nächstes Jahr''. ''Die Vermehrung der Reichseinnahmen bleibt oberstes Ziel des Kanzlers. Ich bekam ein Zimmer in der Buchstraße, nächster Tür mit Kings'' (Eltze).hstraße, nächster Tür mit Kings'' (Eltze).)
- Artikel in der Anrede + (Selbst neben Gattungsnamen ist der Artikel … Selbst neben Gattungsnamen ist der Artikel undeutsch, wenn durch die Stelle ihrer Verwendung ein hinlänglich deutlicher Hinweis auf das oder die gemeinten Einzelwesen der Gattung gegeben ist. So in der Anrede: ''Mein Herr, meine Herren, Herr N.N''.! Man wird also wissen, was man davon zu halten hat, wenn man im Verkehr hört: ''Guten Tag, die Herren''. Nur im vollen Satze steht in achtungsvoller oder kühler Anrede, von der man das vertrauliche ''mein'' und das so gewöhnlich gewordene ''Sie'' jetzt gern fernhält, das bloße ''Herr'' mit dem Geschlechtswort, ''Herr'' + Titel mit oder ohne dieses: (''der'') ''Herr Hauptmann werden''//1 Vgl. mehr in § 250.//— auch mit Auffassung als 3. Person der Einzahl: ''wird''//2 Über die im Bericht nötige Form vgl. § 250.// — ''gewiß die Güte haben''; (''der'') ''Herr Staatsanwalt werden sich erinnern'', und ohne zweiten Titel nur wie Veit Valentin: ''machen die Herren das Weitere anderswo ab''.chen die Herren das Weitere anderswo ab''.)
- Beisatz zu einem besitzanzeigenden Fürwort + (Selten ist dagegen die Beziehung eines Bei … Selten ist dagegen die Beziehung eines Beisatzes auf ein Possessiv, d. h. auf den darin liegenden Genetiv. Ohne ''als'' kommt sie eher vor, und zwar mehr dichterisch mit Nachstellung, wie in den Worten Theklas im Wallenstein: ''Ich kannte mich als seine Tochter nur, des Mächtigen''; in Prosa dagegen gewöhnlich eingeschoben: ''Du wirst doch wenigstens meine, deines Freundes Hilfe annehmen!'' Doch auch mit ''als'' ist sie nicht unmöglich: ''Ein Teil ist mein als eures Gesellen'' (Luther). Im allgemeinen ist man aber einem solchen Genetiv abgeneigt, außer wenn er durch ein eingeschobenes ''der, die, das'' eine Stütze erhalten kann. ''Auch wenn nach Jahrtausenden'', hieß es in einer Würdigung Luthers, ''die Geschichte einmal nur noch nach den allergrößten Männern fragt, wird sie Luther nicht vergessen und seinen Namen preisen als den eines Befreiers der Geister''. Sonst treten solche Hauptwörter, die als wirklicher Beisatz eigentlich in den Genetiv gehörten, gern in die Fügung der oben erläuterten Satzaussagen über; und da hier die Unbequemlichkeit, einen Genetiv auf ein besitzanzeigendes Fürwort zu beziehen, noch mit der Schwierigkeit zusammentrifft, Apposition und prädikative Aussage neben Substantiven zu unterscheiden, ganz zu schweigen von dem Zuge der Sprache zum Einfachsten, so wird man diese kleine Grenzüberschreitung wohl einfach zugestehn dürfen. Sonach dürfte ein Satz wie der: ''Seine Voreingenommenheit als erster Herausgeber''//1 Die Schwierigkeiten verursachende Fügung rührt in sehr vielen Fällen, deren einige schon oben im Verlaufe der Darstellung durch ein Sternchen (*) kenntlich gemacht sind, von dem bedenklichen Zuge unserer Sprache her, alles in Attribut + Substantiv zusammenzudrängen; z. B. könnte man besser schreiben: ''Daß er als erster Herausgeber voreingenommen ist, kann nicht geleugnet werden'', und statt wie oben angeführt ist, also: ''Daß Fürst B. im Kreise Geestemünde als Kandidat aufgestellt wird, ist Tatsache''.// ''kann nicht geleugnet werden'', oder: ''in seiner Antrittsrede als Professer an der Universität Jena'' (Hagen-München), so wenig zu beanstanden sein als jene Worte, mit denen Wilhelm I. einst sein Fernbleiben vom Frankfurter Fürstentage begründete: ''Meine Pflichten als König von Preußen und als deutscher Fürst gestatten mir nicht, den Entwurf als die Grundlage einer neuen Bundesverfassung anzunehmen''.einer neuen Bundesverfassung anzunehmen''.)
- Die Satzzeichen + (Sie sind eine verhältnismäßig junge Bereic … Sie sind eine verhältnismäßig junge Bereicherung der schriftlichen Wiedergabe der Sprache: in den ältesten Inschriften und Handschriften fehlen sie; erst das gesteigerte Bedürfnis größerer Bequemlichkeit und sichern Verständnisses hat sie erzeugt. Sie sind kein Selbstzweck, könnten also überall da wegbleiben, wo das Verständnis ohne sie genau dasselbe bliebe. Die Schule hat uns aber erzogen und gewöhnt, Satzzeichen regelmäßig auch da zu setzen, wo in gewissen Fällen ohne sie ein langsameres oder falsches Verstehen möglich wäre, und an diese Zeichensetzung muß sich wohl oder übel jeder halten, der sich schreibend an Andre wendet. </br></br>Die Satzzeichen dienen zur sichtbaren Gedankengliederung und zu sprachlichen Unterscheidungen. Überall da, wo sie hierfür unentbehrlich oder selbst nur nützlich sind, soll man sie sorgsam verwenden. Wie vollständig der Sinn eines Satzes durch die Zeichen bedingt sein kann, lehrt der bekannte Kinderscherz: ,''Es schrieb ein Mann an eine Wand: Zehn Finger hab' ich an jeder Hand, Fünf und zwanzig an Händen und Füßen, Wer dies liest, muß zu lesen wissen' '', — und wer's schreibt, muß es zu schreiben wissen.</br></br>Die mündliche Rede kennt keine sichtbaren Satzzeichen, wohl aber vernehmbare: die Satzpausen. Was die Pausenzeichen in der Notenschrift, das sind die Satzzeichen in der Redeschrift: sie bezeichnen die Pausen und Übergänge, die Näte der Wort- und der Satzfügung, der Trennungen und Zusammenhänge. Der gute Satzzimmerer ist fast immer ein guter Zeichensetzer; der schlechte Zeichensetzer vielleicht, ausnahmsweise, ein guter Satzbauer, aber ein Schreiber ohne Rücksicht auf seine Leser. Wenn in der ältern deutschen Sprache und Schrift die Zeichensetzung dürftig war, so schadete das wenig oder nichts, weil der Satzbau damals so einfach und durchsichtig war, daß er kaum der sichtbaren Nachhilfen bedurfte. Unser sehr viel reicherer und verwinkelterer Satz kann der Engel $Seite 322$ mannigfachen Gliederungszeichen nicht entraten, und grade der Schreiber, dem der gute Satzbau schwer fällt, sollte auf die genaue Zeichensetzung als eine sehr nützliche Erleichterung des Verständnisses achten.</br></br>Das wichtigste Satzzeichen ist der Punkt. Mancher sonst nicht üble Schreiber ist schwer lesbar, weil er zu sparsam mit den Punkten umgeht. Ruhen und ruhenlassen — der Schreiber selber beim Abspinnen und Aufzeichnen der Gedanken, er den Leser bei ihrer Aufnahme. Nur kein Gedränge, keine atemlose, pausenlose Überstürzung. Ein um so wohligeres Gefühl geht vom Schreiber auf den Leser über, je mehr Punkte, also Ruhepunkte, ihm geboten werden. Im Hirn hängen die einzelnen Gedanken keineswegs so fest zusammen, wie die endlosen, punktlosen Sätze schlechter Schreiber es erscheinen lassen, und in der mündlichen Rede werden bei weitem mehr Punkte gemacht als in der schriftlichen. Läse sich jeder Schreiber seine Sätze vor, oder andern, strengen Hörern, so würde er bald erfahren, daß er und die Andern mehr Punkte brauchen.</br></br>Fast ebenso notwendig ist der Absatz, der schon von weitem besagt: hier, o Leser, kannst du verschnaufen, wie der Schreiber selbst es getan und dir’s anrät. Viele Absätze geben Lust zum Weiterlesen; volle ungeteilte Seiten nacheinander schrecken ab. Ich hoffe, daß in diesem ganzen Buch kaum eine Seite ohne Absatz, erst recht keine ohne drei und mehr Punkte geblieben ist. Der Stoff ist ermüdend genug, die Form soll die Ermüdung nicht steigern, sondern mindern. Allgemeiner Rat: wo der Schreiber schwankt, ob Absatz oder nicht, da wähle er doch lieber den Absatz, und wo er zwischen Punkt und irgendeinem andern Zeichen schwankt, da setze er getrost den Punkt: unter zehn Fällen ist er neunmal das Bessere.</br></br>Das häufigste Satzzeichen im Deutschen ist der Beistrich (Komma). Er ist in unsrer Schrift häufiger als in irgendeiner andern und wird oft recht überflüssig gesetzt. Grade in dem Falle, wo die Schulregel ihn aufs strengste vorschreibt, ist er ganz entbehrlich: vor einem Nebensatz mit ''daß'', denn dieses unterscheidet sich schriftlich so deutlich vom Geschlechtswort und Bezugsfürwort ''das'', sagt so unverkennbar, hier bin ich und bedeute den Beginn eines neuen Satzgliedes daß es keiner weitern Hilfe fürs Auge bedarf — wie ich soeben durch das Weglassen des Beistrichs bewiesen zu haben glaube.</br>$Seite 323$ Weniger entbehrlich ist es vor den Bezugsfürwörtern ''der, die, das'' wegen der Gleichheit der Form mit dem Geschlechtswort. Vor welcher könnte man den Beistrich ebensogut entbehren wie die Franzosen und Engländer vor ihren Bezugsfürwörtern. Natürlich darf der Einzelne keine selbstherrliche Eigenbrötelei treiben, sobald er für Andre schreibt.</br></br>Die peinliche Setzung des Beistrichs zwischen mehren aufeinanderfolgenden Beiwörtern ist nur da nützlich, wo ein Nacheinander, nicht ein Nebeneinander bezeichnet werden soll. ''Mit gutem altem Wein'' bedarf keiner Trennungspause durch Beistrich; wohl aber soll sie, angedeutet werden in Fällen, wo auch der Sprecher absetzt, wo einem Beiwort ein zweites, ein drittes folgt, das eine wesentliche Erweiterung des Begriffes darstellt: ,''Mit immer neuen, größeren, schwierigeren Aufgaben befaßte sich sein rastloser Forschertrieb.' — ,Ein sicheres sittliches Gefühl' '' muß ohne Beistrich bleiben; ,''ein ängstliches, feines Sprachgefühl' '' wird durch den Beistrich deutlicher: ein ''feines Sprachgefühl'' ist nicht notwendig ängstlich, ein ''ängstliches'' nicht immer fein. ,''Eine unverhüllte selbstsüchtige Begierde'' — ohne Beistrich: ''selbstsüchtige Begierde' '' ist ein Einheitsbegriff, vor diesen tritt das schärfer kennzeichnende ,''unverhüllte' ''. ,''Ein feiner dramatischer Zug' '' — ohne Beistrich, aus demselben Grunde. Aber: ,''ein plötzlicher, nachwirkender Eindruck' '', weil nicht jeder plötzliche Eindruck ein nachwirkender, nicht jeder nachwirkende ein plötzlicher ist.</br></br>Komma heißt Schnitt, Einschnitt, Glied: man zerschneide und gliedre nichts, was nur ungetrennt einen Sinn gibt. ,''Auf solche Reden wäre es verkehrt etwas zu antworten' '' — oft findet man in Fügungen dieser Art einen Beistrich vor dem Satzteil mit ''zu'', also hier vor ''etwas''. Das ist gradezu falsch, denn der erste Satzteil für sich ist unvollständig und unverständlich; seine notwendige Ergänzung darf nicht durch Beistrich abgegliedert werden. Hieraus folgt aber nicht, daß der Beistrich überall vor ''zu'' mit der Nennform des Zeitwortes fehlen darf. ,''Er verbot dem Gefangenen Briefe zu schreiben' '' —: wurde dem Gefangenen das Briefschreiben verboten, oder wurde Andern das Schreiben von Briefen an den Gefangenen verboten?</br></br>Die Schulvorschrift, daß vor ''und'' ein Beistrich stehen muß an der Spitze eines angeschlossenen neuen Satzes mit einem neuen Satzträger (Subjekt), ist ziemlich überflüssig: eine $Seite 324$ Umkehrung des Verständnisses entsteht durch das Fehlen des Beistriches nicht. Allerdings deutet der Beistrich vor ''und'' sogleich an, daß der Satz eine neue Wendung machen will. Bei engem Zusammenhang des Gedankens kann der unterschiedlose Beistrich vor jedem solchem ''und'' störend wirken; man vermutet eine stärkere Ausbiegung des Satzes, als tatsächlich eintritt. Die Sprache ist zu mannigfaltig, als daß eine starre Zeichensetzung auf jede ihrer Erscheinungen passen könnte. Das Zeichen tötet, der Geist macht lebendig.</br></br>Ein Pausenzeichen, dessen Dauerwert und Gliederungskraft zwischen dem Punkt und dem Beistrich, aber näher dem Punkte stehen, der Punktstrich (Semikolon), wird von den guten Schreibern, die auch das zu jeder Kunst gehörende Handwerk gründlich beherrschen, gern und zu nützlicher Wirkung angewandt; von den weniger guten selten oder gar nicht oder falsch gesetzt. Ein hoher Staatsmann hat mir vor Jahren gesagt, daß ihm die Bildung jedes seiner Beamten verdächtig sei, der nie ein Semikolon setze. Mochte dies auch etwas übertrieben sein, ein Kern wahren Urteils steckt darin; es besagt: wer nicht große und kleine Satzglieder zu unterscheiden vermag, versteht nichts vom Satzbau, ist also ein mittelmäßiger Schreibersmann. Eine Satzgliedergruppe oder selbst ein größeres Satzglied in Hauptsatzform muß durch den Punktstrich abgeschlossen werden, ehe der Hauptgedanke weiter geführt wird, sonst erscheint dieser den vorausgegangenen Satzgliedern gleichgeordnet. ,''Der Spruch: Es soll der König mit dem Dichter gehn, hat längst seine Wahrheit verloren, wohl aber soll der Künstler seiner Zeit angehören, von deren Geisteswehen erfüllt sein, nur wenn er ihres Wesens Tiefe zur Anschauung bringt, ist er ein Künstler.' '' Nichts als Beistriche, und doch sind die Gedanken- und Satzglieder grundverschieden an Eigenart und an Gliedwert im Satz. Schon hinter ''verloren'' ist der Beistrich zu schwach, weil ein entschiedener Gegensatz folgt und das Vorangehende die mittlere Länge eines selbständigen Hauptsatzes erreicht hat. Hinter ''erfüllt sein'' muß ein Punktstrich stehen; ja selbst ein Punkt wäre hier nicht zu viel, denn mit ''nur wenn er'' hebt ein neuer Gedanke an. Im Vorlesen solches Satzes stolpert jeder: bei ''erfüllt sein'' hätte er den Ton sinken und vor dem Übergange zu ''nur wenn er'' eine Pause eintreten zu lassen; dies merkt er, zu spät, erst bei ''bringt'' und kann nun nicht mehr $Seite 325$ mit dem Vortragston umschwenken: der ganze Satz ist sprecherisch verbruddelt, weil der Schreiber den Leser hilflos gelassen.</br></br>Einer der gar zu gern verbietenden Sprachmeister erklärt mehr als Einen Punktstrich im Satze für falsch. Dieses Verbot ist falsch: es gibt vortrefflich gebaute Sätze mit zwei reichen vollen Vordergliedern, deren jedes für die Abgliederung durch bloßen Beistrich zu gewichtig ist, und auf die ein Nachsatz folgt, der von den Vordersätzen nicht durch den völlig trennenden Punkt abgeschnitten werden darf. Was ist z. B. gegen diesen Satz und seine Zeichensetzung zu sagen: ,''Einen unmittelbaren Angriff auf das Deutsche Reich wagte Ludwig damals noch nicht, um die Rheinbundfürsten nicht zu erschrecken; er wollte sie nicht dadurch abwendig machen und gegen sich aufbringen; er brauchte sie noch' '' (Moltke). Wohl könnte hinter ''erschrecken'' schon ein Punkt stehen; aber ''er brauchte sie noch'' schließt sich dem vorherigen Gedankengange sehr dicht an. Dagegen wäre der Beistrich hinter ''erschrecken'' gradezu falsch, weil zu schwach.</br></br>Der Doppelpunkt wird nach der Schulregel nur vor wörtlichen Anführungen und Aufzählungen gesetzt. Seine Geltung reicht viel weiter: er darf stehen, und steht nützlich überall da, wo aus einem Vordersatz eine Folgerung, eine Nutzanwendung gezogen wird — wie z. B. in diesem Satz nach ''viel weiter'' —, die man nicht durch einen Nebensatz mit Bindewort anschließen will. Der Doppelpunkt dient zur Belebung des Stils, indem er die Zahl der Hauptsätze auf Kosten der Nebensätze vermehrt, und er verhilft dem Leser auf die leichteste Weise zur Einsicht in den gedanklichen Zusammenhang, besonders in einen von Ursache und Folge. Wer beim Lesen an meinen Doppelpunkt gelangt, steht wie vor einer sich in den zwei Punktangeln öffnenden Tür, die zum angekündigten Inhalt des viel weiter führt. ,''Kinder wissen beim Spiel aus allem alles zu machen: ein Stab wird zur Flinte, ein Stückchen Holz zum Degen' '' (Goethe). Kein andres Satzzeichen käme hier dem Doppelpunkt an Zweckmäßigkeit gleich.</br></br>Auch zur Rückschau auf Vorangegangenes leitet der Doppelpunkt. ,''Alle echte Dichtung sollte aus dem eignen Erleben fließen: dies ist der Kern der Auffassung Goethes von der Schöpferkunst des Dichters.' '' Der Leser findet in diesem Buch Dutzende solcher Doppelpunkte: sie sind eines der unentbehr- $Seite 326$ lichen Satzzeichen eines Führers ans Voraussetzungen zu Folgerungen.</br></br>Anführungszeichen (Gänsefüßchen) sind hergebrachtes Mittel zur Bezeichnung wörtlicher Anführungen, um sie zu unterscheiden von nicht ganz wörtlichen. Bei der Häufigkeit ihrer Anwendung in diesem Buch begnügte ich mich mit dem halben Zeichen , '. Überflüssig ist es überall da, wo sich’s von selbst versteht, daß es sich um einen Titel handelt: ''der erste Akt des Teil, in den Kranichen des Ibykus, Hauptmanns Weber, der Kreuzer Emden'' bedürfen keiner Anführungszeichen, um uns erkennen zu lassen, daß etwas angeführt, d. h. mit Namen genannt wird. Noch sonst könnte man viel spärlicher mit dem Zeichen umgehen, das den gleichmäßigen Schriftsatz auffällig unterbricht. Hingegen bedarf es in Lehrbüchern über Sprachformen, wie diesem, unbedingt eines Mittels, um Darstellung und Beispielwort auf den flüchtigsten Blick zu unterscheiden, es sei denn, daß die Beispiele sich durch eine so auffällig verschiedene Schriftart abheben wie oft in diesem Führer.</br></br>Daß die zufällig gesetzten oder nicht gesetzten Gänsefüßchen keinen bestimmenden Einfluß auf die Beugung des angeführten Wortes haben dürfen, sei hier nachdrücklich wiederholt (vgl. S. 118). Wer sich scheut, was verkehrt wäre, zu schreiben: ,''In Goethes Natürlicher Tochter' '', was untadlig ist, der schreibe überflüssigerweise: ''.. ,Natürlicher Tochter' ''; er rede sich aber nicht ein, daß er durch noch so viele Gänsefüßchen so elendes Deutsch wie: ''ein Aufsatz in „Die Gegenwart", die Redaktion des „Berliner Tageblatt" '' richtig macht. Wer aus unverständlichen Sprach- oder Gewissensbedenken durchaus nicht schreiben will ,''In Goethes Natürlicher Tochter' '', dem bleibt nichts übrig als die Umständlichkeit, die ihm niemand danken wird: ''In Goethes Drama ,Die natürliche Tochter'.''</br></br>Ehedem herrschte die Anschauung, eigentlich sei der Gedankenstrich das allerfeinste Zeichen, und gar eine ganze Reihe von Gedankenstrichen verrate eine besondre verborgene Geistestiefe des Schreibers, die zu gleicher Gedankenfülle bei dem dazu angespornten Leser führen solle. Mit Ausnahme einiger dichterischer Stümper, die ihre Gedankenleere hinter einem dichten Lattenzaun von Gedankenstrichen verbergen möchten, denkt man heute in der Schreiberwelt anders über dieses Zeichen: man wendet es fast nur noch da an, wo sonst $Seite 327$ zwei Beistriche oder Klammern stehen würden, und setzt in die Klammern nur solche Angaben, die sonst als besondre Anmerkungen unter der Seite zu geben wären. Unentbehrlich ist der Gedankenstrich als Pausenzeichen zum kurzen Stocken vor Überraschungen: ,''Kaum einer von zehntausend Lesern weiß, warum die Römer sagten ad Kalendas graecas; um so vornehmer erscheint der deutsche Mann, der es schreibt und es in zehntausend Fällen gegen einen — auch nicht weiß.' ''</br></br>Beistrich Gedankenstrich (,—) sind ein nützliches Zeichen für das jähe Abbrechen eines Vordersatzes und das unvermittelte Beginnen eines Nachsatzes, wo ein Punktstrich zu schwach wäre: ,''Sieht man ihn bald . ., bald . ., bald . ., — wer konnte da ernst bleiben?' ''</br></br>So wenig wie möglich Ausrufzeichen ! Auf dem Papier — wie in der Rede — soll gesprochen, nicht geschrien werden. So selten wie möglich Ünterstreichung: wer immer gleich unterstreicht, unterstreicht nichts; wer alles für äußerst</br>wichtig erklärt, macht alles gleichmäßig unwichtig. Die Irrenärzte haben längst als eines der Anzeichen der Geistesstörung die Vorliebe für massenhafte Ausrufzeichen und Unterstreichungen festgestellt. Im Druck wirken die häufigen, gar die langen Sperrungen, die nicht äußerst Wichtiges scharf unterscheidend, besonders betonend herausheben, unruhig und ermüdend. Es ist Sache des Satzbaumeisters, durch Bau und Wortstellung das Sperren (Unterstreichen) entbehrlich zu machen.</br></br>Das Häkchen (’) sollte nur stehen, um anzuzeigen, daß ein Buchstabe ausgefallen ist, der bei unverkürzter Schreibung des Wortes dastehen würde. Also ein Häkchen in: '',Das Wasser rauscht' , das Wasser schwoll' '', weil Goethe sich hier die Freiheit genommen, statt ''rauschte'' zu schreiben: ''rauscht’ ''. Allenfalls ist es noch zulässig im 2. Fall der Eigennamen auf Zischlaute (vgl. S. 104), um uns über eine Schwierigkeit wegzuhelfen. Dagegen ist es nicht nur überflüssig, sondern falsch in ''Schillers Tell, Goethes Leben''; unnötig in ''durchs, fürs, mirs'', denn hier läßt man nichts aus Läßlichkeit weg, sondern zu einem guten Stilzweck: zur Belebung des Satzes. Allenfalls ist es berechtigt und nützlich in ''sei’s, gibt’s'', um die sonst ungewöhnlichen Formen sofort richtig zu lesen. — Im Satzanfang: ''’s ist'', nicht etwa:'' ’S ist.''nfang: ''’s ist'', nicht etwa:'' ’S ist.'')
- Satzrhythmus + (So leicht sich Weisungen geben und befolge … So leicht sich Weisungen geben und befolgen lassen, nach denen sich mit nur ein wenig Verstand und Aufmerksamkeit Unebenheiten und Zweideutigkeiten der in § 403 f. getadelten Art vermeiden lassen, so schwer werden eindeutige Weisungen der Aufgabe gegenüber, bei deren Lösung der weniger gleichmäßige geregelte und leitbare Geschmack beteiligt ist, das ist die Sorge für eine schöne rhythmische Form für einen gleichmäßigen Fluß des Satzes. Um diese Eigenschaften zu erreichen, gilt es nicht nur, das Nachklappen schwachbetonter und kurzer Satzteile hinter dem Nebensatze zu vermeiden, sondern umgekehrt auch mit dem Haupttone versehene Angaben, namentlich das Zeitwort mit der Ergänzung oder Umstände nicht zwischen den Relativsatz und sein Beziehungswort treten zu lassen; denn da würde wieder der Relativsatz nachschleppen. Deshalb wirkt der Satz Tiecks unschön: ''Mit der Frühe fuhr die Witwe auf ein Dorf, das einige Meilen entfernt war, um für die Tochter eine Zerstreuung dort zu finden, die diese Gegend und den naheliegenden Wald mit Vorliebe besuchte''; denn der Relativsatz enthält eine der Mutter bekannte und der Tochter innewohnende Eigenschaft, die als Grund der von der Mutter darauf gebauten Berechnung vorangeht, und das weniger Wichtige und Alte ist gegenüber dem deshalb betonten Wichtigen und Neuen: ''eine Zerstreuung finden''. Aus ähnlichem Grunde hätte Junker nicht stellen sollen: ''Er äußerte sich über seine Natur sehr unbefangen, für deren Fehler er ein offnes Auge hatte'', sondern: ''... Natur, für deren Fehler ... hatte, sehr unbefangen''; auch nicht: ''Diese Ebene scheint während der regenlosen Jahreszeit in den Níederungen ein Lieblingsaufenthalt von Perlhühnern und Hasen zu sein, wo reicher Graswuchs und schattige Bäume den Reisenden zu einer Rast einladen''. Oft hilft freilich die bloße Umstellung nicht, wohl aber andre Anknüpfung. Bornhak hätte z. B. nicht, wie ähnlich öfter, also schreiben sollen: ''So wurde die Hochzeit am 12. Juni 1733 im braunschweigischen Schlosse Salzdahlum gefeiert, deren Festtage, sondern wo die Festtage bis zum 19. Juni dauerten.''</br></br>Im allgemeinen und namentlich innerhalb eines einfachen Satzes wird ein schöner Tonfall dadurch erzielt, daß das folgende Glied voller und gewichtiger ist als das vorhergehende oder bei einer drei- und mehrfachen Teilung das erste und noch mehr das letzte bedeutsamer als das//1 Ein gutes Beispiel hierfür ist unten §412, 2 gegen Ende der Satz aus Goethe: ''Welche köstliche Empfindungen'' usw.// oder die mittelsten; das entspricht den einfacheren Verhältnissen im Einzelsatze, wo das (vorangehende) Subjekt kürzer sein soll als das Prädikat mit seinen Ergänzungen und Umständen, das alles gemäß der schon von den alten Redekünstlern ausgestellten Forderung vom steigenden Rhythmus. Der größte Wohllaut durchklingt Sätze wie die folgenden ganz ebenmäßigen aus den Lehrjahren: ''Durch den Zulauf aus benachbarten Ortschaften hatte die Anzahl der Menschen außerordentlich zugenommen, und so wälzte sich auch der Schneeball des Beifalls zu einer ungeheuren Höhe''. Auch die folgenden mit erweitertem Prädikat klingen noch ganz wohl: ''Der andre Morgen ging meist mit Aufsuchen des Kindes hin. Philinens Reize konnten die Unruhe unsers Freundes nicht ableiten. Er brachte einen traurigen, nachdenklichen Tag zu''. Dagegen ist das Ebenmaß dadurch $Seite 418$ daß das Prädikat unverhältnismäßig aufgebauscht ist, schon gestört in dem folgenden Sätze Goethes, der denn auch mißtönt: ''Narciß und Landrinette ließen sich in Tragsesseln auf den Schultern der übrigen durch die vornehmsten Straßen der Stadt unter lautem Freudengeschrei des Volkes tragen''.autem Freudengeschrei des Volkes tragen''.)
- Die Flucht auf die Anhöhe der Bewohner + (So wenig der Wesfall wie sein Ersatz durch … So wenig der Wesfall wie sein Ersatz durch ''von'' darf von dem regierenden Worte durch eine adverbiale Verbindung getrennt werden, wie in den folgenden, in den ersten Nummern wieder Andresen verdankten Beispielen: 1. ''die Art zu spielen des Akteurs'' (statt ''die Art des Akteurs zu spielen''); 2. ''das Ertrinken im Rheine der Magd''; 3. ''die Abstimmung gegen das Gesetz eines früher altliberalen Staatsmannes''; 4. ''Ehre sei der unermüdlichen Aufopferung um die Bergung und Rettung der Opfer der Saarbrückener Bevölkerung''//2 Hier hilft, wie gewöhnlich, nur ein Satz: ''Ehre sei der .... Aufopferung, mit der die Saarbrücker Bevölkerung die Opfer zu bergen und zu retten suchte''.//; 5. ''die Flucht Hals über Kopf unserer hiesigen europäischen Matadore''; 6. sogar aus der Feder eines Lehrers: ''von der taucherartigen Vertrautheit mit dem Wasser der unversehrten nervigen Körper''; aus neuster Zeit 7. aus der Tägl. R.: ''ein Modell in voller Größe der Viktoria, des berühmten Schiffes Nelsons''; 8. aus der Teutschen Ztg.: ''zu der Entfernung vom Hofe des ganzen Intrigantenkreises''; 9. ''nach der Auflösung durch die russische Regierung des 1905 ins Leben gerufenen Vereins'' (Gg. Cleinow in den Grenzboten 1918); 10. ''die völlige Übereinstimmung mit sich des gesunden Menschen'' (P. Ernst) und 11. gar lächerlich: ''Bekanntmachung betr. Maul- und Klauenseuche des Herrn Regierungspräsidenten''.</br></br>$Seite 166$ Daß solche Stellungen als Fehler bezeichnet werden müssen, beruht darauf, daß der Genetiv wie sein Ersatz an sich zu jedem Hauptworte treten und bezogen werden kann, und demnach, sobald er von dem seinigen getrennt und einem andern nachgestellt wird, irrtümlich zu diesem bezogen werden kann, wie man denn oben in den Beispielen 3, 4, 6, 8 und 11 stark dazu versucht ist. Übrigens ist ja die Nachbarschaft, räumlich wenigstens, mit dem Nachbar zur Rechten gleich nahe wie mit dem zur Linken; und so kann der Wunsch, die adverbiale Bestimmung dem Hauptwort auch näher zu rücken, bisweilen dadurch erfüllt werden, daß das Genetivattribut voraustritt; nur müssen die § 177 dafür aufgestellten Bedingungen erfüllt sein. Fügungen wie die folgenden sind denn auch in Zeitungen gar nicht selten: ''Deutschlands Beteiligung an der Londoner Konferenz, Deutschlands Beziehungen zu Großbritannien, Frankreichs Stellung in der neuen Frage''.Frankreichs Stellung in der neuen Frage''.)
- Indikativ und Konjunktiv + (Sogar in Wunsch- und Absichtssätzen, wo ma … Sogar in Wunsch- und Absichtssätzen, wo man es kaum für möglich halten sollte, wird jetzt statt des Konjunktivs der Indikativ geschrieben! Da liest man: ''es ist zu wünschen, daß die Nation auch künstlerisch zusammensteht — wir wünschen von Herzen, daß das der letzte Fall eines solchen Verbrechens gewesen ist — es ist wünschenswert, daß die Rede vollständig gedruckt wird — wir bitten um Erneuerung des Abonnements, damit die Zusendung keine Unterbrechung erleidet — wir raten ihm, sich an deutsche Quellen zu halten, damit er das Deutsche nicht ganz verlernt''. Immerhin ist solche Nachlässigkeit noch verhältnismäßig selten. Die schlimmste Verwirrung des Indikativs und des Konjunktivs ist in den Subjekt- und Objektsätzen (Inhaltsätzen) und in den abhängigen Fragesätzen eingerissen. Und doch, wie leicht ist es, bei einigem guten Willen auch hier das Richtige zu treffen!</br></br>Man vergleiche einmal folgende beiden Sätze: ''Curtius zeigte seinen Fachgenossen, daß er ihnen auch auf dieses Gebiet zu folgen vermöchte'', und: ''Curtius zeigte seinen Fachgenossen, daß er ihnen auch auf dieses Gebiet zu folgen vermochte''. Was ist der Unterschied? In dem ersten Falle lehne ich, der Redende oder Schreibende, ein Urteil darüber ab, ob Curtius wirklich seinen Fachgenossen habe folgen können, ich gebe nur seine eigne Meinung wieder; im zweiten Falle gebe ich selbst ein Urteil ab, ich stimme ihm bei, stelle es als Tatsache hin, daß er ihnen habe folgen können. Ein andres Beispiel: ''die meisten Menschen trösten sich damit, daß es früher'' $Seite 140$ ''auch so war'', und: ''die meisten Menschen trösten sich damit, daß es früher auch so gewesen sei''. Was ist der Unterschied? In dem ersten Falle gebe ich über den Trostgrund der Menschen ein Urteil ab, ich stimme ihnen bei, ich stelle ihren Trostgrund als richtig, als Tatsache hin; in dem zweiten Falle enthalte ich mich jedes Urteils, ich gebe nur die Meinung der Menschen wieder. Noch ein Beispiel: ''ich kann doch nicht sagen, daß ich krank bin'', und: ''ich kann doch nicht sagen, daß ich krank sei''. Der erste Satz bedeutet: ich trage Bedenken, die Tatsache meiner Erkrankung einzugestehen; der zweite: ich trage Bedenken, eine Krankheit vorzuspiegeln. Da haben wir klar und deutlich den Sinn der beiden Modi.</br></br>Darnach ist es klar, weshalb nach Zeitwörtern wie ''wissen, beweisen, sehen, einsehen, begreifen, erkennen, entdecken'', ebenso wie nach den unpersönlichen Redensarten: ''es ist bekannt, es steht fest, es ist sicher, es ist klar, es ist kein Zweifel, es ist Tatsache, es läßt sich nicht leugnen'' usw. der Inhaltsatz stets im Indikativ steht. In allen diesen Fällen kann das Subjekt oder Objekt nur eine Tatsache sein; welchen Sinn hätte es da, ein Urteil darüber abzulehnen? Es ist also ganz richtig, zu sagen: ''kann es geleugnet werden, daß die Erziehung des gemeinen Volks eines der wichtigsten Mittel ist, unsre Person und unser Eigentum zu schützen?'' Dagegen spricht aus folgenden Sätzen eine völlig unverständliche Ängstlichkeit: ''Hamerling hat bewiesen, daß man als Atheist ein edler und tüchtiger Mensch sein könne — die Besichtigung der Leiche ergab, daß es sich um einen Raubmord handle — schon seit Jahren hatte sich herausgestellt, daß die Räume unzureichend seien — als man die Kopfhaut entfernte, sah man, daß die Schädeldecke vollständig entzwei geschnitten sei — zu meinem Schrecken entdeckte ich, daß der junge Graf nicht einmal orthographisch schreiben könne — die Sammlung tritt sehr bescheiden auf und läßt keinen Zweifel darüber, daß die Zeit des Sturms und Dranges vorüber sei''. Was ''bewiesen, gesehen, entdeckt worden ist, sich ergeben, sich herausgestellt hat, nicht bezweifelt'' werden kann, das müssen doch Tatsachen sein! $Seite 141$ Weshalb soll man sich scheuen, solche Tatsachen anzuerkennen?</br></br>Dieser Fehler kommt denn auch verhältnismäßig selten vor. Um so öfter wird der entgegengesetzte Fehler begangen, daß nach Zeitwörtern, die eine bloße Meinung oder Behauptung ausdrücken, der Indikativ gesetzt wird, obwohl der Redende oder Schreibende über die ausgesprochne Meinung oder Behauptung nicht das geringste Urteil abgeben, sondern sie als bloße Meinung oder Behauptung eines andern hinstellen will. Die Zeitwörter, hinter denen das geschieht, sind namentlich: ''glauben, meinen, fühlen, denken, annehmen, vermuten, überzeugt sein, hoffen, fürchten, schließen, folgern, behaupten, sagen, lehren, erklären, versichern, beteuern, bekennen, gestehen, bezweifeln, leugnen, antworten, erwidern, einwenden, berichten, erzählen, überliefern, erfahren, vernehmen, hören'' u. a. Stehen diese Verba in dem Tempus der Erzählung, so setzt jeder richtig den Konjunktiv dahinter. Aber wie, wenn sie im Präsens oder im Futurum stehen? Da wird geschrieben: ''der Ausschuß ist der Meinung, daß der Markt der geeignetste Platz für das Denkmal ist — der jugendliche Sinn wird zu der Meinung genötigt, daß alles Sprachwesen Willkür und Gedächtnissache ist — der Herausgeber ist zu der Ansicht gekommen, daß sich diese Rede Ciceros nicht für die Schule eignet — man nimmt an, daß er wahnsinnig ist — jeder wird von einer Privatsammlung, die in den fünfziger Jahren genannt wurde, annehmen, daß sie heute nicht mehr besteht — Lessing behauptet, daß sich das neue Wort schnell eingebürgert hat — man behauptet, daß das Lateinische zu schwer ist, als erste fremde Sprache gelernt zu werden — Marx sagt, daß keine neue Gesellschaft ohne die Geburtshilfe der Gewalt entsteht — der Fremde, der die Ausstellung besucht, wird sagen, daß es der Berliner Kunst an Schwung und Phantasie gebricht — von glaubwürdiger Seite wird uns versichert, daß die Stimmung sehr flau war — man glaubt, daß die Diebe während der Fahrt in den Zug stiegen — man'' $Seite 142$ ''sagt, daß er sich von einem Priester taufen ließ — die Legende erzählt, daß, als die Greisin noch ein schönes Mädchen war, sie eine tiefe Neigung zu einem jungen Krieger faßte — in Berliner Künstlerwerkstätten gilt noch heute die Überlieferung, daß Rauch nicht immer der große Mann gewesen ist, als den ihn die Nachwelt preist, daß Neid und Eifersucht ihm nicht fremd waren, und daß er, solange er Macht und Einfluß hatte, niemand neben sich aufkommen ließ''. In allen diesen Sätzen ist der Indikativ wahrhaft barbarisch. Doppelt beleidigend wirkt er, wenn in dem regierenden Satze die Meinung oder Behauptung, die im Nebensatze steht, ausdrücklich verneint wird, als falsch, als irrtümlich, als übertrieben, als unbewiesen bezeichnet wird. Und doch muß man täglich auch solche Sätze lesen, wie: ''es kann nicht zugegeben werden, daß der große Zuzug der Bevölkerung die Ursache der städtischen Wohnungsnot ist — wir sind nicht zu der Annahme berechtigt, daß er sich durch die Mitgift der Frau zu der Heirat bewegen ließ — aus dieser Tabelle läßt Sich keineswegs der Schluß ziehen, daß die Kost dürftig ist — daß der sozialistische Geschäftsbetrieb in diesen Industrien möglich ist, hat noch niemand bewiesen — ich kann nicht finden, daß Wagners Musik läutert — ich muß aufs entschiedenste bestreiten, daß es in einem unsrer Schutzgebiete Sklavenmärkte gibt — niemand wird behaupten, daß es dem Architekten gleichgiltig sein kann, ob sein Ornament langweilig oder geistreich ist — es wird schwerlich jemand dafür eintreten, daß die Ausführung dieses Planes möglich ist — es ist nicht wahr, daß man durch Arbeit und Sparen reich werden kann — unwahr ist, daß Herr B. eine Sühne von 500 Mark angeboten hat — die K. Zeitung geht zu weit mit der Behauptung, daß die beiden vorigen Sessionen des Landtags unfruchtbar gewesen sind — es liegt nicht der leiseste Anhalt vor, daß eine neue Revision des Gesetzes beabsichtigt ist — ich will damit nicht sagen, daß die Sittlichkeit darunter leidet — ich kann nicht sagen, daß ich diese Woche große Freude an der Arbeit hatte — damit soll nicht gesagt sein, daß es der'' $Seite 143$ ''Sammlung ganz an duftigen Liederblüten fehlt — es soll damit nicht gesagt sein, daß Beethoven je populär werden kann — es ist falsch, wenn der Verfasser behauptet, daß die Fehlerzahl den Ausschlag bei der Versetzung der Schüler gibt — wir glauben widerlegt zu haben, daß der Schule in diesem Kampfe ein Vorwurf zu machen ist — wer hat bewiesen, daß die sittliche Höhe eines Künstlers der künstlerischen seiner Werke gleichstehen muß?'' Welcher Unsinn, etwas in einem Atem zu leugnen oder zu bestreiten und zugleich als wirklich hinzustellen! Darauf laufen aber doch schließlich alle solche Sätze hinaus. Der Indikativ kann in solchen Fällen geradezu zu Mißverständnissen führen. Wenn einer schreibt: ''es ist nicht richtig, daß die Zollerhöhung das Leben der niedern Klassen verteuert'', so kann man das auch so verstehen: sie verteuert es, aber das ist nicht schön von ihr, sie sollte das lieber nicht tun. Will einer deutlich sagen: ''sie verteuert es nicht'', so muß er schreiben: ''es ist nicht richtig, daß die Zollerhöhung das Leben der niedern Klassen verteure.''</br></br>Gewiß gibt es zwischen den unbedingt nötigen Indikativen und den unbedingt nötigen Konjunktiven verschiedne Arten von zweifelhaften Fällen. Es gibt doppelsinnige Verba, wie z. B. ''finden, sehen, zeigen'', die ebensogut eine Erkenntnis wie eine Meinung ausdrücken können; darnach hat sich der Modus des Nebensatzes zu richten. ''Als der erfte Schrecken überwunden war, sahen die Römer, daß sich der Aufstand nicht bis zum Rhein ausdehne'' — man erwartet den Indikativ: ''ausdehnte''; aber der Schreibende hat mit sehen vielleicht mehr den Gedankengang, die Erwägung der Römer ausdrücken wollen. So ist auch ''beweisen wollen, zu beweisen suchen'' etwas andres als ''beweisen''; ''Hamerling hat beweisen wollen, daß man als Atheist auch ein edler und tüchtiger Mensch sein könne'' — das wäre richtig, ebenso wie: ''er will beweisen, daß weiß schwarz sei''. Ein Bigotter könnte aber auch sagen: ''Beweisen läßt sich alles mögliche''; ''hat nicht Hamerling sogar bewiesen, daß ein Atheist ein edler Mensch sein könne''? Dann wäre der Sinn: trotz seines Beweises glaube ich es nicht. $Seite 144$ Und anderseits kann man wieder sagen: ''Warum willst du erst noch beweisen, daß zwei mal zwei vier ist''? Man vergleiche noch folgende Sätze: ''darin geben wir dem Verfasser Recht, daß es unerklärlich ist, wie der gütige Gott eine mit Übeln erfüllte Welt schaffen konnte''; aber wir bestreiten, daß es deshalb logisch geboten sei, dem Wesen, daS die sittliche Norm in sich enthält, die Weltschöpfung abzusprechen. Auch in dem ersten Satze ist der Konjunktiv möglich, mancher würde ihn vielleicht auch dort vorziehen. Bei guten Schriftstellern, bei denen man das angenehme Gefühl hat, daß sie jedes Wort mit Bedacht hinsetzen, macht es Vergnügen, solchen Dingen nachzugehen. Aber wie oft hat man dieses Gefühl? Meist lohnt es nicht der Mühe, hinter plumpen Schnitzern nach besondern Feinheiten zu suchen.</br></br>Wenn das Verbum des Hauptsatzes im Präsens steht und das Subjekt die erste Person ist, so ist auch nach den Verben des Meinens und Sagens wohl allgemein der Indikativ üblich und auch durchaus am Platze. Wenn der Hauptsatz heißt: ''ich glaube'' oder ''wir behaupten'', so hätte es keinen Sinn, den Inhalt des Nebensatzes als bloße Vorstellung hinzustellen und ein Urteil über seine Wirklichkeit abzulehnen, denn ich und der Redende sind ja eine Person. Daher sagt man am liebsten: ''ich glaube, daß du Unrecht hast''. Und sogar wenn der Hauptsatz verneint ist: ''ich glaube nicht, daß sie bei so rauher Jahreszeit noch in Deutschland sind — ich glaube nicht, daß der freie Wille der Gesellschaft heute schon stark genug ist — wir sind nicht der Ansicht, daß man die bestehende Welt willkürlich ändern kann''. In den beiden letzten Sätzen würde vielleicht mancher den Konjunktiv vorziehen; aber schwerlich wird jemand sagen: ''ich glaube nicht, daß sie bei so rauher Jahreszeit noch in Deutschland seien''. Selbst in Wunsch- und Absichtssätzen steht in solchen Fällen der Indikativ, zumal in der Umgangssprache. Jedermann sagt: ''spann deinen Schirm auf, daß du nicht naß wirst!'' ''Werdest'' würde hier so geziert klingen, daß der andre mit Recht erwidern könnte: ''du sprichst ja wie ein Buch''. Wenn man aber einen Bibelspruch anführt, sollte man ihn $Seite 145$ nicht so anführen: ''Richte nicht, damit du nicht gerichtet wirst!''</br></br>Genau so wie mit den Objektsätzen, die mit dem Fügewort ''daß'' anfangen, verhält sichs mit denen, die die Form eines abhängigen Fragesatzes haben: sie müssen im Konjunktiv stehen, wenn der Redende oder Schreibende kein Urteil darüber abgeben kann, ob ihr Inhalt wirklich sei oder nicht, weil es sich um Dinge handelt, die eben in Frage stehen, sie können im Indikativ stehen, wenn der Redende ein solches Urteil abgeben kann und will, sie müssen im Indikativ stehen, wenn es gar keinen Sinn hätte, ein solches Urteil abzulehnen, weil es sich um eine einfache Tatsache handelt. Richtig sind folgende Sätze: ''man darf sich nicht damit begnügen, zu behaupten, etwas sei Recht, sondern man muß doch wenigstens angeben, weshalb es Recht sei, und welches Ziel ein solches Recht verfolge — nicht darum handelt sichs in der Politik, ob eine Bewegung revolutionär sei, sondern ob sie eine innere Berechtigung habe — die Frage, ob der Angeklagte den beleidigenden Sinn eines Schimpfwortes erkannt habe, wird meist leicht zu bejahen sein — man sollte sich fragen, ob man nicht selbst die Mißstände zum Teil verschuldet habe, die man beklagt — es sollte nicht gefragt werden, ob die Zölle überhaupt zweckmäßig seien, sondern ob im einzelnen Falle ein Zoll angebracht sei, und ob damit erreicht werde, was erstrebt wird.'' Liederlich ist es dagegen, zu schreiben: ''die Verhandlung hat keine Klarheit darüber gebracht, ob die Klagen berechtigt sind oder nicht''. Wie kann man etwas als gewiß hinstellen, wovon man eben gesagt hat, daß es noch unklar sei? Falsch sind aber auch — trotz ihres schönen Konjunktivs — folgende Sätze: ''wie weit das Gebiet sei, das K. bearbeitet, zeigen seine Bücher — ältere Zuhörer, die mehr oder weniger schon wissen, wovon die Rede sei — es ist vom Schüler zu verlangen, daß er wisse, was eine Metapher sei — es wäre interessant, zu wissen, was Goethe mit dieser Bezeichnung gemeint habe''.</br></br>Schuld an der traurigen Verrohung des Sprachgefühls, die sich in den falschen Indikativen kundgibt, $Seite 146$ ist zum Teil sicherlich die Unsitte, die Hilfszeitwörter in den Nebensätzen immer wegzulassen; das stumpft das Gefühl für die Bedeutung der Modi so ab, daß man sich schließlich auch dann nicht mehr zu helfen weiß, wenn das Verbum gesetzt werden muß. Daneben aber ist noch etwas andres Schuld, nämlich die unter dem verwirrenden Einflusse des Englischen immer ärger werdende Unkenntnis, welche Konjunktive und welche Indikative im Satzbau einander entsprechen, d. h. in welchen Konjunktiv im abhängigen Satze ein Indikativ des unabhängigen Satzes verwandelt werden muß; es scheint das geradezu nicht mehr gelernt zu werden. Man erinnert sich wohl dunkel einer Konjugationstabelle, worin die Indikative und Konjunktive einander so gegenübergestellt waren:</br></br>[linke Spalte]</br> </br>''ich bin''</br></br>''ich war''</br></br>''ich bin gewesen''</br></br>''ich war gewesen''</br></br>[rechte Spalte]</br> </br>''ich sei''</br></br>''ich wäre''</br></br>''ich sei gewesen''</br></br>''ich wäre gewesen''</br> </br>oder:</br></br>[linke Spalte]</br> </br>''ich nehme'' </br></br>''ich nahm''</br></br>''ich habe genommen''</br></br>''ich hatte genommen''</br></br>[rechte Spalte]</br> </br>''ich nehme''</br></br>''ich nähme''</br></br>''ich habe genommen''</br></br>''ich hätte genommen''</br> </br>Aber daß einem diese Gegenüberstellung aus der Formenlehre für den Satzbau gar nichts helfen kann, das weiß man nicht. Die Gegenüberstellung der Modi für die Inhaltssätze sieht so aus:</br></br>[linke Spalte]</br> </br>''er trägt''</br></br>''er trug''</br></br>''er hat getragen''</br></br>[rechte Spalte]</br> </br>''daß er trage'' oder: ''daß er trüge''</br></br>''daß er getragen habe'' oder: ''daß er getragen hätte''</br></br>[linke Spalte]</br></br>''ich bin''</br></br>''ich war''</br></br>''ich bin gewesen''</br></br>[rechte Spalte]</br> </br>''daß ich sei'' oder: ''daß ich wäre''</br></br>''daß ich gewesen sei'' oder: ''daß ich gewesen wäre''</br> </br>Daß sich gerade der Indikativ des Imperfekts jetzt so oft findet, wo ein Konjunktiv des Perfekts oder des Plusquamperfekts hingehört (''Friedmann ist den Beweis dafür'' $Seite 147$ ''schuldig geblieben, daß dieser Verdacht haltlos und sinnwidrig war''), zeigt deutlich, daß man einen richtigen Konjunktiv in abhängigen Sätzen zu bilden vollständig verlernt hat.Sätzen zu bilden vollständig verlernt hat.)
- Fehlerhafte Weglassung des Artikels vor Attribut + Substantiv + (Solch artikellose Fügungen sind nicht ange … Solch artikellose Fügungen sind nicht angebracht, wenn die Form, die</br>dazu geschaffen ist, Unbestimmtheit anzudeuten, mit der vollständigen Bestimmt- $Seite 132$ heit, mit der alten gleich bekannten Abgrenzung eines Begriffes in Widerspruch gerät. Noch eher ist es dem Handwerker zu verzeihen, wenn er im Anzeiger bekannt macht: ''Junger Arbeiter ... wird gesucht'', als wenn Therese Leo die Heimkehr eines Elternpaares mit ihrem Kinde, das uns schon lange beschäftigt hat, also erzählt: ''dann kehrten sie zurück, Vater, Mutter und müdes Töchterchen''. Auch Scheffel überschreitet die Grenze des zulässigen, wenn er schreibt: ''Gewichtiger Schlüsselbund klapperte an des Kellermeisters Seite; bei Übersiedelung an neuen Wohnsitz'' und: ''Darstellungen aus heiliger Geschichte''. Das letzte wird wahrlich dadurch nicht gerechtfertigt, daß ein Gymnasiallehrer ''Biographische Blätter aus deutscher Geschichte'', ein Minister ''zur Vorgeschichte deutscher Nation'' und selbst Joh. Müller eine ''Geschichte schweizerischer Eidgenossenschaft'' geschrieben hat. Friedrich Wilhelm IV. durfte auch nicht sagen: ''Deutsche Nation hat ein tausendjähriges Anrecht'', noch: ''Der russische Kaiser wird dieser Gattung deutschen Kaisers den Rang nun und nimmer geben''.n Kaisers den Rang nun und nimmer geben''.)
- Modewörter + (Solch ein abgeblaßtes Hauptwort ist ''Ansc … Solch ein abgeblaßtes Hauptwort ist ''Anschauung'' (auch ''Weltanschauung''), nicht so merkwürdigerweise, als man grade bei diesem Worte wohl meint; denn unter dem Rufe nach Anschauung und unter der Herrschaft des Anschauungsunterrichts hat man gar vieler Orten übersehen, daß ''Ansicht'' noch nicht ''Einsicht'' ist, und hat alles ''anschauen'' zu können vermeint, was ''durchdacht, verstanden'' und ''gefühlt'' sein will. Statt zur Kirchenpolitik ''eine feste Stellung'', in der Landwirtschaft ''Erfahrung oder Verständnis'', in der Moral ''Grundsätze'', in der Grammatik ''Kenntnisse'', in der Kunst ''ein Urteil'' zu haben, hat man denn jetzt von alle dem $Seite 443$ und viel anderem — bloß ''eine Anschauung''; so recht hübsch äußerlich, wie einer, der nur von außen in einen Laden hineinguckt oder, wenn's hochkommt, im Wirts- oder Schauspielhause einer — chemisch-physikalischen Abendunterhaltung beigewohnt hat. Kein Wunder, daß da auch hunderttausenden, die über das Ganze der Welt und das Welträtsel kaum nachgedacht haben, eine Weltanschauung zugeschrieben wird.</br></br>So hängt schließlich, die Sprachgestaltung freilich entschuldigend, aber die Sprachbetrachtung zu desto ernsterer Warnung vor Unsachlichkeit, vor den schlimmsten innerlichsten Schädigungen drängend, die Vorliebe für jenen Ausdruck mit der gesamten Kulturentwicklung zusammen; ganz ähnlich wie schon die Vorherrschaft gewisser Künste und Stände, der Mal- und Tonkunst und des Militärs, uns auch eine stattliche Reihe von Ausdrücken derselben beschert hat, die wenigstens in der jetzigen Aufdringlichkeit unschön, oft sogar widersinnig wirken. Wer fühlte nicht ohne weiteres jene Einflüsse wirksam, wenn er immer hört und liest von ''Stimmungen, Stimmungsbildern'' und ''stimmungsvoll''? Freilich können darin wieder Launen, was zu stark, und weihevoll, das zu hehr klingt, recht hübsch mit verschwimmen. Immer ist man heute ''in der Lage'', wo oft besser stünde ''imstande'', weil soviel von ''der europäischen Lage'' zu hören ist; ''Politiker stehn auf der Zinne'' (!) ''der Partei'' und andere wieder ''halten deren Fahne hoch'', obwohl sie doch gar keine hat. ''In der ersten Linie'' (statt ''vor allem'') ''ist ein Vortrag klar und verständlich gewesen''; und in allen möglichen Dingen wird ''vorgegangen'' und ''eingegriffen'', gerade wie im Kampfe. Nach anderm Muster wird wieder alles ''grau in grau gemalt'' oder ''die Bildfläche'' angegeben, auf der alles ''erscheint'' und von der alles ''verschwindet'', auch wo von einem Bilde oder Bilden keine Rede sein kann und nur ''eintreten, auftauchen, abtreten'' gesagt werden sollte. Der Art unserer Zeit, die viel verlangt und jedes Verlangen sogleich erfüllt sehen möchte, die in allem nach dem Zwecke, nach dem Ruhen fragt, entspricht es auch, daß das Wort ''Zweck'' die Bedeutung von ''Erfolg, Nutzen'' und, weil man für diesen noch Sinn hat, auch von ''Sinn'' annimmt: ''kalte Abreibungen haben bei solcher Konstitution keinen Zweck'' (statt ''sind unnütz'') ... ''Laß dies, das hat keinen Zweck.'' Was in dieser Form dem Norddeutschen schon Gewohnheit geworden ist, belacht er freilich noch, wenn er im Süddeutschen auf demselben Wege auch das Verb ''bezwecken'' bis in die Bedeutung von ''erreichen'' vorgerückt findet: ''Es wurden 108 Reden gehalten, um die Vereinigung des Südens mit dem Norden herbeizuführen; leider haben alle nichts bezweckt'' (statt ''gefruchtet'').</br></br>Dabei haben alle diese Bedeutungswandlungen, die zuletzt beispielsweise angedeutet wurden, noch irgend einen vernünftigen Ausgangspunkt. Noch schlimmer, wenn auch dieser fehlt. So heißt es nur, sich törichterweise freiwillig in französische Armut begeben, wenn die Personenbezeichnung ''Sohn'' und ''Tochter'', die nur von dem Verhältnisse der Kinder zu den Eltern gebraucht werden dürfen, den Rhein hinab auch ohne solche Beziehung verwendet werden, also wo ''Knabe'' oder ''Junge'' und ''Mädchen'' am Platze ist, so daß dort schon Damen- und Töchterstiefel angepriesen werden. Sollte man es aber glauben, daß jemand selbst das Gefühl dafür verliert, daß ein ''Paar'' zwei gleichartige zusammengehörige Wesen bezeichnet, und ein ''Drillingspärchen'' //1 Dagegen sollte es nicht beanstandet werden, wenn ebenso wie von einem ''Braut-'' $Fußnote auf nächster Seite fortgeführt$ oder ''Ehepaare'', auch von einem ''Königs-'' und ''Kaiserpaare'' gesprochen wird, da man hinter diesen Ausdrücken so wenig ''zwei Kaiser'' oder ''zwei Könige'' zu suchen braucht wie man hinter ''Brautpaar zwei Bräute'' sucht. Weiter verdient freilich das ''Kronprinzliche, Großherzogliche, Freiherrliche, Fürstliche Paar'' den Vorzug vor ''Kronprinzenpaar, Grafenpaar'' u. dgl., Bildungen, denen die Sprache ausweicht, weil der Plural des Bestimmungswortes wirklich auf eine Mehrheit von ''Kronprinzen, Grafen, Freiherren'' hindeuten könnte.// anzeigen konnte? oder, um von der Wiege zur Bahre $Seite 444$ zu kommen, ein anderer den Begriff von ''Leichnam'' so wenig empfindet, daß er von der Auffindung eines Leichnams meldet, der sich selbst getötet hat? Selbst der feine, aber feste Unterschied zwischen Sprache, der angebornen oder angelernten Gabe oder der durch Stand oder Stellung gebotenen Art sich zu äußern (Muttersprache, Sprache der Gelehrten, Diplomaten), und der Rede und dem Gespräche, der durch Zufall oder bestimmte Veranlassung gebotenen Anwendung jener Gabe auf irgend einen sachlichen Inhalt, droht verwischt zu werden; hört man doch schon: davon ist nicht mehr die Sprache, die Sprache kam darauf! Daß für die Fremdwörter und ihre Grundbedeutung dem Schreiber, auch dem gebildeten, erst recht das Sprachgefühl fehlt, darauf soll nur andeutungsweise mit einem Beispiele hingewiesen werden: ''unter der Wendung der Tgl. R.: große Marschstationen vollführen'' sollte man einmal verstehn: ''ohne Unterbrechung marschieren, und da heißt Station der Halt!''</br></br>Unter den falsch gebrauchten Eigenschaftswörtern sei hier zunächst ''gelungen'' genannt; das wird nämlich nicht mehr bloß vom Standpunkt derer gesetzt, die für das Gelingen oder Mißlingen einer Sache verantwortlich und darum besorgt sind, sondern überhaupt für ''hübsch, unterhaltend'', vor allem in ironischem Sinne von etwas, was durch lächerliche Wirkung erheitert. Da sind Stunden bei einem Lehrer und dieser selbst ''gelungen'', wenn nur beide lustig sind, und ''bei einem Feste geht es gelungen her!'' — ''Zwingen'' und ''nötigen'' möchte sich heut auch niemand gern lassen; deshalb redet man auch nicht mehr von ''nötigen, notwendigen, erforderlichen Maßregeln'' — halt, ''Maßnahmen''! — ''Schritten, Zugeständnissen'', sondern hübsch verschwommen von ''angezeigten'' oder ''gegebenen'' und gar zweideutig ''gebotenen'' und findet etwas ''gegeben, angezeigt'' und ''geboten''. Auch die beliebte Wendung: ''er fand ein unzeitiges Ende'' bedeutet, dem Worte ''Unzeit'', d. h. ''schlechte, unpassende Zeit'', entsprechend, nur ''er starb zur Unzeit'', und das kann unter Umständen auch im hohen Alter geschehen; was sie bedeuden soll, drücken die einfachsten Worte ''ein frühes Ende'' am natürlichsten und klarsten aus. Der Süddeutsche muß sich besonders noch hüten, ''wirklich'' und ''gegenwärtig'' (= ''jetzt'') sowie ''gegenwärtig'' und ''vorliegend'' zu verwechseln; denn bei ihm ist oft zu hören: ''Es ist eine Pracht, wirklich'' (soll bedeuten ''jetzt, gegenwärtig'') ''in Gottes freier Natur zu wandeln'', und ebenso bei ''gegenwärtiger Untersuchung'' statt bei ''dieser, bei vorliegender Untersuchung''.''dieser, bei vorliegender Untersuchung''.)
- Schwankungen zwischen der starken und der schwachen Konjugation + (Solche Freude dürfen uns denn bereiten die … Solche Freude dürfen uns denn bereiten die starken Formen von ''dingen'', von dem es wohl in bekannter Anwendung immer heißt ''bedingt sein'', ebenso in der in § 419,4 gerügten: ''eine Tatsache bedingte die andere'', aber sonst ''er dang den Mörder, der Mörder war gedungen'', sowie auch in der Bedeutung ausmachen: ''er bedang sich — (aus), hat sich (aus)bedungen'' z. B. ''wöchentlich eine Fuhre''; nicht minder die von ''aufdringen'': ''er hat sich aufgedrungen, das Geschenk ist ihm aufgedrungen worden'', so gewiß die schwachen Formen von ''(auf)drängen'' im Vorrücken sind: ''sie drängten'' in Schiller (J. Minor); ''die Rossi drängten nicht auf Zahlung'', und: ''Ich dränge in Sie'' (DAZ. 27); ''ich dränge darauf, daß die Regierung nicht länger zögere'' (Übers. v. Paléologue, Am Zarenhof). In diese Reihe gehört auch ''ich frug'', so sehr es auch noch von manchen angefochten wird, und neben ''steckte'', welches transitiv wie intransitiv ist (''er steckte den Brief ein, er steckte in Schulden''), das schon sehr häufige, immer intransitive ''stak'' //1 Z. B. Augsbg. Allg. Ztg. 20/5. 82. N. Illustr. 20/7. 81. M. Ebeling, Blicke in vergessene Winkel (1889) II, 26.// (''er stak im Moraste''). Daß es beide in der Schriftsprache nur zu einem starken Imperfektum, nicht auch einem solchen zweiten Partizip gebracht haben, kann nichts verschlagen, da es ja auch Verben gibt, von denen nur noch ein zweites starkes Mittelwort üblich ist. So von ''mahlen'' noch durchaus; ''das Getreide'' nämlich ''wird gemahlen'', nicht aber auch, wie es nach einer Anzeige: „''Gemalene Bierseidel"'' in einem süddeutschen Blatte dort üblich scheint, Gläser und Bilder; ebenso gilt eine Suppe oder ''eine Rechnung, die Koch oder Wirt versalzte'', für ''versalzen'', während freilich ''geschroben, gespalten'' und ''gefalten'' fast nur noch adjektivisch vorkommen: ''ein verschrobener Mensch, kleingespaltenes Holz, mit gefaltenen Händen'', und auch so schon ''gespaltet'' und ''gefaltet'' möglich und eigentlich verbal durchaus herrschend sind //2 Sander's Gleichstellung der starken und schwachen Biegung von ''schrauben'' trifft $Fußnote auf nächster Seite fortgeführt$ nur für die norddeutsche Mundart zu, und lediglich mit ihr vertraute Schriftsteller gebrauchen starke Formen auch einmal in der Schriftsprache: Voß, Mitscherlich, Immermann, Storm, Wards Übersetzerin Th. Leo, H. Leip.//Ganz entschieden muß auch noch zurückgewiesen $Seite 90$ werden ''haute'' und ''gehaut'' //1 Trotz den Flieg. Blättern schon 1874; Bömers, Gepa I, 212. Noé, Jahreszeiten 1888 (S. 119). H. Hoffmann, Von Frühling zu Frühling 1890, S. (380). Chiavacci, Wiener vom Grund 1890; C. Kühlmann 1914: ''daß er zuhaute''; Fr. Castelle, H. Löns und seine Heide; Trentini, Geburt des Lebens.// statt ''hieb'' und ''gehauen'', ''backte'' statt ''buk'' und ''bratete'' und J. Grimms Duldung der schwachen Form als Transitiv: ''er bratete Äpfel'' statt ''briet'' trotz Schillers Vorgange. Die bei einzelnen Klassikern wohl vorkommenden Ansätze zu den schwachen Bildungen ''geneste'' und ''genest, gedeihte'' und ''gedeiht'' statt ''genas, genesen, gedieh, gediehen'' haben sich auch nicht weiter entwickelt; und das zur Zeit der Schlegel, Schiller und besonders bei Goethe überwiegende ''gleitete, gegleitet ist'' gegenüber ''glitt, geglitten'' wieder ins Hintertreffen gekommen. Auch Auerbachs ''kneifte'' statt ''kniff'' steht noch vereinzelt, während das verwandte ''kneipte'' (in den verschiedensten Bedeutungen) seit Goethe, der es ausschließlich anwandte, als feiner gilt denn das der Mundart verdankte ''knipp'' und gleich häufig wie diese starke Form vorkommt. Ebenso ändern sehr vereinzelte schwache Formen von ''schleißen, trügen, zeihen'' nichts daran, daß man diese drei Verben noch durchaus stark zu konjugieren hat. Auch ''speien'' ist außer in kirchlichen Darstellungen der Leidensgeschichte, obwohl es im vorigen Jahrhundert schon allgemein schwach gebeugt wurde, wieder durchgängig stark: ''spie, gespien''. Dagegen wird die Vorherrschaft von ''troff'' vor ''triefte'', wenn sie überhaupt noch vorhanden ist, am längsten gedauert haben, da das Partizip ''getrieft'' längst vorherrscht, infolge des Strebens, dem Partizip ''getroffen'' von ''treffen'' auszuweichen. Die Unsicherheit, die durch die Bedeutungsverwandtschaft von ''verbieten'' (''verbot, verboten'') und sich ''verbitten'' (''verbat, verbeten'') in den Gebrauch ihrer 2. Mittelwörter gekommen ist, hat dann sogar auf ''bitten'' und ''beten'' übergegriffen, so daß ein G. Hauptmann (E. Quint) schreibt: '',Vater unser, der du bist im Himmel. Geheiliget werde dein Name.' Dies war gebeten, nicht für den Bittenden, sondern für Gott''. Auch H. Heine hat geschrieben: ''Ein Fluch dem Gotte, zu dem wir gebeten in Winterskälte und Hungersnöten''. Gar ungeheuerlich ist nach der altertümlichen Gegenwart: (was da) ''kreucht und fleugt'', von Findeisen gebildet: ''Das mußt du uns versprechen, entfleuchtes seliges Himmelskind''; und ein Alpinist schreibt 1919: ''alles, was darin kreuchte und fleuchte!''</br></br>Ganz verkannt haben schon die Schriftsteller und Grammatiker des achtzehnten Jahrhunderts, daß die allein naturwüchsigen Formen ''ich (er)kor, (er)koren'' zu einer Gegenwart ''kiesen'' gehören (wie ''verlor(en)'' zu ''verlieren'', ursprünglich ''verliesen''); und beide im Munde haben ein Verbum ''küren'' in Gang gebracht, so daß man nun einer Zeitung ihren ''freigekürten'' (statt ''er-, gekornen'') ''Bräutigam'' nicht zu übel nehmen darf. Ähnlich steht es fast auch mit ''dünken'', das, in seiner Bildung mit ''denken'' und ''bringen'' gleich, in der Gegenwart nur ''es dünkt'', nicht wie oft zu hören, auch ''es deucht'', und in den Formen der Vergangenheit nur ''deuchte, gedeucht'', nicht auch, wie freilich wieder nicht selten, ''dünkte, gedünkt haben sollte''.</br></br>Der seltnere Fall, daß schwache Verben stark gebeugt werden, kommt am leichtesten dann vor, wenn von Hauptwörtern abgeleitete Verben fälsch- $Seite 91$ lich als mit starken einfachen zusammengesetzt aufgefaßt werden; so wenn gesagt wird: ''die Menge umrang ihn, er wurde umrungen'' statt ''umringte, umringt'', weil das Wort doch von älterem ''umberinc = Umkreis'' herkommt; oder ''der Berufung wurde willfahren'' statt ''willfahrt'', da das Wort mit ''fahre'', ''fuhr'' nichts zu tun hat; aus gleichem Grunde heißt es von ''radebrechen'' nicht ''radebrichst'' u. ä., sondern ''radebrechst, radebrecht(e), geradebrecht''. Die Forderung des Tages und frische Lust am Sprachgestalten hat jetzt eine ganze Reihe solcher Ableitungen von Hauptwörtern geschaffen: es wurde, nach Nietzsches Vorgang z. B. ''mit das Glück mutwillt, generalstreikt; er notlandete, notgelandet; man notschlachtete, notgeschlachtet; sie schwarzschlachteten, schwarzgeschlachtet; sie rundfunkten, gerundfunkt; er hochstapelte, gehochstapelt: er bildhaute'' (Trentini), ''sie brandmalte ''(Ztg. 26); ''ein gesonntagtes Wesen'' (V K. 26); ''der Schutzmann pflichtwandelte auf dem Bürgersteig'' (Jug. 25), ''gepflichtwandelt''; Selbst Kollege Jannings beifallte puterroten Kopfes (D. Ztg. 23), und, mit der Unfallversicherung geboren, so unschön als überflüssig: ''der Eisendreher verunfallte beim Abladen eines Kammrades.'' Auch ''lobsingen'' (von ''lobesanc: Sang zu [Gottes] Lob'') bleibt am besten auf die vereinzelten Formen der Gegenwart und Befehlsform beschränkt, die ausschließlich im geistlichen Schrifttum üblich waren, und ebenso das nach seinem Muster gebildete ''lobpreisen''. In den Meggendorfer Blättern ist freilich gewagt: ''So ein Haus hab ich noch nicht gesehen, lobsang meine Frau''; und in der Jugend 24: ''Engelschöre, die den Herrn laut lobpriesen''. Anderseits A. Bonus' ''Es klopfficht um den Wein von Kana und die Geschichtlichkeit Jesu'' ist berechtigte starke Form von einer untrennbaren Zusammensetzung von ''fechten''; und Trentini durfte nicht schreiben: ''wenn der Kaplan mir vorhaltet'' (statt: ''vorhält''), als ob die Form von ''Vorhalt'' käme.''), als ob die Form von ''Vorhalt'' käme.)
- Fremde Wendungen, besonders Gallizismen + (Solchen Flüchtigkeitsfehlern gegenüber muß … Solchen Flüchtigkeitsfehlern gegenüber muß sich wahrlich der Ärger über manches Fremdländische//1 Den Kampf gegen überflüssige Fremdwörter im besonderen zu führen, kann sich ein Buch wie dieses versagen, wo er kräftiger von einem großen Vereine, dem Deutschen Sprachvereine, geführt wird. Ein guter Helfer darin ist Hoffmann-Matthias, Fremdwörterbuch. Leipzig, Friedr. Brandstetter.// dämpfen, namentlich wenn es vielbeschäftigten Zeitungsschreibern bei der Übersetzung einmal aus der Feder fließt. Nur leise und bloß für den Kundigen schimmert die französische Färbung durch, wenn man statt ''es kommt uns zu'' ein durch das französische ''c’est à nous'' veranlaßtes ''es ist an uns'' findet, das doch nur die Reihenfolge, nicht die Verpflichtung bezeichnet. Ähnlich liegt die Sache, wenn, durch ''avoir beau'' veranlaßt, ''gut suchen haben'' in der Bedeutung ''vergeblich suchen'' verwendet wird, während es echt deutsch doch nur so viel ist als ''leicht suchen können''. Heute klingt es auch weniger deutsch als französelnd oder doch gesucht, wenn eine folgende das Subjekt oder Objekt bildende Nennform bei oder vor dem regierenden Verb nicht durch das Wörtchen ''es'' angedeutet wird, wie in dem Satze Freytags: ''Meinst du, ich werde überleben von den Schwertgenossen getrennt zu sein?''//2 Ranke sagt: ''Wallenstein liebte es, neue Regeln aufzustellen'', ganz nach deutscher Art, da ''es lieben etwas zu tun'', wenn es auch unter französischem Einfluß beliebter geworden sein mag, ohne Grund abgewiesen wird. Eine ganze Reihe in Büchern wie dem Brandstätters als Gallizismen verpönter Wendungen sind gar nicht so schlimm. So läuft es doch wahrlich keinem Gesetze der deutschen Sprache zuwider, wenn man eine Widerlegung oder eigene Ansicht mit der Frage einleitet: ''Was willst du? Was wollen Sie?'' Ebensowenig die ratlose Frage: ''Was hat er nur?'' oder: ''Fragen'' ähnlichen Sinnes im Infintiv: ''Was tun?'' Auch: ''Dein Fall ist ein andrer'' statt ''deine Sache liegt, verhält sich anders'' ist nichts so Fremdes. Gleich gar nicht hat es aber französischen Einflusses bedurft, um ''diesen Tag, diesen Morgen'' neben ''heute morgen'' sagen zu lassen: ebenso ist ''es (ge)denkt mir'', auch ''es denkt mich noch = ich erinnere mich noch'' viel zu alt, als daß man dafür französische Quelle annehmen müßte. In der Wendung ''eine Schwäche hegen'' oder ''haben für'' — darf man dagegen gern eine herübergenommene schöne Metonymie anerkennen und nachahmen. Aber wieder für Wendungen, wie sie sich bei Lessing finden und heute sehr oft: ''Zum Unglück, daß Dianas Schar so nah mit ihren Hunden war. Vielleicht, daß sie in diesem Zustande mehr zu beklagen war als Essex selbst'', braucht man die Erklärung nicht mehr in fremder Herkunft zu suchen, nachdem sie Paul a. a. O. (S. 240) so natürlich als Prädikat (''vielleicht, zum Unglück'') + Subjektssatz erläutert hat.//</br></br>Lästiger fällt es uns schon, wenn sich aus der Fremde Fürwörter einnisten, die nach deutschem Sprachgefühl überflüssig sind. So das nämliche Wörtchen ''es'' in vor- und eingeschobnen Sätzen mit ''wie'', die keine eigentlichen Vergleichssätze sind und in denen ''wie'' schon hinreichend die Be- $Seite 425$ ziehung ausdrückt. Also ist in den folgenden Sätzen das eingeklammerte ''es'' überflüssig: ''wie er'' [''es''] ''selbst erzählte, hat er den Freund noch eingeholt. Ein Pope, wie er nicht sein soll, aber leider'' [''es''] ''häufig ist. Er war von dem Wahne Don Ferrantes mehr umsponnen, als er selbst'' [''es''] ''wußte.'' Mehr nach englischer Art ist ''es'' in Sätze, besonders Relativsätze, eingefügt, in denen der regierende Satz in der abhängigen Konstruktion mitten innen steht: ''Schwierigkeiten, die'' [''es''] ''vorauszusehn unmöglich war'' (H. Grimm), oder: ''In dieser Angelegenheit, die wir'' [''es''] ''für unsre Pflicht halten, zu unternehmen''. Ein Possessiv statt des Artikels ist wider unsre Art in Wendungen wie: ''seinen Hof, seine Cour machen, seine Verzeihung erlangen''; ebenso in der Anrede, wo der bloße Nennfall oder Hinzufügung eines Eigenschaftswortes üblich ist//1 An der Richtigkeit dieser Aufstellung für die gewöhnliche Redeweise ändern solche leidenschaftlich bewegte Stellen nichts, wie: ''Mein Vater, mein Vater, jetzt faßt er mich an!''//: ''was willst du, meine Tante'', statt: ''was wünschest du, Tante'' oder ''liebe Tante?'' Auch Teilungsgenetive, besonders dem französischen partitiven ''en'' entsprechende, dringen gegen deutsche Art ein statt artikelloser Nominative oder Akkusative bloßer unbestimmter Fürwörter, oft ohne ein im Deutschen nötiges regierendes Wörtchen: ''Er bewilligte ihnen so viel Schulen und Synagogen, als sie'' [''deren''] ''bedurften. — Zwei Tropfen Stärkendes träuft mir hinein; ihr habt ja dessen'' (statt: ''welches''). ''Man räumte mir von den besten Zimmern ein'' (statt: ''eins'' oder ''einige von den besten Zimmern'' (P. Heyse). Ganz störend ist für uns die Einschiebung des Fürwortes ''andere'' zwischen Personalpronomen und Substantiv: ''die Pfaffen schonen uns nicht, uns'' [''andre''] ''Laien''. Französisch wirkt es auch, wenn ein Fürwort und Titel oder ein einfacher Ausrufesatz in einen Titel mit daran gefügtem Relativsatz auseinandergezogen, also z. B. nicht gesagt wird: ''Ich Tor'' oder ''Bin ich ein Tor, gegen eine Neigung kämpfen zu wollen'', sondern: ''Tor, der ich bin, gegen eine Neigung'' usw. Gleich undeutsch ist es, wenn der Relativsatz, der doch die Art bestimmen soll, statt einer Nennform, eines abhängigen Fragesatzes oder auch Mittelworts neben ein Verb der Wahrnehmung tritt und z. B. gesagt wird: ''Ich sah den Prinzen, der zu ihren Füßen kniete'' statt: ''ich sah den Prinzen zu ihren Füßen knien''(''d'') oder: ''wie der Prinz zu ihren Füßen kniete''. Am ärgsten aber läuft es der innerlichen und empfindungsvolleren Auffassung unserer Sprache zuwider, wenn statt des Dativs der bei etwas beteiligten Personen das Possessiv oder der Genetiv des Substantivs eintritt. Zwar ''zu Füßen fallen'' ist bei Grimm, Wb. IV, 1, 991 ff. fast ebenso oft und namentlich schon bei Luther in der Fügung ''zu jemandes Füßen'' als ''einem zu Füßen fallen'' belegt. Aber durchaus undeutsch bleiben Wendungen wie: ''Der Himmel führte sie in meinen'' (statt ''mir in den'') ''Weg; jemand zu seiner'' (statt ''sich zur'') ''Gesellschaft herüberrufen, zu des Königs'' (statt ''dem Könige zu'') ''Ehren ein Fest veranstalten; zu jemandes'' (statt: ''einem zu'') ''Hilfe kommen, zu jemandes Verfügung, Diensten'' (statt ''einem zur Verfügung, zu Diensten'') ''stehen''. Ähnlich muß es beurteilt werden, wenn gesagt wird: ''sich in jemandes Arme werfen, die Hand jemandes küssen, ein Kreuz an den Hals des Mädchens hängen'', oder in einem allerneusten Romane: ''Wenn zwei Seelen ineinander sind, sind sie nicht Gottes?'' $Seite 426$ ''flüsterte er in ihr Ohr.'' Wie fein das Deutsche unterscheidet, können daneben solche Zeitwörter zeigen, neben denen ihrer Bedeutung halber kein Dativ zur Bezeichnung der an einer Handlung interessierten Person möglich ist wie ''ruhen, liegen, schlafen'' u. ä. ''Das Kind ruhte, schlief, lag in den Armen der Mutter.''</br></br>Auch der Gebrauch und die Fügung mancher Zeitwörter ist mehr französisch als deutsch. Ein sächsischer Diplomat konstruiert ausnahmslos: ''Lady Paget hat auf der Reise einen preußischen Diplomaten begegnet'' (statt ''ist ihm begegnet''), und in gelehrten Zeitschriften liest man immer öfter ohne Wemfall: ''das Wort, die Wendung begegnet'' (statt ''kommt vor, findet sich'') bei dem und dem. Ähnlich steht so das ''verspricht'' in der Bedeutung der Wendung: ''Das läßt etwas'' (''Außerordentliches'') ''erwarten'', mit welchem Zusatz natürlich auch ''versprechen'' nicht zu tadeln wäre. ''Bewohnen'', bei dem wir an ein Einnehmen der ganzen genannten Räumlichkeit denken, vom Wohnen einzelner Personen in einer Stadt zu gebrauchen (wie es bei ''habiter'' möglich ist), führt gar zur Aufgabe des feinen Unterschiedes: ''Ich bewohne das Haus Nr. 10'' (= ''habe ganz inne'') und ''Ich wohne'' (''in'') ''Nr. 10'' (d. h. ''in einem Teile desselben''). Auch nichts von ''jemand wollen'' (statt ''wissen wollen''), ''was willst du mir?'' (statt ''von mir'') oder gar das bloße ''wollen'' statt ''behaupten'' und das breite ''sich befinden'' statt ''werden'' und ''sein'' (F. Lewald: ''sich bedient befinden'') sind durchaus keine Bereicherungen unseres Wortschatzes und Gebrauches. Auch H. Hansjakob ist die Ausdrucksweise: ''Man möchte herausbringen, wozu die alten Sachen gedient und wie sie von neuem'' (statt: ''neu'') ''ausgesehen haben, gewiß im Umgange mit linksrheinischen Amtsbrüdern angeflogen.''</br></br>Auch zuviel unnatürliche Bilder sind von jenseit des Rheines geholt worden; so die gang und gäbe: ''auf dem Laufenden bleiben, ... sein, ...'' (''sich'') ''erhalten'', sogar ''jemanden'' oder ''sich auf das Laufende setzen'', gewiß ein Kunststück, das man von der Fremde lernen mußte. Auch ''eintreten in ein Gespräch'' (statt ''sich einlassen''), ''auf einen Gedanken, Vorschlag'' (statt ''eingehn''); ''etwas, eine Vorstellung, eine Person tritt in meine Gedanken'' (statt ''kommt mir in den Sinn, fällt mir ein'') stecken eine so eintönige Leistung der Fremde dar, daß man sie schleunigst auf Kosten heimischer Mannigfaltigkeit herüberholen muß. Und damit der Wechsel und die Bestimmtheit der deutschen Ausdrucksweise nur ja vor der fremden nichts voraushabe, wird solche Uniformierung, auf deutsch Verarmung, nach fremdem Muster noch weiter gefordert, indem die vielen eintönigen Phrasen des Französischen mit ''être'' und ''avoir, faire'' und ''donner'' nachgeäfft werden. So heißt es denn französelnd ''es hat'' statt ''es gibt''; ''Sorge, Genuß, Langeweile, Schande'' (P. Keller!) ''geben'' statt ''bereiten, verschaffen, verursachen'' u. v. a.; ''man ist unter einem Eindruck'' statt daß man ''darunter stünde'', ''man ist von einer Ansicht'' statt daß man sie ''hätte, hegte, nährte'' u. a. m.; ''man hat Zweifel, hat Harm, hat Qual'', wo es früher hieß ''man hegt Zweifel'' oder ''man zweifelt, man härmt'' oder ''quält sich''. Das häufige: ''Nachrichten, Briefe von jem. haben'' (statt ''bekommen'') macht gar 1920 schon der Deutschkundler W. Freye mit: ''inzwischen haben beide Königinnen einen Sohn''. Auch daß der Satz: ''Du bist von den Leuten des Kardinals'' bei C. F. Meyer steht, macht den Gallizismus nicht erträglicher. Aber nun das Allerfeinste: ''man tut einem Wunden'' (Wildenbruch!), man ''macht von etwas Erwähnung'', wie schon früher nicht viel $Seite 427$ besser ''man tut einer Sache Erwähnung'', man macht es so und so, wo Vernünftige sagen ''man sagt, spricht, entgegnet'' das und das; ''es macht'' (statt ''ist'') ''warm oder kalt; der Hund gibt laut'' (statt ''schlägt an''); ''Fleur machte Michael ein Zeichen zurückzubleiben''; und weil man zu bequem ist, zwischen dem, was klar, und dem, was unzweifelhaft, entschieden, fest ausgeprägt, fertig usw. ist, zu unterscheiden, läßt man das alles in dem einen französischen Ausdrucke prononciert oder seiner äußerlichen Verdeutschung ausgesprochen oder erklärt zusammenfließen, und eine ähnliche Neuheit allerjüngster Tage ist die prominente Persönlichkeit, der Prominente. Selbst Hier in Sätzen der polnischen Z. wie: ''Hier, was vorging. Hier, welche Rolle ich in der Kommune spielte'', statt mannigfacher Wendungen wie ''Vernehmen Sie, Hören Sie, Erfahren Sie denn'' u. v. a. ist eine zugespitzte Art zu reden, die dem Deutschen fernliegt und lediglich durch Übersetzung von ''voici'' veranlaßt ist.h Übersetzung von ''voici'' veranlaßt ist.)
- Wörter mit -ung + (Sowieso massenhaft lästig und oft schwerfä … Sowieso massenhaft lästig und oft schwerfällig, dürfen Formen auf -''ung'' nicht auch von solchen zumal einfachen Zeitwörtern gebildet werden, neben denen schon ein einfacheres Wort die substantivische Bezeichnung auch der Handlung übernommen hat, es sei denn der Überfluß bereits allgemein beliebt. Man soll also nicht sagen ''Salomos Preisung oder Lobung der göttlichen Allmacht'', da in gleichem Sinne ''Salomos Lob oder Preis der göttlichen Allmacht'' üblich ist, neben dem zusammengesetzten ''Lobpreisung''; ebenso nicht ''(An- oder Ver-)kaufung'' statt ''(An- oder Ver)kauf des Gutes'', auch nicht ''Gefangennehmung'' statt ''Gefangennahme'' U. a. In der DAZ. 7. 9. 27 ist sogar gewagt eine Grundablöse. Vgl. auch § 36.r gewagt eine Grundablöse. Vgl. auch § 36.)
- Sich erweisen, bewähren als wahren oder wahrer Freund? + (Sowohl der erste als auch der vierte Fall … Sowohl der erste als auch der vierte Fall ist bei den rückbezüglichen Zeitwörtern möglich, die in wesentlich gleicher Bedeutung auch transitiv gebraucht werden können, wie ''sich erweisen, - zeigen, - bewähren, - darstellen'' u.v.a. Der Grund freilich für die Wahl des einen oder anderen Falles wird meist mißkannt, vor allem von den vielen Grammatikern, die auch diese Verba ausnahmslos in den steifen lateinischen Stiefel mit doppeltem Akkusativ spannen möchten. Sie verzichten damit auf ein feines Mittel der Unterscheidung, das die Sprache auf ihrem heutigen Standpunkte besitzt: Wenn nämlich die ausgesagten Zustände, Eigenschaften, Stellungen usw. als solche bezeichnet werden sollen, die schon tatsächlich oder anerkanntermaßen vorhanden sind, die nicht bezweckt werden, sondern sich von selbst ergeben, so steht der erste Fall; wenn es sich aber um die Darstellung, vor allem um die beabsichtigte Darstellung von etwas noch Unbekanntem oder noch nicht Anerkanntem handelt oder wenn man ein Verhältnis bezeichnen will, das man durch die Ausführung der im Verb ausgesagten Tätigkeit erst herstellt, so ist der vierte Fall zu wählen und jedenfalls bezeichnender. So sagt Lessing, eine ihm fälschlich zugesprochene Stellung dadurch abweisend und eine nicht anerkannte erst beanspruchend: ''Ich erzeige mich dadurch so wenig als den Advokaten des Unbekannten, daß ich mich vielmehr als den Advokaten der Religion damit erweise''; und die „Jugend“ 26: ''Hülle dich in Tand und Flitter, wappne dich als stolzen Ritter''. Anderseits mußte Goethe schreiben: ''Er zeigt sich'' (ohne es zu beabsichtigen, sondern wie er es eben war) ''als ein Strebender''; ein neuerer Musikkritiker: ''Herr B. erwies sich als fertiger Pianist'' (was er war), ''aber als ziemlich gewöhnlicher Komiker'' (was er gewiß nicht beabsichtigte); G. Keller: ''Er hatte sich immer als unwürdiger Mensch gezeigt'', und: ''Auch der Tuchscherer blieb in der Freundschaft und erhielt sich als ein geborgener Mann''; und G. Hauptmann (E. Quint): ''Was Wunder, daß er sich kaum noch als Mensch empfand!''</br></br>Es ist leicht erklärlich, daß ein so feiner Unterschied nicht immer gewahrt wird, vielleicht auch nicht immer gemacht werden kann, und so ist es kein Wunder, daß gemäß dem Zuge der Sprache nach Ausscheidung des Unbebequemen einer der beiden Fälle immer mehr die Oberhand gewinnt, und zwar, weil diese rückbezüglichen Zeitwörter dem Zustandsworte sein so $Seite 224$ nahe kommen, ganz natürlich der Nominativ. So herrscht dieser denn schon fast ausschließlich bei den abgegriffensten unter diesen Wörtern: ''sich bewähren, - zeigen, - erweisen'', neben denen er auch schon bei Goethe überwog. Auf den ziemlich 600 Seiten des 1. Bandes von Junkers „Reise durch Afrika" wird man z. B. Dutzende Fügungen der Art finden: ''Hansal war ein wahrhaft guter Mann und hat sich in der Folge als solcher'' (als der er bekannt war) ''bewährt''; aber auch von der Darstellung unerwarteter Eigenschaften: ''Ch. Effendi erwies sich als ein über das Durchschnittsmaß türkischer Beamtenbildung hinausragender Mann''. Auch Hindenburg (1920) schreibt: ''Der Zar von Bulgarien bewährte sich uns gegenüber als treuer Bundesgenosse''. Natürlich ist auch: ''er entpuppte sich als ein ... begeisterter Nimrod'' (Tgl. R.), und mit einem seltneren Wort: ''Man darf sich nicht als ein Bücherwurm'' (wenn man auch einer ist) ''verspinnen'' (Hohlbaum). Auch neben ''sich unterzeichnen, - unterschreiben, - empfehlen'' wird man sich über den überwiegenden Gebrauch des ersten Falles nicht wundern dürfen, wo völlig intransitive Formen in gleichem Sinne daneben stehn, wie ''ich zeichne, - verbleibe'' u. ä.//1 Scharf gefaßt ist auch hier ein Unterschied vorhanden: Im vierten Fall ''empfiehlt, unterschreibt man sich'' in einem Verhältnisse das man mit diesen Formeln erst herstellt ernstlich oder als Redensart; dagegen ist nur der erste Fall anwendbar für ein Verhältnis in dem man schon zu jemand steht. Man kann sich also z. B. ''empfehlen als jemandes aufrichtigsten Verehrer, ergebensten Diener''; aber nur ''als sein dankbarer Schüler''; denn daß man jemandes Schüler ist, weiß dieser schon und von seiner Dankbarkeit soll man nicht besondere Worte machen müssen.//. Ebenso verbinden sich fühlen mit dem ersten Falle nicht nur die neueren Schriftsteller, wie Holtei: ''Ich fühle mich nicht starker Geist genug zu widersprechen'', sondern auch ein Sprachforscher wie Hildebrand: ''Jeder Gebildete fühlt sich gern als mit bestellter Wächter dieser Bildung''; und L. Corinth dreimal derart: ''Ich fühle mich als Preuße und kaiserlicher Deutscher''. Nur etwa, wenn hervorgehoben werden soll, daß das Sein dem Fühlen nicht entspricht, wird der vierte Fall besser sein. So schreibt wieder R. Hildebrand: ''Ich fühle mich als heftigen Gegner des Aristokratismus auf den Gebieten, die ich die meinen nenne''; und in der Tgl. R. ein Reisender, der von einem Raja wie ein Fürst aufgenommen worden war: ''Ich fing an, mich als kleinen Herzog zu fühlen''. Ähnlich überwiegt durchaus der erste Fall bei ''sich darstellen, sich ankündigen, sich bezeichnen'', da es ja auch öfter darauf ankommt, was man ist, einfach auch darzustellen und anzukündigen, als darauf Nachdruck zu legen, daß man den Leuten etwas Neues sagen und zeigen will: ''Als erster Zufluchtsort für die guten Stilisten stellt sich die Revue des deux mondes dar'' (Rodenberg).e Revue des deux mondes dar'' (Rodenberg).)
- Nach dort + (Statt ''hin'' und ''her'' schreiben unsre … Statt ''hin'' und ''her'' schreiben unsre Kaufleute jetzt in ihren Geschäftsbriefen ''nach dort'' und ''nach hier; kommen Sie nicht in den nächsten Wochen einmal nach hier? Wenn nicht, so komme ich vielleicht einmal nach dort.'' Auch die Zeitungen berichten: ''Herr M. ist als Bauinspektor nach hier versetzt worden.'' Und wenn ein paar Handlungsreisende bei kühlem Wetter in einem Biergarten sitzen, fragen sie sich sogar: ''Wollen wir uns nicht lieber nach drin setzen?'' Diese neumodische schöne Ortsbestimmung ist freilich nicht ohne Beispiel: schon längst hat man zur Bezeichnung einer Richtung, statt ''die'' auf die Frage ''wohin?'' antwortenden Ortsadverbien zu gebrauchen, die Präposition nach mit Ortsadverbien verbunden, die auf die Frage ''wo?'' antworten, z. B. ''nach vorn, nach hinten, nach oben, nach unten,'' statt: ''vor, hinter, hinauf, herunter.'' Auch Schiller sagt im Taucher: ''Doch es war mir zum Heil, er riß mich nach oben.'' Und ebenso hat man auf die Frage ''woher?'' geantwortet: ''von vorn, von hinten, von oben, von unten,'' sogar ''von hier, von dort''. Nur ''nach hier, nach dort'' und ''nach drin'' hatte noch niemand zu sagen gewagt. Aber warum eigentlich nicht? Offenbar aus $Seite 252$ reiner Feigheit. Wir können also dem kaufmännischen Geschäftsstil für seinen sprachschöpferischen Mut nur dankbar sein. Schade, daß Goethe das Lied der Mignon nicht mehr ändern kann: das müßte doch nun auch am Schlusse heißen: ''nach dort, nach dort möcht’ ich mit dir, o mein Geliebter, ziehn!''//* Ein gemeiner Provinzialismus (aus Berlin?), der aber neuerdings rasch Fortschritte macht, ist der Gebrauch von ''hoch'' für ''oben'' und zugleich für ''hinauf, empor, in die Höhe'', z. B. ''hoch kommen, hoch gehen; wenn ich einmal hoch bin, dann geh ich nicht gleich wieder runter''; ein edenso gemeiner (aus Wien?) der Gebrauch von ''oben'' für ''hinauf'', z. B. ''oben gehen''. In anständigem Deutsch geht man weder ''hoch'' noch ''oben'', sondern ''hinauf''.//och'' noch ''oben'', sondern ''hinauf''.//)
- Er hat gehen sollen, nicht gesollt + (Statt des zweiten Mittelwortes mit ''ge-'' … Statt des zweiten Mittelwortes mit ''ge-'' steht bei manchen Zeitwörtern, aber im allgemeinen nur, wenn ein Infinitiv von ihnen abhängt, als Ersatz der Infinitiv //1 Wahrscheinlich ist die Ausdrucksweise von solchen Fällen ausgegangen, wo das alte 2. Mittelwort ohne ''ge-'' der Nennform gleich war, wie bei ''heißen, lassen, sehen''. Sogar: ''Ich han des hören jehen'' ( = ''sagen'') steht danach schon in der „Gudrun", und ''(er) haete im heizen machen ein wunneclichez huselin'' im „Tristan". — Auch ''werden'' hat ja ähnlich in der festen Verbindung mit andern Mittelwörtern und Nennformen in der Leideform das bloße ''worden'' behalten.//: ''Warum hast du gestern nicht mitgehen mögen? Ich habe eben nicht gemocht!'' Ja fast von allen mit einem Infinitive verbundenen Zeitwörtern, die mit ''haben'' zusammengesetzt werden, bildet man heute nach einem Infinitive die zusammengesetzten Zeiten aus ''haben'' + Infinitiv: ''Der verdammte Hof hat dich beides versäumen machen'' (Goethe). Auch neben ''lernen'' ist dieser Infinitiv sehr häufig, wenigstens in der Verbindung: ''ich habe ihn kennen lernen''; doch steht schon bei Schiller auch: ''Ich habe mich an viel gewöhnen lernen; seitdem hab ich vom Reich ganz anders denken lernen''. Besonders bei der Stellung des abhängigen Infinitivs zwischen einer vorhergehenden Form von ''haben'' und einem folgenden solchen Verbum ist dieses Infinitiv-Partizip herrschend, so daß es fast nur heißt: ''Ich habe ihm die Splitter auflesen helfen'', aber: ''ich habe ihm helfen oder geholfen, die Splitter auflesen''. Unnötig und ohne Erfolg verpönt wird die gleiche Form bei ''brauchen'', bei dem ja auch schon sehr häufig eine Nennform ohne ''zu'' steht. Tatsächlich überwiegen aber Beispiele der Art: ''Auf diese Gefahr hin hatte S. St. kein Verbrechen zu befördern brauchen. Ferry hat nicht länger zu bitten brauchen, um des Amtes enthoben zu werden''. Doch beliebt z. B. Jak. Wassermann (Christian Wahnschaffe 1918) immer die Form: ''er habe nichts erwidern gekonnt''; auch R. H. Bartsch liebt die Ausdrucksweise: ''Sie hatte Besuche machen gewollt; der Weg, den sie Kantilener einschlagen gesehen hatte''; und immer heißt es (passivisch) wie bei J. Johst: ''Selten wurde ein Prophet in seiner Vaterstadt gelten gelassen''. Anderseits erscheint das Infinitiv-Partizip auch ohne ab- $Seite 101$ hängigen Infinitiv: ''Dann hatte er ihr an den Leib wollen'' (H. Frdr. Blunk 27), und: ''Molter hatte gleich ehrlich zu Henny hinüber wollen'' (DAZ. 27).rlich zu Henny hinüber wollen'' (DAZ. 27).)
- Ein schwer(er) Kranker, ein zufälliger Mitwisser + (Statt solcher Beifügungen, die hauptsächli … Statt solcher Beifügungen, die hauptsächlich zu Bezeichnungen von (handelnden) Personen auf -''er'' gesetzt werden, sollte offenbar genau genommen nur das Umstandswort zu der in deren Stamme liegenden Tätigkeit treten. Doch sind uns längst solche Fügungen geläufig wie ''der feine Beobachter und scharfe Kritiker'', ''der gute Redner'' und ''gewandte Erzähler''. Wir sagen auch unbedenklich ''ein hoher Siebziger'', selbst ''ein schwerer Patient'' und ''ein schwer''(''er'') ''Kranker'' und können auch ruhig die fachmännischen Ausdrücke ''innere'' und ''äußere Kranke'' u. m. a. annehmen. Die Sprachlehre hat hier gern als eine Tugend anzuerkennen, was die Sprache aus Not geschaffen hat, aus der Not nämlich, daß im Deutschen einem Hauptworte kein Umstandswort der Weise als Beifügung vorangestellt werden kann. So darf denn niemand Goethes Fügung nachahmen: ''Ich würde zwar nicht als Mitschuldiger, aber als zufällig Mitwisser in die Untersuchung verwickelt werden''; es war nötig ''zufällig Mitwissender'', da solche Umstandswörter nur neben Mittel- und Eigenschaftswörtern möglich sind.tel- und Eigenschaftswörtern möglich sind.)
- Heutiger Unterschied der Konjunktivarten 1. + (Tatsächlich sind im Grunde von jeher//1 Vg … Tatsächlich sind im Grunde von jeher//1 Vgl. darüber namentlich O. Behaghel, Über die Entstehung der abhängigen Rede und die Ausbildung der Zeitfolge im Ahd., 1878, besonders S. 22—30; und: Der Gebrauch der Zeitformen im konjunktivischen Nebensatz des Deutschen. Mit Bemerkungen zur lateinischen Zeitfolge und griechischen Modusverschiebung, 1899.//, besonders deutlich aber gerade jetzt die Gebiete, auf denen die Konjunktive des Präsens und des Imperfekts verwendet werden, in andrer Weise geschieden, wohlgemerkt immer in Nebensätzen — über ihre Verwendung in Hauptsätzen schwankt selten jemand. Die Konjunktive der Gegenwartreihe stehn in allen Arten von Nebensätzen, von den schon besprochenen finalen abgesehn, hauptsächlich in aussagenden und fragenden mit samt den davon wieder abhängigen Nebensätzen höherer Stufen, und zwar auch nach Zeitformen der Vergangenheit, wenn etwas nicht als Tatsache, als wirklich so seiend oder nicht seiend hingestellt werden soll, sondern als subjektive Auffassung des Subjekts im übergeordneten Satze, als Gedanke, Vorstellung oder Äußerung des Trägers der Handlung, kurz in der abhängigen Rede. Wie sich diese subjektive Auffassung zur Wirklichkeit verhält, bleibt dabei durchaus unangedeutet; ja die Kenntnis, die man davon vielleicht hat, anzudeuten, darauf wird oft geradezu verzichtet und so, was nach besserem Wissen vielleicht wirklich eingetreten ist, nur als möglich, als bloß gedacht oder gesagt hingestellt. Wenn ich mich z. B. so ausdrücke: ''Schiller sagt, der Übel größtes sei die Schuld'', so stelle ich den Gedanken lediglich als eine Meinung Schillers hin und enthalte mich selbst jedes Urteils über seine Richtigkeit, sein Verhältnis zur Wirklichkeit; wenn ich den Satz aber so wende: ''Schon Schiller sagt, der Übel größtes ist die Schuld'' oder ''daß der Übel größtes die Schuld ist'', so stelle ich damit zwei Tatsachen fest, daß Schiller den Ausspruch getan hat und daß dieser in den Tatsachen begründet ist. Über die an solcher Stelle ungebräuchliche Umschreibung mit ''würde''. (Vgl. S. 372 Anm. 1//1).ng mit ''würde''. (Vgl. S. 372 Anm. 1//1).)
- Schwankende Personen- und Völkernamen besonders auf -er + (Tiefer begründet, nämlich auf zwei verschi … Tiefer begründet, nämlich auf zwei verschiedenen Stämmen ist es, daß bei ''Bauer'' (''Landmann'') in der Einzahl starke Formen (''des Bauers, dem, den Bauer'') und schwache (''des, dem, den Bauern'') nebeneinanderstehen gegenüber der nur schwachen Mehrzahl. Zu den schwachen Pluralen ''die Nachbarn Vettern, Gevattern, Untertanen'' dagegen sind, von einem auch möglichen schwachen Genetiv Sing. (''des Nachbarn, Untertanen'') etwa abgesehen in der Einzahl nur noch starke Formen herrschend. Dagegen ist es ganz falsch, daß von den vielen durchaus starken Einwohnernamen auf bloßes Bildungs-''er'' (''Schweizer'') diese Biegungsart auch auf ''den Bayern'' und ''Pommern'' übertragen wird; denn wenn diese Wörter nicht schon im Stamme des zugehörigen Ländernamens ein ''r'' hätten, würden sie auch äußerlich ganz mit den vielen auf ''-e'' endigenden Völkernamen übereinstimmen, die durchaus schwach gebeugt werden (''der Schwede, des, dem, den Schweden''). Weder durfte also ein Kunstplauderer der Tägl. Rundschau von einem Vater reden, dem man den braven ''Altbayer'' (statt ''-bayern'') auf den ersten Blick ansieht, noch Bismarck von Damen schreiben, die noch nie einen ''Pommer'' (statt ''Pommern'') auf seinem eigenen Grund und Boden gesehen; freilich beugt auch G. Keller ''des Bayers, dem Bayer''. Anderseits darf die jüngere schwache Form bei ''Bursche'' (''des, die Burschen'') gebraucht werden, zumal wenn sie ein Dienstverhältnis bezeichnet, einen ''Offiziers-, Lauf-, Lehrburschen'', wohingegen in gemütlicher Anwendung, in gehobener Rede, also auch in Liedern, doch dann auch bei Gutzkow so gut als bei Goethe und Hebel, die starke noch heute vorkommt (''des Bursches, die Bursche''). vorkommt (''des Bursches, die Bursche'').)
- Lib. II. Cap. XXI. Von den Zweydeutigen und gleichlautenden Wörteren/ samt kurzem Beschlusse dieses Anderen Buches + (Titel)
- Kaiser Wilhelms + (Tritt vollends der Herrschertitel dazu, so … Tritt vollends der Herrschertitel dazu, so pflegt alle Weisheit zu Ende zu sein. Wie dekliniert man: ''Herzog Ernst der Fromme, Kaiser Friedrich der Dritte''? Bei einer vorangestellten Apposition wie ''Kaiser, König, Herzog, Prinz, Graf, Papst, Bischof, Bürgermeister, Stadtrat, Major, Professor, Doktor, Direktor'' usw. kommt es darauf an, ob die Apposition als bloßer Titel, oder ob sie wirklich als Amt, Beruf, Tätigkeit der Person aufgefaßt werden soll oder aufgefaßt wird. Im ersten Fall ist es das üblichste, nur den Eigennamen zu deklinieren, den Titel aber ohne Artikel und undekliniert zu lassen, also ''Kaiser Wilhelms, Papst Urbans, Doktor Fausts Höllenfahrt, Bürgermeister Müllers Haus''. Der Titel verwächst für das Sprachgefühl so mit dem Namen, daß beide wie eins erscheinen.//** Daher schreibt man auch auf Büchertiteln: ''Von Pfarrer Hansjakob, von Prof. A. Schneider'' (statt ''von dem Professor''), wo bloß der Titel gemeint ist.// Im achtzehnten Jahrhundert sagte man sogar: ''Herr Müllers, Herr Müllern'', nicht: ''Herrn Müller'' (Lessing: ''Mache er Herr Justen den Kopf nicht warm!''). Im zweiten Falle wird der Artikel zur Apposition gesetzt und die Apposition dekliniert, dagegen bleibt der Name undekliniert: ''des Kaisers Wilhelm, des Herzogs Albrecht, ein Bild des Ritters Georg''.</br></br>$Seite 14$ Freilich geht die Neigung vielfach dahin, auch hier die Apposition undekliniert zu lassen, z. B. ''des Doktor Müller, des Professor Albrecht''. Treten zwei Appositionen zu dem Namen, eine davor, die andre dahinter, so ist für die voranstehende nur die erste der eben besprochnen beiden Arten möglich, also: ''die Truppen Kaiser Heinrichs des Vierten, das Denkmal König Friedrichs des Ersten, eine Urkunde Markgraf Ottos des Reichen, die Bulle Papst Leos des Zehnten''. Beide Appositionen zu deklinieren und den Namen undekliniert zu lassen, z. B. ''Königs Christian des Ersten, des Kaisers Wilhelm des Siegreichen'', wirkt unangenehm wegen des Zickzackganges der beiden Kasus (Genitiv, Nominativ, Genitiv).//* Eine Geschmacklosigkeit ist es, vor derartige Appositionen, wo sie wirklich den Beruf, das Amt, die Tätigkeit bedeuten, noch das Wort ''Herr'' zu setzen: ''der Herr Reichskanzler, der Herr Erste'' (!) ''Staatsanwalt, der Herr Bürgermeister, der Herr Stadtverordnete, der Herr Vorsitzende, der Herr Direktor, der Herr Lehrer'' (''die Herren Lehrer sind während der Unterrichtsstunden nicht zu Sprechen''), ''der Herr Königliche Oberförster, der Herr Organist, der Herr Hilfsgeistliche'', sogar ''der Herr Aufseher, der Herr Expedient, die Herren Beamten'' usw. Wenn das ''Herr'' durchaus zur Erhöhung der Würde dabeistehen soll, so gehört es unmittelbar vor den Namen: ''der Abgeordnete Herr Götz, der Organist Herr Schneider, der Hilfsgeistliche Herr Richter'' usw. Fühlt man denn aber gar nicht, daß ''der Reichskanzler, der Bürgermeister'' und ''der Direktor'' viel vornehmere Leute sind als ''der Herr Reichskanzler, der Herr Bürgermeister'' und ''der Herr Direktor''? Wie vornehm klangen die Theaterzettel der Meininger, wie lächerlich klingt eine Liste der Prediger des nächsten Sonntags, wenn sie alle vom Superintendenten bis herab zum letzten Kandidaten als ''Herren'' aufgeführt sind! Das allerlächerlichste sind wohl ''die Herren Mitglieder''. Wie heißt denn davon die Einzahl? ''der Herr Mitglied''? oder ''das Herr Mitglied?''// Mitglied''? oder ''das Herr Mitglied?''//)
- Sich als Christen, nicht: als Christ bekennen, betrachten + (Trotz alledem muß eindringlich vor Gleichm … Trotz alledem muß eindringlich vor Gleichmacherei zugunsten des ersten Falles gewarnt werden. Vor allem sollte dieser den Zeitwörtern fernbleiben, die mehr die subjektive Auffassung eines Verhältnisses oder Zustandes als die objektive Feststellung und Klarlegung eines wirklich vorhandenen ausdrücken; es seien davon nur: ''sich bekennen, - ansehen, - betrachten, - hinstellen, - geben'' genannt. Also nicht: ''Er hat sich als Angehöriger der evangelischen Kirche bekannt'', vielmehr mit Goethe: ''Er bekannte sich selbst als Mitschuldigen ihrer'' (!) ''Vergehungen''; mit Lessing: ''Sagt'' $Seite 225$ ''Euerm Patriarchen, ich müsse mich noch als Gefangenen betrachten''; mit G. Hauptmann (E. Quint): ''So empfand er fast nur noch sein Dasein als Geist, als heiligen Geist und also als göttlich'', und mit Trentini: ''Jetzt büßte es das ganze Haus, daß ich mich offiziell als Sozialdemokraten bekannt habe''. Ebenso zeigt für sich geben der Satz der Tgl. R. das Gewöhnlichere: ''Es ist anstrengend, einem Gefühlsschwärmer, als welchen Paderewski sich ausschließlich gab, einen langen Abend hindurch zu folgen'', wenn es auch nach der vorigen S. ebendort in einem andern nur heißen konnte: ''Als der ganze Luther gibt er sich auch in den Briefen an seine Freunde''. Das Schlimmste ist es natürlich, wenn der bei rückbezüglichen Zeitwörtern oft mögliche erste Fall auch auf ihren transitiven Gebrauch übertragen wird, wo er unmöglich ist, wie in dem Beispiele: ''Man bezeichnete ihn als ergebner Diener des Kaisers'' (Köln. Ztg.)ergebner Diener des Kaisers'' (Köln. Ztg.))
- Übertreibung im Ausdruck + (Um anderseits das starke Auftragen recht z … Um anderseits das starke Auftragen recht zu fühlen, braucht man nicht erst eine Zeitung zur Hand zu nehmen, wo natürlich — leider schon natürlich! — ein Irrtum der von ihr befehdeten Parteien eine Verkehrtheit, eigene Ansichten derselben Verbrechen und Niedertracht heißen. Ebensowenig ist dazu die Lektüre verhimmelnder Besprechungen oder von Kundgebungen der Zustimmung und Anerkennung nötig; deren mit Superlativen nur so umsichwerfende Verfasser müssen gar nicht wissen, daß übermäßiges, auffällig oft und stark gespendetes Lob verdächtig klingt und schließlich den allein richtigen Maßstab verrückt, wonach das Gute nicht allein gut, sondern auch die Regel, das einzig Richtige und pflichtgemäße, das Schlimme aber nur vom Übel ist und eigentlich gar nicht sein sollte. Man kann sich die Unsitte des starken Auftragens sehr wohl schon an allgemein üblichen Wendungen vergegenwärtigen: eine Aussicht, die ''schön, umfassend, allenfalls gewaltig'' heißen könnte, muß heute ''bezaubernd, großartig, überwältigend'' oder echter deutsch ''faszinierend, grandios, superb'' genannt werden; eine ''ergreifende Darstellung'' ist heute ''eine packende, ein entschiedenes, bestimmtes Vorgehen ein schneidiges''. Alles was klar ist, liegt auf der Hand, wenn schon es dort nimmer Platz findet, oder springt in die Augen, also vorgesehen $Seite 441$ und die Augen versichert! Worin sich einer widerspricht, damit straft er sich Lügen oder, der Tor! schlägt sich ins Gesicht. In den meisten Romanen lachen die Mädchen nicht mehr bloß ''hell'', sondern ''silberhell'', und werden nicht mehr bloß ''rot'', sondern ''tiefdunkelrot'', oder sie ''erglühen tiefdunkel''. Oder man höre nur daheim bei den Seinigen herum oder lese eine Zeitung oder eine Erzählung, die Volksanschauung und -Sprechweise wiedergeben. Da wird man die einfachen gradbezeichnenden Zusätze ''viel, sehr, gar, ganz'' immer seltener und dafür immer öfter die ungeheuerlichsten Übertreibungen vernehmen. Ich las z. B. in Briefen und hörte es im Munde einer in adliger Familie tätigen Schwester nie anders, als daß sie die Grade auch der schönsten Eigenschaften nur noch mit ''schrecklich'' bestimmte und die Leute als ''schrecklich gut, schrecklich schön, schrecklich freundlich'' beschrieb. Andre haben sich dafür in ''fürchterlich schön, furchtbar interessant, toll lustig'' verliebt; und die sind noch weit zurück, welche statt ''sehr'' oder ''zu gütig'' nur ''arg gütig, ungemein gütig'' sagen. Bietet sich doch, da der Fuß, auf dem man lebt, nicht mehr groß genug sein kann, zu demselben Zwecke unter anderm Gesichtspunkte ''ungeheuer, riesig, kolossal'' dar; also daß die Leute immer ''ungeheuer vergnügt'' und ''riesig aufgelegt'' und ''kolossal erfreut'' sind.aufgelegt'' und ''kolossal erfreut'' sind.)
- Sich abspielen; teilen, geteilt + (Um auch von den Modezeitwörtern noch einig … Um auch von den Modezeitwörtern noch einige herauszuheben, so entspricht es der Kälte, mit der man heute allem gegenübersteht, wenn man alles, auch das Ernsteste, einen Kampf, das ganze Leben, ein ergreifendes Menschenschicksal sich abspielen läßt — wie eine Spieldose. Als ob von dem Verlangen des Teilens und von der allgemeinen Unzuverlässigkeit und Unbestimmtheit auch in der Sprache für später ja ein kräftiger Abdruck hinterbleiben sollte, saugen sich die beiden Zeitwörter ''teilen'' und ''bedingen'' zu augenfälligsten Ungetümen voll, indem sie alle nahen und selbst ferner liegenden Begriffe in sich hineinschlürfen. Schon die Wendungen: ''jemand teilt unser Brot, wir teilen jemandes Schmerz'', zeigen eine nicht sonderlich erfreuliche Abdämpfung der Äußerung des Mitgefühls gegenüber der älteren und besseren: ''wir teilen das Brot mit ihm, nehmen teil an seinem Unglück, fühlen seinen Schmerz mit.'' Immerhin werden wir uns in sie schicken müssen, da sie schon in den Sprichwörtern vom geteilten Schmerz und Unglück und der geteilten Freude festgeprägt sind. Zu wirklichen Unklarheiten führt aber die Weiterentwicklung. Da sind bald die Meinungen und Ansichten geteilt (auch gespalten), wenn sie voneinander abweichen, also verschieden sind und auch — heißen sollten; und gleichzeitig bedeutet ''eine Meinung, einen Standpunkt teilen'' auch wieder: ''der gleichen Meinung sein.'' Wie eine Abwehr sozialistischer Forderungen klingt es immer, wenn man Mitteilungen und Handlungen, die einem gar nicht angehören, nicht teilen zu können erklärt, daß man sie, wie es bisher hieß, nicht glaubte, billigte, guthieß, ihnen nicht beipflichtete. Da kann z. B. ''Tisza das, was Sz. über die Militärakademiker sagt, nicht teilen'', ein anderer ebensowenig die ''Angriffe gegen einen Verwaltungsrat'', noch die ''Berliner Diplomatie eine in Amerika aufgestellte Behauptung''. Nach der Nat.-Ztg. aber wurde einmal Ernst gemacht mit dem Teilen; denn sie meldete: ''daß neben dem Angeklagten noch acht als Hehler oder Anstifter verdächtige Personen die Anklagebank teilten.''chtige Personen die Anklagebank teilten.'')
- Engel(1922) Hilfsmittel zu gutem Deutsch und gutem Stil *1 + (Um den Leser nicht ganz im Dunkel zu lasse … Um den Leser nicht ganz im Dunkel zu lassen, was ich im Einklang mit der Geschichte der deutschen Prosa für guten Stil halte, lasse ich als Abschluß einige erlesene Muster edelster Sprache und besten Stiles folgen, die, mit Ausnahme des letzten, meinem Sammelwerk Deutsche Meisterprosa (G. Westermann in Braunschweig) entnommen sind. Nach so viel wohlgemeinten Lehren für gutes Deutsch sollen krönend einige der Meister selbst zum Worte kommen, die uns durch die Tat des Schreibens das allerbeste Deutsch dargeboten haben.s das allerbeste Deutsch dargeboten haben.)
- Mit umgehn statt: damit umgehn; nichts für statt: dafür geben u. ä. + (Umgekehrt ist die Verwendung der Adverbial … Umgekehrt ist die Verwendung der Adverbialpräpositionen wie ''mit, bei, von, gegen, zu'' u. ä. als Adverbien auf ihre Verbindung mit den Verben in deren § 117 behandelter trennbarer Zusammensetzung beschränkt. Sonst ist es in der Schriftsprache aus damit, vorhergehende Begriffe einfach durch ein solches Wörtchen aufzunehmen, wie es sich gelegentlich noch Goethe gestattet hat: ''Die Armut ist ein ehrlich Ding, wer mit'' (''damit'') ''umgehn kann''. Jetzt wird in solchem Falle ein aus dem Verhältniswort und dem hinweisenden Adverbium da zusammengesetztes Pronominaladverb wie ''dadurch, dafür'' u. ä. erfordert. Am meisten sitzt die ältere Ausdrucksweise den Niederdeutschen noch im Blute, wie man denn Berliner und Hamburger draußen oft genug daran erkennt. Dagegen liebt es die bequemere Art des Volksmundes, diese freilich überall, die Pronominaladverbien auseinander zu halten: ''etwas wo ich nichts für kann'' oder gar ''etwas, wo ich nichts dafür kann'' statt: ''etwas, wofür ich nichts kann''. Nur also, wenn er den Mann aus dem Volke auch dadurch zeichnen wollte, hatte z. B. H. Hoffmann das Recht zu schreiben: ''Da kommt kein Turnen und kein Reiten gegen auf''; und niederdeutsch ist die Sprache in dem Verse aus des Knaben Wunderhorn: ''Ihr Leute, wenn ihr Gift wollt legen, so hütet doch die Kinder gegen'', heute liest man besonders aus norddeutschen Gerichtsverhandlungen trotz hochdeutscher Erzählung davon: ''Der Angeklagte wollte nichts von'' (statt ''davon'') ''wissen, ... wollte nichts mit'' (statt ''damit'' und gar auch ''mit ihm'') ''zu tun gehabt haben''.auch ''mit ihm'') ''zu tun gehabt haben''.)
- Das Hauptwort 7. Die Mehrzahl *2 + (Umlaut oder Nichtumlaut in der Mehrzahl? D … Umlaut oder Nichtumlaut in der Mehrzahl? Das Feststehende ergibt sich aus der Sprachlehre, ist übrigens jedem Deutschen ohnehin vertraut; hier also wiederum nur einige Schwankungen und Zweifelfälle. In Süddeutschland herrscht eine Vorliebe für den Mehrzahlumlaut bei einer Reihe von Wörtern, die in Nord- und Mitteldeutschland nicht umgelautet werden. ''Krägen, Wägen, Läger, Täge, Wässer, Kästen'' herrschen im Süden vor, ''Kragen'' usw. im übrigen Deutschland. In einigen Fällen kann die Umlautform auch in der Schriftsprache nicht als falsch bezeichnet werden: ''Böden, Kästen, Mägen, Läger'' (von Waren), ''Bröte'' usw. gelten in Norddeutschland neben den einfachen Mehrzahlen, $Seite 109$ ja einige wie ''Kästen, Mägen'' gewinnen sichtlich den Vorrang. Diese Entwicklung ist im vollen Gange und trotzt der schulmeisterlich einheitlichen Regelung. Mancher Leser wird bestätigen, daß er selbst gewisse Mehrzahlen heute anders bildet als in seinen Kindheittagen. Z. B. in einem Falle wie ''die Magen'' oder ''die Mägen'' schwanken Sprachgefühl und Sprachgebrauch schon im kleinsten Kreise der Sprechenden. Hier gleich mit Richtig und Falsch dazwischenzufahren, ist durchaus fehl am Ort. Allenfalls läßt sich von ''Täge'' sagen, daß es zwar vereinzelt bei dem Süddeutschen Goethe vorkommt, sonst aber als landschaftliche Form gilt und von der Schriftsprache abgelehnt wird. Ebenso überwiegt in ihr jetzt ''die Boote''; aber ''Böte'' ist darum nicht falsch, wird sogar von, manchen vorgezogen.</br></br>Eine Mehrzahl ''Ärme'' von ''Arm'' ist nicht schriftdeutsch, sondern nur landschaftlich.</br></br>''Funde'' oder ''Fünde''? Der gute Sprachgebrauch entscheidet sich jetzt für ''Funde''. — ''Lächse'' oder ''Lachse''? Beide Formen stehen gleichwertig da, nämlich für den gebildeten Sprachgebrauch, gleichviel, was der eine oder andre Sprachmeisterer verfügt.</br></br>Sprachgeschichtlich soll ''Herzöge'' ,eigentlich falsch' sein, der Umlaut ,hat keine Berechtigung', nämlich wenn man sich eigendünklig die Ohren verstopft gegen die Sprache, d. h. das Sprechen. ''Herzoge'' war einstmals, bis ins 17. Jahrhundert, allein richtig; heute ist ''Herzöge'' richtig, allerdings ''Herzoge'' noch nicht falsch.</br></br>Wie heißt die richtigste Mehrzahl von ''Mund''? Ich weiß es nicht, und keiner weiß es genau; selbst die Sprachbüttel halten in diesem Falle ihre ''Munde, Münde, Münder''. Ich weiß nur, daß ich selber nach guten Mustern ''Münde'' sage, in gewissen gemütlichen Fällen ''Münder'', ohne darauf zu schwören, was das Allerrichtigste sei. Bei A. W. Schlegel kommt ''Munde'' vor; bei Arndt und Chamisso, aber doch auch vereinzelt bei Voß, ''Münde''; bei Rückert ''Münder''.</br></br>Von ''Plan'' bilden Goethe und Schiller meist ''Plane''; heute herrscht ''Pläne'' fast allein.</br></br>Braucht man die Berechtigung der Mehrzahlform ''Muttern'' (Schrauben-) neben ''Mütter'' zu verteidigen?</br></br>Früher hieß es fast nur ''die Erlässe'', wie ''die Anlässe, Darchlässe''; im heutigen Schriftdeutsch nur die Erlasse. $Seite 110$ Von ''Zwieback'' bildet Goethe öfters ''die Zwiebacke''; jetzt ist ''Zwiebäcke'' gebräuchlicher. Über die Mehrzahlform der Fremdwörter vgl. S. 113. Mehrzahlform der Fremdwörter vgl. S. 113.)
- Beschränkte Möglichkeit solcher Zusammenziehungen + (Und doch wird man gar manche Sätze billige … Und doch wird man gar manche Sätze billigen müssen, die äußerlich betrachtet den nämlichen Fehler wie die vier angeführten enthalten, daß sie nämlich besonders infolge Gemeinsamkeit des Subjekts zusammengezogen sind, obwohl das einleitende gemeinsame Fürwort nicht für beide paßt. Oder hätte einer, der mit Bewußtsein auch für die sprachliche Schönheit in einem Musterwerke deutscher Prosa wie den ersten Büchern von Wilhelm Meisters Lehrjahren gelesen hat, wirklich einen ähnlichen Ruck wie bei den oben angeführten Sätzen erhalten, wenn er dort auf den ersten Seiten die folgenden las? ''Dagegen waren mir unter den Büchern des Großvaters die deutsche Schaubühne und ital.-deutsche Opern in die Hände gefallen, in die ich mich sehr vertiefte und jedesmal nur erst vorne die Personen überrechnete und dann sogleich zur Aufführung des Stückes schritt''. — ''Marianne schaute mit einem traurigen Blick nach ihr auf, den Wilhelm bemerkte und in seiner Erzählung fortfuhr''. — ''Es finde sich ja so manche leere Zeit, die man dadurch ausfüllen und nach und nach etwas hervorbringen könne, wodurch wir uns und andern ein Vergnügen bereiten'', und ohne verbindendes ''und'': ''In diesen Zimmern platzte jetzt wohl eine Feuerkugel ..,'' $Seite 298$ ''in diesen Zimmern, deren vermaledeite Peking-Tapete ich geschont, mich geniert habe, meine Landkarte aufzunageln''. Ich meine, der Ruck ist ausgeblieben und bleibt auch bei jüngeren und jüngsten Sätzen derart aus: ''bis zur Ausgelassenheit, worüber Veronika sich nicht wenig verwunderte und es ihr unverhohlen äußerte'' (E. T. A. Hoffmann); oder: ''ohne ihren Rat, den sie für ... unschätzbar hielt und deshalb die Fähigkeiten nicht hoch genug anzuschlagen wußte, die eines so kostbaren Förderungsmittels zu entbehren wußten'' (Annette v. Droste-H.); oder: ''der Einfluß, den die weltpolitische und wirtschaftliche Lage auf den Krieg gewonnen und ihn in die Länge gezogen haben, konnte zu lange nicht erkannt werden'' (v. Freytag-Loringhoven); oder: ''Er schritt auf einen eisernen Schrank zu, dem er ein graues Büchlein entnahm und vor mich hinlegte'' (Bonsels); oder: ''Eine Postexistenz der Seele fordert ihre Präexistenz, wie auch Origines sah und dadurch in Ketzerei verfiel'' (Deussen). Der Eindruck der tadellosen Glätte solcher Sätze beruht auf zwei Gründen//1 In stilistischen Lehrbüchern, wo man freilich solche Unterscheidungen vergebens sucht, werden solche Fügungen allgemein grobe Fehltritte genannt. Die oben aufgestellten Gesichtspunkte wollen natürlich auch keine Regeln sein, welche die Klassiker bewußt befolgt hätten; aber sie sind der weit überwiegenden Mehrheit der Beispiele entnommen, in denen die Freiheit, die es immer bleibt, bei Klassikern und bei guten Stilisten unserer Zeit vorkommt, und sie bezeichnen somit die Grenzen, innerhalb deren sie das Sprachbewußtsein und Schönheitsgefühl dieser berufenen Sprachschöpfer nach noch größerer früherer Freiheit auch jetzt noch für zulässig hält.//: einmal benimmt die Form des zweiten Satzes frühzeitig genug die Vorstellung, als ob das Fürwort auch für ihn noch voll gelte; vor allem aber enthalten sie sämtliche Angaben über die Ausführung, das Fortspinnen, die Folgen der ersten Handlung; aber diese Ausführung, dies Fortspinnen und diese Folgen liegen sämtlich auf dem nämlichen Gebiete, innerhalb desselben Umkreises wie jene, so daß sie dem ersten Satze durchaus Verwandtes und Ähnliches enthalten. Das läßt sich aber wahrlich von ''der Abfahrt von Markranstädt oder St. Flour und der Ankunft in Leipzig oder Clermont'' nicht sagen und ebensowenig von ''dem Aufstecken der Köpfe auf einer Stange und der Beisetzung der Leichname sonst wo!'' Endlich wird eine weitere Betrachtung ergeben, daß in den getadelten Beispielen die falsch angeknüpften Sätze auch tatsächlich vielmehr mit dem übergeordneten als mit dem Satze, mit welchem sie zusammengezogen sind, auf gleicher Stufe stehn: ''die letzte Post bringt uns nach Markranstädt, und 81/2 sind wir in Leipzig''; ''am Xten abends sind wir in St. Flour und drei Tage später in Clermont''. Das Gleiche gilt von dem tadelnswerten Satze Grillparzers: ''Gegenwärtiger Brief ist nicht mein erster, sondern ich hatte schon in Karlsruhe einen geschrieben, den ich aber vergaß, auf die Post zu geben, und als ich es in Straßburg tun wollte, sah, daß ich ihn verloren hatte''. In den gutgeheißenen Sätzen Goethes dagegen sind die zusammengezogenen Sätze auch sachlich völlig gleichwertig, und um dies der Sache entsprechend auszudrücken, ist die Zusammenziehung gewählt, obwohl die formellen Bedingungen dafür nicht ganz erfüllt waren. Wer die Form nicht über alles setzt, kann danach unbedenklich Sätze billigen und nachbilden wie den Marie Ebners: ''Es ist eine Entwicklungskrankheit, aus der Georg sich neu gekräftigt erheben und dann erst recht kräftig an Leib und Seele gedeihen wird''; oder folgende zwei bei v. Boyen: ''Ich erblickte den Obersten Scharnhorst, an den ich'' $Seite 299$ ''sogleich heranritt und mich meldete''; und: ''Die häufigen Gelegenheiten zum Absatz, den die Garnisonen ihnen und ihrer Nachbarschaft darboten und so den innern Verkehr belebten'', wo und so die innigste Verbindung der beiden Nebensätze ausdrückt. Gleich entschieden wird er aber nach denselben Gesichtspunkten den folgenden Satz des nämlichen Generals zurückweisen: ''Er hatte ein Regiment in Westfalen bekommen, wo es aber auch nicht recht zu gehen schien und er es möglich machte, daß ihm das in Marienstein erledigte Regiment verliehen wurde''. Er wird danach auch bei einem Neusten, Bornhak, der überhaupt die Freiheit über Gebühr gebraucht, ja mißbraucht, unbedingt den Satz verurteilen: ''Sie bleibt an das Lutherische Bekenntnis gebunden, nach dessen Ritus sie das heilige Abendmahl auf ihren Zimmern feierte, aber die Predigten der verschiedensten Geistlichen beider Bekenntnisse hörte und jeder Religionsgemeinschaft helfend zur Seite stand''; die von ''aber'' an folgenden Sätze sind doch, wie wahrlich deutlich genug ist, dem Hauptsatze gleichwertig. Bei H. Hansjakob wird man den Satz untadelig finden: ''Das war die gute alte Zeit, von der sie in den Schottenhöfen heute noch reden und Vergleiche anstellen mit der Neuzeit'', aber desto entschiedener den anderen mißbilligen: ''Als blinder Spielmann hatte er die Welt durchreist und auch die Jahrmärkte meiner Heimat, wo er alle Wirtshäuser kannte, mir davon erzählte, mein Heimweh milderte und mein Freund war''; denn daß der Spielmann Hansjakobs Heimweh milderte und sein Freund war, geschah eben nicht in der mit ''wo'' bezeichnten Heimat, sondern in — Freiburg i. Br.! Wieder wird man nicht mit einem Berichterstatter der Tgl. R. rechten, der schrieb: ''Am andern Morgen erzählte er mir sein Mißgeschick, worüber ich ihn bedauerte und ihm mehr Stabilität während des Schlafens empfahl''; gar ernstlich aber mit denen der Köln. Ztg., welche sich gestattet haben: ''Derselbe sprach mit einem die Straße passierenden Mädchen, dem er ein Adieu zurief und sich umdrehend das Gleichgewicht verlor'' (statt ''und verlor dabei das Gleichgewicht''), und: ''Die Feier wird durch eine Rede begangen werden, welche der zeitige'' (!) ''Rektor Br. hält und dann die Ergebnisse der Preisaufgaben verkündet'' (statt ''die Feier wird durch eine Rede, welche der .. Rektor .. hält, begangen und dann die Ergebnisse ... verkündet werden''). Überhaupt wird diese Freiheit, wenn sie in Zeitungen angetroffen wird, öfter auf Unbeholfenheit der Berichterstatter oder Mangel an Nachdenken beruhen, als daß sie von jener Art wäre, unter welcher die Schönheit und Beweglichkeit des Stiles gedeiht. Auch das kann noch allgemein gesagt werden, daß sie dem rednerischen und verstandesmäßigen Stile ferner liegt als dem gemütlich ausspinnenden, also dem geschichtlichen und erzählenden, davon am meisten dem der Romane.ählenden, davon am meisten dem der Romane.)
- Undeutsches und unsinniges und vor dem Relativ + (Undeutsch ist es im allgemeinen, an ein mi … Undeutsch ist es im allgemeinen, an ein mit einer Beifügung versehenes Hauptwort einen Relativsatz mit ''und'' anzuknüpfen: ''York, eine sehr wichtige Persönlichkeit'', (''und'') ''mit der er gern in Unterhandlungen treten wollte''. In dieser Ausdrucksweise, die dem Volke durchaus fremd ist, steckt nichts als ein Gallizismus. Wenn es darauf ankommt, hervorzuheben, daß der Relativsatz nicht auf Substantiv + Attribut, sondern dem letzteren gleichwertig nur auf jenes bezogen werden soll, entspricht dem Deutschen für beide Attribute ein Relativsatz; man wird also lieber nicht mit Lessing sagen: ''Ich werde eine fromme Frau an Ihnen haben und die nicht stolz auf ihre Frömmigkeit ist'', sondern ... ''eine Frau, die fromm und'' (''doch'') ''nicht stolz auf ihre Frömmigkeit ist''. Einwandfrei ist natürlich der Satz von P. Ernst: ''Die Russen sind das unbürgerlichste der neueren Völker und das am ersten Künstlertemperament hat''; denn hier verleiht der Teilungsnegativ der ersten Aussage ebenbürtige Schwere. Gegen allen Sinn und Verstand verstößt aber ein ''und'' zwischen zwei Relativsätzen, die sich gar nicht auf das gleiche Hauptwort beziehen, also auch nicht verbunden werden dürfen; gleichwohl ist dieser Fehler ungemein häufig und nicht nur in Zeitungen, sondern auch in Büchern, solcher Leute namentlich, denen das Französische mit seinem freilich nie so unlogisch gebrauchten ''et qui'' geläufig ist. Solche sind es, die die folgenden Sätze fertig gebracht haben: ''unter dem ... Königtum., mit dem doch die Revolution vollständig gebrochen, und deren Kind Napoleon selbst sich oft genannt hatte. Wenig erbaut äußerte sich Grillparzer über die jüngste literarische Richtung Deutschlands, dessen Münchner Führer ihn herausfordernd angefahren hatte, und mit denen er noch ein Hühnchen zu rupfen gedachte'' (Frey). Doch auch eine Ortszeitung bietet: ''die beste Leistung des Abends war die Tochter des Professors, die durch Frl. L. Berger dargestellt wurde und die sich dabei als eine hochtalentierte Künstlerin erwies''. eine hochtalentierte Künstlerin erwies''.)
- Knapper oder knäpper und andere Schwankungen + (Ungerechtfertigtigter Umlaut macht sich an … Ungerechtfertigtigter Umlaut macht sich an einigen Wörtern, die ihn allgemein noch nicht haben, bemerklich, so in ''klärer, ründer, der brävste'' (Scheffel!), ''öberst'' und ''vörderste'' (während in der Sonderbedeutung die Form ''zuvörderst'' durchgedrungen ist). Auch ''knapper, knappste, blank, blankste'' verdienen vor den umgelauteten Formen den Vorzug, während gegen ''bänger, blässer, gesünder, glätter, kärger'' nichts mehr einzuwenden ist. Bei ''schmal'' steht unter Anlehnung an ''schmälern'' der Komparativ ''schmäler'' neben dem Superlativ ''schmälste''.</br></br>Unter den Adverbien wird ''gern'' gesteigert: ''lieber, am liebsten'', während ''ungern'' zu steigern am besten vermieden wird, und in einem Satze wie bei Vischer: ''„Der Geschlechtsgenuß kommt Goethen so ungemein vergnüglich vor, daß er gern, gar gern, gerner als der Zusammenhang erlaubt, darauf zukommt,"'' wird man nur ein neckisches Spiel mit den Formen erblicken dürfen. Von ''oft'' kommt neben der regelmäßigen Steigerung ''öfter'', ''am öftesten'' auch ein Komparativ mit doppeltem Zeichen vor: ''öft''(''e'')''rer'', wohl veranlagt dadurch, daß die Form ''öfters oft'' kaum noch als Komparativ empfunden wird, und ein vom Komparativ gebildeter Superlativ: ''am öftersten'', die beide keine Sprachsünden sind, da es viel mehr solche Bildungen mit doppeltem Suffixe gibt, als manchem bewußt wird; es sei nur erinnert an ''erste, vorderste, zuvorderst'' (örtlich) oder: ''zuvörderst'' (mehr zeitlich oder der Reihenfolge nach).(mehr zeitlich oder der Reihenfolge nach).)
- Anläßlich, gelegentlich usw. + (Unrettbar dem Schwulst verfallen sind unsr … Unrettbar dem Schwulst verfallen sind unsre Präpositionen. Als Präpositionen gebrauchte man früher eine Menge kleiner Wörtchen, die aus zwei, drei, vier Buchstaben bestanden. In unsern Grammatiken findet man sie auch jetzt noch verzeichnet, dieses lustige kleine Gesindel: ''in, an, zu, aus, von, auf, mit, bei, vor, nach, durch'' usw.; in unserm Amts- und Zeitungsdeutsch aber fristen sie nur noch ein kümmerliches Dasein, da sind sie verdrängt und werden immer mehr verdrängt durch schwerfällige, schleppende Ungetüme, wie: ''betreffs, behufs, zwecks, seitens, angesichts, mittelst, vermittelst, vermöge, bezüglich, hinsichtlich, rücksichtlich, einschließlich, ausschließlich, anläßlich, gelegentlich, inhaltlich, ausweislich, antwortlich, abzüglich, zuzüglich, zusätzlich, vorbehältlich'' usw. Wie lange wird es dauern, so wird in unsern Grammatiken auch der Abschnitt über die Präpositionen vollständig umgestaltet werden müssen; alle diese Ungetüme werden als unsre eigentlichen Präpositionen verzeichnet, die alten, wirklichen Präpositionen in die Sprachgeschichte verwiesen werden müssen.</br></br>Früher wurde einer, der mit einem Messer gestochen worden war, ''mit einer Droschke'' ins Krankenhaus gebracht; so wird auch heute noch gesagt. In der Zeitung geschieht es aber nur noch ''vermittelst eines Messers'' und ''vermittelst einer Droschke''. Ein herrliches Wort, dieses ''vermittelst''! Dem Anschein nach eine Superlativbildung, aber wovon? Ein Adjektivum ''vermittel'' gibt es nicht, nur ein Zeitwort ''vermitteln''. Daran ist aber doch bei ''vermittelst'' nicht zu denken. Offenbar ist das Wort in schauderhafter Weise verdorben aus ''mittels'',//* Das ''t'' ist dasselbe unorganische Anhängsel wie in ''jetzt, selbst'' und ''Obst''. In Leipzig sagt das Volk auch ''anderst, Rußt, Harzt''.// dem Genitiv von ''Mittel'', der in ähnlicher Weise zur Präposition gepreßt worden ist wie ''behufs'' und ''betreffs'', zu denen sich neuerdings noch ''zwecks, mangels'' und ''namens'' gesellt haben — lauter $Seite 400$ herrliche Erfindungen.//* Früher hieß es ''im Namen des Königs, aus Mangel an genügendem Angebot'', jetzt nur noch ''namens des Königs — mangels genügenden Angebots''. Schon der häßliche Gleichklang, der ganz unnötigerweise durch die Häufung der Genitiv-''s'' entsteht, hätte von solchen Bildungen abhalten sollen. Aber manche Leute sind ganz vernarrt in solche Genitive; man denke auch an: ''anfangs'' (!) ''Oktober'' (vgl. S. 256).// Das Zwischenglied wäre dann ''mittelst'', das es ja auch gibt; fürstliche Personen reisen stets ''mittelst Sonderzugs'', und ein „Etablissement," das früher ''mit'' oder ''durch Gas'' erleuchtet wurde, wird jetzt natürlich ''mittelst Elektrizität'' erleuchtet, Handelsartikel, die früher ''mit der Hand'' hergestellt wurden, werden jetzt ''mittelst Maschinen'' gewonnen; ja es kommt sogar vor, daß ausgediente Mannschaften ''mittelst Musik'' auf den Bahnhof gebracht werden!</br></br>Daß ''zu'' unter anderm auch den Zweck bezeichnet, ist dem Beamten und dem Zeitungschreiber gänzlich unbekannt. Früher verstand man es sehr gut, wenn einer sagte: ''er ist der Polizeibehörde zur Einsperrung überwiesen worden — die Nummern sind zur Registrierung beigefügt''; jetzt heißt es nur noch: ''behufs'' oder noch</br>lieber ''zwecks Einsperrung, zwecks'' (oder ''zum Zwecke'') ''der Registrierung, zwecks Feststellung der Krankenkassenbeiträge, zwecks Stellungnahme'' usw. ''Behufs Bildung einer Berufsgenossenschaft — behufs Wahrung des Prestiges der italienischen Flagge — ein Bündnis Englands mit Rußland zwecks Niederhaltung Deutschlands— die Leiche wurde zwecks Verbrennung nach Gotha überführt'' (!) — ''die Bank hat zwecks Erweiterung ihrer Räume das Nachbarhaus angekauft — die Schülerinnen fallen zwecks Schonung ihrer Augen acht Tage vom Unterricht dispensiert werden und dann zwecks erneuter Untersuchung sich wieder in der Schule einfinden'' — so ''hufst'' und ''zweckeckeckst'' es durch die Spalten unsrer Zeitungen.</br></br>Einen Brief fing man früher an: ''auf dein Schreiben vom 17. teile ich dir mit'' —; jetzt heißt es nur noch: ''antwortlich'' (oder ''in Beantwortung'' oder ''Erwiderung'') ''deines Schreibens'' (vgl. S. 170). Früher $Seite 401$ verstand es jedermann, wenn man sagte: ''nach der Betriebsordnung'' oder ''nach den Bestimmungen der Bauordnung, nach dem Standesamtsregister, nach Paragraph 5''; das Volk spricht auch heute noch so. In den Bekanntmachungen der Behörden aber heißt es nur: ''auf Grund der Betriebsordnung, inhaltlich der Bestimmungen der Bauordnung, ausweislich des Standesamtsregisters'', und was das allerschönste ist: ''in Gemäßheit von Paragraph 5, in Gemäßheit des Beschlusses der Stadtverordneten''. Also statt einer einsilbigen Präposition ein so fürchterliches Wort wie ''Gemäßheit'', flankiert von zwei Präpositionen, ''in'' und ''von''! Früher sagte man: ''nach seinen Kräften, bei der herrschenden Verwirrung, durch den billigen Zinsfuß'' — jetzt heißt es: ''nach Maßgabe seiner Kräfte, angesichts der herrschenden Verwirrung, vermöge des billigen Zinsfußes''. Eine Festschrift erschien früher ''zum Geburtstag eines Gelehrten, beim Jubiläum eines Rektors, zur Enthüllung eines Denkmals'', jetzt nur noch ''aus Anlaß'' oder ''anläßlich des Geburtstags, gelegentlich des Jubiläums, bei Gelegenheit der Enthüllung. Bei dem Auftreten der Influenza hat sich gezeigt — in den Verhandlungen über den Entwurf wurde bemerkt — auf der Weltausstellung in Sydney traten diese Bestrebungen zuerst hervor'' — versteht das niemand mehr? Es scheint nicht so, denn jetzt heißt es: ''gelegentlich des Auftretens der Influenza — gelegentlich der über den Entwurf gepflognen'' (!) ''Verhandlungen — bei Gelegenheit der Weltausstellung in Sydney''. Für ''wegen'' wird ''aus Anlaß'' gesagt: ''der Botschafter X hat sich aus Anlaß einer ernsten Erkrankung seiner Gemahlin nach B. begeben''. Für ''über'' heißt es ''betreffs'' oder ''bezüglich'': ''das letzte Wort betreffs der Expedition ist noch nicht gesprochen — die Mitteilung der Theaterdirektion bezüglich der Neueinstudierung des Don Juan war verfrüht''. Früher verstand es jeder, wenn gesagt wurde: ''mit der heutigen Versammlung sind dieses Jahr zehn Versammlungen gewesen, ohne die heutige neun''; jetzt heißt es: ''einschließlich der heutigen Versammlung, ausschließlich der heutigen Versamm-'' $Seite 402$ ''lung''. Unsre Kaufleute reden sogar davon, was eine Ware zu stehen komme ''zuzüglich der Transportkosten, abzüglich der Fracht'' oder ''zusätzlich der Differenz'', statt: ''mit den Transportkosten, ohne die Fracht, samt der Differenz'', was man doch auch verstehen würde, und ein Verein macht bekannt, daß er den Jahresbeitrag ''zuzüglich der dadurch entstehenden Kosten durch Postauftrag erheben werde'', statt ''samt'' oder ''nebst den Kosten''. ''Ein Betrüger ist mit 10000 Mark entflohen'' — ist das nicht deutlich? Der Zeitungschreiber sagt: ''unter Mitnahme von 10000 Mark''! Endlich: ''mit Zuhilfenahme von, unter Zugrundelegung von, in der Richtung nach, in Höhe von, an der Hand von'' (jetzt sehr beliebt: ''an der Hand der Statistik''), was sind alle diese Wendungen anders als breitspurige Umschreibungen einfacher Präpositionen, zu denen man greift, weil man die Kraft und Wirkung der Präpositionen nicht mehr fühlt oder nicht mehr fühlen will. ''Ohne Zuhilfenahme von fremdem Material'' — was heißt das anders als: ''ohne fremdes Material''? ''Der Staatsanwalt machte an der Hand einer Reihe von Straftaten'' (!) ''die Schuld des Angeklagten wahrscheinlich'' — was heißt das anders als: ''mit'' oder ''an einer Reihe''? Ist es nötig, daß in Bekanntmachungen einer Behörde geschrieben wird, daß ein gewisser Unternehmer eine Kaution ''in Höhe von 1000 Mark zu erlegen habe, daß eine Straße neu gepflastert werden solle in ihrer Ausdehnung von der Straße A bis zur Straße B''? Sind wir so schwachsinnig geworden, daß wir eine Kaution ''von 1000 Mark'' nicht mehr verstehen, uns bei dem einfachen ''von'' — ''bis'' keine Strecke mehr vorstellen können? Muß das alles besonders ausgequetscht werden? Rührend ist es, wenn der „Portier" auf dem Bahnhof ausruft: ''Abfahrt in der Richtung nach Altenburg, Plauen, Hof, Bamberg, Nürnberg'' usw. Der Bureaumensch, der das ausgeheckt hat, verdiente zum Geheimen Regierungsrat ernannt zu werden! Er wird es längst sein. Bei einem bloßen ''nach'' könnte sich ja ein Reisender beschweren und sagen: Ich wollte nach Gaschwitz, das ist aber nicht mit ausgerufen worden, nun bin ich sitzen geblieben. Aber ''in der Richtung nach'' — da kann sich niemand beschweren. nach'' — da kann sich niemand beschweren.)
- Adverbien auf s + (Unsere Sprache scheint nicht mehr so trieb … Unsere Sprache scheint nicht mehr so triebkräftig, um aus reinen Wurzeln neue einfache Wörter mit Hilfe einfacher Konsonanten zu bilden, selbst Reihen gleicher Bildungsart, wie etwa die $Seite 2$ Hauptwörter auf ''t-'' von ''b-'' und ''m''-Stämmen (''geben'': ''Gift'', ''heben'': ''Heft'', ''haben'': ''Haft''; (''ver'')''nehmen'': ''Vernunft'', (''an'')''kommen'': (''An'')''kunft''), oder auf ''-st'' neben ''n''-Stämmen (''brennen'': ''Brunst'', ''gönnen'': ''Gunst'', ''gewinnen'' ''Gewinst'', ''spinnen'': ''Gespinst''; (''ab'')''spannen'': ''Gespenst''; ''können''; ''Kunst'') gesellt sich heute kaum ein neues Glied bei. Höchstens wenn in einer Wortklasse eine Endung besonders oft auftritt, aber mehr die Wortklasse bezeichnend als wortbildend, dann wird sie oft rein mechanisch angefügt, um Wörter und selbst Wendungen als einer solchen Wortklasse zugehörig zu kennzeichnen. So sind die vielen Genetive auf ''s'', die als Adverbien gebraucht werden, die Veranlassung geworden, überhaupt Adverbien durch ein solches ''s'' kenntlich zu machen. Man denke nur an ''jenseits'', ''blindlings'', ''hinterrück''(''en'')''s'', ''unterweg''(''en'')''s'', selbst ''tags darauf'' und ''bis heutigentags'' und (''des'') ''Nachts''; dann ''anderorts'' und aus lebhafterer Erinnerung an einen möglichen Genetiv ''andernorts'', geradeso wie sich neben dem altberechtigten ''anderseits'' jünger ''andrer''- und ''einerseits'' entwickelt haben, von Teil aber richtig nur ''eines''- und ''ander(e)nteils''. Auch an wirkliche und scheinbare Partizipien ist das ''s'' angetreten, wie ''durchgehends'', ''zusehends, vollends'', während ''eigends'' statt ''eigens'' schlecht ist. Wo das ''s'' gegen den Gebrauch einmal fehlt, empfindet man den Mangel bereits unangenehm, so etwa wenn der Tiroler Schriftsteller R. Hörmann verspricht, ''etwas besonder zu erzählen''. Anderseits heißt es der Steigung für dies ''s'' zu sehr nachgeben, wenn man es auch an Fügungen hängt, in denen schon Präposition und Substantiv das adverbiale Verhältnis deutlich genug ausdrücken, oder wenn der ursprünglich immer partitiv gedachte und noch jetzt mehr oder minder so empfundene adverbiale Genetiv geradezu ein Widerspruch ist gegenüber einem Ausdrucke, der die Ausdehnung über eine Strecke bezeichnet und somit den Akkusativ fordert. Deshalb ist falsch ''über mittags''//1 Auch nicht gut ist ''über Essens'', obwohl es auf einer Weglassung von Zeit beruhen dürfte.//, ''tagsüber, sommersüber, durchwegs, inlands'' statt ''über mittag'', (''den'') ''Tag über, den Sommer über, durchweg, mehr ins Land hinein''. ''Öfters'' hat mit diesem ''s'' herrschend werden können, weil es die Komparativbedeutung verloren hat und nur noch so viel wie ''manchmal'' besagt, aber darum ist kein Anlaß, mit den Österreichern das ''s'' auch an die Komparative ''ferner'' und ''weiter'' anzuhängen. Auch ''stillschweigends'' statt ''stillschweigend'' ist nicht zu empfehlen, da das Wort noch viel zu sehr in seiner eigentlichen partizipialen Bedeutung gefühlt wird. Vollends sind ''mancher-, vielerorts'' widerspruchsvolle Bildungen; beginnen sie doch mit einem Wesfall in der Mehrzahl und am Schluß ist in diesem ''s'' das ursprüngliche Zeichen des Wesfalls der Einzahl angehängt.eichen des Wesfalls der Einzahl angehängt.)
- Muster abhängiger Rede + (Unsere der Sprachgeschichte Rechnung trage … Unsere der Sprachgeschichte Rechnung tragenden Aufstellungen mag noch die Betrachtung einiger Stellen bei Schriftstellern als stichhaltig und ausreichend erweisen. Unter den Klassikern ist es Goethe, aus dessen besten Prosawerken sie schon fast alle hätten gewonnen werden können; und auch bei Schiller sind die Schwankungen im Gebrauch nur noch gering. Noch vollständiger zeigt G. Keller, von der oben erwähnten berechtigten Freiheit abgesehn, in der Anwendung der beiden Konjunktivreihen ganz die Festigkeit und Natürlichkeit, die wir durch unsre Regeln zu sichern suchen, weil sie in einer frei beweglichen und doch sauberen Sprache gesichert sein müssen. Auf feiner Abtönung des Gedankens beruht denn der Wechsel: ''Marianne wollte nicht Wort haben, daß sie ihn so lange nicht bemerkt hätte'' — hierin zittert eine Erregung nach, die sich wörtlich etwa so Luft gemacht haben würde: ''Ich hätte dich solange nicht bemerkt?'' — ''sie behauptete, daß er ihr damals vor allen andern gefallen und daß sie seine Bekanntschaft gewünscht habe'' (einfache Mitteilung einer subjektiven Behauptung). Oder wenn bei Eltze steht: ''Wir dachten, es müsse sich eine Stimme erheben, sei es von den Männern im Amte oder von der Opposition, die uns zuriefe'', so klingt in der letzten Form ein Wunsch an, für den keine Erfüllung abzusehn gewesen ist. In dem Satze der Köln. Ztg.: ''man bemüht sich die Ansicht zu verbreiten, daß der Ausbruch eines Krieges zwischen Griechenland und der Türkei der deutschen Politik im Grunde gar nicht unangenehm wäre und daß deswegen der mächtige Einfluß des Grafen Hatzfeld nicht voll eingelegt worden sei'', genügt der Konjunktiv der Gegenwart für den letzten Satz vollauf, um einen Gedanken dritter schlechthin und unbedingt, natürlich mit dem Zeichen der Abhängigkeit auszusprechen, während den Worten $Seite 369$ angenehm wäre in Abhängigkeit derselbe bedingte//1 Daß für die bedingten und die unbedingten Aussagen auch in den abhängigen Sätzen eine verschiedene Form gewonnen ist, bedeutet jedenfalls ein Hauptziel und das fühlbarste Ergebnis der allmählichen Grenzregulierung auf dem Gebiete des Konjunktivs. über unberechtigtes würde in der abhängigen Rede vgl. S. 372, Anm. 1.// Sinn innewohnt, den sie auch unabhängig hätten: ''„nämlich wenn er wirklich erfolgen sollte“''. Lehrreich ist auch der Satz G. Kellers: ''Er bedachte, wie nahe die Gefahr bestanden habe'' (subjektive Vorstellung einer ehemals möglichen Gefahr), ''daß ein andrer als sein Vater die Mama bekommen hätte'' (schon direkt: ''Wenn nun aber ein anderer die Mama bekommen hätte''!) ''und was aus ihm, dem Sohne, geworden wäre'' (Nachsatz einer Bedingungsperiode der Nichtwirklichkeit).</br></br>Zum Schluß ein längerer Abschnitt aus demselben neueren Meister als Muster einer streng durchgeführten abhängigen Rede: ''Jetzt öffnete Regine auf einmal ihr Herz: sie habe sich auf diesen Tag gefreut, um sich von Erwin satt sprechen zu können. Die andern Frauen sprächen'' (Ersatz für das undeutliche: ''sprechen'') ''nie von ihren Männern, und auch von dem ihrigen, nämlich Erwin, täten'' (wieder Ersatz) ''sie es nur, um alles Mögliche auszufragen oder die Neugierde nach Dingen zu befriedigen, die sie nichts angingen'' (Ersatz). ''Da schweige sie lieber auch; mit mir aber, der ich ein guter Freund sei, wolle sie nur reden, was sie freue. Sie fing also an zu plaudern, wie sie auf seine baldige Ankunft hoffe, wie gut und lieb er sei, auch in den Briefen, die er schreibe, was er für Eigentümlichkeiten habe, von denen sie nicht wisse, ob sie andre gebildete oder reiche Männer auch besitzen'' (vgl. § 371), ''die sie aber nicht um die Welt hingeben möchte'' (Ausdruck der Erregung, der schon unabhängig stünde: ''ich möchte sie nicht hingeben''!); ''ob ich viel von ihm wisse aus der Zeit, ehe sie ihn gekannt? ob ich nicht glaube'' (vgl. S. 367), ''daß er glücklicher gewesen sei als jetzt''. Außer Keller folgen demselben Gesetz durchaus z. B. Storm, C. F. Meyer, Riehl, W. Raabe.z. B. Storm, C. F. Meyer, Riehl, W. Raabe.)
- Die Beugung der Eigennamen. Namen der Flüsse, Seen, Berge und Gebirge + (Unter den Eigennamen muß man solche unters … Unter den Eigennamen muß man solche unterscheiden, die nur mit dem Geschlechtsworte verbunden auftreten, und solche, die an sich ohne dieses stehen.</br></br>Neben wenigen Ländernamen, besonders weiblichen Geschlechtes, wie ''die Krim, Schweiz'', und mehreren auf ''-ei'' stehen nur mit dem Geschlechtswort die Namen der Flüsse, Seen, Berge und, was oft dasselbe ist, Wälder und Gebirge. Wie diese oft nichts sind als ein Gattungsbegriff (''Berg, See, Wald'') mit einem damit verwachsenen oder ihnen gar nur vorgestellten substantivischen oder adjektivischen Bestimmungsworte, so werden sie auch durchaus als Gattungswörter aufgefaßt und als solche gebeugt. Kurz: ob nun zwischen Geschlechtswort und Namen ein Eigenschaftswort steht oder nicht, die männlichen und sächlichen bilden den 2. Fall ausnahmslos mit ''s'' Hier sind es wieder die Zeitungen gewesen, die zuerst als tägliche — ''Augenweide des Main, des Rhein, des Schwarzwald'' u. ä. aufgetischt haben, leider nicht ohne fortan gelehrige Nachtreter zu finden. Denn auch aus Federn von Professoren und gefeierten Schriftstellern fließt jetzt derartiges, so aus der Roseggers ''im Westen des Dachstein'', aus ''der Scheffels unsers Hohentwiel'', aus ''der Jensens des Feldberg, des Kandel'', selbst in einem Schulbuche ''des Inn'' und ebenso aus G. Freytag ''des Nil''. Diese traurige Entwicklung wird am ehesten aufzuhalten sein, wenn man das ''s'' auch fremdklingenden Namen anhängt, damit deren zeichenlose Formen nicht auch die einheimischen ihres Zeichens berauben. Also sage man lieber ''des Kongos, des Himalayas''. Noch weniger als der fremde Klang darf die Hinzufügung eines Eigenschaftswortes Wegwerfung des ''s'' veranlassen, mag jenes zum Namen gehören oder beschreibend oder unterscheidend hinzugesetzt sein. Während also von der sächsischen Stadt Schneeberg der Genetiv lautet ''des hohen Schneeberg'' heißt er ''vom Berge des Hohen Schneeberg(e)s'', wie auch allein richtig ist: ''des'' $Seite 51$'' blauen -, des weißen Nils, des bei Köln schon recht breiten Rhein(e)s, des kahlen Fichtelberges''.ten Rhein(e)s, des kahlen Fichtelberges''.)
- Das Attribut + (Unter den Erweiterungen, die ein Satzglied … Unter den Erweiterungen, die ein Satzglied erfahren kann, stehen obenan das Attribut und die Apposition.</br></br>Ein Attribut kann zu einem Hauptwort in vierfacher Gestalt treten: als Adjektiv (''ein schöner Tod''), als abhängiger Genitiv (''der Tod des Kriegers''), als Bestimmungswort einer Zusammensetzung (''der Heldentod''), endlich in Form einer adverbiellen Bestimmung (''der Tod auf dem Schlachtfelde, der Tod fürs Vaterland''). Auch gegen die vierte Art ist, wie ausdrücklich bemerkt werden soll, nichts einzuwenden; es ist untadliges Deutsch, wenn man sagt: ''das Zimmer oben, eine Wohnung in der innern Stadt, der Weg zur Hölle, die Tötung im Duell, die preußische Mobilmachung im Juni''. Manche getrauen sich zwar nicht, solche Attribute zu schreiben, sie meinen immer ein ''befindlich, belegen'' (''be!''), ''stattgefunden, erfolgt'' oder dergleichen dazusetzen zu müssen; aber das ist eine überflüssige und häßliche Umständlichkeit.//* Entsetzlich ist allerdings der Titel einer neugegründeten Zeitschrift: ''Deutsche Erde. Beiträge zur Kenntnis deutschen Volkstums allerorten und allerzeiten''.//</br></br>Bisweilen kann man ja nun zwei solche Attributarten miteinander vertauschen, ohne daß der Sinn verändert wird, aber durchaus nicht immer. Auf wenigen Gebieten unsrer Sprache herrscht aber jetzt eine so grauen- $Seite 174$ volle Verwirrung wie auf dem der Attributbtldung; hier wird jetzt tatsächlich alles durcheinander gequirlt. tatsächlich alles durcheinander gequirlt.)
- Was für ein, was für welche + (Unter den Fragewörtern unterliegt endlich … Unter den Fragewörtern unterliegt endlich ''was für (ein)'' noch, zwei ungerechtfertigten Maßregelungen durch die Grammatiker. Es sollen nämlich trotz Grimm, WB IV, 1, 154 diese Wörter nie durch ein anderes dazwischen tretendes getrennt werden $Seite 84$ dürfen; und doch gilt dies nur für den 2. und 3. Fall, deren Deklinationsendungen ''was für eines'' usw. das Wort allerdings als einheitlich gefühlt erweisen; also sind mit ''was er für einer Derbheit auftrat!'' Und ''wegen was er für eines Vergehens bestraft werden sollte'' freilich hart statt: ''mit was für einer Derbheit'' usw. Aber das hindert nicht, daß in endungslosen Nominativ- und Akkusativformen das Lose der Zusammenstellung von ''was'' und ''für'' + Substantiv noch deutlicher gefühlt und sie leichter gelockert wird, wie Leitung der Saarkohlenwerke u. W. Flex, gehen denn auch mit ihren Sätzen: ''Die großen Kohlenfirmen wissen gar nicht mehr, was sie ihren Kunden für Gründe wegen der Nichtlieferung angeben sollen''; u.: ''was treibt das Gesindel dort für Nachtspuk?'' in der Möglichkeit — nicht Notwendigkeit — dieser Trennung einig mit Scheffel, G. Keller, E. Zahn und manchem Klassiker. Klopstock z. B. stellte: ''Was sind, o ihr Himmlischen, dies für Augenblicke!'' — Die Mehrzahl aber zu ''was für ein'' lautet, wenn ein Hauptwort dabei steht, nur ''was für'', wenn es nur zu ergänzen ist, ''was für welche'' //1 Nach dem Grimmschen Wörterb. IV. 1,654 wäre es unzulässig, daß sich ''was für'', das fast soviel als ''welch sei'', noch einmal damit verbinde. Aber dieses ''welch'' wird garnicht als relativ = ''wie'' beschaffen empfunden, sondern als Indefinitum, als Mehrzahl zu ''ein'' wie in dem Satze: ''Hast du Fische bekommen? Ja, ich habe welche'', was man freilich auch am liebsten durch das höhere — weil französische: ''deren'' ersetzen möchte; aber G. Keller hat solches ''welche'' sehr oft. Der Rat im Wörterbuch, auch ohne Hauptwort nur ''was für'' zu setzen, wie einmal Goethe: ''Gelehrsamkeit, aber was für?'' ist im Gebrauche nicht begründet.//. Also ''Gott weiß, aus was für Gründen'', aber: ''Gründe mag er haben, aber was für welche!''ründe mag er haben, aber was für welche!'')
- Relativsätze. Welcher, welche, welches + (Unter den Nebensätzen ist keine Art, in de … Unter den Nebensätzen ist keine Art, in der so viel und so mannigfaltige Fehler gemacht würden, wie in den Relativsätzen. Freilich sind sie auch die am häufigsten verwendete Art.</br></br>Ein Hauptübel unsrer ganzen Relativsatzbildung liegt zunächst nicht im Satzbau, sondern in der Verwendung des langweiligen Relativpronomens ''welcher, welche, welches''. Das Relativpronomen ''welcher'' gehört, wie so vieles andre, ausschließlich der Papiersprache an, und da sein Umfang und seine Schwere in gar keinem Verhältnis zu seiner Aufgabe und Leistung stehen, so trägt es ganz besonders zu der breiten, schleppenden Ausdrucksweise unsrer Schriftsprache bei. In der ältern Sprache war ''welcher'' (''swelher'') durchaus nicht allgemeines Relativpronomen, sondern nur indefinites Relativ, es bedeutete: ''wer nur irgend'' (''quisquis''), ''jeder, der'', noch $Seite 111$ bei Luther: ''welchen der Herr lieb hat, den züchtiget er''. Erst seit dem fünfzehnten Jahrhundert ist es allmählich zum gemeinen Relativum herabgesunken. Aber nur in der Schreibsprache, die sich so gern breit und wichtig ausdrückt, zuerst in Übersetzungen aus dem Lateinischen; der lebendigen Sprache ist es immer fremd geblieben und ist es bis auf den heutigen Tag fremd. Niemand spricht ''welcher'', es wird immer nur geschrieben! Man beobachte sich selbst, man beobachte andre, stundenlang, tagelang, man wird das vollständig bestätigt finden. Es ist ganz undenkbar, daß sich in freier, lebendiger Rede, wie sie der Augenblick schafft, das Relativum ''welcher'' einteilte; jedermann sagt immer und überall: ''der, die, das''. Es ist undenkbar, daß jemand bei Tische sagte: ''die Sorte, welche wir vorhin getrunken haben'', oder: ''wir gehen wieder in die Sommerfrische, in welcher wir voriges Jahr gewesen sind''.//* Nur in Süddeutschland und Österreich wird ''welcher'' auch gesprochen, aber immer nur von Leuten, die sich „gebildet" ausdrücken möchten. In deren falschem, halbgebildetem Hochdeutsch — da grassiert es. In Wien und München, dort sagen es nicht bloß die Professoren in Gesellschaft, sonbern auch schon die Droschkenkutscher, wenn sie zusammengekommen sind, um zu einem neuen Tarif „Stellung zu nehmen." Ja sogar der norddeutsche Professor spricht, wenn er nach Wien berufen worden ist, nach einigen Jahren „bloß mehr" ''welcher''. In Mittel-und Norddeutschland aber spricht es niemand.// In stenographischen Berichten über öffentliche Versammlungen und Verhandlungen findet man allerdings oft Relativsätze mit ''welcher'', aber darauf ist gar nichts zu geben, diese Berichte werden redigiert, und wer weiß, wie viele der dabei erst nachträglich in ''welcher'' verwandelt werden, weil mans nun einmal so für schriftgemäß hält! Und dann: Leute, die viel öffentlich reden, sprechen nicht, wie andre Menschen sprechen, sie sprechen auch, wenn sie am Rednerpulte stehen, anders als in der Unterhaltung, sie sprechen nicht bloß für die Zeitung, sie sprechen geradezu Zeitung; alte Gewohnheitsredner, die Tag für Tag denselben Schalenkorb ausschütten und es nicht mehr für der Mühe wert halten, sich auf eine „Ansprache" vorzubereiten, suchen auch mit ihrem ''welcher'' Zeit zu gewinnen, wie andre mit ihrem ''äh — äh''. Wenn aber ein junger Pfarrer $Seite 112$ auf der Kanzel Relativsätze mit ''welcher'' anfängt, so kann man sicher sein, daß er die Predigt aufgeschrieben und wörtlich auswendig gelernt hat; wenn ein Festredner aller Augenblicke ''welcher'' sagt, so kann man sicher sein, daß das Manuskript seiner Festrede schon in der Redaktion des Tageblatts ist. Wer den Ausdruck im Augenblicke schafft, sagt ''der'', nicht ''welcher''. Darum ist auch ''welcher'' in der Dichtersprache ganz unmöglich. In Stellen, wie bei Goethe (in den Venetianischen Epigrammen): ''welche verstohlen freundlich mir streifet den Arm'' — oder bei Schiller (in Shakespeares Schatten): ''das große gigantische Schicksal, welches den Menschen erhebt, wenn es den Menschen zermalmt'' — oder bei Hölty: ''wunderseliger Mann, welcher der Stadt entfloh'' — oder bei Schikaneder: ''bei Männern, welche Liebe fühlen'' — oder bei Tiedge (in der Urania): ''mir auch war ein Leben aufgegangen, welches reichbekränzte Tage bot'' — oder bei Uhland: ''ihr habt gehört die Kunde vom Fräulein, welches tief'' usw., ist es nichts als ein langweiliges Versfüllsel, eine Strohblume in einem Rosenstrauß. Darum wird es ja auch mit Vorliebe in der Biedermeierpoesie verwendet und wirkt dort so unnachahmlich komisch: ''zu beneiden sind die Knaben, welche einen Onkel haben'', oder: ''wie z. B. hier von diesen, welche Max und Moritz hießen''. Aber auch in der dichterischen Prosa, was gäbe man da manchmal drum, wenn man das ''welcher'' hinauswerfen könnte, wie bei Gottfried Keller in Romeo und Julie auf dem Dorfe: ''sie horchten ein Weilchen auf diese eingebildeten oder wirklichen Töne, welche von der großen Stille herrührten oder welche sie mit den magischen Wirkungen des Mondlichtes verwechselten, welches nah und fern über die grauen Herbstnebel wallte, welche tief auf den Gründen lagen!''</br></br>Leider lernt man in der Schule als Relativpronomen kaum etwas andres kennen als ''welcher''. Man schlage eine Grammatik auf, welche (hier ist es am Platze! denn hier heißt es: ''welche auch immer'') man will, eine lateinische, eine griechische, eine französische, eine englische: wie ist das Relativpronomen ins Deutsche über- $Seite 113$ setzt? ''Welcher, welche, welches''! Allenfalls steht ''der, die, das'' in Klammern dahinter, als ob das gelegentlich einmal als Ersatz dafür geduldet werden könnte! Und sieht man in die Beispielsätze, die zur Übung in die fremde Sprache übersetzt werden sollen, wie fangen die Relativsätze an? Immer mit ''welcher, welche, welches''. Nur ja nicht mit ''der'', der Schüler könnte ja einmal irre werden! Daß die lebendige Sprache eine einzige große Widerlegung dieses Unsinns ist, sieht gar niemand. Kein Wunder, daß den meisten später das langweilige Wort in die Feder läuft, sowie sie die Feder in die Hand nehmen. Gerade umgekehrt müßte es sein. In alten Grammatiken müßte ''der, die, das'' als Relativpronomen stehn, dahinter in Klammern ''welcher, welche, welches'', denn das ist doch das traurige Surrogat. Man benutze in Gottes Namen ''welcher'' im Unterricht ein paar Wochen lang als Verständniskrücke; aber sobald der Junge den Begriff des Relativs gefaßt hat, müßte die Krücke unbedingt weggeworfen, und er wieder auf seine eignen Beine gestellt werden. Wer einmal auf dieses Verhältnis zwischen ''der'' und ''welcher'' aufmerksam geworden oder aufmerksam gemacht worden ist, den verfolgt ''welcher'' förmlich beim Lesen, er sieht es immer gleichsam gesperrt oder fett gedruckt, und in wenig Tagen ist es ihm ganz unerträglich geworden; wenn ers schreiben wollte, käme er sich entweder ganz schulknabenhaft vor, oder er sähe sich sitzen wie einen alten, verschleimten Aktuarius mit Vatermördern, Hornbrille und Gänsekiel. Bisweilen will ihm wohl noch einmal ein ''wel—'' aus der Feder laufen; aber weiter kommt er nicht, dann streicht ers ohne Gnade durch und setzt ''der'' darüber.//* Um ''welcher'' zu verteidigen, hat man neuerdings ausgezählt, wie oft es unsre klassischen Schriftsteller schreiben, und hat gefunden, daß sie es — sehr oft schreiben. Was wird aber damit bewiesen? Doch weiter nichts, als daß auch unsre klassischen Schriftsteller von Kindesbeinen an im Banne der Papiersprache gestanden haben. Aber das braucht nicht erst bewiesen zu werden, das wissen wir längst. Sprachdummheiten. 3. Aufl.//</br></br>Aber gibt es denn nicht Fälle, wo man ''welcher'' gar nicht umgehen kann, wo man es ganz notwendig $Seite 114$ braucht, um einen häßlichen Gleichklang zu vermeiden? Wenn nun unmittelbar auf ''der'' (''qui'' oder ''cui'') der Artikel ''der'' folgt, unmittelbar auf ''die'' (''quae'' oder ''quam'' oder ''quos'' oder ''quas'') der Artikel ''die''? ''Nikolaus, der der Vater des Andreas gewesen war — eine Verwandlung, bei der der große Vorhang nicht fällt — die Prozessionsstraße, auf der der Papst zum Lateran zog — auf der Wiese, durch die die Straße führt — die Bildwerke, die die hehre Göttin verherrlichen — das Tau, das das Fahrzeug am Ufer hielt'' — das sind doch ganz unerträgliche Sätze, nicht wahr? Mancher Schulmeister behauptets. Es gehört ''das'' in das berühmte Kapitel von den angeblich unschönen Wiederholungen, vor denen der Unterricht zu warnen pflegt. Die Warnung ist aber ganz überflüssig, sie stammt nur aus der Anschauung des Papiermenschen, der die Sprache bloß noch schwarz auf weiß, aber nicht mehr mit den Ohren aufzufassen vermag. Der Papiermensch sieht das doppelte ''der der'' oder ''die die'', und das flößt ihm Entsetzen ein. Aber lies doch einmal solche Sätze laut, lieber Leser, hörst du nichts? Ich denke, es wird dir aufdämmern, daß es zwei ganz verschiedne Wörter sind, die hier nebeneinander stehen: ein lang und schwer gesprochnes ''der'' (das Relativpronomen) und ein kurz und leicht gesprochnes ''der'' (der Artikel). Was man hört, ist: ''deer dr''. Jedermann spricht so, und keinem Menschen fällt es ein, daran Anstoß zu nehmen; warum soll man nicht so schreiben? Aberglaube, dummer Aberglaube! Und fürchtet sich denn jemand vor ''daß das''? Jeder schreibt unbedenklich: ''wir wissen, 'daß das höchste Gut die Gesundheit ist''. Ach so, das sind wohl zwei verschiedne Wörter? das eine mit ''ß'', das andre mit ''s''? Nein, es sind keine verschiednen Wörter. Sie klingen gleich, und sie sind gleich; das Fügewort ''daß'' ist ja nur in der Schrift ganz willkürlich von dem hinweisenden Fürwort das unterschieden worden. Aberglaube, dummer Aberglaube!//* Wenn man nicht ''der der'' oder ''die die'' schreiben dürfte, dann dütfte man auch nicht schreiben: ''an andrer Stelle, ein einzigesmal, bei beiden Gelegenheiten, mit mitleidiger Miene''. Sehr oft entsteht $Fußnote auf nächster Seite fortgeführt$ übrigens die so gefürchtete Doppelung nur durch falsche Wortstellung: ein persönliches oder reflexives Fürwort, das zwischen die beiden ''der'' oder ''die'' oder ''das'' gehört, wird verschoben und erst beim Verbum nachgebracht; ''alle Änderungen, die die Schule sich hat gefallen lassen — die Grundsätze, an die die Revision sich gebunden hat — die Aufgaben, die die wirtschaftlichen Bedürfnisse der Zeit uns stellen''. Man bringe das persönliche Fürwort an die richtige Stelle, und das Gespenst ist verschwunden.//elle, und das Gespenst ist verschwunden.//)
- Das Zahlwort *1 + (Unter den Ordnungszahlen macht ''der Dritt … Unter den Ordnungszahlen macht ''der Dritte'' recht unliebsam von sich reden: wir hören immer von ihm, bekommen ihn aber nie zu sehen. Dieser ''Dritte'' ist in Wahrheit nur ein Zweiter oder ein beliebiger Andrer, und man sollte endlich aufhören, völlig sinnlos zu schreiben: ,''Jeder darf mit seinem Grundstück machen, was er will, sofern er nicht die Rechte Dritter verletzt''.' Darf er etwa die Rechte eines Zweiten ungestraft verletzen? Dieser nichtvorhandene ''Dritte'' steht auch mehr als einmal im Bürgerlichen Gesetzbuch, z. B. im § 839: ,''Verletzt ein Beamter vorsätzlich oder fahrlässig die ihm einem Dritten'' (Andern) ''gegenüber obliegende Amtspflicht, so hat er dem Dritten'' (ihm!) ''den daraus entstehenden Schaden zu ersetzen''.' — Der ''siebte'' ist mundartlich.</br></br>''Der Hundertste'' oder ''der Hunderte''? Auch die zweite Form ist gut belegt und muß gelten. — Wie ist der ''101''. auszusprechen? Unbedingt ''der Hunderterste'', nicht ''der Hunderteinte''.</br></br>Der ''achtzigste Geburtstag'' ist nicht der ''achtzigjährige Geburtstag''; dagegen darf man fehlerlos von einer ''hundertjährigen Gedenkfeier'' gleichwie von einer ''fünfzigjährigen Tätigkeit'' sprechen (vgl. S. 120). Das Bedenken, daß die Gedenkfeier doch nicht 100 Jahre lang daure, ist Kleinigkeitskrämerei, über die sich der gute Sprachgebrauch längst hinweggesetzt hat.</br></br>Es heißt richtiger ''der wievielte'' als ''der wievielste''.</br></br>Einige Ähnlichkeit mit dem unmöglichen ''Dritten'' haben ''die Ersteren'' und ''die Letzteren'', also Steigerungsformen $Seite 156$ der höchsten Steigerung. Sie haben beide keine sprachliche Berechtigung, dienen keinem wirklichen Bedürfnis. ''Erster'' und ''Letzter'' genügen zum klaren Verständnis vollauf. Lächerlich wirkt ''der Letztere'', wenn es sich garnicht um die Wahl zwischen Zweien handelt, so z. B. wenn Ebers einmal schreibt: ,''Xanthe näherte sich dem Kranken. Dieser letztere . .' '' Der Leser begreift, daß in solchen Sätzen ''letztere'' ganz überflüssig ist. In den meisten Fällen genügt die Unterscheidung mit ''dieser'' und ''jener''. Es gibt Schreiber, die kaum je von diesen nutzlichen Fürwörtern Gebrauch machen, sondern nur ''ersterer'' und ''letzterer'' kennen. — Ebenso überflüssig und schlecht zugleich ist ''welcher letztere'' oder ''welch letzterer''.</br></br>Die höchste Steigerungsform von ''viel'' heißt heute ''meist'', also ''die meisten''; Lessing schrieb noch ''die mehresten'', und im Volke wird heute zuweilen ''das mehrste'' gesprochen; die Schriftsprache lehnt das ab.</br></br>Endlich sei eine störende Breitspurigkeit in dem Zahlenwesen bei Preisangaben gerügt. Wenn ein halbes Pfund Hafergrütze ''18 Pf''. kostet, so soll man dies sagen und nicht ''0,18 M''. oder ''M. 0,18'' schreiben, und wenn irgend etwas ''eine Mark'' kostet, so hat das auszusehen: ''1 Mark'', aber nicht ''1,00 Mark'' oder ''Mark 1,00''.</br></br>Ziffern sollten nur geschrieben werden, wo gerechnet oder eine Zeitangabe gemacht wird: ,''Er hat 17 Kühe für 5000 Mark verkauft' ''; aber nur: ,''Er hat zwei Brüder und drei Schwestern. Er kam am 17. November um 4'' (oder ''vier'') ''Uhr zu uns.' '' Ein Satz wie: ,''Ihr Herz blutete aus 1000 Wunden' '' wirkt drollig, denn diese Wunden sind doch nicht genau gezählt. — Über römische oder arabische Ziffern vgl. S. 89.ömische oder arabische Ziffern vgl. S. 89.)
- Selten, eigen, vielfach, scheinbar u.a. + (Unter den Umstandswörtern gilt ''selten'' … Unter den Umstandswörtern gilt ''selten'' für ein rechtes Modewort, wenn es auch nicht so neu ist, wie manche meinen; denn Adelung hat es schon 1808 als in der Umgangssprache häufig belegt. Denn den heute gang und gäben Ausdrücken: ''ein selten schöner Stil, ein selten reicher Ertrag der Ernte, ein selten fleißiger Schüler, der Eindruck war ein selten wohltuender'', lassen sich denn auch schon aus den dreißiger Jahren Wendungen anreihen wie: ''Ich halte ihn für einen selten patriotischen Mann'', und schon v. Boyen schrieb damals von der ''selten'' (= ''sehr'') ''glücklichen Ehe seiner Eltern''. Das Bedenkliche der Anwendung liegt darin, daß alle diese Fügungen auch gerade das Ge- $Seite 448$ genteil von dem bezeichnen können, was sie sollen. Tatsächlich oft verwechselt werden ''anscheinend'' und ''scheinbar'', die freilich beide auf das Verhältnis zwischen Schein und Wirklichkeit gehen, über jenes diese als möglich bejahend, dieses sie verneinend und daher oft verbunden mit ''nur''. ''Das Paar ist anscheinend'' (= ''wohl'') ''glücklich'', aber: ''das Paar erfreute sich eines'' [''nur''] ''scheinbaren'' (= ''keines'') ''Glückes. Der alte Feindbund begründet seine unerhörten Forderungen mit Deutschlands anscheinend wiedergewonnenem Wohlstand, wir Deutsche wissen, wie scheinbar diese neue Blüte ist.''</br></br>7. Das immer stärkere Übergewicht von Technik und Naturwissenschaft in Theorie wie Praxis hat natürlich ebenfalls neue Wörter und Bilder gebracht. Sie können gar wohl treffend sein, wie etwa ''verkraften'' (statt: ''automatisch betreiben''; ''das ganze verkraftete Verkehrswesen; Fernsprecher, Lautsprecher; Wassern, Wasserung von der Wasseraufnahme der Flugzeuge; einwecken'' nach dem Erfinder dieses Einmachverfahrens J. Weck in Öflingen und ''röntgen, geröntgt'' (nicht: ''röntgenieren'') nach dem Entdecker der jetzt in der Heilkunde so viel benützten Strahlen, dem Münchner Professor Wi. Ko. Röntgen. Auch ist gegen Neuworte von diesen wie andern Gebieten an sich nichts einzuwenden, da auf ihnen Bereicherung und genauere Bestimmtheit des Wortschatzes beruht, nur dürfen sie nicht einseitig gehäuft und zum Schaden besseren alten Sprachgutes bis zur Sinnlosigkeit nach- und abgebraucht werden. Aber jetzt ist alles auf ''Fernwirkung'', auf ''Verdienst'', auf ''Verunglimpfung der Gegner'', ist der ''Abgeordnete demokratisch'' eingestellt, und ''Mensch, Rede, Buch, Gesellschaft'' wird je nach ''persönlicher Einstellung'' beurteilt. Würdig reihen sich die ''eingesetzten Truppen und Kräfte'' und die ''Auswirkung'' (statt: ''Einwirkung'') ''des Zeitalters und seiner neuen Anschauungen auf das deutsche Volkstum, auf das deutsche Bildungsgut'' an. Man schaltet nicht mehr bloß ''Strom, Kraft, Licht'' aus, sondern auch eine Partei aus Verhandlungen und aus Parteirücksichten die naheliegenderen Steuerquellen, ja schon heißt es auch nichtzielend: ''die deutschnationale Volkspartei schaltet bei der Frage der Großen Koalition, N. N. schaltet bei einem Wettbewerb aus''. Alles löst eine Wirkung, ein Fußtritt eine Lawine, der Witz des Redners kolossales (!) Gelächter, ein drohendes Gewitter eine allgemeine Panik aus, die sich katastrophal auswirkt. Wenn die Zeit bis zum Abgang des Zuges knapp wird, dreht auch der Fußwanderer hochgradig an. Bücher und Vorträge sind heut immer quellen- und zahlenmäßig verankert und tiefschürfend, und im Zeitalter der Sonnenbäder heißt nicht nur Dietrich Schäfers Geschichtsschreibung von lebendigem politischem Gefühl, sondern bald jede frische Darstellung durchblutet. Steuern, Reformpläne, ja Minister sind für Volk oder Parteien nicht tragbar, Pläne, Gedanken, Vorschläge abwegig; das deutsche Volk ist immer noch der schon von Bismarck verspotteten Grundsatzpolitik verhaftet, und die Regierungsmaschine (!) arbeitet dauernd im Leerlauf, und wenn sie einmal richtig eingegleist ist, wird sie vom aufgepeitschten Widerstand der Massen zwangsläufig aus der Bahn geworfen. Die junge Persönlichkeit des viel aushäusigen Sohnes, für die sich häusliche Versklavung und Arbeitsenergie erübrigt, trägt nicht nur eine richtiggehende Uhr, sondern auch einen richtiggehenden Anzug, der tadellos sitzt, und für elterliche Vorstellungen von der Vordringlichkeit der Schulpflicht hat er $Seite 449$ nur die eine Antwort: „Ausgeschlossen“. Fragen werden nur noch angeschnitten, Gedanken dazu nur in kraftvollster Ballung vorgetragen und Kunstwerke schmissig ausgeführt; und erscheint ausgerechnet ein seriöser Gegner im Blickfeld oder auf der Bildfläche, so wird ihm Engstirnigkeit unterstellt, und damit ist er glatt erledigt.</br></br>Nicht schlechthin berechtigt ist dagegen wieder der Feldzug gegen ''eigen, eigenartig'' vor Adjektiven und Adverbien. Denn solche Wendungen: ''es war mir eigen ergreifend, sich eigen teilnehmend erweisen'' entsprechen schon bei Goethe genau der folgenden adjektivischen Verwendung bei dem nämlichen Meister: ''Es ist eine eigene Sache, Wilhelm war auf eigene Weise beschäftigt''. Wohl aber ist es so verkehrt wie möglich, wenn jetzt ''eigen'' auch statt ''selbst'' zu Zusammensetzungen benutzt, wenn geredet wird von ''eigengeschlachteten Schweinen, eigenabgezogenem Wein, einem eigengebauten Boote'' //1 Das Neueste ist, daß dieser Gebrauch aus den Zusammensetzungen auch in die selbständige Anwendung übergreift: ''einer Schätzung um ihrer eigen willen können sich nur die wenigsten Künstler rühmen'' (E. Boehlich, Goethes Propyläen 1915.)// statt ''einem selbstgebauten''. Anderseits auch diese Bildung mit ''selbst'' zu beanstanden ist grundlos, da ihre Bespöttelung, als ob das ein Boot sein müsse, das von sich, dem Boote selbst, und nicht von seinem Benützer erbaut wäre, höchstens grammatische Spitzfindigkeit, aber keinen Einblick in das Wirtschaften der Sprache verrät. Schon die Griechen haben mancherlei solche Bildungen wie ''avto'' — und bei uns hat schon i. J. 1740 Niklas von Wyle z. B. von ''selbsgewunnen Gute'' gesprochen. Immer öfter begegnet man einer falschen Verwendung von ''vielfach'' statt des Adverbs ''oft'' und auch statt des Adjektivs ''viel''. Aber wenn man sagt: ''Bei dem Festzuge wurde sein Name vielfach genannt'', so hieße das eigentlich: ''bald so, bald so'', wie auch Jensens Ausdruck: ''Die Kinzig mit ihren vielfachen Nebenbächen nach Bächen mit drei- und mehrfachem Laufe suchen läßt''. Auch ''dergestalt, derart'', die so deutlich als möglich die Bezeichnung der Art in sich tragen, werden heute verständnislos auch für die räumliche und zeitliche Ausdehnung gebraucht: ''Der Main zieht sich dergestalt'' (statt ''so weit'') ''zurück, daß meilenweite Flächen trockengelegt werden''. Dagegen ist es glücklicherweise noch auf Österreich und Süddeutschland beschränkt, daß ''neuerdings'', das immer nur mit ''neulich, kürzlich gleichbedeutend'' sein kann, auch für ''wieder, nochmals, von neuem angewandt'' wird. Ebendort ist auch ''bislang'' statt des richtigeren ''bisher'' daheim. Allgemein aber hat sich aus dem an sich richtigen Gebrauch von ''restlos'' in den amtlichen Kriegsnachrichten (''Die Franzosen wurden restlos abgewiesen'') der üble Mißbrauch entwickelt, dieses Wort auch da anzuwenden, wo das Bild von einem Reste gar nicht möglich ist, wie in dem Satze: ''Die Kritik hat ihn restlos anerkannt''. Eine Verwechslung von ''ausnahmsweise'' mit ''ausnehmend'' (= ''sehr'') zeigen die Sätze einer südd. Ztg.: ''Der Händler bietet ausnahmsweise'' (also sonst nicht?) ''schönen Blumenkohl an'', und: ''Die Chöre wurden ausnahmsweise schön gesungen''. Gedankenlose Gespreiztheit ist es ferner, wenn bloß von der ''Gleichheit der Handelnden'' oder ''Handlungen'' die Rede sein kann, statt des einfachen auch zu sagen ''gleichzeitig'': ''Der Verbrecher wurde durch den hiesigen (Goslarer) Polizeikommissar und einen Berliner Kriminalschutzmann in einem Berliner Hotel verhaftet und gleichzeitig in das hiesige'' $Seite 450$ ''Untersuchungsgefängnis eingeliefert'', und: ''Es ist festzustellen, daß die malerischen Entwürfe für das Singspiel von dem hiesigen Maler N. entworfen sind und auch gleichzeitig ausgeführt wurden''.</br></br>§ 420. Soviel die Zahl der Verbindungen, die man durch die wechselnde Zusammenfügung der schon so zahlreichen Stücke unsers Sprachschatzes herzustellen vermag, größer ist als die Zahl dieser Einzelstücke, um so viel müßte auch, Vollständigkeit in beiden Sammlungen vorausgesetzt, eine Zusammenstellung widerspruchsvoll zusammengesetzter Wendungen reicher werden als eine Auszählung widersinnig gebrauchter Einzelausdrücke. Es kann demnach nur an einigen, darunter recht einfachen Beispielen gezeigt werden, wie sehr und den meisten Schreibenden unbewußt dieser Schaden das Gewand sprachlicher Darstellung schon durch Unnatur und Unwahrheit entstellt, während dessen größte Schönheit doch in der schlichten Wahrheit beruht.it doch in der schlichten Wahrheit beruht.)
- Sein von einer Eigenschaft u. ä. + (Unter den Verhältniswörtern, die neben ''s … Unter den Verhältniswörtern, die neben ''sein'' Satzaussagen bilden helfen, wird ''von'' vielfach mißbräuchlich angewendet. Da es nämlich viele durchaus deutsche Wendungen der Art gibt, hat sich an diese auch aus der Fremde manche undeutsche angereiht, wie ''von der Partie sein, von denen sein, welche''; oder Bezeichnungen vorübergehender Stimmungen: ''der Fürst war von'' (statt ''in'') ''gereizter Stimmung; der Herr ist von'' (statt ''bei'') ''schlechter Laune''. Das Französische und Lateinische zugleich sind zweifelsohne an diesem ''von'' vor Körperteilen schuld, wo es ganz undeutsch ist, trotz Schiller, der einmal schreibt, wie ganz ähnlich später Ranke: ''Wallenstein war von großer Statur und hagerer, gelblicher Gesichtsfarbe, rötlichen, kurzen Haaren, kleinen, aber funkelnden Augen'' (statt ''hatte gelbliche Farbe und kleine ... Augen''). Selbst den Gesamteindruck, einen Zustand oder geistige Eigenschaften ausdrückende Abstrakte wird man im allgemeinen nicht mit ''von'' zur Satzaussage machen, indem man das entsprechende einfachere und gefälligere Eigenschaftswort setzt. Statt französelnd und dazu unnötig breit: ''Das Haar war von einer so weichen und feinen, fast durchsichtigen Beschaffenheit'', mußte also Th. Mundt einfacher schreiben: ''war so weich ... und fast durchsichtig''. Überdies kann auch hier der schöne Genetiv nicht nachdrücklich genug als ein Gegengewicht gegen die Vorwärtsbewegung dieses eintönigen ''von'' empfohlen werden (vgl. § 161, 3 u. 210), — freilich nicht gerade in der augenblicklich beliebten Wendung: ''neueren Datums sein''; denn deren Beliebtheit rührt wesentlich von der unten § 261 f. besprochenen falschen Subjektbildung her, und statt: ''Der Ausbau und die Entwicklung von Baku und Usunada sind neueren Datums'', wird besser gesagt: ... ''sind noch jung'', oder: ''Es ist noch nicht lange, daß Baku und Usunada so ausgebaut und entwickelt sind''. Goethe hat außer Wendungen mit ''von'' auch die andre: ''Das Kind ist stiller'' $Seite 215$ ''Natur''; ähnlich nach ihm v. Boyen: ''Das Mädchen war guter unschuldiger Natur'', und die Tägl. R. noch heute: ''Das Programm des Kabinetts wird überwiegend wirtschaftlicher Natur sein''. Eine festere Grenze zwischen dem Gebrauche des Genetivs und des Wörtchens ''von'' wird sich freilich kaum ziehen lassen; und die folgenden vier Sätze mit ''von'', die sich in zwei bis drei Spalten eines Stückes der Rundschau finden, dürfte niemand anders verlangen: ''Die Ausstellung dürfte nur von kurzer Dauer sein. Von großem eigenartigem Reize ist ein durch frische Farbe und lebendige Auffassung ausgezeichnetes Jugendbild Beethovens. Seine Züge sind noch weich, wundervoll die Augen, seelensgut, von ahnungsvoller Tiefe. — Der Blick von der Mitte des Stromes im Golde der sich neigenden Sonne war von eigenartiger Schönheit''.en Sonne war von eigenartiger Schönheit''.)
- Nachdem und seitdem + (Unter den Zeitsätze einleitenden Bindewört … Unter den Zeitsätze einleitenden Bindewörtern muß vor anderen ''nachdem'' mannigfache Unbill erleiden. Man braucht nur ein österreichisches Blatt zur Hand zu nehmen, und man trifft jedesmal auf Sätze wie diesen: ''Nachdem das Protokoll der Generalversammlung mit Rücksicht auf den Umstand, daß dasselbe von den Verifikatoren beglaubigt werden muß, erst später veröffentlicht werden kann, teilen wir kurz die gefaßten Beschlüsse mit''. Kein Wunder, wenn da auch der überhaupt nicht so seltene Fehler dort doppelt häufig ist, daß $Seite 281$ es selbst in zeitlicher Bedeutung mit dem Imperfekt verbunden wird. Wie das Wort selbst wahrlich noch deutlich genug ankündigt, führt es aber doch Handlungen an, nach deren Verlauf erst eine andre eintritt, und so gehört zu ihm nach einem Präteritum das Plusquamperfekt, nach einem Präsens oder Futurum das Perfekt//1 Es ist ein unnötiges Zugeständnis, das Imperfekt gelten zu lassen, wenn es seiner Bedeutung nach einem entsprechenden Plusquamperfekt gleichkommt: ''Nachdem das feststand'' (= ''festgestellt war''), ''ließ sich der Verbannte in England nieder''. Denn in solchen Fällen ist für die Zukunft ''dann wenn'' angebracht; und bei Beziehungen zwischen einem vergangenen Zustande und einer gegenwärtigen oder vergangenen Handlung tritt entweder die Angabe der zeitlichen Aufeinanderfolge zurück vor der des Grundes und es ist ''da'' und ''nun'' am Platze, oder in anderem Sinne (vgl oben) ''seit''(''dem'').//. E. Förster durfte also so wenig schreiben: ''Nachdem ich Beethoven durch dich so genau kennen lernte'' (statt ''gelernt habe, bin ich schwer zu befriedigen'', als Bornhak: ''Die sterbliche Hülle wurde einstweilen in der Sakristei des Domes beigesetzt, nachdem drei Tage Tausende ... im Thronsaale des Schlosses dem ... Sarge einen Abschiedsgruß zusenden durften''. Endlich breitet sich ''nachdem'' auch auf Kosten von ''seitdem'' aus, das besonderen Schuß verdient als ein Bindewort, das sich das Deutsche vor manchen anderen Sprachen zu dem Zwecke geschaffen hat, die Dauer eines mit dem Abschluß einer vergangenen Handlung eingetretenen Zustandes zu bezeichnen. Der Fehler findet sich z. B. bei dem Übersetzer der Briefe Motleys (Eltze): ''Wir waren in unserer Jugend sehr intim und haben immer Beziehungen unterhalten, nachdem'' (besser ''seitdem'') ''wir vor sechs Jahren unsre alte Freundschaft erneuert'', und bei Osk. A. H. Schmitz (Menschheitsdämmerung): ''Erst nachdem'' (statt ''seitdem'') ''er die Künste der Hirten, Jäger und Fischer und das Waffenhandwerk genau kannte, lehrte ihn der Vater selbst die Schrift und die Ruhmestaten der Vorzeit kennen''. und die Ruhmestaten der Vorzeit kennen''.)
- Unsre Pilgerfahrt hienieden. Die Bäder an der Nordsee + (Unter den dritten Fall, daß die Zugehörigk … Unter den dritten Fall, daß die Zugehörigkeit einer präpositionalen Fügung nur durch die Zusammenfassung unter einem Sprachtakte bezeichnet wird (''die Fliege an der Wand''), sollen, um das zugleich mit zu erledigen, auch die Verbindungen von Hauptwörtern mit jeder anderen Umstandsbestimmung: ''die Lohnzahlung Sonnabend nachmittags, die Versammlung heut früh'', und auch mit umgekehrter Stellung: ''gestern die Vorstellung; Mein Behagen diesen Morgen ist nicht zu rechtfertigen ''(Less.). Wem bei solchen adverbialen Fügungen der sprachliche Ausdruck für die Zusammengehörigkeit zu fehlen scheint, der unterschätzt das sehr kräftige, freilich innere Mittel für diesen Zweck: das Spiel der Satzbetonung. Wie die Tonwellen z. B. in solchen Sätzen: ''Nachahmer fand er aber keinen'', das erste und das so merkwürdig ans Ende gestellte Wort ''kein'' durch gleiche Höhe als zusammengehörig erweisen, so vermögen sie allein ja auch das Abhängigkeitsverhältnis ganzer Satze zu bezeichnen in Fällen wie: ''Wenn er sagt, er will nicht, so wird er gezwungen werden''. An sich läßt sich also auch gegen solche präpositionale und adverbiale Beifügungen nichts einwenden//1 Einem Ausdrucke: ''Der Mann hier, der Sturm da draußen'' liegt für die Sprache so wenig als für den Gedanken die vollere Form zugrunde: .... ''der hier ist; der draußen braust''; Sprache und Beobachtung begnügen sich vielmehr mit dem einfachsten Hinweise auf den Ort oder die Zeit, innerhalb deren der Lehrer oder Hörer die Sache behandelt. Bei dem Goethischen Satze: ''diese Männer heute Nacht, welche sich um uns herumsetzten, kanntest du alle'', kommt es für den Eindruck und dessen sprachlichen Ausdruck nur darauf an, die ganz bestimmten Männer, wie sie gerade diese Nacht gesehen worden sind, zu erkennen, ehe die Ausmalung des Eindruckes beginnt. Kieseritzky spricht hier vom Heischeton, S. 137 ff. und verwirft ebenfalls in solchen Fällen die Annahme einer Ellipse.// Nur müssen sie zwei Bedingungen erfüllen. Erstens müssen sie als Beifügungen dazu dienen, einen Begriff an sich in der Eigenart zu umgrenzen, die er innerhalb der betreffenden Zeit oder Örtlichkeit erhalten hat oder er- $Seite 161$ halten kann: ''alle Bäume haben schon aufgeschlagen, nur der Baum dort treibt nicht'', d. h. nicht: ''er treibt an jener Stelle nicht'', sondern: ''der dort stehende Baum treibt nicht''. Nur zur Eintönigkeit könnte wahrlich die Forderung führen, daß in allen solchen Fällen die entsprechenden Adjektive, die „schönen" ''dortig, dasig'', und ''hiesig, jetzig'' und ''einstweilig'' usf. (S. 10) eintreten sollen; und unbequem muß die andre werden. Den Hauptwörtern müßten dann immer Satze oder adjektivische oder partizipiale Attribute beigegeben werden, denen sich jenes Adverbiale einfügte. Man dürfte also nicht mehr wie Goethe so klar und natürlich schreiben: ''Die unzähligen Lichter gestern abend waren noch ein toller Spektakel'', sondern nur recht hübsch breit und langweilig: ''die ... Lichter, die gestern abend noch angezündet wurden'', oder ''die gestern adend noch angezündeten Lichter''; und statt: ''Die Tragödie gestern hat mich manches gelehrt'' (Goethe), müßte es ähnlich heißen: ''die gestrige Tragödie'' oder ''die gestern aufgeführte oder angehörte Tragödie''! Zweitens darf nicht in der Weise, wie sie im bes. gerade bei Beifügungen öfter gerügt werden muß (vgl. § 265 f.), durch einförmige Häufung solcher Bestimmungen die Kraft der Tonwellen überspannt und ihr Spiel unvernehmbar gemacht werden. Von den folgenden Fügungen kann das niemand sagen, und so sollten sie samt ihresgleichen endlich von ungerechtfertigtem Tadel verschont bleiben: ''Bei der Verflachung des kirchlichen Bewußtseins jetzt haben wir allen Grund'' usw. (Prof. Fricke). (''Ein'') ''Beispiel fester Entschlossenheit oben ist nie vergeblich'' (Scheffel). ''Goethes Kunstliebe ist ohne die Teilnahme der Frau v. Stein und ohne Angelika Kauffmann in Rom nicht denkbar. Der Weg rechts führt über Canazei allmählich zum Sellajoch, der links über den herrlichen Aussichtspunkt der Rodella etwas steiler eben dahin'' (Leipz. Zeitung). Ähnlich wie Goethe: ''In dem Gewölbe hierbei'' (heute: ''nebenan'') ''ist ihre Ruhestatt'', sagt man huntertfältig im Leben: ''im Zimmer, im Hause nebenan; eine Wohnung im zweiten Stock, ... zu ebner Erde; die Post-, Briefe nach Berlin. Meine Aufnahme an beiden Orten'' steht bei E. Förster. Sodann eine Sammlung aus der Tägl. Rundschau: ''Die Schiffahrt stromauf, Fahrt zu Wasser, das ganze Land Lubuku zwischen dem Kassai und Sankurru; die Schilderung dieses Marsches mit allen seinen Schwierigkeiten; dem Leben im Urwald'' usw. Der Geist der Vergangenheit schallt uns mit tränenseligem Lächeln als charakteristischem Kennzeichen des Deutschtums vor 30—40 Jahren daraus an. Zu sagen: ''Die Leistungen des Künstlers auf ungesatteltem Pferde'' ist doch so gewiß besser als die equestrischen Leistungen (''Moderne'' (!) ''Kunst''), wie es eine angenehme Abwechslung ermöglicht, wenn man statt ewig: ''mein Vorredner'' auch einmal mit Grimm sagt: ''Der Redner vor mir''; Aber gewalttätig wirkt: ''Hinter uns wächst ein Geschlecht ähnlich uns früher'' (Remarque).eschlecht ähnlich uns früher'' (Remarque).)
- Die Fürwörter. Unser oder unsrer? Euer oder eurer? + (Unter den persönlichen Fürwörtern tauchen … Unter den persönlichen Fürwörtern tauchen immer öfter die Genetive [sic!] ''uns(e)rer'' und ''eurer'' auf: ''wer erbarmt sich unserer'' statt ''unser?'' ''ich konnte eurer'' statt ''euer nicht habhaft werden'', ohne Berechtigung. Denn obwohl ihr Vordringen nur ein Nachspiel zu dem Kampfe ist, durch den sich ''meiner, deiner, seiner, ihrer'' an Stelle der alten, nur noch in poetischer Rede vorfindlichen Formen ''mein, dein, sein, ihr'' (''gedenke mein!'') in der Prosa ausschließliche Geltung verschafft haben, so braucht doch das Nachspiel nicht ebenso abzulaufen wie der Hauptkampf, zumal gegenüber den andern vier die zwei Formen ''uns(e)rer, eu(e)rer'' noch schwerfälliger klingen. Offenbar verleitet zu ihrer Anwendung die Vermengung mit den gleichen weiblichen Genetiven der Einzahl und Mehrzahl und Dativen der Einzahl vom Possesiv: ''die Forderungen uns(e)rer Zeit, die Folge eu(e)rer Schwäche''. Die Formen des Akkusativs der Einzahl und die Dative beider Zahlen lauten übrigens nach § 76 lieber ''unsern, euern, unserm, euerm'', neben ''unseren'' usf., als ''unsren'' usw.eben ''unseren'' usf., als ''unsren'' usw.)
- Personennamen auf -er; deutsche Einwohnernamen auf -aner und -enser + (Unverwüstliche Lebenskraft zeigt noch imme … Unverwüstliche Lebenskraft zeigt noch immer die Endung ''-er''. Allein in Trentinis „Geburt des Lebens" finden sich ''Befehler, Erschrecker, Erschaffer, Taster, Verneiner, großer Leider''. Verwandt sind ''Folger, Wisser, Weilenkürzer, Nachtreter'' und ''Nichtser''; und Tagesbedürfnissen kommen entgegen ''die Anrainer, Altenteiler, Bindungstrainer'' und ''Fußballer'', ''Fünfzigtonner''. Die Schweizer kennen ''Äufner'' (''Förderer''), ''Herumständer'' und ''kurze Aufenthalter'' und viele, leider! ''Heimtücker''. Ganz jung ist ''Wochenender'', der Verfasser einer Wochenendbetrachtung. Manchmal tritt noch ein ''l'' vor wie in ''Schwindsüchtler, Intelligenzler'' und ''Feinköstler''; neben den ''Schlafsteller'' tritt die ''Schlafstellerin'' und neben diese ''die [Kinder]Hortnerin''; und ganz knapp bei B. v. Münchhausen neben die ''Spanierin'' u. a. die ''Nordin'' (nordd. Ehefrau) und die ''Ostin''. Namentlich auch fremdes Sprachgut macht sich das Volk mit Hilfe der Endung ''-er'' vertraut, so den ''Banker''//2 Th. Steche, Neue Wege zum reinen Deutsch, Hirt, Breslau 1925, empfiehlt ''Bankner'' und, um überhaupt fremder Ableitungssilben und durch diese bewirkter Tonverschiebungen entraten zu können, auch ''Drogner, Florenzer, Inseler'' (statt: ''Insulaner''), ''stilisch'' (statt: ''stilistisch''), ''merken'' (statt: ''markieren'').// (''Bankier''), ''Mariner, Milizer, Sanitäter'' und ''Revoluz[z]er'', ''den Miner'' (Goldgräber), ''Posauner'' und ''Waler'' (Walfischfänger). Dagegen ist es ungehörig, daß man deutschen Brüdern, die ihre Zugehörigkeit zu Stadt oder Land durch die einfachen Endungen ''-er'' und ''-isch'' zu bezeichnen pflegen, $Seite 15$ solche fremde Anhängsel wie ''-aner'' und ''-enser'' zumutet und ''Weimaraner'' sagt statt des allein richtigen ''Weimarer'' oder ''Weimarisch'', ''Hallenser'' statt ''Hallisch'', ''Badenser'' statt ''Bad(e)ner'', ''Pommeraner'' statt ''Pommer'' und ''Pommerisch, Grimmensisch'' statt ''Grimmaisch, Hannoveranisch'' statt ''Hannoverisch'', während das Hauptwort ''Hannoveraner'' freilich zu dulden sein dürfte. Nur in der Schul- und Studentensprache, die nun einmal schon seit langem viel lateinisches Sprachgut mit sich führt, ist ein ''Portenser, Grimmenser, Badenser'' für Schul- und andere Füchse oder Burschen berechtigt. Sonst sollten sogar fremde Namen, wo es angeht, möglichst der deutschen Art angepaßt werden; also sage man nicht ''Japanese'' mit manchen Zeitungen, sondern ''Japaner'', nicht ''japanesisch'', sondern ''japanisch'' und gleich gar nicht mit deutschen Schulbüchern ''Sizilienser, Athenienser'' u. ä. Am Ende könnten auch die Anhänger und Verehrer unserer Dichtung und Denker würdiger bezeichnet werden denn als ''Goethianer, Schillerianer, Hegelianer'', Wörter, die am unrechten Orte an echt deutsche ganz anderen Sinnes wie ''Dumm(e)rian'' und ''Grobian'' erinnern. ''Dumm(e)rian'' und ''Grobian'' erinnern.)
- Ergänzung einer Verbalform aus einer andern, verschiedenartigen + (Unzulässig ist es, daß in zusammengesetzte … Unzulässig ist es, daß in zusammengesetzten Zeiten mehrerer Verben, die verschiedene Hilfszeitwörter erfordern, nur das eine erscheint: ''Soviele jemals aufgetreten'' (fehlt ''sind'') ''und erklärt haben, daß das allgemein Gültige ein Irrtum sei, hat man erst steinigen wollen''. Jedes Verbum muß vielmehr sein Hilfsverbum erhalten, wenn nicht ausnahmsweise einmal beide weggelassen werden, wie z. B. von Goethe: ''weder wer sie verfügt'' (''hat''), ''noch wie sie geschehen'' (''ist''). Auch dann ist die Ungebühr auf Seiten der Schriftsteller, wenn sie verlangen, daß man aus einer Verbalform eine ganz andere, z. B. aus dem Infinitiv ein Partizip, aus einer modal bestimmten, von einem Hilfsverbum des Modus abhängigen eine unabhängige indikativische oder aus einer indikativischen eine konjunktivische ergänzen soll. Falsch war also der Satz der Nat.-Ztg.: ''Die Römer sind den Germanen'' (fehlt ''unterlegen''), ''die Osmanen werden den Russen unterliegen''; ebenso der andere auch dorther: ''Dies widerspricht dem Charakter des Dichters nicht, den der Rezensent selbst ehrgeizig'' (fehlt ''nennt''), ''den ich eingebildet und anspruchsvoll, bisweilen klein nennen möchte''. Auch in Hansjakobs Sätzen: ''Darum wird fortgepfiffen, wie der Vater einst'' $Seite 303$ ''im Vaterhaus'', und: ''Mit gleichen Hochgefühlen, wie gekommen, wurden Palmen heimgetragen'', fehlt im ersten: ''gepfiffen hatte'', im zweiten gar: (''wie'') ''man gekommen'' (''war''). Vollends gewalttätig ist der Ausdruck R. Hayms: ''Mit und ohne es zu wissen, borgt er von sich selbst''; denn zu ''mit'' kann nur der substantivierte Infinitiv ergänzt werden, während der bei ''ohne'' noch reines Verb mit Akkusativobjekt ist. noch reines Verb mit Akkusativobjekt ist.)
